Maike Bieber

 

 

Beispiele für die Anwendung von

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Bach-Blüten in der

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traditionellen chinesischen Medizin

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ABZ Nord * * * Diplomarbeit 2004

 

Inhaltsverzeichnis

Seite

1. Einleitung

1.1 Kombination von Bach-Blüten und TCM 3

1.1 Was ist Krankheit, was Gesundheit? 4

 

2. Grundsätzliches über Bachblüten

2.1 Dr. Edward Bach 5

2.2 Wirkungsweise der Bachblüten 6

2.3 Herstellung und Anwendung der Bachblüten-Essenzen 7

 

3. Die Wandlungsphase Holz

3.1 Die Wanderseele Hun 8

3.2 Leber Qi- Stagnationen und Cherry Plum 8

3.3 Leber Blut- Mangel und Clematis 11

 

4. Die Wandlungsphase Erde

4.1 Milz Qi- Schwäche 13

4.2 Die Blüten Hornbeam, White Chestnut und

Chestnut Bud 15

 

5. Verschiedene Aspekte der Wandlungsphase Metall

5.1 Philosophisches zum Metall 19

5.2 Körperseele Po 20

5.3 Wei Qi 20

5.4 Lungen Qi- Schwäche 21

5.5 Die Blüten Crab Apple, Beech und Aspen 22

 

6. Die Wandlungsphase Wasser

6.1 Jing und die Erschöpfung der Essenz 25

6.2 Die Blüten Olive und Oak 26

 

7. Beispiele für Leitbahn- und Punkte- Bezug 28

7.1 Yin Wei Mai 29

7.2 Die Punkte Perikard 6 und Niere 9 29

7.3 Die Blüten Agrimony und Star of Bethlehem 30

 

8. Nachwort 32

9. Literaturverzeichnis 33

1. Zum Geleit...

 

Für mich bedeutet "Ganzheitliche Behandlung" nicht nur, den gesamten Körper (statt des einzelnen Symptoms) zu erfassen, sondern – erweitert – Körper und Geist.

Nach TCM also Yin- und Yang- Aspekte.

Daher macht es Sinn, auch die Behandlung mit Yin- und Yang- Anteilen vorzunehmen.

Yin stellt hierbei die materielle, direkt auf den Körper bezogene Therapie (z.B. Akupunktur, Phytotherapie u.ä.) dar.

Der Yang- Anteil der Behandlung setzt am Feinstofflicheren, dem Geist und der Seele an.

Hierzu eignen sich z.B. Bachblüten, aber auch ganz wesentlich das therapeu-tische Gespräch an sich.

 

1.1 Die Kombination von Bach-Blüten und TCM

 

Ist eine Kombination möglich?

Es gibt kaum eine Bach-Blüte in "Reinform", sie hat meistens Bezug zu mehreren Wandlungsphasen oder Zangfu-Syndromen. Aber genauso liegt bei einer Krankheit selten ein Zangfu-Syndrom allein vor, es gibt zahlreichen Verknüpfungen und daher tritt es gleichzeitig mit anderen – parallel dazu oder als deren Ursache oder Folge – auf.

Es gibt also keine 1:1 –Entsprechungen, aber sie haben gemeinsame Schnittmengen.

In dieser Arbeit möchte ich die Beispiele darstellen, in denen sich die deutlichsten Gemeinsamkeiten zeigen.

 

Ist eine Kombination überhaupt nötig?

Die TCM hat es eigentlich nicht nötig, durch andere Therapieformen ergänzt zu werden.

Mit ihr kann man nicht nur auf körperliche, sondern auch (oder gerade) auf psychische Disharmonien einwirken.

Einer der Grundsätze der Naturheilkunde lautet jedoch, nur so geringe Reize wie nötig anzuwenden.

Und da die Nadelung und das damit verbundene De Qi für die meisten Patienten ein recht intensives Gefühl ist, sollte man, wo es angezeigt ist, z.B. auf die Gabe von Bachblüten ausweichen.

Außerdem hat der Patient durch die Einnahme der Tropfen die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden, was für viele Menschen sehr wichtig ist.

Zwar möchte ich den Bach-Blüten nicht den Ruf der Placebowirkung anhängen, jedoch ist auch die mit der Einnahme verbundene "Zeremonie" ein wichtiger Beitrag zur Heilung: Der Patient wird dazu angehalten, sich 4x täglich auf seine Krankheit bzw. deren Heilung zu konzentrieren.

Dies hat natürlich eine größere Wirkung, als wenn er einmal in der Woche zur Akupunktur geht und diese über sich ergehen lässt, sich aber den Rest der Woche nur um andere Dinge kümmert.

 

 

1.2 Was ist Krankheit, was Gesundheit?

Aus chinesischer Sicht ist Krankheit ersteinmal nur eine Disharmonie.

Das harmonische Fließen und Wandeln des Qi, der Lebensenergie, zwischen seinen Polaritäten Yin und Yang ist aus dem Gleichgewicht geraten.

Zur genaueren Definition der Störung werden Modelle wie die 8 Leitkriterien (Ba Gang), die 5 Wandlungsphasen (Wu Xing) oder die Organsysteme (Zang Fu) herangezogen.

Je genauer diese Definition (Diagnose) erfolgt, desto gezielter kann die

(Be-)Handlung erfolgen, um das Gleichgewicht wieder herzustellen.

Dr. Bach sieht´s so:

"Krankheit ist weder Grausamkeit noch Strafe, sondern einzig und allein ein Korrektiv; ein Werkzeug, dessen sich unsere eigene Seele bedient, um uns auf unsere Fehler hinzuweisen, um uns von größeren Irrtümern zurückzuhalten, um uns daran zu hindern, mehr Schaden anzurichten – und uns auf den Weg der Wahrheit und des Lichts zurückzubringen, von dem wir nie hätten abkommen sollen."

 

Was ist das Ziel einer Behandlung?

Die gemeinsame Grundlage beider Ansätze ist also die Rückkehr zur Mitte, die Rückkehr auf den Weg, die Erhaltung des Gleichgewichtes bei unserer Wanderung auf einem sehr schmalen Grat – der Gesundheit.

 

Erläuterung zum Aufbau:

Nicht jeder, der die Traditionellen Chinesischen Medizin praktiziert, hat auch schon einmal mit der Bach-Blütentherapie zu tun gehabt. Daher habe ich diese etwas ausführlicher beschrieben. So ist es möglich, die Grundidee und die Wirkungsweise besser zu verstehen.

Die Grundlagen der einzelnen TCM-Syndrome sind nur kurz in ihren wesent-lichen Merkmalen umrissen. Im Anschluß an jedes Syndrom sind die entsprechenden Bach-Blüten aufgeführt.

Der Verweis auf ähnliche Blüten ist nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Diese auszuführen würde den Rahmen dieser Arbeit weit überschreiten, für die Anwendung können diese kurzen Anmerkungen jedoch sehr hilfreich sein.

Zur besseren Übersicht sind die Arzneimittelbilder der Blüten und die Symptome der Zangfu-Syndrome in Stichpunkten aufgelistet. So wird ein schnelles, gezieltes Nachschlagen für die praktische Anwendung ermöglicht.

 

 

2. Grundsätzliches über Bachblüten

Diese Therapieform wurde nach ihrem (Er-)Finder, dem Engländer Dr. Edward Bach (1886 – 1936), benannt.

2.1 Er studierte Medizin, arbeitete als Unfallchirurg in der Universitätsklinik in London, dann als selbständiger Arzt und später auch als Pathologe im Homöopathischen Krankenhaus von London.

Die Schriften Hahnemanns brachten ihn über die Homöopathie zu den Nosoden (potenzierten Krankheitserregern und -sekreten):

Er erkannte, das bei bestimmten Krankheiten auch immer bestimmte Darmbakterien im Übermaß auftraten. Diese Bakterienstämme potenzierte er nach den Regeln der Homöopathie und wendete sie mit Erfolg gegen die entsprechenden Krankheiten an.

Doch es war Bach´s Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis zu verdanken, daß es nicht dabei blieb. Vielmehr erkannte er im Laufe seiner langjährigen praktischen Erfahrung, daß es für die Nosoden auch typische charakterliche Entsprechungen gab. Verordnete er also die Nosoden anhand des negativen Gemütszustandes des Patienten, so bewirkte er damit auch eine Verbesserung der körperlichen Symptome.

Die Grundlage der Blütentherapie war damit geschaffen.

Er hatte schon seit seiner Jugend einen starken Bezug zur Natur, und auch das Mitleid für Leidende und Kranke sowie sein Hang zur Meditation waren sehr ausgeprägt. Doch die eigentliche Geburtsstunde der Bach-Blütentherapie schlug im Herbst 1928, als Bach – seiner Intuition folgend – nach Wales kam.

Auf seiner langjährigen Suche entdeckte er hier die ersten der insgesamt 38 Blüten: Springkraut (Impatience), gefleckte Gauklerblume (Mimulus) und die gemeine Waldrebe (Clematis).

Durch seine Intuition und fast übersinnliche Wahrnehmung konnte er die Wirkung der Pflanzen schon allein durch die Berührung spüren.

Dennoch mußte er lange suchen (bis 1935), bis er die 37 Pflanzen (+ Quell-wasser) gefunden hatte, die nötig waren, um die ihm wesentlich erscheinenden Charakterzüge abzudecken.

"Es ging ihm darum, den Menschen in seiner ganzen Persönlichkeit zu erfassen, seine Gefühle, Gedanken, Stimmungen und Reaktionen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen zu sehen und zu deuten. Die Aspekte der Persönlichkeit, wie sie sich vor seiner Krankheit zeigten, und die möglichen Änderungen durch die Krankheit waren für Dr. Bachs Diagnose wichtig."

( 3; S. 13)

1930 gab er seine Praxis auf, um sich nurnoch der Suche nach weiteren Pflanzen mit passenden Charakterentsprechungen zu widmen.

Dies hatte zur Folge, daß sich die meisten Menschen von ihm abwandten. Der Homöopath Dr. Wheeler war einer der wenigen, die hinter ihm und seiner Idee standen und ihn unterstützten.

Bach wollte nicht mehr "Arzt" sondern nurnoch "Kräutersucher" genannt werden. Er verzichtete darauf, ein Honorar für seine Behandlungen zu verlangen, denn "seiner Ansicht nach durften des Profits wegen keine Honorare berechnet werden, da er nur Kräuter benutzte, die von der göttlichen Vorsehung geschenkt waren. Die Kunst des Heilens sei zu heilig, als daß sie kommerzialisiert werden dürfe, sagte er." ( 3, S. 12)

 

 

2.2 Wirkungsweise der Bach-Blüten

"Die Wirkungsweise dieser Arzneien besteht darin, daß sie unsere Schwingungen anheben und unsere Gefäße für die Aufnahme unseres geistigen Selbst öffnen, daß sie unser Wesen mit der bestimmten Tugend erfüllen, derer wir bedürfen, und den Fehler hinauswaschen, der Schaden und Leid verursacht. Wie schöne Musik oder irgend etwas anderes erheben-des, das uns Inspiration schenkt, sind sie imstande, unser innerstes Wesen zu erheben und uns unserer Seele näherzubringen. ... Sie heilen nicht durch einen Angriff auf die Krankheit, sondern indem sie unseren Körper mit den schönen Schwingungen unseres höheren, geistigen Wesens überfluten, in dessen Anwesenheit Krankheit hinwegschmilzt wie Schnee in der Sonne."

(Dr. Bach, Vortrag in Southampton, Feb. 1931)

 

Die Bachblüten sind nur ein Anstoß zur Selbstheilung, denn die eigentliche Heilung kommt immer nur aus uns selbst heraus. Dort wird sie zugelassen und damit ermöglicht.

Sie sind ein Wegbereiter für die Heilung .

Und da Heilung Veränderung bedeutet, kann man einen Menschen nur heilen, wenn er bereit ist, sich zu verändern!

 

2.3 Die Herstellung der Bachblüten-Essenzen:

Die Sonnenmethode:

Die voll erblühten Blüten werden in eine Schale mit sauberem Wasser gelegt und einige Stunden in die Sonne gestellt, bis sie welken.

In der vollen Blüte ist die Lebenskraft der Pflanze, ihre gesamte heilende Energie konzentriert.

Durch die Kraft der Sonne geht diese Energie auf das Wasser über.

Nach dem Entfernen der Blüten wird das Wasser zur Konservierung mit Alkohol (vorzugsweise Weinbrand) versetzt.

Diese Essenz wird zur Anwendung noch weiter verdünnt (s.u.)

 

Die Kochmethode:

Bei Pflanzen, die im März und April blühen, reicht die Kraft der Sonnen meistens noch nicht aus, um die Energie auf das Wasser zu übertragen. Hier muß die Hitze des Herdfeuers die Sonne ersetzen. Die Blüten werden leicht geköchelt bis sie welken.

Das Abfüllen und Konservieren erfolgt wie bei der Sonnenmethode.

Die Essenzen werden zur Anwendung noch weiter verdünnt. Auf 10 ml Wasser (zur Konservierung mit ca. ¼ Weinbrand verstetzt) kommt 1 Tropfen der Blütenessenz.

Von dieser fertigen Mischung werden 4x täglich 4 Tropfen eingenommen.

Inzwischen wurden weitere Blüten-Systeme entwickelt. Es wird mit Pflanzen aus Australien, Kalifornien, Indien und Hawaii gearbeitet.

Ich möchte hier jedoch nur mit den "klassischen" Bach-Blüten die Vergleiche zur TCM ziehen.

 

 

3. Die Wandlungsphase Holz

Die der Wandlungsphase Holz zugeordneten Zangfu sind Leber und Gallenblase.

3.1 Der Shen-Aspekt des Holzes ist Hun, die Wanderseele. Sie hat ihren Sitz

im Leber-Blut.

Wenn Hun ein Zuhause hat, besitzt der Mensch Charakterstärke, Persönlichkeit, Kreativität und Bewußtseinsklarheit und "Hun kann uns dann helfen, unser Leben mit Weisheit und Voraussicht zu gestalten."( 9, S. 85)

Ist Hun jedoch schlecht verwurzelt, so kann sie umherschweifen, "in andere Welten und Wahrnehmungen wandern" ( 12, Bd. 1) und wir träumen - auch tagsüber - viel.

Die Vereinigung von Hun und Po als das höchste Ziel (das Erreichen des Dao):

"Der vollkommene Mensch pflegt Hun und erleichtert Po (um Besitz und Begehren), damit sie Hun begleiten und die Grenzen von Raum und Zeit überwinden kann." ( 12, Bd. 2)

Die Aufgaben der Leber sind die Speicherung von Xue und die Harmonisierung des freien Qi-Flusses.

Sie Reguliert das Fließen auf allen Ebenen: Emotionen, Blut, Qi-Verteilung über die Leitbahnen durch den gesamten Körper usw.

Außerdem beherrscht sie die Sehnen – das elastische Gewebe, welches unsere Bewegungen weich und "rund" macht.

 

3.2 Leber Qi- Stagnation

Ursachen :

- Bewegungsmangel

- unterdrückte Emotionen

- hitzeerzeugende Nahrung (fettes, süßes, kurz gebratenes, Alkohol)

- chron. Überarbeitung (Leere)

Symptome:

- Reizbarkeit, Cholerik, Jähzorn

- Verspannungen, allgem.

- Depression, Frustration, launisch

- Globus Hystericus – Pflaumenkerngefühl

- Menstruationsprobleme (PMS, Dysmenorrhoe usw.)

- Wandlungsunfähigkeit, gestörte Verarbeitung (Qi u. Emotionen)

- Kopfschmerz m. Nackenverspannungen

- Distension im Hypochondrium und Thorax (z.B.Seitenstiche)

- Knotenbildung (Stagn.+ Schleim)

- Puls: saitenförmig (Xian Mai)

- Zunge : Farbe u. Belag oft normal

 

Beispiele für die Behandlung nach TCM:

- Stagnation lösen, Qi bewegen / verteilen

- ggf. Hitze ableiten

- Akupunktur: Le 3 (auch in Kombination mit Di 4 als Si Guan)

KS 6 (Jue Yin-Schicht, v.a. bei emotionaler Ursache)

Gb 34, Le 2,5,13,14, 3E 6

à sedierend nadeln, Moxa meistens nicht angebracht.

Ma 36, MP 4,6 (wenn Verdauung betroffen)

- ausreichend Bewegung/körperliche Belastung empfehlen

 

Mögliche Folgen der Leber Qi- Stagnation:

- Blut-Stase

- Übergriff auf Milz u. Magen

- Leber-Hitze

- Beeinträchtigung aller anderen Zang Fu

 

Die Behandlung der Leber Qi- Stagnation kann durch folgende Bachblüte ergänzt werden:

- Cherry Plum (auch akute Anfälle von aufsteigendem Leber Yang;

Metall überwältigt das Holz)

 

Cherry Plum

(Prunus cerasifera; Kirschpflaume, Myrobalane)

Dr. Bach:

"Furcht, den Verstand zu verlieren oder daß man gefürchtete, schreckliche Dinge tun könnte, die man nicht will und als falsch erkennt, während man trotzdem den Impuls spürt, sie zu tun."

- Amokläufer, Suizidgefahr, Kurzschlußhandlungen, Ausbrüche

- Nervenzusammenbruch

- "kurz davor", "gleich passiert etwas"

- Verzweiflung durch chronische Leiden und heftige Schmerzen

- Gefühl des Getriebenseins

- Überschwenglich, impulsiv

- wirkt nach außen oft kühl, reserviert, kontrolliert

- physischer und psychischer Druck, Nerven auf Hochspannung

- Angst, verrückt zu werden

- Angst, innerlich loszulassen

- Angst, die Kontrolle zu verlieren und aus der Rolle zu fallen (daher

Unterdrückung der Emotionen)

- innerliche Zerrissenheit, Ungleichgewicht der Gefühle

- angespannte Zerstreutheit

- gestaute Emotionen, v.a. Wut aus Angst vor den Folgen

- Folgen v. zu langer Zurückhaltung, Zusammenreißen

versucht immer, ansich zu halten

- aggressionsgehemmt

- unterdrückte Aggressivität wird somatisiert

- unausgelebtes kreatives Potential

- ständiges Schwanken zwischen Flucht und Angriff

- Zwanghaftes Verhalten, Neurosen, Hysterie, Wahnvorstellungen

- Gedanken an Gewalttätigkeit

 

Körperliche Symptome:

- Bluthochdruck

- Kopfschmerzen, Migräne

- Glaukom

- Koliken, Blähungen (auch bei Babys)

- übermäßiges sexuelles Verlangen

- Nervosität, permanente Unruhe

- Tremor

- geringere/fehlende Mimik

- restless Legs

- Anspannung bis zur Unbeweglichkeit/Starre

- Augen starr, weitgeöffnet, verminderter Lidschlag

- Epilepsie

- Parkinson

- unausgelebte sexuelle Energie à Migräne od. Prostatabeschwerden

- Magenkrämpfe

- Muskelverspannungen

- Alpträume

- Stottern

- Nägelkauen

- Bettnässen

- Erkrankungen der Schilddrüse

 

"Der Gelassene nützt seine Chance besser als der Getriebene."

Thornton Wilder

Vergleich mit anderen Bachblüten:

Impatience: Holz-Konstitution, eilig, ungeduldig, reizbar, Vorwärtsdrang

Clematis: Reaktionsmangel wg. Zurückgezogenheit u. fehlender Energie

 

3.3 Leber Blut- Mangel

Ursachen:

- Nieren Yin- Mangel à Leber Yin- Mangel

- allgem. Blut-Mangel (Verlust od. zu geringe Produktion)

- innere Hitze

Symptome:

- Augenprobleme (Trockenheit, unklares Sehen, Gesichtsfeldausfälle)

- Muskelschwäche, -krämpfe, -zittern, -spasmen, taubes Gefühl, Schwäche

der Sehnen

- Schwindel

- blasse Lippen, stumpfer blasser Teint

- trockene, brüchige Nägel, Rissige Nagelhaut

- Hypo- u. Amenorrhoe (Ren mai und Chong mai werden unterversorgt)

- Tagträumen od. lebhaftes Träumen nachts durch nicht verwurzelte Wander-

seele Hun

- Zunge: blaß, trocken

- Puls: rauh (Se Mai), zwiebelstengelartig (Kou Mai) oder leer (Xu Mai),

ggf. saitenförmig (Xian Mai)

 

Beispiele für die Behandlung nach TCM:

- Blutbildung allgem.: Ma 36, MP 6, Bl 20, 23, 17, Ren 4

- Leber Blut: Le 8, Bl 18

- Leber-Funktion: Le 3

- speziell f. Augenprobleme: Gb 37

Die Behandlung des Leber Blut- Mangels kann durch folgende Bachblüte ergänzt werden:

- Clematis (Umherschweifende Hun; zu wenig Willenskraft (Zhi) im Denken)

 

Clematis

(Clematis vitalba, Weiße/Gemeine Waldrebe)

Dr. Bach:

"Für jene, die verträumt, schläfrig, nicht ganz wach sind und kein großes Interesse am Leben haben. Ruhige Menschen, die nicht ganz froh mit den gegenwärtigen Umständen sind und mehr in der Zukunft als im Jetzt leben; sie leben ihre Hoffnungen auf glücklichere Zeiten, in denen ihre Ideale wahr werden könnten. Im Krankheitsfalle machen manche von ihnen sich kaum oder gar keine Mühe, wieder gesund zu werden, und einige Fälle scheinen sich sogar auf den Tod zu freuen, in Erwartung besserer Zeiten – oder vielleicht in der Hoffnung, jemandem wiederzubegegnen, den sie durch den Tod verloren hatten."

- Teilnahmslosigkeit, Interesselosigkeit, Gleichgültigkeit, Apathie

- Antriebslosigkeit, herabgesetzte Motivationsfähigkeit

- Absencen, Tagträumer, lebt in seiner Traumwelt (auch mit Hilfe von

Alkohol u.a. Drogen), können Phantasie und Wirklichkeit oft nicht mehr

unterscheiden

- "Bücherwurm", reist mit Büchern in eine andere Welt, entzieht sich mit Lesen

und Musik in eine andere Welt

- romantische Todessehnsucht

- hoffen auf eine bessere Zukunft (Sechser im Lotto usw.)

- möchte in Ruhe gelassen werden

- unauffällig, wird leicht übersehen

- Lernschwäche

- Vergeßlichkeit, temporäre

- fehlendes Zeitgefühl, ist unter Zeitdruck pünktlicher

- Konzentrationsschwäche, abschweifende Gedanken (à Unfallneigung)

- Senilität, frühe Alterung, fehlender Lebenswille (v.a. bei Erkrankung)

- betrachtet seinen Körper und seine Krankheiten als nicht zu sich gehörend

- langsam, träge, schläft viel

- reagiert auf Konflikte mit Müdigkeit

- fehlendes Durchsetzungsvermögen (auch von Ideen und Plänen in die Tat)

Körperliche Symptome:

- leichte Erkrankungen, die dennoch nicht ausheilen

- Neigung zu Infektionserkrankungen

- Ohnmacht, Bewußtlosigkeit

- Seh- u. Hörstörungen

Vergleich mit anderen Bachblüten:

Olive: Erschöpfung aus chron. Überforderung

Hornbeam: mentale Überforderung, Aktivität kosten anfangs Überwindung

Sweet Chestnut: Erträgt die Realität nicht mehr, akute Krise

Centaury: Teilnahmslosigkeit aus Willensschwäche

Honeysuckle: lebt in der Vergangenheit

 

"Ideale sind wie Sterne: Man kann sie nicht erreichen, aber man kann

sich nach ihnen orientieren." Carl Schurz

 

4. Die Wandlungsphase Erde

Die der Erde zugeordneten Zangfu sind Milz und Magen.

Der Shen-Aspekt der Erde ist Yi – das gerichtete Denken.

Ist das Qi der Erde harmonisch, so kann der Mensch nachdenken und lernen.

Das Yi hat seinen Sitz im Milz Qi.

 

4.1 Die Aufgabe des Milz Qi ist die Aufnahme, Umwandlung und Integration der Nahrung, und dies nicht nur im körperlichen, sondern auch im geistigen Sinne. Sie hat das Bestreben, zu lernen (in sich aufzunehmen und zu verknüpfen) und nachzudenken (= reifen zu lassen).

Wenn das Milz Qi durch zuviel denken, sitzen und lernen überfordert wird, kommt der Mensch ins Grübeln und die Gedanken werden unkonzentriert bzw. kreisen immer um die selben Probleme. Das Qi wird im Herzen gesammelt, umschließt Shen und führt so zu einer "Verknotung", d.h. zu einer Stagnation des Zheng Qi im Oberen Erwärmer, von wo aus es eigentlich im gesamten Körper hätte verteilt werden sollen.

Die körperliche Auswirkung ist, daß die vier Extremitäten nicht mehr ausreichend versorgt werden können, da das Qi im Oberen Erwärmer gefangen ist. So kann es z.B. zu Kälteempfindungen, Muskelschwäche bis hin zu Muskelatrophien in Armen und Beinen kommen.

Diese Stagnation im oberen Jiao hat natürlich auch Auswirkungen auf Lunge und Herz, ich möchte mich hier jedoch ausschließlich auf das Milz Qi konzentrieren.

Die Milz hat auch die Aufgabe, die Organe (und das Blut) an ihrem Platz zu halten. Dies wird dadurch ermöglicht, daß das Qi der Milz aufsteigt. Ist es zu schwach, kann es zu Organsenkungen bzw. –vorfällen kommen und das Blut kann nicht mehr in den Adern gehalten werden (à erhöhte Neigung zu Häma-tomen).

Ferner ist die Milz auch an der Blutbildung beteiligt, indem sie das aus der Nahrung gewonnenene Gu Qi als eine der Grundlagen zur Verfügung stellt.

 

Weitere Ursachen für eine Milz Qi- Schwäche sind u.a.:

- falsche, v.a. übermäßige Ernährung

- Nieren Qi- Schwäche

- Übergriff des Leber Qi auf die Erde

Typische Symptome einer Milz Qi- Schwäche sind:

- Schwäche, Müdigkeit, Lethargie; v.a. nach dem Essen

- Völlegefühl, Bauchschmerzen, Unwohlsein; werden durch Druck gebessert

- breiiger, tw. wechselhafter Stuhl, Diarrhoe, Blähungen

- Nässeansammlungen: Ödeme, Schweregefühl, Engegefühl i.d. Brust

- Appetitlosigkeit

- fehlender Geschmackssinn (auch im übertragenen Sinne)

- blaßgelber Teint durch Blutbildungsstörungen

- Bindegewebsschwäche

Zunge: blaß, Zahneindrücke

Puls : leer, schwach, eher tief, ggf. schlüpfrig (bei Nässe)

 

Eine lange bestehende Milz Qi- Schwäche kann weitere Syndrome zur Folge haben:

Aufgrund der Nässeansammlungen kann es zu Stagnationen kommen. Wenn diese Stagnation lange Zeit besteht, kann sich aus der Nässe Schleim bilden, wodurch die Stagnation noch verstärkt wird. Als Folge dessen kann sich Hitze bilden, die den Schleim noch weiter eintrocknet.

Schleim kann in sichtbarer oder unsichtbarer Form vorliegen. Er kann die Leitbahnen verlegen, den Geist vernebeln und sich in diversen Formen als körperliche Veränderung (Verhärtungen, Ablagerungen, Steinbildungen, Gewebszubildungen usw.) zeigen.

Im schlimmsten Fall von heißem Schleim haben wir es mit einem metasta-sierenden Karzinom zu tun.

Wie oben bereits erwähnt kann das Milz Yang so schwach sein, daß das Milz Qi nicht mehr seine Richtung (aufsteigend) einhalten kann und absinkt, wobei die Haltefunktion für die Organe nicht mehr bzw. nurnoch eingeschränkt ausgeübt wird.

Da das Milz Qi grundlegend an der Bildung von Qi und Xue beteiligt ist, kann eine chronische Schwäche folglich auch zu allgemeinem Qi- und Blutmangel führen.

Dies äußert sich bei Qi-Leere v.a. mit allgemeiner Schwäche, blassem Gesicht, schwacher Stimme, leichter Atemnot, Appetilosigkeit, leerem Puls und blasser Zunge.

Xue-Leere führt hauptsächlich zu einem stumpfen, blassen Gesicht, Taubheits-gefühl der Glieder, Schwindel, trockenem Haar, unscharfem Sehen, Hypo- bzw. Amenorrhoe, einem feinen, rauhen Puls und blasser, dünner Zunge.

 

Beispiele für die Behandlung mit TCM:

- Ursachen abstellen (Ernährung umstellen, Sport als Ausgleich für langes

Sitzen usw.)

- Akupunktur: MP 2,3,6, Ma 36, Bl 20,21

bei Blutbildungsstörungen: MP 4,10, Bl 17

für die Psyche: Ma 25, Ren 12

- Moxa: Bl 20,21

 

 

4.2 Die Behandlung der Milz Qi- Schwäche kann durch folgende Bachblüten ergänzt werden:

- Hornbeam (Nässe-Ansammlungen, Yang-Mangel)

- White Chestnut (verknotetes Qi, gefangengehaltener Shen)

- Chestnut Bud (mangelhafte Transformation und Integration d.

"Nahrung")

 

 

Hornbeam

(Carpinus betulus, Hain- od. Weißbuche)

Dr. Bach:

"Für jene, die das Gefühl haben, nicht genügend seelische oder körperliche Kraft zu besitzen, die Bürde des Lebens zu ertragen. Die Angelegenheiten des Alltags erscheinen ihnen zu schwer, auch wenn sie ihre Aufgaben in der Regel erfüllen können.

Für jene, die glauben, daß sie körperlich oder seelisch einer Stärkung bedürfen, um ihr Tagewerk leicht vollbringen zu können."

 

- Montag-Morgen-Zustand: der Tag liegt wie ein unüberwindlicher Berg vor

einem

- Routine und einseitige Lebensweise ermüdet

- fehlender Wechsel zwischen körperlicher Aktivität und Konsumieren

- Antriebslosigkeit, Mattigkeit, fehlende Motivation, Trägheit

- fehlende innere Spannung, Schwunglosigkeit, "ausgeleiertes Gummiband"

- mentale Erschöpfung, geistig ausgelaugt

- morgens müder als man sich abends hingelegt hat

- Rekonvaleszenz (auch nach Drogen)

- glaubt, Stimulantien (Kaffee, Tee usw.) zu brauchen

- Kopflastigkeit

- Besserung im Laufe des Tages

- zuviel Fernsehen/Essen/Lesen à Kopfbrummen

- Folgen von Lernen/Grübeln/Planen

- Besserung durch Unvorhergesehenes, Abwechslung, Herausforderungen

- bleierne Müdigkeit nach dem Mittagessen

- Zweifel an der eigenen Kraft und daran, die täglichen Aufgaben bewältigen zu

können, Überforderungsgefühl

Körperliche Symptome:

- Bindegewebsschwäche

- gerötete Augen, Druck/Brennen in den/ um die Augen

- Immunsystem

- Krankheiten, die morgens schlimmer sind (auch Kater)

Vergleich mit anderen Bachblüten:

Olive: bei echter Erschöpfung (durch Verausgabung), s. Nieren Jing-Mangel

White Chestnut: Kreisende Gedanken; oft in Kombination mit Hornbeam

 

"Aufschub ist das der Eile entgegengesetzte Laster." Martin Luther

 

 

White Chestnut

(Aesculus hippocastanum, Roßkastanie)

Dr. Bach:

"Für jene, die sich nicht dagegen wehren können, daß ihnen Gedanken, Vorstellungen und Argumente in den Sinn kommen, die ihnen unerwünscht sind. Das geschieht gewöhnlich in jenen Augenblicken, wenn das momentane Interesse nicht stark genug ist, um ihre Aufmerksamkeit ganz zu fesseln.

Bedrückende Gedanken drängen sich immer wieder vor, und wenn sie einige Zeit verbannt waren, kehren sie hartnäckig zurück. Sie scheinen sich ständig im Kreise zu drehen und verursachen viel seelische Qual.

Wenn diese unerwünschten, unangenehmen Gednken da sind, nehmen sie einem den Frieden und machen es unmöglich, nur an die Arbeit, die Freude oder das Vergnügen des Tages zu denken."

 

- kreisende Gedanken, Grübeln, Ausweglosigkeit

- Unvermögen, aus einer Situation auszubrechen; selbstkreierter Käfig

- Selbstgespräche

- kopflastig, Gedanken verselbständigen sich

- Unaufmerksamkeit und Abwesenheit

- innere Anspannung und Unruhe wg. geistiger Blockade; überreiztes Gehirn

- nachtragend

- Beschwerden durch gleichförmigen Alltag, v.a. Schreibtischarbeit

- Unordentlich, kann Wichtiges von Unwichtigem schwer trennen

 

Körperliche Symptome:

- Schlaflosigkeit

- Zähneknirschen im Schlaf

- chron. Kopfschmerzen (Stirn), Schwindel

- Beklemmungen

- rheumatische Beschwerden bei Regenwetter

- Allergien

Vergleich mit anderen Bachblüten:

- Hornbeam: mehr Trägheit

- Scleranthus: Schwanken zwischen zwei Möglichkeiten

 

"Gedanken gleichen Festungen, in denen man sich ebenso geborgen wie belagert fühlen kann." Hans Lohberger

 

 

 

Chestnut Bud

(Aesculus hippocastanum, Kastanienknospen)

Dr. Bach:

"Für jene, die aus ihren Erfahrungen und Beobachtungen nicht genügend zu lernen scheinen und länger als andere brauchen, um die Lektionen des täglichen Lebens zu begreifen.

Während bei manchen Menschen eine einzige Erfahrung genügt, ist es für diese notwendig, mehrere zu erleben, bis sie die notwendige Lektion gelernt haben.

So sehen sie sich zu ihrem eigenen Bedauern gezwungen, bei verschiedenen Gelegenheiten den gleichen Fehler zu wiederholen, während ein Mal genügt hätte, oder die Beobachtung anderer ihnen diesen Fehler ersparen könnte."

 

- unkonzentriert, unaufmerksam, Lernschwierigkeiten

- macht immer wieder die gleichen Fehler, zieht keine Konsequenzen daraus

"hängender Groschen", fehlende Verinnerlichung von Erfahrungen

- oberflächlich, naiv, nachlässig

- geht unangenehmen Dingen aus dem Weg, setzt sich nicht mit seinen

Problemen auseinander sondern verschiebt alles auf später

- beginnt viele Dinge gleichzeitig, ohne sie zuende zu führen

- schlechtes Gedächtnis für alltägliche Dinge

 

Körperliche Symptome:

- periodisch auftretende Erkrankungen, Rezidive

- chronische Erkrankungen

- schlechte Auswertung der Nahrung (körperlich wie geistig)

 

Vergleich mit anderen Bachblüten:

- White Chestnut: wenn aus dem Unvermögen, zu lernen, Ausweglosigkeit

geworden ist

 

"Erfahrung ist eine verstandene Wahrnehmung." Immanuel Kant

 

 

 

 

 

5. Verschiedene Aspekte der Wandlungsphase Metall

Die der Wandlungsphase Metall zugeordneten Zangfu sind Lunge und Dick-darm.

Die Haupteigenschaft des Metalls ist die Trockenheit.

So bezeichnet man z.B. in der "Pferde-Sprache" ein Pferd mit markantem Gesicht und sich deutlich abzeichnenden Muskeln, Adern und Sehnen als "trockenen Typ".

5.1 Die Trockenheit ist der Gegenpol zum Nassen, Schwammigen und Un-differenzierten.

Das Metall hilft uns, Grenzen zu ziehen und Klarheit zu schaffen, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und gibt uns dadurch Präzision. Es differenziert uns von anderen, macht uns zu Individuen.

Es ist allerdings die Gallenblase, die aus den Ergebnissen unserer Denkprozesse (dem Produkt der Erde) Entscheidungen macht. Sie fällt das Urteil. Durch sie haben wir ein klares Ziel vor uns. Die Niere gibt uns die Willenskraft, den Drang zu diesem Ziel (zur Verwirklichung) und das Herz lässt uns den ersten Schritt darauf zu machen.

Da der Weg zu diesem Ziel leider nicht immer so klar ist, müssen wir uns immer wieder dieses Ziel klarmachen und die Situation nüchtern ("trocken") überlegen, um unbeirrt auf unserem Weg zu bleiben bzw. unseren Weg neuen Gegeben-heiten anzupassen.

Wir müssen uns auf unsere eigenen Ziele und Wege besinnen (uns in uns selbst zurückziehen), d.h. wir differenzieren uns von den Einflüssen anderer, damit sie uns nicht vollständig einnehmen und unsere Abgrenzung auflösen können.

Besonders in der Beziehung zwischen Therapeut und Patient ist es entscheidend, die Individualität beider zu wahren. Hier kommt leider jedoch erschwerend hinzu, daß der Therapeut seinen Patienten bzw. dessen Krankheit verstehen muß – er muß sich in ihn hineinversetzen können. Es ist also eine Wanderung auf einem sehr schmalen Grat. Es ist eine Kunst – die Heilkunst.

Betrachtet man seinen Patienten nur "von außen", so übt man ein Handwerk aus. Lässt man sich jedoch auf eine Interaktion ein, bei der dennoch die Individuali-täten gewahrt werden, so beginnen größere Kräfte zu wirken. Kräfte, die nichts mit dem eigenen Wollen oder Können zu tun haben, sondern die man nur zulassen und erleben kann und die uns in ihrer Kraft und Größe immerwieder demütig werden lassen. Diese Momente der totalen Übereinstimmung, der perfekt synchronen Schwingung, der Einigkeit und des Vertrauens (ich nenne sie für mich immer "die heiligen Momente") sind wie das Auge des Sturms. Aus dem eben noch herrschenden Chaos entsteht eine fast unwirkliche, andächtige, "aktive" Stille, ein inneres Leuchten und damit einen Gewissheit, daß alles wieder gut wird.

5.2 Die sensible Wahrnehmung, die hier natürlich eine große Rolle spielt, wird durch die Körperseele Po ermöglicht.

Po ist der Shen-Aspekt des Metalls. Sie hat ihren Sitz im Lungen Qi.

Die menschliche Seele kann in 7 Po- und 3 Hun-Seelen unterteilt werden.

Die Körperseele Po entspricht dem Yin-Anteil, die Wanderseele Hun wird dem Yang-Anteil zugeordnet.

Aus westlicher Sicht entspricht Po hauptsächlich dem Nervensystem, denn sie ermöglicht klare, differenzierte Empfindungen (Sinnesorgane) und Bewegungen (Kleinhirn). Ebenso steuert sie die vitalen Prozesse (vegetatives Nervensystem).

Darüber hinaus ist sie aber auch für die Entwicklung des Embryos entscheidend, da sie aus der Essenz (Jing) den Körper gestaltet.

Po bewirkt die "somatische Manifestation der Seele" ( 9, S. 92).

Trauer und Kummer engen das Lungen Qi und damit die Körperseele ein, was die Atmung ("das Pulsieren der Körperseele", 9, S. 93) beeinträchtigt.

Das erklärt auch, warum der Punkt Blase 42 (Po Men, Tor der Körperseele) zur Behandlung von Asthma u.a. Lungenproblemen besonders gut geeignet ist.

 

5.3 Das in der Lunge aus Qing Qi (der "reinen Atemluft") und Gu Qi (der aufbereiteten Nahrung) gebildetet Zong Qi (Sammel Qi) wird durch den "zündenden Funken" des Yuan Qi in das Wahre Qi (Zhen Qi) umgewandelt.

Das Zhen Qi manifestiert sich in zwei Gestalten:

a) als Ying Qi, welches in den Leitbahnen fließt und die Zangfu ernährt, und

b) als Wei Qi, daß außerhalb der Leitbahnen in Muskeln und Haut über die Körperoberfläche verteilt wird und der Abwehr (bzw. der Abgrenzung allgemein, also z.B. auch dem Öffnen und Schließen der Poren) und der Erwärmung dient.

Der Körper wird also vom Ying Qi ernährt, vom Wei Qi gewärmt und beschützt und von Po "beseelt".

Die gleichmäßige Verteilung geht v.a. vom Lungen Qi aus.

Aufgaben der Lunge sind:

- Kontrolle der Atmung und Qi-Verteilung (= Rhythmik und Ordnung)

- Bildung des Qing Qi (des reinen Qi) aus der Atemluft

- Herabführen (des Qi zu den Nieren)

- Kontrolle der Wasserwege, der Abgabe und Verteilung der Flüssigkeiten

- Kontrolle der 100 Gefäße (= des Pulses)

 

5.4 Lungen Qi- Schwäche

Ursachen:

- konstitutionelle Schwäche

- langfristige Fehlhaltung (z.B. gebeugte Haltung am Schreibtisch)

- äußere pathogene Faktoren (Wind-Kälte, Wind-Hitze)

- Behandlung mit Antibiotika; Impfungen

Symptome:

- Husten, Atemnot, Kurzatmigkeit, flache Atmung, Asthma

- Schwache Stimme, Abneigung gg. Sprechen

- reichlich klares, wäßriges Sputum

- Schwitzen, tagsüber

- Erkältungsneigung, Abneigung gg. Wind-Kälte, mangelhafte Abwehr

gg. exogene pathogene Faktoren

- leuchtend weißes Gesicht

- Müdigkeit

- Zunge: blaß od. normal, dünner weißer Belag

- Puls: leer (Xu Mai)

 

Beispiele für die Behandlung nach TCM:

- Lungen Qi stärken: Lu 9, Lu 7, Bl 13, Du 12

- Qi allgem. stärken: Ren 6

- Atemübungen (Qi Gong)

- Wei Qi stärken: Yang Wei Mai (3E5 + Gb 41)

 

Mögliche Folgen:

- Schwächung des Wei Qi

- Irritation der Körperseele Po

 

"Frieden findet nur der, der seine Seelenkräfte bändigt und vereint."

( 12, Bd. 1)

 

5.5 Die Harmonisierung der verschiedenen Metall-Aspekte kann durch folgende Bachblüten unterstützt werden:

- Lungen Qi- Schwäche: Crab Apple

- Wei Qi: Beech (Disharmonie, Blockade à Bi-Syndrom)

- irritierte Körperseele Po: Aspen (Disharmonie von Po und Hun)

- Metall überwältigt das Holz: Cherry Plum (s. Leber Qi- Stagnation)

 

Crab Apple

(Malus pumila, Holzapfel)

Dr. Bach:

"Dies ist ein Heilmittel zur Reinigung.

Für jene, die das Gefühl haben, etwas nicht ganz Reines an sich zu haben.

Oft ist dies etwas offensichtlich Unbedeutendes. Andere mögen eine weitaus ernstere Krankheit haben. Diese bleibt fast unbeachtet im Vergleich mit der einen Kleinigkeit, auf die sie ihre Aufmerksamkeit konzentrieren."

- (zwanghaftes) Bedürfnis nach Reinheit, Ordnung, Ästhetik

- heikel beim Essen

- Abneigung gg. Schmutz; Angst vor mögl. Ansteckung (in Menschen-

ansammlungen, auf öffentlichen Toiletten, beim Sex)

- Ekel (tw. auch von Müttern beim Stillen)

- Kinder, die sich beim Spielen od. Essen nicht schmutzig machen

- Perfektionist, nichts ist gut genug, Streben nach Makellosigkeit

- verliert sich im Detail, fehlendes Verständnis für übergeordnete Zusammen-

hänge, kann deswegen keine Prioritäten setzen und Ordnung halten

- gestörtes Verhältnis zum eigenen Körper, lehnt ihn ab

 

Körperliche Symptome:

- Juckreiz ohne erkennbaren Grund

- Hauterkrankungen, Ausschläge u.ä. (auch bei Kinderkrankheiten)

- Allergien

- Hautpilz

- Infektionsanfälligkeit

- Durchfall und Erbrechen

- Wunden

- Parasitenbefall

- zur Ausleitung von Giftstoffen (z.B. Fasten-Begleitung)

- zum Schweißtreiben bei Fieber

- zur Förderung der Schleimsekretion bei Husten und Schnupfen

Vergleich mit anderen Bachblüten:

White Chestnut: "Putzzwang" um innere Anspannung abzureagieren

Impatience: - " -

Cherry Plum: - " - , anfallsweise

 

"Vom höchsten Ordnungssinn ist nur ein kleiner Schritt zur Pedanterie."

Christian Morgenstern

 

Beech

(Fagus sylvatica, Buche)

Dr. Bach:

"Für jene, die das Bedürfnis haben, in allem, was sie umgibt, nur das Gute und Schöne zu sehen. Auch wenn vieles offensichtlich falsch ist, müssen sie doch die Fähigkeit entwickeln, das Gute im Innern zu erkennen. So sollten sie darauf achten, toleranter, nachsichtiger und verständnisvoller gegenüber den verschiedenen Weisen zu sein, in denen jeder einzelne und alles sich seiner jeweiligen Vollendung nähert."

 

- innere Abwehr, Ablehnung

- Intoleranz (geistig und körperlich), Vorurteile, halten sich selbst für tolerant

- Dünnhäutigkeit, verträgt keine Kritik, emotionale Verletzlichkeit

- Angst vor Nähe

- typ. Verhalten in der Pubertät

- scharfer diagnostischer Blick

- besserwisserisch, spöttisch, boshaft, scharfzüngig

- Bewertungs-, Urteils- und Kritik- Sucht

- Streben nach Vollkommenheit

- Mangel an Demut und Mitgefühl

- hat Schwierigkeiten, Veränderungen anzunehmen

 

Körperliche Symptome:

- Allergien, Hautprobleme (Akne)

- Verstopfung

- Gelenkerkrankungen (Arthrosen, Rheuma, Gicht), v.a. Knie, Finger- u.

Zehengrundgelenke, Handgelenke und Ellenbogen

- Wachstumsbeschwerden der Knochen

- allgem. Kälte

 

Vergleich mit anderen Bachblüten:

- Vine: Einmischung aus Dominanzstreben

- Rock Water: Eigenliebe, inneres Heraushalten

- Water Violet: Arroganz, Stolz, eher zurückgezogen/distanziert, behält seine

Meinung für sich

 

"Dem Anderen sein Anderssein verzeihen können, das ist der Anfang aller Lebensweisheit." Ernst Jaeger

 

Aspen

(Populus tremula; Zitterpappel, Espe)

Dr. Bach:

"Vage Ängste vor unbekannten Dingen, die sich nicht begründen oder erklären lassen. Trotzdem kann der Patient Angst davor haben, daß etwas Schreckliches passiert, ohne zu wissen, was dies sein könnte.

Diese unbestimmten, unerklärlichen Ängste können ihn Tag und Nacht verfolgen.

Die so Leidenden fürchten sich oft, über ihre Nöte zu sprechen."

- Ahnungen, Befürchtungen

- übersinnliche Wahrnehmungen (m. Flucht in esoterische Bereiche)

- fehlender Bezug zur Realität, auch im Wachzustand Kontakt zur astralen

und emotionalen Ebene (nicht nur im Traum)

- fehlender Abstand zur Intensität der Wahrnehmung

- Ängste: vage, im Dunken, vor unsichtbaren Mächten/Geistern, vor Verlusten,

vor dem Alleinsein, vor der Angst, tief verwurzelte Ur-Ängste

- Verfolgungswahn, paranoide Tendenzen

- Alpträume (mit panischer Angst), Träume von religiösen Themen

- Zittern

- plötzliches Erstarren, Schreckhaftigkeit

- Nervosität, Unruhe

- Sensibilität: Gerüche und Geräusche (Lärmphobie), Atmosphären (auch

Wetterfühligkeit), Stimmungen, "hört das Gras wachsen",

Schwingungen ("Seismograph")

à verbraucht viel Kraft

- dünnhäutig, "mit einer Haut zuwenig auf die Welt gekommen"

- Schlafwandeln, im Schlaf sprechen

- tw. Folgen von Traumata (Mißbrauch, Mißhandlung, Unfälle usw.)

- Kinder, die nicht alleine und nur bei Licht einschlafen können

- Gefühl, ausgeliefert, bedroht und verletzlich zu sein

Körperliche Symptome:

- Gänsehaut, "Haare stehen zu Berge"

- Schweißausbrüche

- Magenflattern

- Reisekrankheit

- Durchfall und Blasenschwäche bei Aufregung

- Nervöse Herz-Kreislaufbeschwerden

- chronische Darmerkrankungen

- Folgen von Drogen-Trips

- tw. Suchtbehandlung

Vergleich mit anderen Bachblüten:

- Mimulus: konkrete Ängste

 

"Die Angst klopft an die Tür, das Vertrauen öffnet und niemand war draußen." chinesisches Sprichwort

 

 

 

6. Die Wandlungsphase Wasser

Die der Wandlungsphase Wasser zugeordneten Zangfu sind Niere und Blase.

Der Shen-Aspekt des Wassers ist die Willenskraft Zhi.

Die Niere speichert die Essenz Jing. Diese ist der Sitz der Willenskraft Zhi.

Zhi ist aber auch der Drang zur Selbstverwirklichung, zum Ausleben des individuellen Potentials, zur Ausschöpfung der Talente.

Dieses Potential zu nutzen, ohne sich (d.h. seinen begrenzten Vorrat an Essenzen) zu verausgaben, entspricht der – der Wandlungsphase Wasser zugeordneten – Weisheit.

6.1 Jing besteht aus dem vorgeburtlichen Qi (vor-Himmels-Qi, Xian tian zhi qi) und dem nachgeburtlichen Qi (nach-Himmels-Qi, Hou tian zhi qi).

Es wird durch das Ursprungs Qi (Yuan Qi), welches im Ming Men gespeichert ist, aktiviert.

 

Erschöpfung der Essenz Jing

Symptome:

- Probleme bei Geburt, Entwicklung, Reproduktion und Alter;

Knochen, Gehirn, Ohren, Haare

- Knochenerkrankungen (-Entwicklung, Rachitis, Osteoporose, Zahnprobleme,

Heilung von Brüchen usw.)

- Schwäche von Rücken (LWS) und Knien

- Haarausfall, frühzeitiges Ergrauen

- Entwicklungsstörungen (körperlich u. geistig)

- Gedächtnisschwäche, frühzeitige Demenz

- Tinnitus, allmähliche Taubheit

- nachlassende Sexualkraft, Unfruchtbarkeit

- Kopfschmerz, tief im Inneren, m. Leeregefühl, Verschlimmerung durch Sex

- Nieren -Yin und -Yang gleichzeitig betroffen; Symptome: je nachdem,

welches davon überwiegt

- Zunge: rot, belaglos oder blaß

- Puls: oberflächlich (Fu Mai) oder tief (Chen Mai), leer (Xu Mai),

schwach (Ruo Mai), ggf. rauh (Se Mai)

Ursachen:

- Alter (physiologisch)

- angeboren (schlechtes Jing der Eltern wg. Alter od. Krankheit)

- übermäßige bzw. zu frühe sexuelle Aktivität

- schwere Krankheit

- Schock

Mögliche Folgen:

- Leere- Hitze/-Feuer aufgrund v. Yin-Leere

 

Behandlung nach TCM:

- Essenz nähren: Ren Mai 4, Ni 3, Du Mai 4 (Yang-Aspekt)

- Mark (Gehirn) stärken: Gb 39, Du Mai 20,14

- Bl 23 (Nieren), Bl 11 (Knochen), Ni 6 (Nieren Yin)

- Tinnitus: zusätzlich 3E 17

 

6.2 Die Behandlung der Erschöpfung des Jing kann durch folgende Bachblüten unterstützt werden:

- Olive: Erschöpfung durch körperliche Überlastung

- Oak: Verausgabung durch zu viel Willenskraft; Wasser-Konstitution

 

Olive

(Olea europaea, Ölbaum)

Dr. Bach:

"Für jene, die seelisch oder körperlich so gelitten haben, so erschöpft und müde sind, daß sie das Gefühl haben, keine Kraft mehr zu besitzen, um sich von neuem anzustrengen. Das tägliche Leben ist für sie Schwerarbeit, freudlose Mühe."

 

- Erschöpfung, körperlich und psychisch, ausgebrannt

- für Regeneration und Wiederherstelllung

- langanhaltende Überforderung

- Aktivität fällt schwer, fehlende "Lebensenergie"

- großes Schlafbedürfnis

- Freudlosigkeit, fehlendes Interesse am Alltag

- Schlaf u. Ruhe bringen keine Erholung mehr

Körperliche Symptome:

- Kraftlosigkeit

- Prophylaxe: vor OPs, Entbindungen u.a. Anstrengungen

- schwächliche Konstitution

- Altersmittel

- chronische Krankheiten, Rekonvaleszenz, zehrende Krankheiten

- langanhaltende Ernährungsfehler/Mangelerscheinungen

- Sauerstoffmangel

- Nierenunterfunktion

- schlechte Darmflora

 

Vergleich mit anderen Bachblüten:

- Elm: kurzfristige Erschöpfung, für den "Endspurt", Qi-Mangel

- Hornbeam: fehlende Energie und Spannung bei Aufgaben des Alltags

- Wild Rose: völlige Resignation u. Apathie

 

"Hast du in der schlechten Stund´ geruht, ist dir die gute doppelt gut."

J.W. v.Goethe

 

Oak

(Quercus robur, Eiche)

Dr. Bach :

"Für jene, die sich anstrengen und Mühe geben, um wieder gesund zu werden, und auch in ihrem täglichen Leben hart kämpfen. Sie werden weiterhin eines nach dem anderen ausprobieren, auch wenn ihr Fall hoffnungslos erscheint.

Sie kämpfen weiter. Sie sind nicht zufrieden mit sich selbst, wenn Krankheit ihnen die Erfüllung ihrer Pflichten oder ihrer Hilfe für andere durchkreuzt.

Sie sind tapfere Menschen, die gegen große Schwierigkeiten ankämpfen, ohne daß ihre Anstrengungen oder ihre Hoffnung dabei nachlassen."

- würdevolle, kraftvolle, geduldige Menschen mit ruhiger Gelassenheit

- kann Verantwortung übernehmen, reißt sich aber nicht darum, sondern ent-

scheidet selbst, wofür.

- chronische Erschöpfung durch Überforderung

- Durchhalten/Pflichterfüllung trotz Erschöpfung, übertriebene Ausdauer

- Beschäftigungsdrang, übermäßige Aktivität

- pflichtbewußt, tapfer, ehrlich, gerecht, zuverlässig

- unauffällig, behutsam, verschwiegen/wortkarg, naturverbunden

- Abneigung gegen zu viel Nähe

- verbissen, stur, starrsinnig, unflexibel

- will keine Schwächen zeigen und keine Hilfe annehmen, löst seine Probleme

am liebsten selbst (um unabhängig zu bleiben)

- gibt die Hoffnung nicht auf, wird nicht mutlos, unermüdlich, zäh

- nimmt keine Rücksicht auf sein körperliches Potential

Körperliche Symptome:

- Muskelverspannungen

- Rückenschmerzen

- Gelenkprobleme (Knie, Hüfte, Schulter)

- vorzeitiges Altern (Steifheit und Arthrosen, Verknöcherungen)

- zunehmende Schwerhörigkeit

- Bluthochdruck, Arteriosklerose

- schwere Erkrankungen mit Erschöpfung

Vergleich mit anderen Bachblüten:

- Rock Water: Disziplin, Perfektionismus, Härte gegen sich selbst, Vorbild

 

"Arbeiten können ist eine Gnade, aber die Arbeit ist nicht Selbstzweck."

Karl Maderna

 

 

7. Leitbahn- und Punktebezug

Die Bach-Blüten lassen sich nicht nur mit den Zangfu-Syndromen vergleichen, sondern man findet auch Parallelen zu den Wundergefäßen und sogar einzelnen Akupunkturpunkten. Als Beispiel hierfür habe ich das Yin-Verbindungs-Gefäß mit den dazugehörigen Punkten ausgewählt.

 

7.1 Hauptfunktionen des Yin-Verbindungs-Gefäß (Yin Wei Mai):

- harmonisiert die Emotionen, beruhigt den Geist,

- koordiniert Qi- u. Blut- Fluß in den Yin-Leitbahnen

- wirkt auf Ying Qi (Nähr-Qi), v.a. Blut

- Speicher/Puffer für seelische Traumata

 

Indikationen zur Öffnung des Yin Wei Mai:

- schwere Blutverluste (Kopplung mit Chong Mai)

- psycho-somatische Erkrankungen durch Traumata; tw. erst nach

Jahren auftretende Beschwerden

- Trauer, Depressionen, Folgen von schwerem Kummer, Willensschwäche

- eher bei Frauen

- Ängste, Wahnvorstellungen, Nervenzusammenbruch, Alpträume,

Panikattacken

Das Yin Wei Mai wird durch die Punktkombination Pe 6 + MP 4 geöffnet.

7.2 Bei psychischen Problemen genügt die Nadelung des Konfluenzpunktes Pe 6, da das gekoppelte Gefäß (Chong Mai), welches als Blutspeicher dient, nicht angesprochen werden muß.

Viele Wirkungen des Punktes Pe 6 (Nei Guan, Innere Schranke) ergeben sich aus seiner Funktion als Konfluenzpunkt dieses Wundergefäßes, andere aus seiner Eigenschaft als Luo-Punkt zum San Jiao und durch seine Jue Yin- Beziehung zur Leber-Leitbahn.

Der Xi-Spaltpunkt des Yin Wei Mai ist der Punkt Ni 9. Auch er hat Bezug zu psychischen Problemen und die Fähigkeit, Traumata zu reaktivieren, ist in seiner Wirkung jedoch wesentlich sanfter als das Wundergefäß selbst.

 

7.3 Die Funktion des Yin Wei Mai kann durch folgende Bachblüten unterstützt werden:

- Agrimony: wirkt ähnlich wie Pe 6, löst Blockaden, reißt selbsterrichtete

(Schutz-)Mauern ein

- Star of Bethlehem: sanfter, tröstender (entspricht eher Ni 9)

Agrimony

(Agrimonia eupatoria, kleiner Odermennig)

Dr. Bach:

"Für die jovialen, fröhlichen und humorvollen Menschen, die den Frieden lieben und unter Meinungsverschiedenheiten und Streitigkeiten leiden; sie sind bereit, viel aufzugeben, um solche Unannehmlichkeiten zu vermeiden.

Obwohl sie im allgemeinen Schwierigkeiten haben und innerlich wie äußerlich besorgt und rastlos sind, verbergen sie ihren Kummer hinter einer Maske von Humor und Witz und sind als Freunde und Gesellschafter sehr geschätzt. Häufig greifen sie zu reichlich Alkohol oder Drogen, um sich in Stimmung zu bringen und die Leichtigkeit zu gewinnen, mit der sie ihre Bürde zu tragen gedenken."

 

- Fassade/Maske, eingschränkte Mimik (äußerlich immer fröhlich)

- beliebt, weil immer freundlich und fröhlich, "Pausenclown"

- quälende Gedanken

- Bewegungsdrang, innere Unruhe

- verdrängt Probleme, bagatellisiert sie, erträgt sie tapfer

- sensibel, empfindlich gg. Konflikte/ Disharmonien, tut vieles "um des lieben

Friedens willen"

- Süchte (Alkohol, Drogen, Tabletten), Eßstörungen zur Verdrängung von

Sorgen; hält seine Laster geheim

- kann schlecht alleine sein wg. Sorgen u. quälender Gedanken

à stürzt sich in Aktivitäten, Gesellschaften usw.

- Konstitutionsmittel

- Fehlermachen aus Überarbeitung/Überforderung

- hält Probleme für Schwäche, zeigt ungern Gefühle

- Sorgen über materielle Dinge (Beruf, Geld)

- ablenkbar, inkonsequent

Körperliche Symptome:

- Nägelbeißen

- Haare zupfen

- nächtliches Zähneknirschen u.a. Schlafstörungen

- Hautirritationen, nervöse (Furunkel, Abszesse)

- Magenbeschwerden, nervöse

- Verkrampfungen (à Kopfschmerzen)

- Verstopfung

- feiner Tremor

- Suchtveranlagung

"Sei einfach stets, denn viele Hüllen deuten auf verhülltes."

Franz Grillparzer

Cave:

Wenn durch die Gabe von Agrimony Mauern eingerissen werden, kann der Patient sich derart schutzlos und ausgeliefert fühlen, daß akute Suizidgefahr besteht!

Zum "Auffangen" wird Agrimony daher mit anderen Bachblüten kombiniert (z.B. Star of Bethlehem od. Sweet Chestnut).

 

 

Star of Bethlehem

(Ornithogalum umbellatum, Doldiger Milchstern)

Dr. Bach:

"Für jene, die in großer Bedrängnis oder in Umständen sind, die sie sehr unglücklich machen.

Der Schock einer schlimmen Nachricht, der Verlust eines lieben Menschen, der Schreck nach einem Unfall und ähnliche Zustände.

Für jene, die sich eine Zeitlang gar nicht trösten lassen wollen, bringt dieses Heilmittel Erleichterung."

- unverarbeitete Traumata aller Art (Unfälle, Mißhandlungen, OPs usw.);

akute und chronische Fälle (auch aus der Kindheit)

- löst Fixierung an traumatische Erlebnisse

- Orientierungshilfe, wenn man "aus der Bahn geworfen" wurde

- "Seelentröster"

Körperliche Symptome:

- Bettnässen (ohne organische Ursache)

- Narben, -schmerzen (physisch u. psychisch), Phantomschmerzen

- körperliche Beschwerden nach seelischen Erschütterungen

 

"Unser Leiden zu tragen und es zu besiegen, ist ein Weg zur Freiheit, weil man erst im Unglück erkennt, wer man wirklich ist." Stefan Zweig

 

"Auch hier gilt, wie bei der Bachblüte Pine, daß es nicht in der Einschätzung des Therapeuten liegen darf, ob Schuldgefühle oder Traumata gerechtfertigt sind, sondern daß es das Erleben des Patienten ist, auf das wir in seiner Art eingehen müssen. ...

Es gibt Menschen, die ohne traumatisiert zu sein, durch Kriege gegangen sind, aber weinend zusammenbrechen, wenn der Kanarienvogel stirbt." ( 1, S. 110)

Zusammenfassung/Diskussion

Der gemeinsame Nenner von Bach-Blütentherapie und TCM besteht im Erkennen und Verstehen der vorliegenden Dynamik, der tendenziellen Krankheitsentwicklung.

Zwar muß man verstehen, wo der Patient gerade "steht", ebensowichtig ist es jedoch, zu erkennen, woher die Krankheit kommt und wohin sie sich entwickelt.

Der Ansatz, mit so feinstofflichen Methoden wie den Bach-Blüten zu arbeiten, liegt in der Natur ihres Begründers: Dr. Bach besaß ein hohes Maß an Sensibilität und Intuition. Die Blüten-Essenzen waren sein Zugang zu seinen Patienten, sein Schlüssel zur Heilung.

Und ich denke, diese Erkenntnis ist wesentlich für jeden Therapeuten:

Welche Fähigkeiten habe ich? Wie sieht mein Schlüssel aus?

Es nützt nichts, Methoden von anderen, erfolgreichen "Gurus" zu übernehmen, wenn diese nicht meinem eigenen Wesen entsprechen. Es würde mich auf Dauer nicht glücklich (und auch nicht erfolgreich) machen – ich wäre zweifelnd, unzufrieden und erschöpft.

Je mehr ich an diesem Thema gearbeitet habe, desto unvollständiger kam mir diese Arbeit vor. Ich entdeckte immer mehr Ansätze und Zusammenhänge. Doch diese alle darzustellen, hätte den Rahmen dieser Arbeit gesprengt.

So musste ich mich mit den offensichtlichsten Zusammenhängen zufrieden geben und habe mich darauf beschränkt, für einzelne Bereiche der TCM anschauliche Beispiele zu geben.

Die Gemeinsamkeiten habe ich nur aufgeführt, aber nicht näher diskutiert, um Raum für eigene Ideen und Assoziationen freizuhalten. Ich wollte Denkanstöße geben, keine mathematischen Gleichungen aufstellen.

Denn jeder liest aus Texten etwas anderes heraus, sieht andere Schwerpunkte und interpretiert nach seinem eigenen Erfahrungsschatz.

Es war eine sehr inspirierende Aufgabe, diese Zusammenhänge ans Licht zu bringen und ich hoffe, damit auch andere zur Weiterentwicklung meines Grundgedankens anzuregen!

Zudem wollte ich zeigen, daß verschiedene Therapieformen nicht nebeneinander konkurrieren müssen, wobei die eine nur stark sein kann, wenn die andere schwach ist, sondern daß eine gekonnte Symbiose beide gleichzeitig stärken kann.

Keine Therapie ist besser oder schlechter als die andere, sie haben nur verschiedene Ansätze und damit andere Anwendungsgebiete.

Es ist dasselbe Thema wie die nie enden wollende Diskussion zwischen Heilpraktikern und Schulmedizinern. Sie verschwenden viel zu viel Kraft darauf, sich mißtrauisch zu beobachten und zu kritisieren, anstatt die Erfolge des anderen gelten zu lassen und durch ihre eigenen Möglichkeiten zu vervollkommnen.

 

Literaturliste

 

1) Bea Mark, Arzneimittelportraits der Bach- Blütenesssenzen, 1999

2) Heidi Kübler, Bach-Blüten-Therapie in der Tiermedizin, 1999

3) Irmgard Wenzel, Blüten-Therapie nach Dr. Bach, 1996

4) Sigrid Schmidt, Bach-Blüten, 1997

5) Ursel Wolf, Blüten-Repertorium

6) J.-E. R. Petersen, Heile dich selbst mit den Bachblüten, 1988

7) Mechthild Scheffer, Bach-Blütentherapie (Theorie und Praxis), 1993

8) Jeremy Ross, Zang Fu – Die Organsysteme der TCM, 1999

9) Giovanni Maciocia, Die Grundlagen der Chinesischen Medizin, 1994

10) Robert Johns, Die Kunst der Akupunkturtechniken, 1999

11) Deadmen/Al-Khafaji/Baker, Großes Handbuch d. Akupunktur, 2002

12) Noll/Lorenzen, Wandlungsphasen der TCM, Bd. 1, 3 und 4

 

 

13) CD Michael Graefe, Landscape, 2001

Bei keiner anderen Musik kann man stunden- und tagelang so wunderbar

konzentriert und inspiriert arbeiten, wie bei dieser...