An die Spiegel Redaktion

Abteilung Leserbriefe

 

 

    13. Mai 2007

 

Leserbrief zum Bericht“ Durchlöcherte Lunge“ von Günther Stockinger in der Ausgabe Nr. 17/2007 mit der freundlichen Bitte um Veröffentlichung

 

Wieder einmal überrascht der Spiegel mit Informationen über die Akupunktur, die dem Experten dieser Methode bekannt sind, dem Patienten jedoch nun Angst machen, bei jeder Akupunkturbehandlung ginge es um Leben und Tod.

 

Die unter den Akupunkturpunkten liegenden anatomische Strukturen sollten beiden Berufsgruppen, die mit der Akupunktur therapeutisch arbeiten, nämlich Heilpraktikern und Ärzten, bekannt sein. Seltsam ist, dass von den Hunderten statistisch festgehaltenen Fällen, bei denen es Verletzungen der Organe durch Akupunktur gegeben hat, die Mehrzahl davon durch Ärzte verursacht wurden. Wie ist das zu erklären? Sicher nicht nur durch schlechte anatomische Kenntnisse, sondern wohl eher durch mangelnde Kenntnisse in der Akupunktur. Jeder gut ausgebildete Heilpraktiker oder Arzt kennt die gefährlichen oder verbotenen Punkte für die Akupunktur, kennt die Stichrichtung und -tiefe der einzelnen Punkte und ist nicht so unsensibel, auf dem Sternum durch ein Loch eine Nadel bis ins Herz hineinzustoßen. Denn er weiß, dass hier der Punkt Tan Zhong (Ren 17) liegt, der schon seit alters als verbotener Punkt gilt und höchstens subkutan (durch die Haut) genadelt werden darf.

 

Ihr Artikel suggeriert zudem durch die gemeinsame Nennung von Heilpraktikern und medizinischen Laien anatomische Unkenntnisse der Heilpraktiker. Dies diskriminiert nicht nur den Berufsstand, sondern leugnet auch die Realität, dass besonders Heilpraktiker eine hohe Ausbildungsqualität in klassischer Akupunktur haben. Und wenn es medizinische Laien gibt, die das Nadeln praktizieren, frage ich mich, wer sie auf den Geschmack gebracht haben könnte. Ich denke da z. B. auch an einen Bericht im Spiegel 44/2004 mit dem Titel „die eingebildete Heilung“, der die Wirkung der Akupunktur als Placebo darstellt und damit ein Bild in der Öffentlichkeit geschaffen hat, das gefährlicher und fahrlässiger kaum sein kann. Denn gerade medizinische Laien erhalten so eine „Lizenz zum Stechen“. Denn wenn es egal ist, wohin man piekst, so der Tenor des Artikels, braucht man sich nur ein paar Nadeln zu kaufen und kann munter drauflos stechen.

 

 

Udo Lorenzen, Leiter des Ausbildungszentrum Nord für klassische Akupunktur und traditionelle chinesische Medizin, 24106 Kiel, Projensdorfer Str. 14

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