ANDERE NAMEN:

  • Ying Shu = Shu-Punkt der Brust
  • Fu Zhong Shu = Shu-Punkt des zentralen Schatzhauses
  • Ying Zhong Shu = Shu-Punkt der Brustmitte
  • Fei Mu = Mu-Punkt der Lunge

 

BESONDERE QUALIFIKATI0NEN:

  • Jiao Hui (Vereinigungs) -Punkt von Lungen- und Milz-Leitbahn
  • Mu (Konzentrations) -Punkt der Lunge; hier ist das Lungen-Qi besonders angesprochen und angehäuft.
  • Eintritts-Punkt des Qi in den äußeren Verlauf des Lungen-Leibahn; hier beginnt der große Energiekreislauf durch das Leitbahnsystem, die 50 Zirkulationen des Ying-Qi.

 

Bedeutung des Namens:

 

Zhong: die Mitte, Zentrum, Mittelpunkt, inmitten, dazwischen liegend, geeignet sein; das Bild: eine Zielscheibe, die genau in der Mitte von einem Pfeil durchbohrt ist (Wieger, L. 109 A); in der chinesischen Medizin bezieht sich Zhong häufig auf Lokalisationsangaben oder auf die Wandlungsphase Erde. Insbesondere weist Zhong:

a) auf die Energie des Menschen (die Mitte) hin, die aus der Verschmelzung von Himmel und Erde entsteht. Atemluft = Da Qi verbindet sich mit der Nahrungsenergie = Gu Qi und bildet die rhythmisierende Energie Zong Qi, die alle rhythmische Lebensäußerungen des Menschen beherrscht

b) auf den mittleren Erwärmer (Zhong Jiao) hin: Der mittlere Erwärmer (Magen und Milz) sorgt für das Zersetzen und Aufschließen der Nahrung und für den Weitertransport (Yun Hua); er ist einem Gärungsbottich vergleichbar; Magen und Milz sind unsere Beamten, die im staatlich organisierten Organismus für die Kornkammern und Speicher verantwortlich sind

c) auf die Wandlungsphase Erde hin: das Zentrum der Integration und des Ausgleichs, die Mutter in uns

d) auf einen Mittelpunkt einer Strecke oder eines Körpers

 

Fu: Ein Bezirk, eine Versammlungshalle, Amtsgebäude, Behörde, Palast, Schatzkammer, Speicher; ein Verwaltungsbezirk für höhere Beamte, wie sie in der Tang-Dynastie (618-907 n. Chr.) errichtet wurden. Das Schriftzeichen zeigt einen überdachten Ort, an dem Steuern bezahlt und Auszeichnungen und Diplome ausgehändigt werden. Ein Mensch nimmt und eine Hand gibt (WILDER, No. 388). Fu weist auch auf ein Regierungsdepot hin, in dem wichtige Dokumente und wertvolle Güter oder Schätze aufbewahrt werden.

In der chinesischen Medizin bezeichnet Fu einen vorrangigen Ort, an dem Reserven gespeichert sind, die bei Bedarf in die Zirkulation gebracht werden können. WANG PING, ein Kommentator des Nei Jing aus der Tang-Dynastie erklärt zum Terminus Fu: "Fu, das Speicherhaus, befindet sich dort, wo die Qi sich treffen; in anderen Worten die Qi-Anhäufung in der Brustmitte. Der Name dieser Stelle ist Tan Zhong"

Mit dem Radikal für Fleisch davor bezeichnet Fu die 6 Fu-Organe, deren Aufgabe es ist, umzuwandeln und weiterzuleiten, ohne zu speichern. Akupunkturpunkte, die Fu im Namen haben, sind demnach wichtige Orte für die Sammlung aber auch für den Energieaustausch und –transport von Qi und Blut.

Zhong Fu als Punktename: bedeutet die Synthese von himmlischer und irdischer Energie; Zong-Qi wohnt in der Brustmitte und ist dort angehäuft und gespeichert wie ein kostbarer Schatz. Nachdem der Mensch das Qi der Mitte durch die Mutter empfangen hat, kann er seinen ersten Atemzug nach der Geburt tun und der große Energiekreislauf des Ying Qi beginnt seinen nährenden Kreislauf am Punkt Lu 1 = Zhong Fu.

Weiter ist Zhong Fu der Ort, an dem die Lunge das Qi des mittleren Erwärmers resp. der Milz besonders konzentriert (Mu-Punkt). Auch seine zweite Qualifikation als Reunionspunkt verdeutlicht die enge Beziehung zwischen Milz und Lunge, Erde und Metall. Zhong Fu ist ein Schatzhaus für die kostbaren Essenzen der Wandlungsphase Erde. Der innere Verlauf der Lungen-Leitbahn beginnt im mittleren Erwärmer, ein weiterer Hinweis auf die vertraute Mutter-Kind-Beziehung: Erde erzeugt Metall.

Das SU WEN schreibt dazu: "Die Energie des Himmels bewegt sich nach unten, die Energie der Erde geht nach oben. Die Vereinigung findet in der Mitte, im Menschen statt. Die obere Region des Menschen wird vom Himmel beherrscht, die untere Region von der Erde und die mittlere Region vereinigt beide. Die Stelle, welche diese drei Regionen harmonisiert, heißt Zhong Fu" (SU WEN, Kap. 68).

ZHANG JIE BIN schreibt im LEI JING (1624 n. Chr.): "Zhong Fu ist ein Speicher für das Qi. Die Lunge sitzt in der Brustmitte und bewacht das gespeicherte Qi. Die Lungen-Leitbahn verknüpft im Inneren Dickdarm und Magen und empfängt im mittleren Erwärmer die Nahrungsenergie."

 

FUNKTIONEN:

  • klärt Lungen-Hitze: Das SU WEN schreibt im 61. Kapitel: "Es gibt 8 Punkte, die pathogene Hitze in der Brust sedieren: (beidseitig) Da Zhu (BI 11), Zhong Fu (Lu 1), Que Pen (Ma 12) und Feng Men (BI 12)."

Das LING SHU ergänzt im 20. Kapitel:

"Wenn die krankmachende Energie in der Lunge sitzt, kommt es zu Symptomen wie: Schmerzen der Haut, Frösteln und Fieber, Blutwallungen im Kopf, keuchende Atmung, starkes Schwitzen und Husten. Zur Behandlung sind zu nadeln Zhong Fu (Lu 1),Yun Men (Lu 2) und Fei Shu (Bl 13)".

  • reguliert das Lungen Qi: fördert die Qi-Zirkulation in der Lunge und ihrer Leitbahn und bringt das Qi in seine natürliche Verlaufs-Richtung (das Lungen-Qi ist nach unten gerichtet).
  • ergänzt das Lungen-Yin: besonders bei Leere-Hitze-Symptomatik als Mu-Punkt. "Bei Krankheiten des Yin sind die Punkte auf den Yin-Leitbahnen an der Brust zu nadeln, nämlich Lu1, 2 und P 1" (LING SHU, Kap. 9).
  • stützt das Milz-Qi: besonders in seiner Funktion der Umwandlung von Schleim und dem Transport von Körperflüssigkeiten; hier hilft der Punkt Zhong Fu Lu1, Nässeansammlungen im oberen Erwärmer zu zerteilen und aufzulösen (z.B. Gesichtsödeme, Bronchitiden,verschleimte Sinus).
  • Beruhigt und klärt den Shen: Zhong Fu in Verbindung mit Feng Long (Ma 40) wirkt schleimlösend und aktiviert das Qi des oberen Erwärmers. Schleim Tan ist verdichtete, erhitzte Feuchtigkeit und kann die Aktivität der Zang-Fu blockieren. Schleim, der das Herz vernebelt, führt zu vielfältigen Beschwerden auf der geistig-seelischen Ebene: z.B. wirres Denken und Sprechen, Stottern, Stumpfsinn, allgemeine Fahrigkeit und Ängstlichkeit, Schreckbereitschaft, Phobien und andere Geisteskrankheiten.

 

DER KLASSISCHE TIP: (nach dem Zhenjiu Dacheng)

Fei Shi Dun Zhu – Krankheit/Syndrom der fliegenden Leichname oder: plötzlich auftretende Einflüsse von außen, die den Körper auszehren und leichenähnlich machen.

Fliegende Leichname als Ursache für verzehrende Krankheiten kommen in vielen medizinischen Klassikern vo, so schon im SU WEN (Kap. 72), im QIAN JIN FANG (Kap. 17), im DA CHENG und im JIA YI JING.

Das Konzept der Fei Shi Dun Zhu oder der fliegenden Leichname führt uns geradewegs in den Bereich der Körperseele Po zurück, deren unkontrolliertes und triebhaftes Verhalten dem schädlichen Wirken der Leichengeister gleicht. Eine fundamentale Schwäche des Lungen Yin oder des Lungen Qi führt zu einem zügellosen Verhalten der Po-Seelen.

Wenn die Leichname fliegen, d. h., wenn Triebe exzessiv ausgelebt werden, erschöpfen sich die Essenzen und Auszehrung, übermäßige Hitze und große Schwäche entstehen. Zhong Fu Lu 1 hat ein breites Wirkspektrum auf alle Leere-Erschöpfungen der Lunge. Dieser Punkt wirkt lindernd bei verzehrenden Krankheiten wie Carzinome, Tbc und vielleicht auch bei Aids. Er kühlt bei verzehrendem Fieber ebenso den Körper wie bei übermäßiger Trauer den Geist. Schwere Melancholie, Alpträume und große Schwäche verlangen danach, den Palast der Mitte zu öffnen. Über die Kraft der Mutter Erde vermögen wir, den Geschwächten aufzubauen und ihm etwas Hoffnung und Vertrauen zu geben.

Lu 1 ist ein Punkt, der gerade bei den psychischen Folgen bösartiger Erkrankungen nicht übersehen werden darf.