Diplomarbeit

Nadeltechniken und Moxibustion und ihre unterschiedliche energetische Wirkung

 

Betina Schröder

April 2005

 

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung *

2. Nadeltechniken *

2.1. Nadelarten *

2.2. Stichtechniken *

2.2.1. Langsam und schnell *

2.2.2. Heben und senken *

2.2.3. Folgen und entgegenkommen *

2.2.4. Atembezogenes Nadeln *

2.2.5. Öffnen und schließen *

2.2.6. Kratzen *

2.3. Indikationen für Nadel-Therapie *

2.4. Kontraindikationen der Nadel-Therapie *

3. Moxa-Therapie *

3.1. Das Moxakraut, woraus es besteht und wie es wirkt *

3.2. Wie wirkt Moxibustion in der therapeutischen Anwendung? *

3.3. Wie wird Moxa eingesetzt *

3.3.1. Lose Moxa-Wolle als Kegel *

3.3.2. Lose Moxa-Wolle als Reiskornmoxa *

3.3.3. Selbstklebende Moxa-Hütchen *

3.3.4. Moxa-Zigarre *

3.3.5. Raucharmes Moxa *

3.3.6. Die heiße Nadel *

3.3.7. Das Moxa-Kistchen *

3.4. Moxa-Techniken *

3.4.1. Direktes Moxen *

3.4.1.1. Direktes Moxen mit Hautkontakt und Blasenbildung *

3.4.1.2. Direktes Moxen mit Hautkontakt ohne Blasenbildung *

3.4.1.3. Direktes Moxen mit Reiskornmoxa *

3.4.2. Indirektes Moxen *

3.4.2.1. Indirektes Moxen mit unterschiedlichen Zwischenlagen *

3.4.3. Sedieren / Tonisieren mit Moxa *

3.5. Die Anwendungsgebiete der Moxibustion *

3.5.1. Indikation für eine Moxa-Behandlung *

3.5.2. Kontraindikationen für eine Moxa-Behandlung *

4. Abschlussgedanken *

5. ANHANG *

5.1. Literaturverzeichnis *

 

    1. Einleitung
    2. Nadeln und Moxa kann man das vergleichen, sich gegenüberstellen? Sind diese sehr unterschiedlichen, sowohl in manueller Handhabung als auch in Material -erfordernissen so verschiedenen Behandlungsmethoden vergleichbar?

      Ich denke ja und möchte dies in dieser Arbeit genauer betrachten.

      Wie kam ich auf dieses Thema?

      Schon vor vielen Jahren hat die Akupunktur mein Interesse geweckt und dies verstärkte sich während meiner Heilpraktiker Ausbildung stetig. An einem Kongress-Wochenende wurde eine kurze Einführung in die Moxa-Therapie angeboten und so erlebte ich einen unglaublich interessanten Vormittag. Selbst konnte ich erfahren, wie eine heiße Nadel im Punkte Ma 36 gegen seit Tagen bestehende starke Magenschmerzen unmittelbar aber auch anhaltend hilft. Ich war, wie man sich vielleicht vorstellen kann, restlos begeistert so schnell und nachhaltig von meinen Schmerzen befreit worden zu sein. Mein Interesse gilt seit diesem Tag nicht mehr nur der Akupunktur sondern auch der Moxa-Therapie und natürlich was sonst noch zur TCM gehört.

      Meine Gedanken kreisen um die Frage: wo hat die Nadel-Therapie ihre Stärken und wo die Moxa-Behandlung.

      Wie wirkt die Nadel auf die Energie des Patienten und wie die Wärme des verbrennenden Moxa-Krautes?

      In erster Linie möchte ich in dieser Arbeit die Eigenschaften der Nadeln und die der Moxawolle betrachten. Bei der Moxibustion und bei der Akupunktur werden dieselben Punkte behandelt. In einem Fall werden sie erwärmt/erhitzt und im anderen gestochen. Beide Methoden sind in der Lage Blockaden aufzulösen und die Energie wieder zum Fließen zu bringen. Im Fall der Moxa-Behandlung wird dem Körper allerdings noch Energie zugeführt, was diese Therapie für alle Probleme der Energielosigkeit, wie Erschöpfung, Kälte induzierte Erkrankungen und ähnliche sinnvoll erscheinen lässt.

      Bei der Nadelung bewegen wir in erster Linie Energie, wir ziehen sie mit der Nadel an oder zerstreuen das Qi wenn es therapeutisch notwendig ist. Dies sind so unterschiedliche Maßnahmen, kommen wir dennoch zum gleichen Ergebnis?


      Obwohl Nadel- und Moxa-Therapie zwei eigenständige Behandlungsmethoden sind, werden sie doch häufig kombiniert. Was im chinesischen als "Zhen-jiu", das heißt

      Stechen und Brennen bezeichnet wird.

      Beide Methoden wirken über die Akupunkturpunkte und die Meridiane auf den Körper und regulieren Qi und Blut. Durch die Behandlung über die Akupunkturpunkte wird das Qi gestärkt und pathogene Energie ausgeleitet. Im "Ling-Shu" heißt es:

      "Der Akupunkteur soll gegen die Leere tonisieren, gegen die Fülle sedieren. Wenn die störende Energie stark ist, muss er sie abschwächen."

      Im der chinesischen Medizin wird alles in Yin und Yang eingeteilt. So gibt es Yin-Meridiane und Yang-Meridiane, Yin und Yang Organe und Krankheiten mit Yin-

      bzw. Yang-Charakter. Und so ist der entscheidende Aspekt bei der Nadel- und Moxa-Therapie das Yin und Yang der Körpers zu regulieren. Im "Ling Shu" steht:

      "Für die Nadel-Therapie ist es wichtig, die Regelung von Yin und Yang zu verstehen.

      Werden Yin und Yang geregelt, strahlt die Jing-Energie, die Gestalt des Menschen ist mit seiner Energie identisch und seine Shen-Energie bleibt im Innern ruhig."

      Das vermag die Nadel, aber wie wirkt Moxa auf das Yin und das Yang des Körpers?

      Über die Tonisierung und Sedierung bei der Moxa-Therapie heißt es im "Ling-Shu":

      "Wenn man den Patienten durchs Feuer tonisieren möchte, so soll man das Feuer nicht anblasen, sondern soll es von selbst auslöschen lassen. Will man den Patienten durch Feuer sedieren, so soll man das Feuer aufblasen, damit das Moxa schnell verbrennt."

      Aus diesen Texten können wir entnehmen, dass sowohl die Nadel- als auch die Moxa-Therapie Yin und Yang beeinflussen können. Kann ich also einen Mangel, der sich in einem Yang-Zustand zeigt mit Moxa behandeln? Wenn ja, dann wäre die Frage zu klären: Moxibustion als Therapie die mit Hitze arbeitet, kann diese Behandlungsmethode bei einer Erkrankung mit Hitzezeichen erfolgreich eingesetzt werden? Darf bei Hitzezeichen gemoxt werden? Stimmt hier das Prinzip von Yin und Yang, die immer ausgeglichen sein müssen vielleicht gar nicht? Lassen sich diese beiden unterschiedlichen Therapieformen so gut mit einander verbinden weil Nadeln yin und Moxa Yang ist?

      Ich versuche mich diesen Fragen in meiner Arbeit zu nähern.

       

    3. Nadeltechniken
    4. Als sich die Akupunktur zu entwickeln begann, wurden noch Steinnadeln verwendet. Im Laufe der Zeit wurden Material und Technik verfeinert. Heute verwenden wir sehr dünne Edelstahl-Nadeln die nach dem einmaligen Gebrauch weggeworfen werden. Die Entwicklung hat Jahr-Tausende gedauert. In dieser Zeit wurden auch Akupunktur-Punkte, Leitbahnen und Nebengefäße gefunden. Da die Chinesen nie aufgegeben haben nach Verbesserungen und Verfeinerungen ihrer Methoden und des Materials zu streben, haben wir heute die Möglichkeit die Chinesische Medizin zum Wohl unserer Patienten zu nutzen.

      Es begann alles mit Steinnadeln, deren energetische Wirkung wir heute

      nur schwer beurteilen können. Sicher ist aber, dass man mit diesen Nadeln nicht so tief ins Gewebe eindringen konnte, wie es heute mit den feinen Stahlnadeln möglich ist. So ist zu vermuten, dass die Steinnadel "Bian Shi" zum oberflächlichen Stechen, zum Bluten lassen und wohl auch zu chirurgischen Zwecken verwendet wurde.

       

      1. Nadelarten
      2. Es haben sich im Laufe der Jahrhunderte viele verschiedene Nadelformen entwickelt.

        Es werden in manchen Gebieten Chinas noch Porzellan-Schneiden oder Keramik-Nadeln verwendet, die sich von den Steinnadeln der Anfangszeit herleiten.

        Seit der Bronzezeit lösten Metallnadeln die Steinnadeln ab und es entwickelten sich die "neun Nadeltypen" die unterschiedliche Wirkungen hatten. Im "Ling-Shu" werden sie für verschiedene Zwecke empfohlen.

         

        So entwickelte sich:

        Die Chan-Nadel (Pfeilnadel)

        Zum oberflächlichen Stechen der Haut, zum Blutenlassen bei der Behandlung von Erkrankungen des Wärme-Typs an Kopf und Körper.

         

         

        Die Yuan-Nadel (Rundnadel)


        Zur Massage der Körperoberfläche ohne Durchstechen der Haut, um Qi-Stagnation zwischen Haut und Muskel zu beseitigen.

        Die Ti-Nadel (Schiebenadel)

        Zum Pressen und Massieren der Hauptmeridiane; mit dieser Nadel wird die Haut nicht durchstochen.

        Die Feng-Nadel (Pyramidennadel)

        Wird zum Blutablassen gebraucht, um dadurch Schwellungen und Krankheiten vom Wärme-Typ zu heilen.

        Die Pi-Nadel (Degennadel)

        Zum Aufschneiden von Schwellungen und herauslassen von Eiter.

        Die Yuanli-Nadel (Scharfrund-Nadel)

        Zur Behandlung von Anschwellungen der Bi-Krankheiten (Rheuma), sowie zum Tiefstechen.

        Die Hao-Nadel (dünne Nadel, entspricht der heute gebräuchlichen Nadel)

        Zur Heilung von Krankheiten vom Kälte- und Wärme-Typ so wie von schmerzhaften Bi-Krankheiten.

        Die Chang-Nadel (lange Nadel)

        Zum Tiefstechen, um Störungen in der Tiefe zu beseitigen und tiefsitzende Bi-Krankheiten zu behandeln.

        Die Da-Nadel (dicke Nadel)

        Man verwendet sie zum Ablassen von Wasser aus Schwellungen, d.h. zum Entfernen von angestauter "störender Energie" aus den Gelenken, aber auch als erhitzte Nadel (Feuer-Nadel) zur Heilung von Lymphkrankheiten und Brustgeschwüren.

         

         

         

        Es hat viele Jahrhunderte gedauert bis sich diese verschiedenen Nadeltypen entwickelt haben. Unterschiedliche Nadeltypen mit unterschiedlicher energetischer Wirkung.


        Heute wird in erster Linie die Hao Nadel, die auch in früherer Zeit die wichtigste war,

        verwendet. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Längen und Stärken. Den Vorteil

        dieses sehr dünnen Nadeltyps beschreibt das "Nei-Jing" wie folgt: "Er kann in aller

        Ruhe langsam eingestochen werden und ohne Schmerzen zu machen lange im Stichpunkt stecken bleiben. Zheng-Energie, Zhen- und störende äußere Energie lassen sich damit beeinflussen. Nach dem Herausziehen der Nadel ist immer auch schon eine Stärkung erreicht."

        In der alten Zeit fertigten sich die Ärzte ihre Nadeln meist aus weichen, elastischen Bleicheisen selbst an. Später benutzte man auch Kupfer-, Silber- und Goldlegierungen. Es wurden den verschiedenen Materialien aber niemals unterschiedliche therapeutische Wirkungen zugeschrieben.

        Also bleibt festzuhalten, dass die Vorstellung Goldnadeln haben eine besondere energetische Wirkung, eine eher neue, vermutlich im Westen entstandene Therapie-Richtung ist. Was aber nicht bedeuten muss, dass an dieser Vorstellung nicht etwas dran wäre.

        Kann man denn sagen: "Ein besonders edles und reines Material liefert auch besonders edle und reine Energie für die Behandlung unserer Patienten?"

        Ist es für unseren Therapieerfolg wichtig, aus welchem Material die von uns verwendete Nadel besteht?

        Ist nicht die energetische Verfassung des Akupunkteurs viel wesentlicher?

        Sein klarer Shen unverzichtbar und ausschlaggebend für einen therapeutischen Erfolg?

        All dies sind offene Fragen. Beweisen lassen sich diese Vorstellung sicher kaum.

        Hier ist viel Platz für Diskussion und Spekulation.

        So bleibt es jedem Behandler selbst überlassen die Nadeln für seine Therapie zu wählen.

        Mit einem klaren und gerichteten Shen wird er auch immer die richtige Wahl treffen.

      3. Stichtechniken

(Und ihre unterschiedlichen energetischen Wirkungsweisen)

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Methoden der Manipulation durch Akupunkturnadeln. Wobei sie entweder der Tonisierung oder der Sedierung dienen.

Sie haben stets zum Ziel das Qi zu Harmonisieren, Stagnation aufzuheben, Fülle abzuleiten oder eine Leere aufzufüllen.

Tonisieren (bu), Sedieren (xie)

Ob sediert oder tonisiert werden muss, hängt von der Art der Erkrankung ab. Bei einer Fülle-Erkrankung muss sediert werden, liegt aber ein Leere Zustand vor, so ist eine tonisierende Nadeltechnik angezeigt.

Im ersten Kapitel des "Ling Shu" ("Die neun Nadeln und die zwölf Yuan-Punkte") heißt es: "Der Akupunkteur soll gegen die Leere tonisieren, gegen die Fülle sedieren. Wenn die störende Energie stark ist, muss er sie abschwächen." Diese klugen Sätze gelten auch heute noch. So schreibt auch Claus C. Schnorrenberger in seinem Buch "Stechen und Brennen" über das Tonisieren und Sedieren : "Tonisieren der Energie bei einem Leere-Zustand bedeutet eine Vermehrung der Zheng-Energie, damit auch eine Stärkung der Zhen- und Yuan-Energie.

Der Sinn einer Sedierung der störenden Energie bei einem Fülle-Zustand liegt darin, die Störung durch der störenden Energie entgegengesetzte Nadelstiche zu beseitigen." und wie es weiter heißt: "Nach diesen Grundsätzen muss der Arzt den Kranken je nach Leere oder Fülle behandeln, in dem er eine Nadel langsam bzw. schnell einsticht, sie in bestimmter Richtung dreht oder die Öffnung nach dem Herausziehen der Nadel sofort mit dem Finger schließt oder offen lässt." Ende des Zitats.

Die alten Ärzte Chinas versuchten stets die Zheng-Energie zu stärken, pathogene Faktoren auszuleiten und dadurch Krankheiten zu heilen. Zur Regulierung der Körperenergien stehen uns unterschiedliche Nadeltechniken zur Verfügung.

Die speziellen Nadeltechniken lassen sich entweder der Tonisierung oder der Sedierung zuordnen. Alle Krankheiten sind durch eine Unausgewogenheit von Leere und Fülle gekennzeichnet. Die Tonisierung und die Sedierung zielen darauf ab, die
Leere aufzufüllen und die Fülle auszuleiten. Bei Fülle wird sediert und bei Leere tonisiert.

Im "Su Wen" wird erläutert: "ein Fülle-Zustand ist auf eine übermäßig starke störende Energie zurück zuführen und ein Leere-Zustand auf die Abschwächung der Jing-Energie.

"Die Energie des Körpers ist stets geschwächt, wenn sich störende Energie konzentriert", sagen übereinstimmend die klassischen chinesischen Texte.

Im "Ling Shu" heißt es: "Sobald die Energien im Körper ausgeglichen sind, kann die

Behandlung aufhören."

Grundlegende Techniken zur Tonisierung und Sedierung

Es gibt folgende Methoden der Manipulation:

Ganz allgemein ist ein starker Reiz wie z.B. eine dicke Nadel, eine starke Manipulation immer eher sedierend. Wobei andersherum betrachtet ein nicht so starker Reiz, wie dünne Nadeln, eine sanftere Art der Manipulation und eher eine kürzere Verweildauer der Nadel einen tonisierenden Einfluss haben.

 

      1. Langsam und schnell
      2. Im "Ling Shu" heißt es: "wenn der Arzt die Nadel langsam in einen Punkt einsticht und schnell wieder herauszieht, bewirkt dies eine Tonisierung. Umgekehrt erreicht man eine Sedierung, wenn man schnell einsticht und langsam wieder herauszieht."

        Was nichts anderes bedeutet als: Tonisieren und sedieren hängen von der Geschwindigkeit der Nadelführung ab. Das Qi folgt der langsamen, betonten Bewegung der Nadel, heftet sich sozusagen an die Nadel. Wird die Nadel aber

        schnell ein- oder ausgeführt kann das Qi nicht folgen. Auf diese Weise ist das langsame, aber auch betonte hinabführen der Nadel eine tonisierende Bewegung,

        bei der das Qi an der Oberfläche "gegriffen", an die Nadel gebunden und in die Tiefe transportiert wird. Ziehe ich nun meine Nadel schnell wieder heraus, dann kann das Qi nicht folgen und mein Ziel zu tonisieren, habe ich so erreicht.

        Betont man nun aber die Aufwärtsbewegung, durch langsames regelrechtes "ziehen" der Nadel, so erreichen wir eine Sedierung. Der pathogene Faktor heftet sich an die Nadel, wird mit an die Oberfläche gezogen und kann den Körper verlassen. Wichtig ist: Ich steche schnell ein und führe die Nadel in einer Bewegung in die Tiefe. Meiner Ansicht nach ist ein schnelles Einstechen im Falle einer Sedierung ebenso wichtig wie ein betont langsames heraufziehen der Nadel. So kann man verhindern gesundes Qi in die Tiefe zu bringen, wo es den pathogenen Faktor stärken könnte.

         

      3. Heben und senken
      4. Im "Nan Jing" steht dazu: "Das einführende Schieben der Nadel bedeutet eine Stärkung. Das die Nadel in Bewegung setzende Heben bedeutet eine Verminderung".

        Heben und Senken bezieht sich bei dieser Methode auf die Führung der Nadel nach dem Durchstechen der Haut. Gemeint ist eine bewusste, eher langsame und betonte Bewegung. Zum Tonisieren wird die Nadel betont kräftig in die tieferen Schichten geführt und weniger kraftvoll wieder heraufgezogen. Das Ziel ist es, das Qi von der Oberfläche in die Tiefe zu bringen. Wenn wir sedieren wollen, wird durch ein kraftbetontes Heben der Nadel Xie Qi aus der Tiefe mit an die Oberfläche gezogen und kann so den Körper verlassen. Beim Sedieren wird die Hebebewegung und beim Tonisieren die hinabführende Bewegung betont.

         

      5. Folgen und entgegenkommen
      6. Die Bezeichnung dieser Methode stammt aus dem "Nei Jing", wo es heißt:

        "Die Nadel entgegengesetzt zur Verlaufsrichtung der Energie einstechen, um die Energie wegzunehmen, das ist die Sedierung. Die Nadel in Richtung des Energieflusses zu setzten, um die Energie zu unterstützen, das ist die Tonisierung."

        Und weiter heißt es: "Zur Sedierung setzt man die Nadel entgegen der Verlaufsrichtung der Energie. Zur Tonisierung setzt man die Nadel mit der Richtung

        der Energie ein. Wenn man dieses Entgegen und Verfolgen der Nadel versteht, kann man die Energie des Körpers regulieren."

        Im "Ling Shu" steht dazu: "Wenn der Arzt die Nadel in Richtung des Meridianverlaufs einsticht, verstärkt dies die Energie und bewirkt eine Tonisierung. Sticht er in die Gegenrichtung des Meridianverlaufs, wird die Energie abgeschwächt und somit sediert."

        Bei der Sedierung stellt man sich also dem QI-Fluss entgegen, er wird blockiert, der Energiefluss wird gestört, das Qi zerstreut.

        Gut vorstellbar ist für mich auch die Methode der Tonisierung. Die Nadel im Leitbahnverlauf zu stechen heißt, das Qi an der Nadel zu sammeln um so die in der Leitbahn fließende Energie zu stärken.

        Im "Ling Shu" steht dazu: "Wenn der Arzt die Nadel in Richtung des Meridianverlaufs einsticht, verstärkt dies die Energie und bewirkt eine Tonisierung. Sticht er in die Gegenrichtung des Meridianverlaufs, wird die Energie abgeschwächt und somit sediert."

        Diese Nadeltechnik ist aus anatomischen Gründen nicht an jedem Punkt durchführbar.

         

      7. Atembezogenes Nadeln
      8. Im "Su Wen" steht dazu: "Beim Einatmen wird die Nadel eingestochen, damit der Einstich der Energie nicht zuwider ist. Die Nadel bleibt dann stecken, damit sich die störende Energie konzentriert. Beim Einatmen wird die Nadel gedreht, damit die Energie anspricht. Beim Ausatmen wird die Nadel zurückgezogen. Am Ende der Ausatmung wird die Nadel herausgezogen, damit die störende Energie ausfließt." Und weiter heißt es: " Am Ende der Ausatmung wird die Nadel eingestochen, dann bleibt die Nadel stecken, um auf die Ankunft der Energie zu warten. Kommt die Energie an, holt man die Nadel mit dem Einatem heraus, damit die Energie nicht ausfließt. An der Einstichstelle wird die Öffnung zu gedrückt, damit die Shen-Energie aufbewahrt bleibt. Das heißt eine Stärkung."

        Etwas verständlicher heißt es an anderer Stelle im "Su Wen" auch noch:

        "Zum Auffüllen einer Leere wird die Nadel während der Ausatmung eingestochen…, zum Ablasse einer Fülle wird die Nadel dort eingestochen, wo zuviel Qi vorhanden

         

        ist. Über den so bereiteten Ausgang begleitet das Qi die Nadel während der Ausatmung."

        Wir kennen aus der chinesischen Medizin folgenden Gedanken: Bei der Inspiration wird das Zheng-Qi durch das Himmels-Qi genährt und bei der Exspiration wird das reine Qi verteilt und unreines, verbrauchtes Qi abgegeben.

        So lässt sich auch die Atem bezogene Nadeltechnik erklären.

        Tonisieren: Einstechen der Nadel bei der Exspiration,

        ziehen der Nadel bei der Inspiration.

        Sedieren: Einstechen der Nadel bei der Inspiration,

        ziehen der Nadel bei der Exspiration.

        Bei der atemabhängigen Nadeltechnik nutzen wir den natürlichen Fluss des Qi, der an die Atmung gekoppelt ist. Das aufgenommene himmlische Qi bewegt das Zhen Qi in den Leitbahnen. Wir können, wenn wir die Nadel bei der Inspiration ziehen, ein entweichen des Qi verhindern.

        Ziehen wir hingegen die Nadel bei der Exspiration, so hat das eine sedierende Wirkung. Das gilt besonders wenn wir die Nadel langsam ziehen und die Einstichstelle offen lassen. Wir können uns vorstellen, dass sich das Xie Qi während der Inspiration an der Nadel sammelt, der Nadel folgt und bei der Exspiration den Körper verlässt. Wird die Nadel bei der Einatmung gezogen, während das Qi durch die Atmung in der Leitbahn gebunden ist, kann es nicht entweichen. Das Qi wird bewahrt. Eine tonisierende Wirkung wird erreicht.

        Diese Nadeltechnik lässt sich sehr gut mit anderen Techniken wie z.B. dem "Heben und Senken", dem "Langsam und Schnell" aber auch dem "Folgen

        und Entgegenkommen" kombinieren.

         

      9. Öffnen und schließen
      10. Im "Su Wen" können wir dazu folgendes finden:

        "Wenn man ein dominierendes Xie ablässt, darf man den Punkt nach dem entfernen der Nadel nicht massieren…" und "…damit sich die Öffnung nicht vor dem

        Entweichen der Krankheit wieder schließt, wird sie durch Nadelbewegung vergrößert. Sobald die Tonisierung erreicht ist, entfernt man die Nadel und schließt die Öffnung."

        In der Praxis verwenden wir diese Methode, auch in Kombination mit anderen Techniken häufig. Um zu tonisieren drücken wir nach Entfernen der Nadel die Ein-stichstelle rasch ab und massieren den Punkt dabei leicht. Eine sedierende Wirkung erreichen wir, in dem wir beim Ziehen der Nadel leicht kreisende Bewegungen machen und die Einstichstelle noch eine gewisse Zeit offen lassen. Auf diese Weise kann der pathogene Faktor entweichen. Besonders deutlich wird diese Technik wenn wir den Mikroaderlass betrachten. Hier werden, um eine Blutstagnation aufzulösen, lokal an der Stelle der Stagnation mit Hilfe einer Lanzette oder Dreikantnadel die oberen Hautschichten durchstochen, damit ein Tropfen Blut aus diesem Areal entweichen kann. Wenn wir Hitze aus dem Blut, der Leitbahn oder dem Zang Fu ausleiten wollen, nadeln wir einen dafür geeigneten Akupunktur Punkt wie z.B. Bl 40 bei Rückenschmerzen oder wir nadeln den Feuer Punkt der betroffen Leitbahn und lassen ihn bluten.

        Zusammenfassend kann man sagen:

        Drückt man nach dem Entfernen der Nadel die Einstichstelle ab, so bewirken wir eine Tonisierung.

        Zieht man die Nadel mit leicht kreisender Bewegung und lässt die Einstichstelle offen, so sedieren wir.

        Pathogene Energie soll an der Einstichstelle entweichen, das aufrechte Qi den Körper nicht verlassen.

         

      11. Kratzen

Über diese Methode, die sowohl tonisierend als auch sedierend eingesetzt werden kann, ist mir kein Kommentar aus den klassischen Texten der chinesischen Medizin bekannt. So könnte man vermuten, dass es sich um eine etwas neuere Technik handeln könnte.

Mit "Kratzen" ist das Reiben eines Fingernagels am Griff der Nadel gemeint. Wichtig ist die Richtung in der am Griff gekratzt wird, das entscheidet über tonisierende oder sedierende Wirkung.

 

 

 

 

Tonisierend:

Kratzen mit dem Daumennagel über den Nadelgriff in Richtung Hautoberfläche (als wenn man etwas hineinbringen möchte). So wird das Qi an der Nadel gesammelt, es konzentriert sich hier, was eine Tonisierung bewirkt.

Sedierend:

Kratzen mit dem Zeige- oder Mittelfingernagel an dem Handgriff der Nadel von der Hautoberfläche weg. Wobei der Daumen zur Stabilisierung des Nadelgriffes gebraucht wird.

In beiden Fällen ist es die Vibration der Nadel, die das Qi anlockt.

Beim Sedieren locken wird das Xie Q aus der Leitbahn an, um es über die Nadel aus dem Körper auszuleiten. Hier bietet sich wieder die Kombination mit anderen sedierenden Nadeltechniken an.

 

Wenn wir nun all diese unterschiedlichen tonisierenden und sedierenden Nadeltech-niken betrachten, so wird eines deutlich:
Die Energie folgt der Nadel, sie sammelt sich an der Nadel oder lässt sich von der Nadel eine Richtung geben.

Das Qi lässt sich durch die Nadel beeinflussen / manipulieren. Das Qi "hängt" an der Nadel. Ich stelle diesen Umstand besonders heraus, weil es das ist, was ich in meiner Arbeit betrachten möchte. Wie wirkt die Nadel auf die Energie, wie beeinflusst sie das Qi ?

 

      1. Indikationen für Nadel-Therapie

Die Nadel-Techniken dienen über die Akupunkturpunkte der Wiederherstellung des energetischen Gleichgewichtes.


Mit Hilfe der Nadel-Techniken wird Fülle abgeleitet oder Leere aufgefüllt, Qi oder Blut bewegt. Das ist das Prinzip der Nadel-Therapie.

Das Therapie Ziel heißt: Harmonisieren von Qi und Blut, Auffüllen von Leere und Ausleiten von Fülle.

So gilt als Indikation jede Störung des freien Flusses von Qi und Blut, die mit entsprechender sedierender oder tonisierender Technik ausgeglichen werden kann.

Behandelt werden können

 

 

      1. Kontraindikationen der Nadel-Therapie

Nicht genadelt werden dürfen:


An dieser Stelle sind die verbotenen Punkte zu nennen. Das sind Punkte, deren anatomische Lage keine Nadelung zulassen, ohne nicht die Gesundheit des Patienten zu gefährden.

Auch bei kleinen Kindern ist die Nadel-Therapie nur in Ausnahmefällen und mit großer Vorsicht durchzuführen.

 

    1. Moxa-Therapie
    2. Moxibustion oder auch Brenntherapie genannt, was ist darunter zu verstehen?

      Es handelt sich hier um eine Reiztherapie, als Reizmittel dient die Wärme.

      Bei der Moxa-Behandlung wird durch das Verbrennen von Moxawolle ein Akupunktur-Punkt durch milde Hitze erwärmt. Es werden aber auch größere Haut- bzw. Muskelareale mit Hilfe der Moxibustion behandelt.

      Zu diesem Zweck wird getrocknetes Moxakraut in verschiedensten Formen auf oder über dem Akupunkturpunkt angezündet. Beim Verglimmen der Moxawolle wird der Akupunkturpunkt mild erhitzt. Diese Wärmebehandlung ist sehr effektiv und hat ein ausgesprochen breites therapeutisches Wirkspektrum. In China, aber auch in anderen asiatischen Ländern, insbesondere in Japan ist diese Behandlungsmethode sehr verbreitet.

      Das Wort Moxa kommt aus dem japanischen und ist abgeleitet von "Mogusa", dem alten Wort für "Beifußpulver". Aber nicht nur in China und Japan hat die Moxibustion einen wichtigen Platz in der Heilkunde, sondern auch in Korea und Indochina wird Moxa zur Behandlung eingesetzt.

      Aus dem japanischen "Mogusa" wurde mit der Zeit der Begriff Moxa. Im chinesischen bedeutet das Schriftzeichen für Moxa "Feuer, hockender Mensch".

      In früheren Zeiten formten die Chinesen Kügelchen aus der Moxawolle und legten diese auf Münzen, die ein Loch in der Mitte hatten. Es entwickelte sich eine sehr starke Hitze. Manchmal wurde das Moxakraut auch direkt auf der Haut abgebrannt, sodass sich Brandblasen bildeten. Heute wird man zumindest in den westlichen Ländern nicht mehr so vorgehen; aber in China ist das Moxen bis sich Blasen bilden durchaus vorstellbar. Diese Brandblasen haben einen besonderen therapeutischen Nutzen, sie setzen einen außerordentlich intensiven Heilungsprozess in Gang. Zur Abheilung der Brandblase ist das gesamte Abwehrsystem gefordert.

      Man sagt: "Wo sich Beschwerden zeigen, kann gemoxt werden."

      In einem späteren Kapitel über Indikation und Kontraindikation werde ich mich mit dieser Aussage eingehender beschäftigen.

      1. Das Moxakraut, woraus es besteht und wie es wirkt
      2. Moxakraut, auch Moxawolle genannt, wird aus den getrockneten Blättern der Artemisia – Vulgaris gewonnen, hierzulande als Beifuss bekannt, und gehört zu der Familie der Korbblüten.

        Zur Blütezeit werden die oberen Triebspitzen geschnitten, zu Bündeln verarbeitet und an der Luft getrocknet. Sie sollten in der Sonne trocknen, denn die Sonne bringt Yang in die Moxawolle. Um eine gute Qualität zu erzielen, muss das Beifusskraut schnell trocknen und gut abgelagert werden. Je länger es unter guten Bedingungen gelagert wird, umso bessere Moxawolle erhält man. Eine Lagerzeit von mehreren Jahren sorgt für eine besonders gute Qualität.

        Die besten Eigenschaften hat die ganz feine Moxawolle, die aber auch bedeutend teurer ist. Die einfachste Qualität wird zu Moxazigarren verarbeitet oder auch als loses Moxakraut zu Moxakegel gepresst.

        Der Volksmund sagt: "Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen."

        Eines dieser Kräuter ist Artemisia vulgaris, auch Beifuss, Moxakraut oder Brennkraut genannt.

        Dieses Kraut wird schon seit Jahrhunderten gegen eine Vielzahl von Krankheiten eingesetzt. Es wächst überall in China, lässt sich leicht anpflanzen und sammeln. Im Vergleich zu den harten Blättern haben die feinen, weichen Fasern der Blätter erhebliche Vorzüge. Sie erzeugen beim Verbrennen eine mildere Wärme, lassen sich gut zu Kegeln formen und brennen dann gleichmäßig ab.

        Durch wissenschaftliche Untersuchungen hat man eine Vielzahl von Bestandteilen im Moxakraut nachweisen können, die das Wesen und die Wirkungsweise der Moxa-Therapie erklären.

        Es sind unter anderem ätherische Öle, Baumharze, Vitamin A, B, C und D, Kaliumchlorid, Eisen und Magnesium nachgewiesen worden. Aber auch seine physikalischen Eigenschaften lassen das Beifuss-Kraut unersetzlich erscheinen.

        Es haftet gut auf der leicht angefeuchteten Haut, lässt sich mit etwas Übung auch gut in die erforderlichen Kegel oder reiskorngroßen Portionen formen. Moxawolle glimmt langsam, geht nicht wieder aus und gibt eine angenehme Wärme ab. Wenn man es nicht in zu großen Mengen verwendet, riecht es recht angenehm. Das Moxakraut ist relativ leicht zu entzünden und hat ein gleichmäßiges Brennverhalten. Auch nach dem Ausbrennen zerfällt die Asche nicht so leicht.

         

      3. Wie wirkt Moxibustion in der therapeutischen Anwendung?
      4. Die Wärme des Feuers dringt in die Muskulatur ein, reizt das Gewebe und regt auf diese Weise die Blut- und Qi-Zirkulation an. Es wirkt direkt entspannend auf die Muskulatur und das Gewebe und regt die Durchblutung an.

        Die Moxa-Behandlung stärkt die Yang Energie, vertreibt Kälte und löst Feuchtigkeit auf. Das Immunsystem wird angeregt und der Gewebestoffwechsel aktiviert.

        Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Produktion von Leukozythen und Erythrozyten angeregt wird.

        Moxibustion kann eine Anämie positiv beeinflussen und wirkt in einem breiten Spektrum entzündungshemmend. Die Körperabwehr wird nicht nur lokal, sondern auch ganz allgemein angeregt. Moxa wirkt bakterizid. Durch die Erhöhung der Erythrozyten wird die Sauerstoffversorgung im Gewebe verbessert.

        Der pH-Wert verändert sich zum Alkalischen. Das wirkt sich günstig auf Entzündungsprozesse aus.

        Die Fließeigenschaft des Blutes wird verbessert.

        Moxa wirkt beruhigend, hat eine regulierende Wirkung auf die Nervenfunktionen und beeinflusst somit Stresserscheinungen und Organneurosen positiv.

        Chinesisch betrachtet wird über die Leitbahnen den Zang Fu Energie zugeführt. Kälte wird vertrieben und Stagnationen aufgelöst. Es wird Yang Energie in die Meridiane und Nebengefäße gebracht.

        Im "Ling Shu" heißt es: "Ist der Puls gesunken, soll mit der Brenntherapie behandelt werden." Und weiter: "Bleiben sowohl Yin als auch Yang im Zustand der Leere, muss Feuer angewandt werden…..Ist der Puls gesunken, soll das Feuer an die Reihe kommen. Sind die Nebengefäße fest und gespannt, sollen sie durchs Feuer behandelt werden." Das zeigt, dass die Behandlung mit Moxa in erster Linie Yang Energie, also Wärme zuführt, aber auch einen schwachen Puls bessern und die Blut- und Qi-Zirkulation fördern kann.

        In einem klassischen chinesischen Werk über pflanzliche Arzneimittel, dem

        "Ben CaoHie Cong Xin" steht: "Die Moxa-Blätter sind bitter und scharf. Sie können milde Wärme erzeugen, die reinen Yang-Charakter hat. Moxa vermag die sterbende Yang-Energie des Menschen zu retten. Es kann die zwölf Meridiane einschließlich der drei (doppelten) Yin-Meridiane erreichen, kann Blut und Energie regulieren. Moxa

        ist in der Lage, Kälte und Nässe zu vertreiben, die Gebärmutter zu erwärmen, Blut- und Energiestauungen zu beseitigen, die Meridiane zu regulieren und den Fötus im Mutterleib zu beruhigen…..Mit Moxa als Brennstoff kann die Brenntherapie in alle

        Meridiane eindringen und hundert Krankheiten beseitigen".

        Im " Ben Cao Gang Mu", Chinas berühmtestem Werk über Heilpflanzen, heißt es über die Beifuss-Blätter: "Mit Hilfe von Moxa-Blättern kann die Brenntherapie hundert (gemeint sind praktisch alle) Krankheiten heilen."

        Die Moxa-Blätter müssen zu Moxa-Wolle verarbeitet werden. In alten Texten als Moxapulver bezeichnet, sagt schon aus wie fein die Qualität sein sollte. Moxa-Wolle sollte während seiner Lagerzeit immer einmal wieder der Sonne ausgesetzt werden.

         

      5. Wie wird Moxa eingesetzt
      6. Moxa wird in den unterschiedlichsten Formen verwendet.

        1. Lose Moxa-Wolle als Kegel
        2. Die Moxa-Wolle wird in der Hand zu kleinen oder mittleren Moxa-Kegeln geformt, die auf unterschiedlichen Unterlagen wie Ingwer, Knoblauch oder Salz gesetzt und dort abgebrannt werden. Die Anzahl der verwendeten Moxa-Kegel ist sehr unterschied-lich und kann zwischen 1 und 7 Moxen liegen.

          Durch grobe Moxa-Wolle steht eine sehr viel aggressivere Hitze als durch feine.

          Je feiner das Moxa-Kraut, desto milder die Wärme.


          Ein gutes Beispiel für das Moxen mit Moxa-Kegeln ist das Salz-Moxen auf

          Ren Mai 8. Hier für wird der Bauchnabel mit Salz gefüllt und darauf ein oder

          mehrere Moxa-Kegel nacheinander abgebrannt, was eine Tonisierung des Jings bewirkt aber auch bei Schmerzen im Magen- Darmbereich, Schockzuständen, Harnverhalt und anderen Problemen wirksam ist.

           

           

           

           

        3. Lose Moxa-Wolle als Reiskornmoxa
        4. Hierfür wird besonders feine Wolle benötigt. Es werden zwischen den Fingern kleine etwa reiskorngroße Kegelchen geformt, die auf den Akupunkturpunkten nacheinander abgebrannt werden; in der Regel bis der Patient eine deutliche Erwärmung wahrnimmt. Diese Methode eignet sich für nahezu jeden Punkt. Ein Beispiel : Reiskorn Moxa auf den Shu-Punkten, eine gute Möglichkeit das Yang zu tonisieren.

           

        5. Selbstklebende Moxa-Hütchen
        6. Sie werden industriell hergestellt und mit einer speziellen Pappbodenzwischenlage versehen. Dieses Material nimmt die Wärme auf und hält sie sehr lange. Durch den selbstklebenden Effekt können diese Hütchen recht problemlos auf vielen Punkten angewendet werden.

           

        7. Moxa-Zigarre
        8. Hier wird meist einfachere Moxa-Wolle zu festen Stangen gepresst und mit dünnem, leicht brennbarem Papier umwickelt. Es gibt mehrere Möglichkeiten der Anwendung.

          Steckt man die Moxa-Zigarre z.B. in einen Moxa-Halter, so kann man bei gleich- bleibendem Abstand ebenfalls sehr viele Akupunkturpunkte, aber auch größere Areale gleichmäßig erwärmen. Verwendet man die Moxa-Zigarre ohne Halter, so ist der Abstand zwischen Haut und Wärmequelle Moxa sehr leicht zu verändern.

          Für gewöhnlich hält man die angezündete Zigarre so dicht über die Haut des Patienten, bis dieser ein angenehmes Gefühl der Wärme empfindet. In diesem Abstand hält man die Zigarre bis eine deutliche Hautrötung erkennbar ist.

          In dicke Scheiben geschnitten kann die Moxa-Zigarre auch für die "heiße Nadel" verwendet werden.

           

           

           

           

           

        9. Raucharmes Moxa
        10. In neuerer Zeit hat man sogenanntes raucharmes Moxa entwickelt.

          Es wird wie Holzkohle unter Sauerstoffabschluss hergestellt. Dieses raucharme Moxa hat den großen Vorteil wenig zu qualmen, also kaum Rauch zu entwickeln. Denn viele Patienten und Behandler stört die relativ starke Rauchentwicklung und damit auch starke Geruchsbeeinträchtigung durch das herkömmliche Moxa.

          Der Verwendungsbereich gleicht dem der Moxa-Zigarre. Durch die geringere Rauchentwicklung ist Moxa-Kohle für rauchempfindliche Personen und für die Anwendung in kleinen Räumen geeignet. Moxa-Kohle entwickelt aber leider auch eine etwas beißende und trotzdem nicht so intensive Wärme wie das gewöhnliche Moxa-Kraut und hat aus diesem Grund, eine, meiner Ansicht nach, deutlich geringere Wirksamkeit.

           

        11. Die heiße Nadel
        12. Hierbei wird ein Stück Moxa-Zigarre auf eine gesetzte Nadel gesteckt und angezündet. Das glimmende Moxa erwärmt die Nadel und die erzeugte Hitze dringt tief in den zu behandelnden Akupunkturpunkt ein. Eine sehr direkte und besonders intensive Methode der Moxibustion.

           

        13. Das Moxa-Kistchen

        Die Methode wird mit loser Moxa-Wolle durchgeführt, die in einem Kistchen mit Drahtboden abgebrannt wird. Das Moxa-Kistchen wird über ein zu behandelndes Areal gestellt und ist dort in der Lage mehr als nur einen Punkt zu erwärmen. Ein

        Behandlungsbeispiel ist Du Mai 4, hierbei wird Ming men tonisiert und der gesamte Kreuzbereich mit erwärmt. Mit dem Moxa-Kistchen können wird den Patienten auch einen Augenblick allein lassen.

        Es gibt noch einige andere Varianten Moxa einzusetzen, die aber seltener Ver-wendung finden. Da sie sich nicht grundsätzlich in ihrer energetischen Wirkung von den bisher erwähnten unterscheiden, habe ich auf das Aufzählen dieser, eher selteneren, Moxa-Formen verzichtet.

      7. Moxa-Techniken

In der Moxa-Therapie unterscheidet man folgende Techniken

Hierzu heißt es im Akupunkturwerk "Zhen-jiu Dacheng": "Man soll immer zuerst oben moxen und dann unten, zunächst wenig Moxa-Kegel einsetzten, dann viele. Man darf niemals erst unten beginnen, sondern immer oben. Zuerst moxt man das Yang oben dann das Yin unten." Und im " Nei Ching" steht: "Wenn der obere Abschnitt des Körpers energieleer ist, dann muss man im unteren Teil der Körpers moxen."

 

 

      1. Direktes Moxen
        1. Direktes Moxen mit Hautkontakt und Blasenbildung
        2. Beim direkten Moxen wird das zu behandelnde Areal oder der ausgesuchte Akupunktur-Punkt direkt, ohne Zwischenlage durch das Abbrennen von Moxa-Kraut erwärmt. Diese Methode setzt einen sehr kräftigen Reiz und ist aus diesem Grund mit Vorsicht einzusetzen.

          Es wird ein Moxa-Kegel direkt auf der Haut angezündet. Je fester der Kegel gepresst ist, desto mehr Hitze strahlt er ab. Das langsam glimmende Moxa-Kraut erhitzt die Haut, so dass je nach Zeitpunkt der Entfernung Brandblasen entstehen oder nur eine starke Rötung zu erkennen ist. Das direkte Moxen bis eine Brandblase entsteht, ist sehr schmerzhaft und aus diesem Grund hier in Europa nicht üblich. Im alten China wurden die Moxa-Kegel auf der ungeschützten Haut belassen, bis die Moxa-Wolle ausgeglüht war. Dieser Vorgang wurde mehrfach wiederholt, bis eine Brandblase entstanden war. Es war beabsichtigt eine eitrige Wunde entstehen zulassen. So heißt es im "Zi Sheng Jing": "Wenn man durch die Behandlung mit Moxa eine Narbe bekommt, ist die Krankheit geheilt."

           

           

           

           

        3. Direktes Moxen mit Hautkontakt ohne Blasenbildung
        4. Bei dieser Methode wird der Kegel ebenfalls auf die ungeschützte Haut gelegt, die Haut wird aber nicht verbrannt und es entsteht auch keine eiternde Wunde. Sobald der Patient ein deutliches Wärmeempfinden verspürt, wird der Kegel mittels einer Pinzette rasch entfernt. Dieser Vorgang wird so oft wiederholt, bis eine deutliche Rötung auf der Haut zu erkennen ist. Hierbei handelt es sich um eine bedeutend mildere Form des direkten Moxens.

          Am stärksten kann bei akuten Geschehen gemoxt werden. Es muss aber darauf geachtet werden, dass keine Zeichen der Fülle, wie Rötung oder Druckschmerz in Verbindung mit Schwellung zu beobachten sind.

           

        5. Direktes Moxen mit Reiskornmoxa

        Diese sehr effektive Methode wird auch heute noch viel angewendet. Hierbei wird aus sehr feiner Moxa-Wolle zwischen Daumen und Zeigefinger ein etwa reiskorn-großer Mini-Kegel geformt. Nach dem die Haut leicht angefeuchtet wurde, kann der Reiskornmoxa auf die Haut gedrückt werden und bleibt dort selbst an sonst für Moxa-Kegel ungünstigen Stellen haften. Ich habe selbst beobachten können, wie Frau Prof. Huang aus China diese Methode bei einer Patientin auf Du mai 24 ohne Probleme angewendet hat.

        Der Reiskornmoxa wird mit Hilfe eines Räucherstäbchens angezündet, und brennt herunter bis der Patient eine deutliche Erwärmung wahrnimmt. Das ist in der Regel der Fall, wenn das Reiskornmoxa fast heruntergebrannt ist. Jetzt muss der Therapeut mit einer Pinzette, den noch glühenden Rest der Moxa-Wolle schnell entfernen um eine Verbrennung zu vermeiden. Dieser Vorgang wird noch einige male wiederholt. Reiskornmoxa eignet sich für jeden erlaubten Punkt. Voraussetzung ist nur etwas Übung und natürlich Geduld, denn es braucht eine gewisse Zeit bis 3-7 Moxa pro Punkt heruntergebrannt sind.

        Reiskornmoxa ist in China und besonders in Japan sehr verbreitet.

         

         

         

         

         

      2. Indirektes Moxen
        1. Indirektes Moxen mit unterschiedlichen Zwischenlagen

        Beim Moxen mit Zwischenlage ist die Gefahr der Verbrennung sehr viel geringer.

        Es ist eine sehr milde Form der Moxibustion, die man, je nach Unterlage, gegen bestimmte Erkrankungen einsetzen kann.

        Als Unterlage werden am häufigsten Scheiben von frischem Ingwer oder Knoblauch auf den Akupunkturpunkt gelegt, bevor der Moxa-Kegel darauf angezündet wird. Desweiteren finden auch Papier, Salz und Heilerde als Zwischenlage häufig Verwendung. Die Unterlagen dienen als Isolierung aber auch als zusätzliches Therapeutikum.

        Moxen mit Ingwer

        Die Ingwer-Scheibe wird vor dem Auflegen auf die Haut mit einem Nadelgriffende durchlöchert, damit die Wärme der brennenden Moxa-Wolle, aber auch das ätherische Öl aus der Zwischenlage, die Haut besser erreichen kann.

        Ingwer wirkt tonisierend, wärmend und wird z.B. bei Oberbauchbeschwerden eingesetzt. Moxibustion mit Ingwer als Zwischenlage vertreibt Kälte aus Milz und Magen und aktiviert das Qi.

        Ingwer wir häufig bei Winderkrankungen und Gelenkbeschwerden mit Feuchtigkeit eingesetzt.

        Moxen mit Knoblauch

        Auch der Knoblauch wird durchlöchert damit sich die Wirkung der Behandlung verbessert.

        Knoblauch als Zwischenlage wirkt ebenfalls tonisierend und wärmend. Die ätherischen Öle erzeugen eine besonders starke Hautreizung. Aus diesem Grund wird mit Knoblauch gemoxt, wenn sich Geschwüre nicht öffnen wollen und das solange bis sie nicht mehr schmerzhaft sind. Knoblauch vertreibt Toxine. So soll man auf einen schmerzenden Insektenstich mit Knoblauch moxen.

         

         

         

        Moxen mit Salz

        Diese Methode wird ausschließlich auf Ren Mai 8 durchgeführt. Der Nabel wird mit Salz gefüllt und darauf ein brennender Moxa-Kegel gesetzt. Bei Schmerzen im Magen-Darmbereich, Diarrhoe, Harnverhalten, Gewebebrüchen, Schockzuständen, kalten Gliedmaßen und Erbrechen ist das Nabel-Moxa angezeigt. Man sagt dieser Methode nach, sie könne die Yang Energie konservieren. Das ist möglich, wenn einem Patienten durch übermäßiges Schwitzen Yang Energie verloren geht, wenn er kalte Gliedmaßen und einen schwachen Puls hat; so kann Bauchnabel-Moxa sehr hilfreich sein.

        Salz-Moxa holt das Yang zurück und tonisiert das Qi.

        Einmal im Jahr Salz-Moxa auf Ren Mai 8 stärkt das Jing.

        Moxa mit Papier

        Papier als Zwischenlage wirkt isolierend und mildert die Wärmeeinwirkung ab.

        Moxa mit Münzen

        Das Gegenteil bewirkt eine Münze. Da das Metall die Wärme länger hält, ergibt sich eine ganz intensive Wirkung auf das zu moxende Areal. Es kommt dabei leicht zu Verbrennungen.

        Bei allen Behandlungen mit Moxa-Kegeln, ganz besonders bei Reiskornmoxa, stehen wir mit einer Pinzette bei unserem Patienten, um jederzeit den Moxa-Kegel entfernen zu können.

         

      3. Sedieren / Tonisieren mit Moxa

Im Lehrbuch für Akupunktur "Zhu Dan Xi" heißt es dazu: "Das Moxen hat zwei Funktionen, tonisieren und sedieren. Will man tonisieren, so muss man kräftig moxen. Wenn man aber sedieren will, soll man die Haut nur vorsichtig und sanft behandeln. Die Hitze muss man wegblasen. Denn Wind zerteilt."

Im "Ling Shu" heißt es: "Will man durch das Feuer stärken, so soll man das Feuer nicht anblasen, sondern alleine brennen lassen. Will man sedieren, soll man das Feuer anblasen, damit das Moxa-Kraut schnell verbrennt. Drei bis vier Kegel jeden

Tag ist sedierend. Acht bis zehn Moxa-Kegel auf denselben Punkt, das ist tonisierend".

In erster Linie tonisieren und sedieren wir durch die Art des Entzündens und Abbrennens des Moxa.

"Wenn die Energie überschießt, so sediert man durch das Feuer"

Das heißt, durch Abbrennen weniger, kleiner Moxen und Anfachen des Feuers durch Anblasen, damit die Moxen rasch abbrennen und schnell entfernt werden können.

Im "Zehn Jiu Da Cheng" heißt es: "Wenn durch Feuer tonisiert wird, darf es nicht ausgeblasen werden, sondern soll von selbst auslöschen. Wird aber durch Feuer sediert, soll es schnell angeblasen werden, damit sich der betreffende Shu-Punkt öffnet."

Das kann als Prinzip der Tonisierung und Sedierung bei der Moxa-Behandlung gelten.

So kann man zusammenfassend sagen:

Sedieren durch kräftigeres und kürzeres Abbrennen des Moxa-Krautes. Anblasen um die Verbrennung zu beschleunigen. Das Feuer wird durch Anblasen schnell und kräftig entfacht und durch das Anblasen verglüht es auch schneller.

Tonisieren erreichen wir durch langsameres Anbrennen (mildere Wirkung) und

langsameres Abbrennen. Um zu tonisieren soll man das Feuer sich selbst verzehren lassen. Das Feuer darf nicht durch Anblasen angefacht werden, das Feuer soll von selbst verlöschen.

 

 

      1. Die Anwendungsgebiete der Moxibustion
      2. Im "Ling Shu" steht geschrieben: " Was die Nadel nicht zu heilen vermag, dagegen wirkt das Brennen." Oder im Li Tings "Einführung in die Medizin ist zu lesen: "Ist eine Krankheit weder durch Medizin noch durch Akupunktur zu heilen, wende man Moxa an."

        "Ist der Puls gesunken, soll mit Brenntherapie behandelt werden." Und weiter heißt es: "Bleiben Yin und auch Yang im Zeichen der Leere, muss Feuer angewendet werden…..ist der Puls gesunken, soll das Feuer an die Reihe kommen." So steht es im "Ling Shu" geschrieben.

        In der jüngeren Literatur sind die Anwendungsgebiete genauer differenziert und es

        wird noch deutlicher wie breit das Wirkspektrum der Moxa-Therapie ist.

        Durch Moxa können wir die Meridiane erwärmen, Kälte vertreiben, die Yang Energie stärken, Blut bewegen und Stagnation auflösen.

         

        1. Indikation für eine Moxa-Behandlung

In erster Linie für Erkrankungen mit Yin-Charakter, aber auch bei chronischen Leiden und bei allen durch Kälte verursachten Krankheiten lässt sich Moxa wirkungsvoll einsetzen. Und wo eine Yang-Schwäche der Grund für die Beschwerden ist, wie z.B. bei chronischer Diarrhoe und Bettnässen.

Fast man die Anwendungsmöglichkeiten der Moxibustion zusammen, ergeben sich folgende Indikationen:

 

 

 

 

 

 

      1. Kontraindikationen für eine Moxa-Behandlung

Es muss wie bei jeder anderen Therapie auf einige Kriterien geachtet werden, damit die Behandlung dem Patienten nicht mehr schadet als nutzt.

So sollte allgemein nicht im Gesicht, im Nacken und am Kopf nur mit besonderer Vorsicht gemoxt werden. Mit einer Zwischenlage wie z.B. Papier kann aber durchaus ein Punkt wie Du Mai 20 (Bai Hui) gemoxt werden. Desweiteren darf nicht gemoxt werden, bei einer Yin-Leere mit Fülle-Hitze Zeichen. Das Moxen direkt über Gefäßen und Knochen ist nicht erlaubt. Der Reiz könnte zu stark sein und eine Schädigung verursachen. Auch ist das Moxen um die Augen, über dem Ohr, im Nacken, im Bereich der Geschlechtsorgane und bei Schwangeren im Bauchbereich nicht ratsam.

Die inneren Organe, die direkt unter der Haut liegen, dürfen ebenfalls nicht zu stark erhitzt werden.

Hier habe ich jetzt viele Anwendungseinschränkungen aufgelistet, für die aber bis auf wenige Ausnahmen kein absolutes Verbot gilt.

Bei unseren Praxis-Wochen mit Frau Prof. Huang habe ich viele Moxa-Anwen-dungen beobachten können und bin seit dieser Zeit noch interessierter an der Moxibustion als ich es ohnehin schon war. Frau Prof. Huang hatte keine Bedenken bei fast allen Patienten Moxa einzusetzen.

Aber bei einem Patienten, der gerade eine üppige Mahlzeit zu sich genommen hat, oder gerade abgehetzt herein kommt, sollte nicht gemoxt werden. Die Abendstunden sind ebenfalls ungünstig, denn der Energie-Spiegel senkt sich zu dieser Zeit

natürlicher Weise und sollte nicht durch Moxa wieder angehoben werden. Das Moxen bei Fieber, rotem Hochdruck oder Blutgefäßen, die direkt unter der Haut liegen ist auszuschließen. Vorsicht ist auch geboten, wenn wir im Bereich einer Feuchtigkeitsansammlung moxen. Erhitzen wir die Feuchtigkeit, entsteht Schleim, der immer fester wird und schließlich entwickelt sich daraus heißer Schleim. Das ist etwas, was auf keinen Fall passieren darf. Aus diesem Grund ist es wichtig, das zu moxende Areal genau zu betrachten und auf keinen Fall wiederholt z.B. ein geschwollenes heißes Knie tonisierend zu moxen. In so einem Fall kommt es besonders auf die Technik an. Sedieren oder tonisieren muss hier sorgfältig unterschieden werden.

 

 

Von Frau Prof. Huang habe ich gelernt: Feuer kann mit Feuer bekämpft werden.

Ich bin tief beeindruckt von den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten, die ich bei dem Praxis-Unterricht kennen lernen durfte. Der Verantwortung stets bewusst, sollte immer mit großer Umsicht behandelt werden.

 

 

 

 

 

 

 

    1. Abschlussgedanken
    2. In seinem Buch "Stechen und Brennen" schreibt Claus C. Schnorrenberger:

      "Wenn die Hauptmeridiane und Nebengefäße in einem anormalen Zustand sind, staut sich die Blutenergie. Ying- und Wei-Enregie geraten durcheinander, Yin und Yang verlieren ihren wechselseitigen Ausgleich. Die Wirkung einer Nadel- und Moxa-Therapie liegt nun darin, Blutzirkulation, Ying- und Wei-Energie untereinander zu regeln, einen Ausgleich zwischen Yin und Yang zuschaffen, die Zheng-Energie zu stärken und störende äußere Energie zu beseitigen."

      Und weiter schreibt der Autor: "Nadel- und Moxa-Therapie können also die Energie (das Qi) und die Blutzirkulation im Körper regeln."

      Dazu steht in dem Klassiker "Qian Jin Yi Fang": "Eine Krankheit kann durch die Stauung von Blutenergie verursacht werden. Durch den Nadelstich wird dieser Energie ein Weg gebahnt, durch Moxa-Brennen wird sie angewärmt."

      Diese Aussage zeigt uns, dass sich beide Therapien ergänzen.

      Nachdem ich die Techniken der Nadel-Therapie und der Moxibustion genauer betrachtet habe, ist es diese Tatsache, die mir das Wesentliche zu seien scheint.

      Die Nadel bewegt das Qi, sie kann Stagnation auflösen aber auch Xie Qi ausleiten.

      Die Nadel kann aber auch mit Hilfe der unterschiedlichen Stichtechniken das Qi auf unterschiedliche Weise bewegen. Sie kann das Qi anlocken, es an sich binden. Hier sind die Nadeltechniken ausschlaggebend. Das Qi folgt der Nadel. Die Nadel kann aber auch das Qi zerstreuen und was sehr häufig erforderlich ist, sie kann pathogene Faktoren ausleiten.

      Moxibustion hat ebenfalls ein großes Wirkvermögen und lässt uns auf einer etwas anderen energetischen Weise der Disharmonie begegnen. Moxa selbst ist Energie.

      Wenn wir Moxa-Kraut entzünden und über einem Akupunkturpunkt abbrennen, so führen wir dem Patienten Yang Energie zu. Wenn gleich es auch sedierende Techniken gibt, so bleibt immer die Wärme das Therapeutikum. So dienen auch die vielfach erwähnten Zwischenlagen meist dazu, diese Wirkung noch zu verstärken.

      Moxa-Kraut gibt etwas an den Patienten ab. Es löst sich durch den Verbrennungsprozess auf, es bleibt Asche und Rauch, ……und die heilende Wärme.

       

      Diese Wärme kann auch schaden, sie wird bei einer bestehenden Fülle-Hitze die Situation verschlechtern. Richtig eingesetzt ist die Moxibustion ein großartiges Mittel das Yin zubewahren und das Yang zu stärken. Ein Mittel auf das wir, meiner Meinung nach zu oft verzichten.

      Die Tatsache, dass sich beide Therapien so gut verbinden lassen, sagt uns doch sehr viel. Sie können Hand in Hand gehen, einander ergänzen.

      So ist die heiße Nadel die perfekte Symbiose von Nadel- und Moxa-Therapie. Wir kennen die Wirkung der Nadel und die des Moxa-Krauts. Beides miteinander kombiniert lässt die Wärme tief ins Gewebe gelangen und die Nadel hat eine energetische Wirkung, die sie allein nie hätte.

      Aber auch die für die Nadel-Therapie verbotenen Punkte, wirken auf besondere Weise, wenn wir sie moxen. Ren Mai 8 mit Salzkorn-Moxa behandelt, entwickelt eine wunderbare Energie.

      Mit Hilfe der heißen Nadel erreichen wir die Zang Fu und können sie direkt wärmen, ihnen aktiv fehlende Energie bereitstellen.

      Durch Moxibustion können wir die Abwehrlage ganz deutlich verbessern. Wie japanische Wissenschaftler herausgefunden haben, verdoppelt sich innerhalb

      von 1-2 Stunden die Zahl der Leukozythen, und bei fortlaufender Behandlung über

      6 Wochen können die Erythrozyten eine Zunahme um 80 % aufweisen.

      Mit Hilfe der Nadel erreichen wir den Shen und können ihn beeinflussen; Punkte wie

      He 7 Shen men sind dafür das Beispiel.

      Frau Prof. Huang aus China, hat alle Patienten deren Symptomatik eine Schwäche, welcher Art auch immer aufwiesen, mit Reiskorn-Moxa auf den Rücken-Shu Punkten behandelt.

      " Beide Methoden dienen dazu, auf dem Weg über die Energie-Punkte des Körpers und über das Meridiansystem die inneren und äußeren Schichten des Organismus,

      Qi und Blut, zu regulieren und so die vitale Energie des menschlichen Körpers in einen guten Zustand zu versetzten. Auf diese Weise können alle Störungen aus dem Körper vertrieben werden." Das schreibt Claus C. Schnorrenberger in seinem Buch "Stechen und Brennen", dem ich mich in seiner Klarheit der Aussage nur anschließen kann.

      Ich fühle mich beiden Methoden verpflichtet und werde sie, wenn möglich und nötig, immer versuchen miteinander zu verbinden.

    3. ANHANG
    4.  

      1. Literaturverzeichnis