ANDERE ÜBERSETZUNGEN:

– Fisch (Bauch) -Grenze

– Zeitpunkt der Fische

 

BESONDERE QUALIFIKATIONEN:

· Ying (Bach) -Punkt:

An diesem Punkt ist der Energiefluß in der Leitbahn vergleichbar mit dem Wasser einer Gebirgsquelle, das sprudelnd und mächtig herausschießt und ein Bächlein bildet. Eine andere Interpretation vergleicht die Qualität an diesem Punkt mit dem Rinnsal, der entsteht, wenn genügend Wasser aus einem Ziehbrunnen auf die Erde gegossen wird. Jetzt gerät das Wasser tatsächlich in Bewegung, es fliesst tatsächlich!

Das LING SHU beschreibt das Qi am Ying-Punkt als eilig dahingleitend (Kap. 1).

Diese Dynamik drückt sich ebenfalls in ihrer Wirkung aus: die Ying-Punkte sind in der Lage, eine pathologische Situation schnell zu verändern, indem sie krankmachende Faktoren (Hitze und Kälte) bekämpfen und den Energiefluß der Leitbahn beleben.

Das Schriftzeichen für Ying zeigt das Ansammeln von bewegtem Wasser, z.B. das heftige Aufschlagen von Wellen oder das strudelnde Wasser eines vorbeifließenden Baches. PORKERT übersetzt den Ying-Punkt als "Punkt des Ausgießens" (Foramen effusorium)', weil hier das Qi auffallend stark nach außen vergossen wird.

Auf den Yin-Leitbahnen ist der Ying-Punkt durch die Wandlungsphase Feuer qualifiziert, auf den Yang-Leitbahnen hingegen durch die Wandlungsphase Wasser, so daß der Anwendungsbereich dieser Punkte besonders bei Hitze- oder Kältestörungen liegt.

Hitze-Befunde sind Krankheitsbilder mit überschießender Dynamik, Hitze, Yang-Exzess erfordert die Nadelung der Ying (Bach)-Punkte der Yang-Leit-bahnen zur Kühlung.

Kälte-Befunde sind Krankheitsbilder mit Unterfunktion, mangelnder Lebenswärme und Kälte, sie erfordern die Nadelung der Ying (Bach)-Punkte auf den Yin-Leitbahnen zur Aktivierung der Lebensprozesse.

Klinische Anwendung nach den Klassikern:

– LING SHU, Kap. 2: "Im Frühling sollte man die Luo-Punkte und die Ying-Punkte der zwölf Hauptleitbahnen nadeln, da hier das Qi an der Oberfläche verläuft."

– LING SHU, Kap. 4: "Die Krankheiten der Hauptleitbahnen behandelt man über die

Ying- und Shu-Punkte."

– LING SHU, Kap. 6: "Wenn die Erkrankung in den fünf Zang-Organen sitzt, welche das Yin im Yin darstellen, sollte man die Ying- und Shu-Punkte der Yin-Leitbahnen nadeln."

– LING SHU, Kap. 44: "Die fünf Farben entsprechen dem Frühling (Holz); man sollte Krankheiten, die sich dynamisch entwickeln, über die Ying(Bach) -Punkte behandeln. [...] Wenn Erkrankungen sich durch Farbveränderungen (im Gesicht) manifestieren, soilte man deshalb die Ying-Punkte für ihre Behandlung wählen."

– NAN JING, Kap. 68: "Über die Ying(Bach )-Punkte beherrscht man die Körperhitze (Hitzeerkrankungen)."

– NAN JING, Kap. 74: "Im Sommer nadelt man die Ying-Punkte, wenn die Erkrankung im Herzen sitzt."

 

· Feuer-Punkt:

Lu 10 entspricht der Wandlungsphase Feuer und korrespondiert so mit dem Sommer, der Hitze und dem Herzen.

Wie oben erwähnt, entfaltet dieser Punkt mächtige Aktivitäten zur Entfachung der Lungenfunktion, aber auch zur Kühlung bei übermäßiger Lungen-Hitze. Die Stichtechnik entscheidet hier über den gewünschten Effekt. Die Feuerschranke ist die bevorzugte Stelle bei sommerlichen Erkrankungen, besonders wenn das Herz betroffen ist (s.o.). Feuer im Metall spricht außerdem den Shen-Aspekt in der Lunge an:

Po = die Körperseele.

Po, der weiße Dämon (siehe das Schriftzeichen) ist die Schattenseite unserer Seele, der Anteil, der am Triebhaften hängt und Instinkte, Leidenschaften und Begierden erregt. Die Körperseele entspricht dem stofflichen Aspekt im menschlichen Dasein, sie haftet am und unterhält den Körper und kehrt im Tod zur Erde zurück, wo sie zerfällt. Asche zu Asche, Staub zu Staub.

"Was mit Jing (Essenz) kommt und geht, heißt Po". (LING SHU, Kap. 8).

Somit ist Po im Sheng-Zyklus der fünf Wandlungsphasen die Mutter aller Essenzen! Erst ein gesunder Körper läßt die Nierenkraft zur Entfaltung kommen und Willenskraft (Zhi) entwickeln!

Positiv betrachtet ist Po verantwortlich für alle instinktiven und vegetativen Lebensäußerungen, die der Arterhaltung dienen.

Störungen der Po-Seele betreffen im wesentlichen die körperlichen Strukturen und ihre Beeinflussung durch die Psyche. Hierzu gehören alle Krankheitsbilder, die die westliche Medizin als psychosomatisch bezeichnet. Insbesonders krankhafte Fixierungen auf den Körper und seine Funktionen fallen unter die Domäne einer entarteten Po-Seele. Die gesamte Suchtproblematik, die exzessive Bedürfnisbefriedigung um jeden Preis, die Überstimulierung des Körpers durch Drogen sind Beispiele dafür, Auch Magersucht, die krankhafte Kontrolle des Geistes über den Körper, ist eine Störung der Körperseele.

Das LING SHU schreibt: "Die Po-Seele steht in Verbindung zur Lunge; übermäßige Lust schadet der Körperseele und führt schließiich zur Geisteskrankheit. Der Patient verliert sein Selbstvertrauen und wird anderen Menschen gegenüber rücksichtslos. Sein Körper und seine Haut vertrocknen, Haut und Haare werden bleich. Der Kranke stirbt gewöhnlich im Sommer." (Kap. 8).

 

BEDEUTUNG DES NAMENS:

Yu: ein Fisch, Fische, das Radikal No. 195; das Schriftzeichen zeigt das Bild eines Fisches mit spitzem Kopf, geschupptem Leib und einem Schwanz (WIEGER, L. 142 A).

Für die Chinesen sind Fische ein Symbol für Wohlstand und Überfluß (Yu als Gleichklang bedeutet Überfluß), weil man sie in großen Mengen in den chinesischen Gewässern findet.

Wegen ihrer Reproduktionskraft symbolisieren Fische auch sexuelle Potenz und Leidenschaft. Da die Fische gewöhnlich in Paaren auftreten, sind sie ebenfalls ein Emblem für eheliche Harmonie. Munter wie ein Fisch im Wasser, sagt auch der chinesische Volksmund und bezeichnet damit die Freuden geschlechtlicher Vereinigung und Lust. Als eines der acht buddistischen Symbole steht der Fisch für Freiheit und Entfaltung, für die Befreiung von allen Zwängen. Goldfische im Hof eines Hauses signalisieren Reichtum und Gold im Überfluß. Fische waren im alten China eine beliebte Opfergabe; insbesondere dem Gott des Reichtums wurden Fischköpfe geopfert, weil diese beginnenden Reichtum bedeuteten. Die Chinesen essen Fisch zum Neujahrstag, damit ihnen das neue Jahr Wohlstand und Überfluß bringt. Schließlich wird die Kunst des Fischens mit der Kunst des Regierens verglichen: ein ungeschickter Angler wird ebensowenig einen Fisch fangen wie ein selbstherrlicher König sein Volk begeistern.

Ji: ein Berührungspunkt, eine Grenze, Rand, ein Bereich, sich berühren, eine (günstige) Gelegenheit, Zeitpunkt. Das Schriftzeichen zeigt einen Hügel in der Abenddämmerung und Arme, die sich kreuzen, um den Segen des Himmels zu erbeten. Ein günstiger Ort/Zeitpunkt also, um den Göttern zu opfern und ein religiöses Fest zu veranstalten, um Wohlstand zu erflehen. Die Beziehung zur oben beschriebenen Symbolik der Fische ist offensichtlich.

In der chinesischen Medizin bezeichnet Ji die Grenze zwischen rotem und weißern Fleisch an den Extremitäten. An diesen Orten befinden sich viele einflußreiche Akupunkturpunkte.

Yu Ji im Punktenamen bedeutet:

Der fleischige Teil von Daumen und Handinnenflächen ("die Maus") hat das Aussehen eines Fischbauches. An der Grenze zwischen rotem und weißen Fleisch ist Lu 10 lokalisiert, gleich hinter dem Grundgelenk des Daumens.

Das Qi der Lungenleitbahn ist an dieser Stelle so üppig wie ein See voller Fische; im pathologischen Sinne ein Hinweis auf eine gesteigerte Aktivität in der Lunge = Hitze, die über diesen Reizpunkt abgeleitet werden kann.

Zeitpunkt der Fische, als alternative Übersetzung für Yu Ji weist hier auf eine günstige Gelegenheit hin, auf das Lungen-Qi Einfluß zu nehmen.

 

FUNKTIONEN:

– korrigiert gegenläufiges Lungen-Qi

– klärt Lungen-Hitze

– harmonisiert den Magen (bei extremem Appetitverlust und Magersucht, s.o.)

– kühlt Blut-Hitze (bei Erkrankungen der Blutschicht im 4 Schichten-Modell)

– wirkt fiebersenkend und schweißtreibend (bei akuten lnfekten)

– befreit die Kehle (bei Entzündungen im Rachenraum).

 

DER KLASSISCHE TIP:

(nach dem Zhen Jiu Ju Ying)

Krankheiten durch Alkohol, Abneigung gegen Wind und Kälte, Hitze im Inneren, gelbe Zunge, Wärme des Körpers mit Kopfschmerzen, Husten mit Brechreiz, Schweisslosigkeit bei Kälteerkrankungen, im Brustkorb und dem Rücken ist ein starker Schmerz, der daran hindert, sich zu bewegen, wanderndes Bi, Unruhe und Besorgtheit wegen Atemnot, Bauchschmerzen mit Unmöglichkeit, zu essen, Kontrakturen der Ellbogen und Schwellungen der Glieder, Trockenheit in der Kehle.