Mut

zum

Wechsel

 

 

 

Mut zum Wechsel

Eine Abhandlung über das klimakterische Syndrom

 

 

 

 

Diplomarbeit

 

 

 

 

 

Zur Abschlußprüfung der Akupunktur-Ausbildung

Im Ausbildungszentrum Nord

der Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

 

 

 

 

 

Vorgelegt von

 

 

 

 

 

Babett Ohlen

Neu Wulmstorf/ Elstorf im April 2001

INHALTSVERZEICHNIS

Seite

Vorwort 4

Einleitung 6

Die Entwicklung der Frau aus Sicht der Chinesischen Medizin 8

Die Menopause aus Chinesischer Sicht 11

Der Uterus und die außerordentlichen Leitbahnen 13

Das Klimakterische Syndrom 21

Die körperlichen Symptome 23

Unterteilung des Klimakterischen Syndroms 25

Die einzelnen Muster und ihre Therapie 25

1. Nieren-Yin- und Nieren-Yang-Leere 26

2. Nieren-Yin-Leere 28

3. Nieren-Yang-Leere 30

4. Nieren-Yin- und Leber-Yin-Leere mit aufsteigendem Leber-Yang 32

5. Herz und Niere kommunizieren nicht 34

6. Schleimansammlung und Qi-Stagnation 36

7. Blutstase 38

8. Blutmangel von Leber und/oder Herz 40

9. Leber-Qi-Stagnation 42

Methoden zur Stärkung der Mitte 45

Zusammenfassung 48

Literaturverzeichnis 51

 

 

 

 

 

VORWORT

 

Das Thema Wechseljahre beschäftigt mich schon sehr lange. Oft werde ich als Therapeutin gefragt, welche Alternativen zur Hormonersatztherapie (HET) es gäbe. Da die Symptome für viele Frauen sehr stark sind und sie auch sehr beeinträchtigen, ist für viele der Griff zur Hormontablette oder dem Hormonpflaster oft der einzige Ausweg. Deswegen ist es mir ein Anliegen, die " Krankheit" der Wechseljahre aus chinesischer Sicht zu beschreiben und zu erklären und Therapiemöglichkeiten durch Akupunktur darzustellen. Vor Allem zu Anfang ist es gut möglich, die beginnenden Wechseljahresbeschwerden mit Akupunktur erfolgreich zu behandeln. Deswegen möchte ich allen, die davon betroffen sind, Mut machen zu dieser Therapie als Alternative oder Begleittherapie zur HET.

Die Erklärung der Ursachen für die Stärke der Beschwerden sind so vielfältig, wie es Individuen in ihren speziellen Lebenssituationen gibt. Jedoch gibt es eine Vielzahl von Mustern, die sich bei jeder betroffenen Frau mehr oder weniger manifestieren können. Diese Muster oder Syndrome gilt es zu erkennen und gezielt zu behandeln.

Bei mehreren Autoren wird die Ansicht vertreten, dass die Akupunktur alleine beim festgefahrenen Syndrom nicht ausreicht. Deswegen habe ich mich entschlossen, die Therapievorschläge durch westliche Heilkräuter aus den Büchern der Wandlungsphasen von LORENZEN/NOLL zu ergänzen. Angaben über geeignete und ungeeignete Nahrungsmittel und zur allgemeinen Lebensführung sollen das Konzept abrunden.

Ich möchte hiermit allen, die mich in meiner Ausbildung unterstützt und mir geholfen haben, meinen Dank sagen. Ich danke meiner Familie für ihr immerwährendes Verständnis für meine Termine –besonders meinem Mann, der mir das alles ermöglicht hat!

 

 

 

 

 

 

 

Wenn die Wolken am Himmel aufsteigen, so ist das ein Zeichen, dass es regnen wird. Da läßt sich dann weiter nichts machen als warten, bis der Regen fällt. So ist es auch im Leben, wenn ein Schicksal sich vorbereitet. Solange die Zeit noch nicht erfüllt ist, soll man nicht sorgen und durch eigenes Machen und Eingreifen die Zukunft gestalten wollen, sondern in Ruhe Kraft sammeln durch Essen und Trinken für den Leib, durch Heiterkeit und Guter-Dinge-Sein für den Geist. Das Schicksal kommt ganz von selbst, und dann ist man bereit.

I GING ( X, 44 )

EINLEITUNG

 

Die Wechseljahre der Frau – warum hat dieses Thema so einen negativen Beigeschmack in unserer westlichen Welt?

Warum ist für viele Frauen das Ende der Gebärfähigkeit so oft mit so vielen Schwierigkeiten, Unpäßlichkeiten und Symptomen verbunden?

Es könnte doch so schön sein, eine Zeit auf die die Frau sich freuen könnte :

Die Familienplanung ist abgeschlossen.

Über mögliche ungeplante Schwangerschaften bräuchte sie sich keine Gedanken mehr zu machen.

Die Frau hat nun bald nicht mehr die "Plage" mit der Menstruation.

Die Kinder sind aus dem Gröbsten heraus, vielleicht schon aus dem Haus. So hätte sie wieder mehr Zeit für sich.

Sie ist zwar älter aber dafür auch reifer. Sie hat viele Erfahrungen den Jüngeren voraus.

Die Frau steht mitten im Leben, weiß wo sie hingehört und sie ist noch nicht zu alt, um Neues zu beginnen – eben zu wechseln.

Etwa 20 % der Frauen durchleben das Klimakterium ohne Beschwerden.

Der Rest unterteilt sich in ungefähr zwei Hälften. Die Gruppe der einen hat leichte Beschwerden, die Frauen der anderen Hälfte leiden derartig unter den Symptomen, daß für sie eine Therapie ( oft mit Hormonen ) unumgänglich ist, da sonst ihr Alltag schwer zu leben wäre. Die HET (= Hormonersatztherapie ) kann sich dabei manchmal über Jahre erstrecken. So wird der normale Rückgang der Ovarialfunktion nicht zugelassen.

Woran mag dieses unterschiedliche Durchleben der Wechseljahre liegen?

Interessant ist, dass die Symptome der Wechseljahre in den Lebensräumen, in denen die Frau mit höherem Alter einen hohen Status durch Reife und Würde erlangt, und auch bei Naturvölkern, nahezu unbekannt sind ( 9, S.394). Im Gegensatz dazu stehen Gesellschaften, in denen das Älter- und Altwerden nicht akzeptiert wird. Besonders in der westlichen Welt trägt Jungsein und Jungbleiben wesentlich dazu bei, anerkannt zu sein. Und gerade dort gibt es so einen hohen Anteil von Frauen, bei denen die Symptome so verstärkt auftreten.

BOB FLAWS : "Das Menopausensyndrom wurde erst in jüngster Zeit der Auflistung aller menstruellen Erkrankungen (Yue Jing Bing) in der TCM zugefügt. Diese Tatsache widerspiegelt den Einfluß der modernen westlichen Medizin." (9, S.369)

Die Zeit der Wechseljahre beginnt nach der Theorie der chinesischen Medizin normalerweise im Alter von 49 Jahren. Jedoch viele westliche Frauen haben schon ab Ende 30 oder Anfang 40 leichte Symptome, die auf einen vorzeitigen Beginn der Menopause schließen lassen.

Diese Zeit fällt in einen Lebensabschnitt der Frau, in dem viele äußere Veränderungen dazukommen können :

Großwerden und Auszug der Kinder, der Tod der Eltern, die Trennung vom Partner nach vielen gemeinsamen Jahren, Krankheit und Tod lieber Freunde und Angehöriger und vieles mehr.

Diese Erfahrungen sind oft mit Abschied und Trauer verbunden und lassen Selbstzweifel, Reflektion des bisherigen Lebens, Überdenken der Lebenssituation und Ängste vor der Zukunft aufkommen. Dadurch wird das Selbstverständnis vieler Frauen im innersten Mark getroffen.

Eigentlich kann man sich gut vorstellen, dass die zusätzliche Veränderung der hormonellen Situation, das Älterwerden überhaupt und die tägliche Leistung in der Gesellschaft zusammen dazu führen können, dass viele Frauen aus ihrem Gleichgewicht entgleisen.

 

 

 

 

 

 

DIE ENTWICKLUNG DER FRAU AUS SICHT

DER CHINESISCHEN MEDIZIN

Die Frau ist Yin. Ihre Physiologie ist abhängig vom Blut, das im Uterus gespeichert ist. Es ist Quelle für Menstruation, Fruchtbarkeit, Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt.

Nach der Chinesischen Medizin geschieht die Entwicklung der Frau nach der himmlischen Ziffer 7 (SU WENN, 1.Kap.3). Das heißt, dass sich im Körper alle sieben Jahre eine Veränderung vollzieht. Die 7 ist eine Yang-Zahl. Das bedeutet das Yang im Yin.

Mit 7 Jahren ist die Nieren-Energie im Übermaß vorhanden und steigt nach oben. Die Milchzähne fallen aus, Knochen- und Haarwachstum sind stark (1).

Mit 14 Jahren kommt es zur Geschlechtsreife und damit zum Tian Gui (=Menstruation). Um das möglich zu machen, müssen mehrere Faktoren zusammenspielen. Hauptsächlich sind vier der acht außerordentlichen Meridiane daran beteiligt. Es sind die vier, deren Funktion als kreativ, ernährend, stabilisierend und kräftigend beschrieben wird und die als Reservoir dienen (4) : Chongmai, Dumai, Renmai und Daimai.

Der Chongmai als Meer des Blutes reguliert und kontrolliert alle Aspekte der Menstruation.

Der Renmai hat mehr Verbindung zu Yin, Jing und Qi. Er wird als Meer des Yin bezeichnet und ist für hormonelle Schlüsselphasen zuständig.

Der Dumai sorgt für ein stabilisierendes Gleichgewicht zwischen Yin und Yang und ist zuständig für das Feuer des Tor der Vitalität ( Mingmen ).

Renmai und Dumai zusammen bilden durch ihren Verlauf eine Verbindung zwischen Uterus, Niere, Herz und Gehirn.

Der Daimai hat unter Anderem einen Einfluß auf den geschmeidigen Qi-Fluß der Leber und so auch auf das Qi des Uterus. Auch das nachgeburtliche Qi wird vom Daimai unterstützt und so verhindert, dass Chongmai, Renmai und Dumai leer werden (3, S.24).

Chongmai, Renmai und Dumai entspringen in bzw. zwischen den Nieren und stellen eine Verbindung zum Nieren-Jing dar.

Als fünfter außerordentlicher Meridian ist der Yin Qiao Mai an der Menstruation beteiligt. Er bringt das Yin in Bewegung. (3, S.24)

Diese fünf Gefäße sind beim Mädchen im Alter von 14 Jahren voller Energie und besonders Renmai und Chongmai fangen an zu arbeiten und zirkulieren.(3)

Um die Pubertät einzuleiten, sind auch noch folgende Organe beteiligt::

1. Der Funktionskreis Niere (shen) schließt den Uterus ein. Die Niere ist die Basis für das pränatale Jing. In der Niere ist das Vitalpotential, das pränatale Jing gespeichert. Zusammen mit dem postnatalen Jing bildet sie die Nieren Essenz. Die Nieren Essenz ist die stoffliche Grundlage des Menstruationsblutes.

Die Niere ist außerdem die Basis für alle physiologischen Vorgänge der Frau wie Pubertät, Fruchtbarkeit, Empfängnis, Schwangerschaft und Menopause.

Das Nieren-Yang wärmt durch den Mingmen (Tor der Vitalität) den Uterus. Es hat eine Beziehung zum sexuellen Verlangen und ermöglicht die Empfängnis.

2. Milz (pi) und Magen (wei) müssen reif sein, um durch Nahrungsaufnahme und –umbildung die Herstellung des postnatalen Jing zu ermöglichen. Die Milz ist als Transformationsstätte somit an der Blutbildung beteiligt. Außerdem hält sie das Blut in den Gefäßen und den Uterus an seinem Platz.

3. Das Herz ( xin ) spielt eine sehr wichtige Rolle. Es ist über den Bao Mai mit dem Uterus verbunden. Das Herz-Yang ist für die Nieren-Essenz nötig, um das Menstruieren zu ermöglichen. Der Shen des Herzens stellt den emotionalen Einfluß dar. Der Einfluß des Herzens zeigt sich z.B. wenn nach einem emotionalen Schock die Menstruation ausbleibt.

Außerdem regiert das Herz das Blut und gibt ihm seine rote Farbe.

4. Die Leber ( gan ) ist für die allgemeine Blutspeicherung zuständig. Sie gibt Blut an den Uterus ab. Dieser speichert es als Menstruationsblut. Die Leber hat die Aufgabe sicherzustellen, das mit genügend Qi und Blut das Menstruationsblut ausreichend vorhanden ist und bewegt wird, damit es nicht zur Stagnation während der Menstruation kommt (3, S. 15).

5. Die Lunge ( fei) liefert durch die Atmung den anderen Teil des postnatalen Jing. Außerdem kontrolliert sie die Leber und ist der Rhythmusgeber. Dadurch entsteht der Zyklus von 28 Tagen (6, S. 189).

(Giovanni Maciocia: Die Gynäkologie in der Praxis der Chinesischen Medizin S. 17)

 

In den weiteren Jahren steht die Frau in ihrer vollen Blüte.

Bis ungefähr zum 35. Lebensjahr.

Im SU WENN steht (1. Kap.,3 ) :

Mit 35 Jahren nimmt die Energie des Yang Ming langsam ab. Die Meridiane des Dickdarms und des Magens, die den Schädel, das Gesicht und die Haarwurzeln nähren, geraten in Leere. Deshalb werden die Haare grau und die Gesichtshaut welk.

Mit 42 Jahren werden alle Yang Meridiane im oberen Teil des Körpers schwächer. Die Kraft von Milz und Magen läßt nach und somit die Produktion von postnatalem Jing, Qi und Blut (13). Die Gesichtshaut wird trocken und die Haare weiß.

Mit 49 Jahren tritt das ein, was wir in der westlichen Welt als Menopause bezeichnen: das himmlische Gui ( = Menstruation ) verschwindet. Der Renmai ist leer und der Chongmai wird schwächer. Die Kanäle der Erde ( Dia Dao ), d.h. die Meridiane, die im Unterbauch verlaufen, sind blockiert.

Dadurch ist die Frau unfruchtbar und ihr Körper ohne Kraft.

 

 

DIE MENOPAUSE AUS CHINESISCHER SICHT

 

Setzt man das Leben mit einem jahreszeitlichen Ablauf gleich, fällt die Menopause der Frau in den Herbst. Der Herbst ist Übergang vom Sommer zum Winter, von Yang zu Yin , von Wärme zu Kälte. Der Herbst in China ist trocken, die Säfte in den Pflanzen hören langsam auf zu zirkulieren und die Pflanzen werfen die Blätter ab. Der Herbst in der Elementenlehre hat Beziehung zum Metall. Metall gibt Halt, feste Formen, Struktur, Dauerhaftigkeit und ist Abgrenzung und Schutz.

Weiterhin gehören zum Herbst die Funktionskreise Lunge und Dickdarm. Zur Lunge gehört die Haut, die uns nach draußen abgrenzt.

Metall hat aber auch die Qualität der Trennung, des Loslassens, des Selbstwertes und des Zurückziehens. Die Emotion, die zum Herbst gehört, ist die Trauer.

Weiß ist die Farbe des Metalls und in China die Farbe der Trauer.

Aus medizinischer Sicht leitet der Funktionskreis Milz die Menopause ein (9, S. 371). Die Milz, die bisher mit dem Magen durch Transformation das postnatale (= nachgeburtliche) Jing herstellte ( zusammen mit der Lunge) und das Blut in den Gefäßen und den Uterus an seinem Ort hielt, wird schwächer. Dadurch entsteht ein physiologischer Leerezustand von Blut.

Nieren-Jing (= Nieren-Essenz) ist das Fundament für grundlegende Funktionen im Menschen. Es steuert hormonelle Wechsel, wie Pubertät und Klimakterium. Die Menge des vorhandenen Nieren–Jing bestimmt den Zeitpunkt des Beginns der Menopause.

Das pränatale (= vorgeburtliche ) Nieren-Jing wird im Laufe des Lebens aufgebraucht. Da nun diese Nieren-Essenz aus prä- und postnatalem Jing weniger wird, kann sich der Körper den Luxus des Überflußes (=die Menstruation) nicht mehr leisten. Das restliche pränatale Jing und das weiterhin produzierte postnatale Jing werden nun zur Aufrechterhaltung des restlichen Lebens benötigt. Wenn nicht mehr genügend Nieren-Essenz vorhanden ist, werden Renmai und Chongmai nicht mehr damit genährt. Nun wird ein Wechsel eingeleitet. Der Bao Mai ändert seine Flußrichtung und schickt das Blut nicht mehr zum Uterus hinunter sondern Essenz zum Herzen hinauf. Auf diese Weise wird der Geist der Frau genährt. FLAWS : "So wird aus der Frau in der Postmenopause die weise Frau, die Mutter der Gemeinschaft und ein Brunnen der Weisheit." ( 9, S.371). Die Folge ist, dass der Chongmai austrocknet und nicht mehr genug Blut führt. Deshalb hört die Menstruation auf (4). Auch der Renmai wird durch die Abnahme der Nierenenergie schwächer.

Dieser natürliche Vorgang dauert ungefähr 2 – 5 Jahre und ist der Übergang ( = Klimakterium ) von der fruchtbaren zur unfruchtbaren ( = Menopause, Postmenopause ) Phase im Leben einer Frau.

Das Austrocknen vom Chongmai hat auch zur Folge, dass Haut und Haare trockener werden und ein allgemeiner Säftemangel, vor allem in der Vagina sich bemerkbar macht. Der Chongmai führt nun sein restliches Blut hinauf zum Gesicht und erzeugt dort bei der Frau einen vermehrten Haarwuchs (= Damenbart).

Das Aufhören der Menstruation ist ein physiologisches Ereignis und soll sich sanft und ohne Stockungen, mit wenigen oder gar keinen pathologischen Zeichen bzw. Symptomen vollziehen.

Dieses war früher die Regel, heutzutage eher die Ausnahme. Vor allem im Westen geht diese Veränderung immer häufiger nicht sanft und ereignislos vonstatten.

 

 

DER UTERUS UND DIE AUßERORDENTLICHEN LEITBAHNEN

In der chinesischen Medizin wird in den Klassikern nur der Uterus als weibliches Genital erwähnt. Da man in einigen Abschnitten Hinweise auf die entsprechenden Strukturen findet, kann man daher annehmen, dass in der Chinesischen Terminologie das Wort Uterus auch die Eileiter und Ovarien beinhaltet. Die chinesische Medizin hat sich in den alten Texten eher mit der Physiologie und Pathologie befaßt, als mit der Anatomie (3, S.930 ). Der Uterus als außerordentliches Fu-Organ wird versorgt von den folgenden außerordentlichen Leitbahnen :

  1. Chongmai = Penetrationsgefäß
  2. Renmai = Konzeptionsgefäß
  3. Dumai = Lenkergefäß
  4. Daimai = Gürtelgefäß
  5. Yin Qiao mai = Yin-Fersengefäß

Die Verläufe der Leitbahnen, die durch den Uterus ziehen und die an allen den Uterus betreffenden Vorgängen beteiligt sind, werden differenziert beschrieben.

Um die Syndrome und die Behandlung besser zu verstehen, möchte ich die Leitbahnverläufe ausführlich beschreiben. Die Verläufe der außerordentlichen Leitbahnen habe ich dem Buch "B. Kirschbaum: Die 8 außerordentlichen Gefäße in der chin. Medizin" entnommen.

1. Der Chongmai versorgt die Körperregionen des Unterbauches, des Oberbauches, des Brustkorbes und des Lippenbereiches.

KIRSCHBAUM : "Er beginnt entweder im Uterus (Ling Shu, Kap. 65) oder in den Nieren ( Ling Shu, Kap.62 ) und fließt in die Genitalregion. Von dort aus zu Ren 1. Er folgt dem Renmai bis zu Ren 4 und tritt bei Ni 11 auf die Nieren-Leitbahn, der er folgt bis Ni 21. Von hieraus verläuft er über den Brustkorb zu Ni 27, weiter zu Ren 23 und steigt mit diesem auf zum Gesicht und umkreist die Lippen. Sekundärgefäße ziehen von Ni 11 bis in die Füße". (4,S.93 ).

Der Chongmai = Breiter Durchgang, ist die breiteste Energiestraße im Körper. Er wird als das Meer des Blutes bezeichnet. Er sorgt dafür, dass Qi und Blut in die richtige Richtung fließen. Er ernährt und reguliert Qi und Blut und bringt es zum Uterus. Ist der Chongmai voll Blut und leert sich dann, kommt es zur Menstruation. Nach 5 bis 7 Tagen Blutung ist die Blutung beendet und der Chongmai beginnt sich erneut wieder mit Blut zu füllen. Er hat eine so große Dynamik, dass er Blutstagnation verhindern kann. Zusammen mit dem Leber-Qi gewährleistet er den sanften schmerzlosen Fluß des Menstruationsblutes. Er reguliert Menses, Menarche und Menopause. Wenn er austrocknet kommt es zur Amenorrhö oder es kündigt sich der Beginn des Klimakteriums an ( 4, ab S.96). Da der Chongmai für den richtigen Qi-fluß zuständig ist, kann es bei seiner Austrocknung zum "rebellierenden Qi" = gegenläufiges Qi kommen. D.h., dass durch die Verbindung des Chongmai zum Brustkorb und Herzen Palpitationen, Engegefühl im Thorax, ängstliche Erregung und das Gefühl des Einschnürens der Kehle auftreten. Auch Hitzegefühl im Gesicht und gleichzeitig kalte Füße bedeuten ein Ungleichgewicht im Chongmai durch rebellierendes Qi. Eine Schwäche des Chongmai und des nachfolgend beschriebenen Renmai kann zu Organsenkungen – und vorfällen führen, da diese beiden Gefäße über die Zong-Muskeln des Abdomens zuständig sind die Organe in ihrer Position zu halten (3, S.48 ).

2. Der Renmai versorgt die Körperregionen des unteren Beckens/ Unterbauches, des Oberbauches, der Brust, der Kehle, der Wangen und Lippen.

KIRSCHBAUM : "Die Leitbahn entspringt entweder bei Ren 3 (Su Wenn, Kap.60, S.356ff. und Nan Ching, S.327 ) oder im unteren Becken/ Uterus ( Ling Shu, Kap.65.4, S.1040) oder in den Nieren (8, S.213 ) ."

Einigkeit besteht darin, dass der Renmai bei Ren 1 an die Oberfläche tritt. Von dort zieht er sich entlang der vorderen Mittellinie über den Bauchnabel, die Kehle bis zum Kinn. Sekundärgefäße verlaufen um die Lippen und das Zahnfleisch und zu den Wangen. Ein tiefer Zweig geht von Ren 3, Ren 4 und Ren 5 direkt zum Uterus und wird " Uterus-Gefäß" genannt ( 4, S.67 ).

Der Renmai wird als See des Yin bezeichnet. KIRSCHBAUM (4, S.70):

" In diesen See ergießt sich die Energie der drei Yin-Meridiane der Füße", nämlich des Leber-, Milz- und Nieren-Hauptmeridians. "Der Renmai ist zuständig für die Harmonisierung und Regulierung von Yin und die dem Yin zugeordneten Energien, wie Blut und Jing" (4, S.70 ). Auf der Leitbahn des Renmai befinden sich außerdem die drei Knotenpunkte der drei Yin ( Ling Shu, Kap.5, S.82 ), die da sind:

Ren 12 für Tai Yin,

Ren 18 für Jue Yin und

Ren 23 für Shao Yin.

An diesen Punkten konzentriert sich die Yin-Energie der Yin-Meridiane der Hände und Füße, wird "Oben und Unten der Yin-Meridiane" verbunden und hier befindet sich die Yin-Energie auf ihrem Maximum" ( 4, S.71). Der Renmai kann besonders zur Nährung der Yin-Energie eingesetzt werden. Durch seine Kontrolle über den Uterus, kann der Renmai die Energie dort besonders gut regulieren, und Blut und Yin nach der Menopause stärken. Damit wird die Leere-Hitze gemindert, die durch den Mangel an Yin entsteht (2, S.373).

Die beiden Gefäße Chongmai und Renmai stehen in enger Beziehung zueinander. Der Chongmai enthält Blut, der Renmai Qi. Der Renmai sorgt dafür, dass die Menstruation überhaupt stattfindet. Er reguliert die Menstruation, die Empfängnis, Schwangerschaft und Klimakterium. Störungen im Renmai können Menstruationsprobleme, Unfruchtbarkeit, Schmerzen und Schwellungen an den Geschlechtsorganen, Knoten, Myome und Karzinome des Uterus und Probleme im Klimakterium hervorrufen. Im Klimakterium kann der Renmai gestört sein u.a. dadurch dass der Chongmai austrocknet und nicht mehr genug Blut führt und auch dadurch dass sich durch den normalen Alterungsprozess eine Schwäche an Yin und Jing manifestiert. Hier kann es durch eine allgemeine Yin-Leere zu Migräne, Herzklopfen, Pruritus vulvae, ( nächtlichen ) Hitzewallungen, Nachtschweiß, Hitzegefühl, Reizbarkeit, ängstliche Erregung, abendliche Mundtrockenheit, Schwindelgefühl, Tinnitus und Schlafstörungen kommen ( 4, S.74 und 3, S.48 ).

3. Der Dumai versorgt die Körperregionen des Lendenwirbelbereiches (Mingmen), der Wirbelsäule, des Nackens und Hinterkopfes.

KIRSCHBAUM : "In den klassischen Schriften der chin. Medizin gibt es auch hier zahlreiche Diskussionen über den Ursprung dieses Gefäßes. Entweder hat der Dumai seinen Ursprung im unteren Teil des Abdomens, nämlich im Zentrum des Schambeins; bei Frauen zieht er zur Scheide, über das Luo-Gefäß um die Scheide herum, fließt weiter zu Ren 1 und von dort zu Du 1 (Su Wenn, Kap.60, S.356 ) oder er beginnt erst bei Du 1 ( Nan Ching, schwierige Fragen, S.327). Von Du 1 verläuft der Dumai über die Wirbelsäule zu Du 16, dringt hier in das Gehirn ein und fließt weiter zum Vertex und zu Du 20 auf der Kopfmitte. Er zieht dann über die Stirn zur Nasenspitze bis zum Philtrum und beendet seinen oberflächlichen Verlauf bei Du 28 im Frenulum der Oberlippe.

Von den vielen Sekundärgefäßen verläuft eines, das Abdominalgefäß, in Höhe der Genitalien zu Ren 2, teilt sich hier und folgt dem Milz-Muskelmeridian über den Nabel, die Innenwand des Bauches bis zum Herzen, verbindet sich bei Ma12 und Ma 13 mit dem Blasen-Muskelmeridian und zieht mit dem weiter durchs Auge bis zu Bl 1. Der andere Teil zieht von den Genitalien zum Rektum, ums Gesäß herum, verbindet sich auch mit dem Blasen-Muskelmeridian und endet auch bei Bl 1,

Ein weiteres Sekundärgefäß, das Dorsalgefäß, verläuft von Du 1 über das Gesäß und zieht dicht neben dem Blasen-Muskelmeridian zum Kopf bis Bl 1 und folgt weiter dem Blasenhauptmeridian über den Rücken, Bl23 und dringt schließlich in die Nieren ein.

Auch das Luo-Gefäß, das bei Du 1 beginnt und bis über den Schädel verläuft, vereinigt sich am Ende mit der Nierenleitbahn ( 4, S.40).

Der Dumai wird als See des Yang bezeichnet. Er ist das wärmende, dynamisierende Potential, das u.a. für alle sexuellen Funktionen vorhanden sein muß. Der Dumai hat direkten Zugang zum Mingmen ( = Tor der Vitalität ), das bei Frauen dafür verantwortlich ist, den Uterus mit Yang zu versorgen. Mingmen steht in enger Beziehung zum Yuang-Qi ( =Erbenergie ), welches durch seine energetisierende Aufgabe alle Funktionen des Körpers in Gang bringt ( 4, S. 72 ). Der Dumai steht durch einen abdominalen Ast in enger Verbindung mit dem Renmai. Die Gefäße nähren einander und gleichen sich aus. Deshalb ist es verständlich, dass eine Störung im Dumai einen Einfluß auf den Renmai und alle damit verbundenen Probleme haben kann. Eine Leere im Dumai kann bei Frauen Frigidität, chronische Blasenschwäche, Sterilität ( dem Uterus fehlt die nötige Wärme ), chronischen weißen Ausfluß, Uterusprolaps und Hämorrhoiden hervorrufen ( 4, S.46 ). Die Verbindung des Dumai durch einen weiteren abdominalen Ast zum Herzen, zu den Nieren und zum Gehirn bewirkt einen Einfluß auf den mentalen und emotionalen Zustand, d.h. dass eine Störung im Dumai Depressionen hervorrufen kann bzw. diese über den Dumai behandelt werden können ( 3, S.49 ).

4. Der Daimai versorgt den Unterbauch, die Hüften und umkreist die Taille wie ein Gürtel.

KIRSCHBAUM : "Der Daimai entspringt am Punkt Le 13. Von dort fließt er weiter zu Gb26 und umkreist dann die Taille. Mit dem vorderen Teil seiner Bahn erreicht er den Bauch und verbindet sich mit Gb 27 und Gb 28. Der hintere Teil zieht über den Lendenwirbelbereich."

Der Daimai versorgt die Genitalien, die Hüften und die Taille mit Jing (4, S.114 ). Dadurch dass der Daimai in der Genitalregion den Nierenmeridian, den Milzmeridian, den Renmai, den Dumai und bei Ma 30 auch den Chongmai umschließt, kontrolliert er alle diese Gefäße (1). Da der Daimai als Auswuchs des Gallenblasenmeridians betrachtet wird ( 4, S.117), hat er auch Einfluß ( über Gb 26) auf die Leber. Er harmonisiert und mäßigt das Leber-Qi, und tonisiert Milz- und Magen-Qi. Da der Daimai horizontal verläuft, stellt er eine Verbindung dar für alle Leitbahnen, die vom Kopf zu den Füssen verlaufen und erlaubt allen Energien, ohne Behinderung von oben nach unten und von unten nach oben zu fließen. Ist er gestört, dann ist "der Gürtel entweder zu eng oder zu weit". Manche Ärzte sagen, dass der Daimai wegen seines gynäkologischen Einflusses energetisch ein Teil des Renmai sei und dass seine Störungen in denen des Renmai enthalten sind (3, S.50 ). Besteht im Daimai eine Leere ( ist der Gürtel zu weit ), dann kommt es in der Folge auch zu einer Leere in Renmai, Dumai und Chongmai, zum Absinken des Qi und damit zu Organsenkungen und –vorfällen. Ist der Daimai in Fülle (der Gürtel ist zu eng, zu angespannt ), kann es zu Bauchschmerzen oder Nässe im Genitalbereich kommen ( 3, S.50). Ist die mäßigende Wirkung des Daimai zu schwach, so kann sich Nässe-Hitze (aufgrund einer chronischen Milz-Leere ) entwickeln und Fluor vaginalis entstehen. Durch die Punkte Le 13 und Bl 23 stellt der Daimai einen Kontakt her zwischen prä- und postnatalem Qi auf eine ähnliche Art wie der Chongmai (3, S.23).

Aufgrund all dieser Wirkungen kann man sagen, dass der Daimai das Qi im Uterus und die Essenz führt und stützt (3, S.23).

5. Der Yin Qiao Mai versorgt den Unterbauch, die Innenseite der Beine, die Fersen und die Augen.

KIRSCHBAUM :Er beginnt bei Ni 2, fließt über Ni 6 zu Ni 8 und verläuft an der Innenseite des Beines nach oben und dringt in den Genitalbereich ein. Von hier aus zieht er tief durch den Bauch-/Brustraum bis zu Ma 12,vereinigt sich mit Ma 9 und zieht zu Bl1. Er benutzt den Yang Qiao Mai, um wieder zurück zum Knöchel zu gelangen und über Bl 58 zu Ni 3 und Ni 6, um seinen Kreislauf erneut zu beginnen (4, S.130).

Der Yin Qiao Mai wird auch als Auswuchs des Nierenmeridians gesehen. Er bringt Jing, Körpersäfte, Ying-Qi und Wei-Qi von unten nach oben und nimmt die Yin-Fülle aller Organe auf, wie z.B. Akkumulationen von Körpersäften und Schleim (4, S.133 ). Hauptsächlich bei Frauen eingesetzt, hilft er , Stagnationen im Uterus zu verhindern. Der Yin Qiao Mai beeinflußt die Fortpflanzungsorgane und den Unterbauch und er ergänzt den Renmai, indem er das Yin reguliert und Yin-Fülle in diesem Areal absorbiert.(3).

Im weitesten Sinne ist auch der Yang Qiao Mai an der Menstruation beteiligt, da er im Gegensatz zum Yin Qiao Mai das Jing wieder nach unten bringt zu den Nieren (4). Yin Qiao Mai und Yang Qiao Mai müssen ausgeglichen sein. Sie harmonisieren die linke und rechte Körperhälfte, sowie die medialen und lateralen Körperstrukturen.

Ein weiterer außerordentlicher Meridian, der besonders bei Frauen im Zusammenhang mit der Menstruation steht, jedoch nicht direkt durch den Uterus zieht ist der Yin Wei Mai.

Er versorgt besonders die Brust und das Herz mit Jing und Qi.

KIRSCHBAUM: "Der Yin Wei Mai hat seinen Ursprung im Hauptmeridian den Nieren und beginnt bei Ni 9, fließt ...zu MP13 und verbindet sich bei MP 15 und MP 16mit dem Milz-Hauptmeridian. Er zieht seitlich weiter über die Rippen zu Le 14, über die Brust zu Ren 22 und endet bei Ren 23. Das Besondere .....ist, das es ... von außen nach innen verläuft. Über Pc 6 besteht eine Verbindung zum San-Jiao-Meridian(4, S.154).

Der Yin Wei Mai verbindet die drei Yin-Schichten:

Tai Yin ( Lunge/ Milz)

Jue Yin ( Pericard/ Leber)

Shao Yin ( Herz/ Niere )

Deswegen zieht eine Störung oder Leere des Yin eines der drei Yin-Meridiane zwangsläufig eine Disharmonie des Yin Wei Mai nach sich.

Der Yin Wei Mai hat eine besondere Beziehung zum Herzen. Er harmonisiert die in den Yin-Meridianen vorhandene Energie und garantiert damit dem Organ Herz die Versorgung mit Yin und Blut. Er wird eingesetzt bei Herzschmerzen und Völlegefühl in der Brust und im Herzen. Verliert er die Verbindung zu den Yin-Meridianen, können emotionale Symptome auftreten wie Angstgefühle, Panikanfälle, Hoffnungslosigkeit und Depressionen.

Das Herz beherbergt den Geist Shen. Durch Blutleere kann Shen seinen Sitz verlieren. Dadurch kann es kommen zu: Vergeßlichkeit, Ängstlichkeit, leichten Panikanfällen mit Herzklopfen und Einschlafstörungen. Weiterhin bestehende Blut- und Yin-Leere des Herzens läßt Hitze entstehen dadurch dass Yang nicht mehr gehalten wird. Allgemeine Unruhe, stärkere Panikanfälle, spontane Weinkrämpfe und Durchschlafstörungen, oft verbunden mit Alpträumen sind die Symptome (4, ab S.157).

Fazit:

Die außerordentlichen Leitbahnen haben aus westlicher Sicht Bezug zum Hormonsystem und zum Nervensystem:

Der Dumai zum Rückenmark und Gehirn

Der Renmai zu den Ovarien

Yin- und Yang Qiao Mai zu den motorischen Nerven

Der Chongmai zum Nebennierenmark und –rinde(3, S.28).

Also repräsentieren Renmai und Dumai die Hypothalamus – Hypophysen – Ovar – Achse, die für den Eisprung zuständig ist und daher einen Bezug zu den Hormonen hat, die ja aus chinesischer Sicht keine Rolle spielen. Diese Verbindung zwischen Gehirn, Uterus, Niere und Herz erklärt die Wechselbeziehung zwischen mentalen und emotionalen Problemen und Menstruations- und Ovarfunktion (3, S.22) .

Aus diesen Zusammenhängen wird ersichtlich, dass die außerordentlichen Meridiane in der Diagnose und der Behandlung der später aufgeführten Syndrome mit einbezogen werden können und müssen. Die Syndrome beziehen sich auf die Organe bzw. Funktionskreise Niere, Leber, Milz und Herz, auf die Energien Qi und Yang und auf die "Substanzen" Yin und Blut. Nicht nur deren Behandlung sondern erst das Miteinbeziehen der außerordentlichen LB kann einen freien Energiefluß gewährleisten.

 

DAS KLIMAKTERISCHE SYNDROM

Die Ursachen:

Wie bereits vorher erwähnt, haben ungefähr 80 % aller Frauen etwa ab dem 40. Lebensjahr Symptome, die sie im alltäglichen Leben wenig bis stark beeinträchtigen.

Da ein Teil der Nieren-Essenz, das pränatale Jing, von Geburt an festgelegt ist, ist der Umgang damit, d. h. die Lebensweise der Frau bis zur Menopause entscheidend, ob und inwieweit sich Beschwerden im Klimakterium zeigen.

Ein Leben in Harmonie, ausgewogene Ernährung, wenig Streß, ausreichend Schlaf und Erholung verbraucht nicht soviele Ressourcen des Körpers wie dauerhafte Überlastung, mehrere dicht aufeinanderfolgende Geburten und Aborte, einseitige Ernährung und exzessive Lebensweise. Da das pränatale Jing bei jeder Frau in unterschiedlicher Menge angelegt ist, kann man nicht generell angeben, was im einzelnen welche Beschwerden hervorruft. Da jedoch viele Frauen dazu neigen, sich zuviel zuzumuten, ist eine Abnahme des Jing in der Verbindung mit der jeweiligen Konstitution dafür verantwortlich, dass sich verschiedene Syndrome mit ihren jeweiligen Symptomen im Klimakterium manifestieren.

Wie bereits vorher erwähnt, spielen im Klimakterium für die Frau nicht nur die körperlichen Veränderungen eine Rolle sondern besonders die psychischen Belastungen mit denen sie sich in ihrer Lebensmitte auseinandersetzen muß. Typbedingt geht jede Frau mit ihrer jeweiligen Situation anders um.

JEREMY ROSS (7, ab S.445)." Der Yin-Typ neigt dazu, am Vergangenen festzuhalten und sich der Gegenwart nicht zu stellen.

Die Yang-Persönlichkeit neigt zur hektischen Überaktivität, in dem sie sich mit äußerlichen Dingen beschäftigt, um der Notwendigkeit zur Veränderung nicht ins Gesicht sehen zu müssen".

Weiterhin unterteilt er die Frauen in Konstitutions- und Persönlichkeitstypen, um darzustellen, welcher Frauentyp auf welche Weise das Klimakterium durchlebt.

"In der Menopause wird die Herz-Typ-Frau entweder in ruheloser Hypomanie mit unaufhörlicher gestreßter Aktivität hierhin und dorthin eilen, oder sie wird einsam, melancholisch und depressiv. ... .

Die Milz-Typ-Frau erfährt in ihrer Lebensmitte entweder eine Zeit von großer Unsicherheit, Besorgnis und Selbstmitleid, oder sie fühlt sich leer und zurückgewiesen, da die Menschen, für die sie bisher gesorgt hat, sie verlassen haben. ..... .

Die Lungen-Typ-Frau neigt in der Lebensmitte dazu, sich an ihrer bisherigen Identität festzuklammern und zu versuchen, der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen zu müssen, sich gegen das Loslassen bisheriger Verhaltensmuster zu wehren. ...... .

Die Nieren-Typ-Frau fürchtet die Veränderungen der Menopause und versucht sich dagegen aufzulehnen oder sie zu ignorieren. Sie hat Angst, zu altern und unattraktiv zu werden, oder sie fürchtet das Unbekannte. ..... .

Die Leber-Typ-Frau neigt dazu, auf die Menopause entweder mit zunehmender Gereiztheit und Wut, die ausgelebt oder unterdrückt werden mag, zu reagieren, oder aber sie zieht sich in Depression zurück. .... . "

Diese Unterteilung erscheint mir sehr interessant in Bezug auf die später aufgelisteten Syndrome zu sein. Eine jeweilige Zuordnung ist jedoch sicher schwierig, da die meisten Frauen mehr oder weniger "Mischtypen" sind.

Als weitere Ursache spielt sicher eine Rolle, wie zufrieden die Frau bis hierher war und in ihrer jetzigen Situation ist. Damit meine ich eine tiefe innere Zufriedenheit, die nichts mit äußerlichen, materiellen Werten zu tun hat. Liegt ein bisher erfülltes Leben hinter ihr, an das sie glücklich zurückdenken und aus dem sie schöpfen kann und ein Leben mit vielen Plänen und neuen Erlebnissen, auf die sie sich freuen kann, noch vor ihr, dann ist sie vielleicht zu beschäftigt und entspannt, um Symptome zu entwickeln. Schon im SU WENN (1.Kap) steht, dass die stille Freude mit einem langen Leben verknüpft ist und dem Menschen Ruhe und Frieden gibt. Freude und Begeisterung sind die Gefühle des Herzens ( der Wandlungsphase Feuer). Freude bekommt jedem gut. Freude entspannt das Qi und harmonisiert den Qi-Fluß (11, S.129). Freier Qi-Fluß verhindert Stagnation und damit die Entstehung vieler Krankheiten. Die Freude überwindet die Emotion des Herbstes ( und damit der Menopause), nämlich die Trauer ( SU WENN, Kap.5).

Im Gegensatz dazu stehen die Emotionen der anderen Wandlungsphasen:

Die Wut, der Zorn der Leber,

Das Nachdenken der Milz

Die Traurigkeit, Trauer der Lunge

Die Angst, Panik der Niere.

In Maßen gehören all diese Emotionen zum Leben und können einem gesunden Körper nichts anhaben. Jedoch im Übermaß können sie den Qi-Fluß erstarren lassen. Der Mensch wird angespannter. Aus dieser Anspannung können Krankheiten entstehen. Jede Wandlungsphase hat ihre spezifischen Syndrome, die aus der Emotion entstehen können.

Die Ursachen für das klimakterische Syndrom sind sehr davon abhängig.

DIE KÖRPERLICHEN SYMPTOME

MACIOCIA schreibt in seinem Gynäkologiebuch (3, S.34 ff):

Bei vielen Frauen tritt ab dem 40. Lebensjahr schon eine kombinierte Yin- und Yang-Schwäche der Nieren auf, d. h. dass Symptome der Hitze und der Kälte gleichzeitig vorhanden sind. Dieses ist so häufig, dass es schon die Regel ist. MACIOCIA nennt viele Beispiele dafür.

Auch FLAWS schreibt in seinem Buch " Schwester Mond", dass bei vielen Frauen am Beginn ihres vierten Lebensjahrzehntes schon Symptome auftreten, die die Menopause ankündigen( 9, S.370).Diese sind Zeichen von Imbalanzen, die sich manifestieren können und man bezeichnet sie als klimakterisches Syndrom :

Hitzewallungen, Nachtschweiß, Schlaflosigkeit, Herzklopfen, Schwindel, Ohrgeräusche, migräneartige Kopfschmerzen, Erschöpfung, emotionale Instabilität, Vergeßlichkeit, Bluthochdruck, Rückenschmerzen im Lumbalbereich und Kribbelgefühle. Auch die Menstruation kann sich schon verändern, es kann zur Menorrhagie oder Metrorrhagie und zu Schmierblutungen kommen.

Wie bereits erwähnt wird die Menopause eingeleitet durch eine Milzschwäche und Nieren-Essenz-Mangel. Sobald der Bao Mai seine Flußrichtung ändert, kann es leicht dazu kommen, dass das Yang außer Kontrolle gerät und nach oben schlägt. Diese pathogene Hitze kann sich in der Leber, der Lunge oder dem Herzen sammeln und dort Symptome der Leere-Hitze und Aufflammen des Yang hervorrufen:

Kopfschmerzen, Ohrgeräusche, Schwindel, Herzklopfen, Schlaflosigkeit, Ruhelosigkeit und Hitzewallungen. Wenn Yang nach oben steigt, wird der untere Teil des Körpers leer und kalt und es können Symptome wie Poliurie, Nykturie, Inkontinenz und kalte Füße auftreten. Auch das Nachlassen der Libido ist auf die Kälte zurückzuführen, die entsteht, wenn das Feuer im Mingmen schwächer ist.

Genauer werden die Symptome später bei den Mustern/Syndromen beschrieben.

Die Osteoporose ist ein Symptom der Postmenopause (14, S.22) und hat mit dem klimakterischen Syndrom an sich nichts zu tun. Sie ist vielmehr das Ergebnis oder die Folge von Nieren-Essenz-Mangel ( Jing, Yin bzw. Yang). Osteoporose tritt ja auch erst in späteren Jahren (ab ca. 60) vermehrt auf. Deswegen wird sie hier nicht näher beschrieben..

 

 

 

UNTERTEILUNG DES KLIMAKTERISCHEN SYNDROMS

Abhängig von den Symptomen, Zungen- und Pulsdiagnose können verschiedene Muster beschrieben werden.

Aus der Literatur und aus eigenen Erfahrungen geht jedoch hervor, dass die ersten Anzeichen der Wechseljahre häufig eine allgemeine gleichzeitige Schwäche von Nieren-Yin und Nieren-Yang anzeigen. Dieses bezieht sich natürlich nur auf Fälle, in denen kein anderes zusätzliches Syndrom vorher vorhanden war, also die Frau bis dahin gesund war.

Wird diese Nieren Schwäche nicht behandelt und kommen sogar noch andere verschlimmernde Umstände hinzu, kann sie sich in einigen Jahren zu folgenden Syndromen manifestieren:

1.Nieren-Yin-Mangel

2.Nieren-Yang-Mangel

3.Nieren-Yin-Mangel und Leber-Yin-Mangel mit aufsteigendem Leber-Yang

4.Herz und Niere kommunizieren nicht

5.Schleim-Ansammlung und Qi-Stagnation

6.Blut-Stase

7.Blutmangel von Leber und/oder Herz

8.Leber-Qi-Stagnation

 

DIE EINZELNEN MUSTER UND IHRE THERAPIE

Die nachfolgend beschriebenen Inhalte entnahm ich den Büchern von MACIOCIA, FLAWS und LORENZEN/NOLL (2, 3, 6, 9, 10, 11, 12 u. 13).

Die Indikationen, Bedeutung und Erklärungen der einzelnen Akupunkturpunkte bitte ich in einschlägiger Fachliteratur nachzulesen, da derartige Erläuterungen den Rahmen dieser Arbeit sprengen würden.

LORENZEN/NOLL haben versucht, einige westliche Heilkräuter nach eigener Erfahrung und mittels alter europäischer Quellen in das System der TCM einzuordnen, nach Temperatur, Geschmack und Wirkrichtung zu beurteilen und auf die verschiedenen Syndrome zu beziehen. Diese Heilkräuter sind nur Vorschläge und auch die Autoren weisen darauf hin, dass die Einteilung nach Krankheitssyndromen an Differenziertheit viel zu wünschen übrig lässt. Jedoch möchte ich die Heilkräuter hier ergänzend aufführen, um einem in Phytotherapie erfahrenen Therapeuten eine alternative Idee zu chinesischen Kräutern zu geben. Natürlich müssen sie vor der Anwendung genauestens repertorisiert und differenziert ausgewählt werden (6, 10, 11, 12, 13).

Die " Methoden zur Stärkung der Mitte" sind vorbeugend, bei jedem Muster und allgemein immer indiziert!

 

Zuallererst, und für mich persönlich im Vordergrund, steht die oben angeführte gleichzeitige Nieren-Yin- und Yang-Leere. Sie setzt am frühesten ein und ist am häufigsten.

1. NIEREN-YIN-UND YANG-LEERE

MACIOCIA : "Da aber ab 40 die Nieren-Energie abzunehmen beginnt und diese Störung häufig mit einer Störung des Blutes vermengt ist, beginnt ein Yang-Mangel eine Yin-Leere zu induzieren und umgekehrt. Daher überlappen einander Yin- und Yang-Mangel der Niere" ( 3, S.35). Er schreibt weiterhin, dass ab dem 60. Lebensjahr sich der zuerst dagewesene Mangel durchsetzen wird gegenüber dem anderen.

Nieren-Yin und Nieren-Yang sind unauflösbar miteinander verbunden, vergleichbar mit einer Öllampe: Das Öl ist Yin, die Flamme ist Yang. Beide haben eine gemeinsame Wurzel. Das Eine zieht das Andere nach sich. Deswegen bedingt die Abnahme des Einen die Abnahme oder das Eintrocknen des Anderen. Die Niere ist der Ursprung. Sie steht in enger Beziehung zum Blut, dem Uterus und dem Chongmai.

Wie bereits oben gesagt, kann durch den ganz normalen Alterungsprozess Nieren-Yin oder Nieren-Yang schwächer werden und dann eine Schwäche des anderen induzieren oder ein Blutmangel durch zu viele Geburten oder zu starke Menses kann den Uterus und den Chongmai schwächen, was dann Nieren-Yin und Nieren-Yang schwächt.

Dieses führt dazu, dass bei der Frau gegensätzliche Symptome auftreten, nämlich gleichzeitig Symptome der Hitze und der Kälte.

Maciocia schreibt, dass dieses Muster sehr häufig auftritt (3, ab S. 33).

Die Symptome sind:

An der Zunge und am Puls kann man am Besten sehen, welcher Mangel überwiegt.

Zunge: blass bei mehr Yang-Leere

Rot bei mehr Yin-Leere

Puls: tief und schwach bei mehr Yang-Leere

Oberflächlich, dünn , leer und schnell bei mehr Yin-Leere

Therapieprinzip: Die Niere nähren, das Yin nähren, sanft das

Yang tonisieren, den Geist beruhigen (3, S.738).

Ableiten des Feuers

Einige Akupunkturpunkte, die u.a. zur Auswahl stehen:

Ni 3, Ren 7, Ren 4, Bl 52, MP 6, He 5, He 6 u. Ni 7, Ren 15,

Du 24 u. Gb 13, Du 20

Öffnung des Renmai, Öffnung des Chongmai, Öffnung des Dumai

Moxibustion nur, wenn Nieren-Yang-Mangel überwiegt !

Allgemeine Empfehlungen:

Die Mitte stärken (s. später)

Nahrungsmittel und Heilkräuter auswählen, je nachdem, welche Schwäche im Vordergrund steht ( s. 2. und 3.)

2. NIEREN-YIN-LEERE

Wird der Körper zu lange zu hohen Belastungen ausgesetzt werden seine Reserven aufgebraucht. Die Nieren-Essenz, bestehend aus angeborenem, pränatalem Jing und tagtäglich neu zugeführtem ( durch Nahrung und Atmung ), postnatalem Jing, ist das Potential, das wir zur Verfügung haben, um mit beiden Beinen fest auf der Erde zu stehen. Exzesse jeder Art schwächen diese Nierenenergie. Dabei sind nicht nur Doping, sexuelle Exzesse und Rauschgifte gemeint, sondern auch zuviel Kaffee, zuwenig Schlaf, zu viele dicht aufeinanderfolgende Geburten oder Aborte, zuviel Arbeit, lange chronische Krankheiten u.v.m. Auch Angst als Emotion des Funktionskreises Niere kann diesen schädigen, da sie existentielle Bedrohung bedeutet (10, ab S.263).

Wird die Nieren Essenz derartig belastet, dass sie sich nicht regenerieren kann, gerät auch das Nieren-Yin in Leere. Das bedeutet, dass die struktiven Ressourcen erschöpft sind. Wie bei jeder Yin-Leere zeigen sich viele Symptome besonders abends und nachts, da das die Hochzeit von Yin ist. Ist das Yin in Leere, kann es das Yang nicht halten und es kommt zur Leere-Hitze.

Ist die Nieren-Energie erschöpft, können die Knochen und auch das Mark im Gehirn nicht genügend ernährt werden.

Durch den Nieren-Yin-Mangel kommt es auch zum Mangel an Flüssigkeiten (2, S.264 und 10, S.273).

 

 

Daraus ergeben sich die folgenden Symptome:

( 3, S.734 und 10, ab S.263)

Zunge: rot, belaglos, Risse

Puls: oberflächlich, leer, dünn, schnell

Therapieprinzip: Kühlung des Nieren-Yin

Bewahren und Nähren des Nieren-Yin

 

Einige Akupunkturpunkte, die u.a. zur Wahl stehen:

Ni 3, Ni 6, Ni 10, Ni 1, Lu 7 re u. Ni 6 li, Ren 4, Ni7, MP6, Di 4

Öffnung des Renmai, Öffnung des Dumai, Öffnung des Daimai

LORENZEN, NOLL (10, ab S.274):

"Wirkrichtung der Heilmittel: kalt-salzig, kalt-süß

Nahrungsmittel: Alle reizenden, aufputschenden Stoffe sollten vermieden werden, wie z.B. Kaffe, Tee, Rauschmittel, scharfe Gewürze, Zucker und Alkohol.

Folgende Heilkräuter stehen zur Auswahl:

Rubia tinctorum L, Cimicifuga racemosa, Zea mays L., Asparagus officinale, Plantago major, media L., Cynoglossum officinale L., Agropyron repens/ Triticum repens L., Equisetum arvense, Stellaria media L., Symphytum officinale."

3. NIEREN-YANG-LEERE

Wie bei der Nieren-Yin-Leere sind auch bei der Nieren-Yang-Leere zu viele Energien aufgebraucht und nicht wieder aufgefüllt worden. Hierbei geht es jedoch nicht um die struktiven Ressourcen sondern um den wärmenden, bewegenden Aspekt. D.h. der aktive Teil der Nierenenergie ist durch lange andauernde Belastung erschöpft. Die Ursachen sind körperliche Überlastung ( z.B. schweres Heben), längere Kälteexposition, Angstzustände aus traumatischen Erfahrungen und vor allem der ganz normale Alterungsprozess, durch den das Nieren-Yang abnimmt.

Der Hauptsitz des Feuers innerhalb der Niere ist das Tor der Vitalität = Mingmen. Es stellt Wärme für alle unsere Körperfunktionen zur Verfügung.

MACIOCIA :"Seine Hauptfunktionen sind:

Es ist die Wurzel des Feuers aller inneren Organe...

Es wärmt den Unteren Erwärmer und die Blase...

Es wärmt Magen und Milz um die Verdauung zu unterstützen...

Es harmonisiert die Sexualfunktion und wärmt Essenz sowie den Uterus...

Es unterstützt die Herzfunktion, den Geist Shen zu beherbergen...(2, ab S.105).

Eine Schwäche des Nieren-Yang macht sich in fast allen Organen bemerkbar. Das Herz braucht das Yang, um sein eigenes Yin zu stützen. Erfolgt das nicht, kommt es zu Erregungszuständen im Oberen Erwärmer. Die Blase braucht das Nieren-Yang zum Funktionieren. Der Magen und die Milz brauchen das Nieren-Yang, um die Nahrung aufzunehmen und zu transformieren. Die Lunge braucht das Nieren-Yang um die Abwehrkräfte und Leistungsfähigkeit zu mobilisieren. usw.( 10, ab S.281).

Viele Symptome treten morgens und am Tag auf, d.h. zur Yangzeit.

Die Symptome sind:

Zunge: blaß, geschwollen, naß, weißer Belag

Puls: tief, schwach, langsam

Therapieprinzip: Das Nieren-Yang tonisieren und wärmen

Einige Akupunkturpunkte, die u.a. zur Auswahl stehen:

Ren 4, Du 4, Bl 23, Ni 2, Ni 1, Ma 36, Ni 7, Ni 3, Ren 6, Bl 52,

Extrapunkt Jing Gong, Du 20

Moxibustion oder tonisierende Nadelung !

Öffnung des Chongmai, Öffnung des Dumai,

LORENZEN, NOLL (10, ab S. 287):

"Wirkrichtung der Heilmittel: warm, warm-scharf, süß

Alle kalten Nahrungsmittel und Getränke sollten gemieden werden, vor allem rohes Obst und Gemüse, Zitrusfrüchte und Sauermilchprodukte.

Folgende Heilkräuter stehen zu Auswahl:

Alpinia officinarum L, Mentha pulegium, Myristica fragans, Nux moschata, Satureja hortensis, Thymus serpyllum = Thymus pulegoides, Turnera aphrodisiaka Ward, Iris germanica, Zingiber officinale L, Thymus vulgaris L."

 

 

4. NIEREN-YIN UND LEBER-YIN-LEERE MIT AUFSTEIGENDEM LEBER-YANG

Nach dem Sheng-Zyklus bringt die Niere die Leber hervor. In der Sprache der fünf Elemente gesprochen heißt das: Das Wasser ( die Niere) nährt und berieselt das Holz (die Leber) damit es feucht bleibt (Yin). Ist das Wasser schwach und kann seine Aufgabe nicht erfüllen, wird das Holz trocken und führt zum Aufsteigen von Leber-Yang.

Bei diesem Syndrom entsteht aus dem Nieren-Yin-Mangel ein Leber-Yin-Mangel dadurch dass das Nieren-Yang zu stark ist und nicht genügend nährt. Da Yin bei der Leber in Zusammenhang mit dem Blut steht, besteht auch immer ein Leber-Blut-Mangel. Die Leber versorgt zusammen mit dem Chong Mai den Uterus mit Blut. Durch die Menstruation, Geburten, Ernährungsfehler, Überarbeitung und emotionale Belastungen neigen Frauen sehr zu Blutmangel.

Durch den fehlenden Yin-Anteil der Leber wird auch der Yang-Anteil, nämlich das Leber-Qi, in Mitleidenschaft gezogen. Deshalb besteht oft zusätzlich eine Leber-Qi-Stagnation die sich in erhöhter Anspannung, besonders vor der Menstruation, zeigt.

Die Symptome sind :

 

Zunge: rot, belaglos, evtl. rissig

Puls: oberflächlich, leer, schnell, evtl. an der linken Guan Position saitenförmig

Therapieprinzip: das Nieren-Yin nähren, das Leber-Blut nähren

das Leber-Yin nähren, das Leber-Feuer kühlen, den Geist beruhigen, die Wanderseele (Hun) zum Verweilen bringen.

Einige Akupunkturpunkte, die u.a. zur Auswahl stehen:

Ni 3, Le 8, Le 3, Ren 4, Du 24, Gb 13, Gb 20, Pc 7, Le 2, He 7, MP 6, Gb 34, Bl 17, Bl 18, Bl 19, Bl 20, MP 10, Bl 23, Bl 52, Bl 47

Öffnung des Renmai, Öffnung des Chongmai, Öffnung des Dumai

LORENZEN/NOLL (12, ab S. 139):

"Temperaturverhalten und Geschmack der Heilmittel:

sauer-süß/kalt, adstringierend

Nahrungsmittel: Gurke, Zucchini, Spinat, Bambussprossen, Birne, Apfelsine, Mandarine, Zitrone, Kiwi, Rhabarber, Essig, Hühnerleber, saure Milchprodukte.

Folgende Heilkräuter stehen zur Auswahl: Oxalis acetosella, Vitis vinifera, Potentilla anserina, Berberis vulgaris, Sanguisorbia officinalis, Plantago major - media, Verbena officinalis, Agrimonia cupatoria, Veronica officinalis L., Cimicifuga racemosa, Rosa gallica, Stellaria media."

 

 

5. HERZ UND NIERE KOMMUNIZIEREN NICHT

Dieses Muster besteht aus einem Nieren-Yin-Mangel mit Herz-Yin-Mangel und daraus resultierender Leere-Hitze.

Herz und Niere haben eine gemeinsame Wurzel von Geist und Essenz. Die Energien von Herz und Niere befinden sich in einem ständigen Austausch zwischen oben ( Herz, Feuer, Yang) und unten ( Niere, Wasser, Yin).Das Herz wärmt die Niere, die Niere nährt das Herz. Die Chinesen nennen dies "die wechselseitige Unterstützung von Feuer und Wasser" ( 2, S.112).

Wie schon vorher erwähnt, hat das Herz einen starken Einfluß auf den Uterus und damit auf Gynäkologische Probleme durch das Verbindungsgefäß Bao Mai. Da das Herz das Blut regiert und den Geist Shen beherbergt, können emotionale Probleme, Traurigkeit und Überarbeitung zur Folge haben, dass das Herz-Yin leer wird. Besteht außerdem eine Nieren-Yin-Leere ( aus den vorher beschriebenen Ursachen), wird das Herz-Yin nicht aufgefüllt und so zusätzlich geschädigt.

In besonderem Maße sind auch Renmai und Chongmai an diesem Syndrom beteiligt. Werden sie schwächer, werden auch Blut und Yin schwächer. Um Blut und Yin zu tonisieren und die daraus folgende Leere-Hitze zu mildern, muss man unbedingt die beiden außerordentlichen Meridiane miteinbeziehen. Auch nährt der Renmai das Nieren-Yin und wirkt gegen trockenen Hals und Kehle.

Das Herz gibt dem Geist Shen ein Zuhause. Ist das Herz-Yin stark, ist der Shen nachts ruhig und der Mensch kann gut schlafen. Ist jedoch das Herz-Yin schwach, dann ist Shen nicht gehaust und nachts ruhelos. Dadurch kommt es zu Durchschlafstörungen.

Das nach oben schlagende Herz-Yang bewirkt, dass die allgemeinen Herzfunktionen nicht in sich ruhen, sondern erregter sind.

Hier besteht auch eine Verbindung zum Chongmai, denn der Chongmai beeinflußt durch seinen Verlauf das Herz. Deshalb muß man ihn unbedingt in die Behandlung miteinbeziehen.

Auch der Yin Wei Mai wirkt auf das Herz und kann zur Beruhigung des Shen eingesetzt werden.

Zu den Herzsymptomen gesellen sich natürlich außerdem die Nierensymptome.

Die Symptome sind:

Zunge: roter Zungenkörper ohne Belag, gerötete Spitze , evtl. Riss im Zentrum

Puls: schnell, dünn, oberflächlich oder schwach und tief an den

Chi Positionen und überflutend an den Cun Positionen.

Therapieprinzip: Das Yin von Herz und Niere nähren, das Herz beruhigen und den Geist beruhigen, die Verbindung Herz/Niere wiederherstellen.

Einige Akupunkturpunkte, die u.a. zur Auswahl stehen:

Ni 3, Ren 4, MP 6, Ni 13, He 6, Ni 7, He 8, Pc 7, MP 3, Ni 6, Ren 15, Ren 13, He 7, Ni 9, Bl 44, Ren 14, He 5, Yin Tang, Ni 10, Gb 13,

Öffnung des Renmai, Öffnung des Chongmai, Öffnung des Yin Wei Mai

LORENZEN/NOLL ( 11, ab S.226):

HERZ-YIN-LEERE:

" Wirktendenz der Nahrungsmittel und Heilpflanzen:

kalt, kalt- bitter-sauer

Folgende Heilkräuter stehen zur Auswahl: Borago officinalis, Asperula odorata, Plantago Major, - Media, Rosa gallica."

NIEREN-YIN-LEERE: s. dort.

 

6. SCHLEIMANSAMMLUNG UND QI-STAGNATION

Bei diesem Muster tritt die Menopause nicht durch einen ( normalen) Nieren-Essenz-Mangel ein, sondern durch eine Stagnation oder Obstruktion im Unteren Erwärmer. Die Milz ist sehr empfindlich gegen Feuchtigkeit. Sie kann durch äußere Ursachen, wie z.B. zuviel Feuchtigkeit hinterlassende Nahrungsmittel ( Milchprodukte, Süßes), Fett, zuviel Fleisch und Alkohol und durch feuchtwarmes Wetter geschädigt werden. Auch innere Faktoren spielen eine Rolle, wie z.B. eine länger andauernde Schwäche des Milz-Qi und des Milz-Yang. Eine zusätzliche Leber-Qi-Stagnation kommt oft dazu.

Diese Feuchtigkeit kann durch den Qi-Mangel nicht mehr bewegt werden und betrifft und lähmt bald alle anderen Organe.

Besondere Beachtung verdient hier der Yin Qiao Mai. Ist er in Fülle, können Stagnationssymptome im Unteren Erwärmter auftreten. Seine Öffnung befreit von Stagnation und von den Faktoren, die die Fülle herbeigerufen haben und kann Kälte und Schleim ausleiten.

Die Symptome sind:

Zunge: blasser Zungenkörper, klebriger weiß bis gelber Belag, bei der Entstehung von Hitze etwas gerötete Ränder

Puls: dünn, langsam, schwach, schlüpfrig, bei der Entstehung von Hitze auch schnell und schlüpfrig

Therapieprinzip: Das Qi regulieren, Schleim auflösen, Stagnation beseitigen, die Verbindungsleitbahnen freimachen, die Milz stärken, evtl. Hitze beseitigen.

Einige Akupunkturpunkte, die u.a. zur Auswahl stehen:

Ren 17, Pc 6, Ren 4, SJ 6, Lu 7, Ren 6, Ren 10, Ma 40, MP 6, MP 9, MP 3, Ma 21, Ma 28, Gb 8, Ma 8, Bl 20

Di 11 nur bei Hitze !

Öffnung des Yin Qiao Mai

Öffnung des Daimai

LORENZEN/ NOLL (13, ab S. 167):

KÄLTE UND NÄSSE BEDRÄNGEN DIE MILZ:

" Eigenschaften der Heilpflanzen und Nahrungsmittel:

bitter-süß-warm

Nahrungsmittel: keine Feuchtigkeit produzierenden Nahrungsmittel wie z.B. fettes Fleisch, Zucker, Salz, Muscheln, ...Milch und Milchprodukte, Schwein, Ei.......etc.

Sondern eher trocknendes Essen wie: Walnüsse, Weizen, Huhn, Knoblauch, Kidney-Bohnen, Kohlrabi, Majoran, Rettich, Shrimps.

Folgende Heilkräuter stehen zur Auswahl:

Solanum dulcamara, Chelidonium majus, Cichorium intybus, Marsdenia condurango, Fumaria officinalis, Ocimum basilikum, Sinapis nigra, Allium sativum, Levisticum officinale."

Kommt zur KÄLTE/NÄSSE-BEDRÄNGEN-DIE-MILZ- Syndrom ein Leber-Qi-Stau, kann sich daraus entwickeln:

NÄSSE-HITZE IN DER MILZ:

" Eigenschaften der Heilpflanzen und Nahrungsmittel:

süß-bitter-kalt, diuretisch.

Folgende Heilkräuter stehen zur Auswahl:

Mentha piperita, Scrophularia nodosa, Achillea millefolium."

 

7. BLUTSTASE

Folgende Ursachen gibt es für allgemeine Blutstase:

Akute oder chronische Krankheiten, angeborene Schwäche, zuviel Trauer, Kummer, Angst und Sorge und der normale Alterungsprozess.

All dieses kann zu einer Herz-Qi-Schwäche führen. Das Qi des Herzens ist dann nicht mehr in der Lage, seinen Aufgaben gerecht zu werden.

Blut kann in vielen Organen gestaut sein. Ich möchte mich hier jedoch nur auf den Bezug zum klimakterischen Syndrom beschränken.

Aus den oben angeführten Gründen kann es dazu kommen, dass das Herz-Blut, das ja zum Uterus fließen soll, stagniert. Dadurch kommt es am Beginn der Wechseljahre zu Zyklusunregelmäßigkeiten oder Dysmenorrhoe.

Mit daran beteiligt ist auch immer der Chongmai. Eine Blutstase im Chongmai kann entstehen, wenn ein starker Eingriff in das energetische System vorgenommen wurde: Operationen an der Schilddrüse, Hysterektomien, Abtreibungen, Ausschabungen oder Bypass-Operationen. Auch häufiger Sexualverkehr während der Menstruation kann eine Stase im Chongmai hervorrufen. Da der Chongmai ein Gefäß ist, das Stagnation von Qi und Blut beseitigt, muß er hier unbedingt miteinbezogen werden( 4, S.97).

Auch der Yin Qiao Mai ist mit einzubeziehen, da er, wenn er in Fülle gerät, Stagnation von Qi und Blut im Uterus hervorrufen kann.

Ein typisches Symptom für Blutstase ist der fixierte, stechende, bohrende Schmerz.

Die Symptome sind:

Zunge: violett bis purpurfarben, Unterzungenvenen gestaut

Puls: saitenförmig oder rauh, tief, langsam

Therapieprinzip: Stase beseitigen, Blut beleben, Qi bewegen, den

Geist Shen beruhigen, evtl. Yang aktivieren.

Einige Akupunkturpunkte, die u.a. zur Auswahl stehen:

MP 10, Ren 4, Le 3, Pc 7, Ren 6, Bl 17, Ni 14, MP 6, Ni 13, Ma 29, Ma 30, Ni 8

Öffnung des Chongmai

Öffnung des Yin Qiao Mai

LORENZEN/NOLL (11, ab S. 217):

STAGNATION DES HERZBLUTES:

" Wirktendenz der Nahrungsmittel und Heilpflanzen:

warm, warm-scharf

Folgende Heilkräuter stehen zur Auswahl: Dictamnus albus, Arnica montana, Crataegus oxycantha."

8. BLUT-MANGEL VON LEBER UND/ODER HERZ

Blut wird hergestellt durch ein Zusammenwirken von allen Funktionskreisen(11, S. 229). Jede Beeinträchtigung kann zu Blutleere führen. Die ersten Schritte setzt das Milz-Qi, da es aus der Nahrung das Gu Qi extrahiert. Dieses wird über den Chong Mai nach oben zur Lunge transportiert ( 13, S. 146). Oft entsteht ein Blut-Mangel weil das Milz-Qi durch ständige Überforderung geschwächt wird. Grübeln und Sorgen, schlechte Ernährung, akute Blutverluste durch Unfall oder Geburt, chronische Blutverluste (alle Anämieformen) und ständige geistige Überarbeitung sind die Hauptursachen für einen Blutmangel.

Blutmangel betrifft vor allem die Leber und das Herz. Leber-Blut-Mangel ist häufig die Ursache für viele weitere Pathologien, wie z.B. Aufsteigen des Leber-Yang ( Migräne), Wind-Hitze in der Haut (Jucken), Nieren-Yin-Mangel ( s. oben), Nieren-Yang-Mangel (s. oben), Kälte im Uterus etc.(3, S.38).

Blut nährt den Körper als Form des Qi. Dauert ein Blut-Mangel länger an, kommt es zur Auszehrung und Erschöpfung und die postnatale Nieren-Energie kann nicht gebildet werden. Dadurch verringert sich die Nieren-Essenz vorzeitig.

Blut feuchtet an. Augen, Haare, Haut, Nägel und Gelenke brauchen das Blut um nicht zu trocken zu werden.

Blut ist die materielle Grundlage des Geistes Shen und Hun. Das Herz beherbergt Shen, die Leber Hun. Fehlt das Blut, so kommt es zu Schlafstörungen und Wortfindungsstörungen (Shen) sowie zu Sehstörungen und Träumen (Hun) (13, ab S. 146).

Der Chongmai als See des Blutes sollte hier besondere Beachtung finden. Durch seinen Bezug zur Milz, zum Herzen und zur Leber trägt er dazu bei, dass Blut produziert und verteilt wird.

Auch der Yin Wei Mai ist durch seine Funktion, Blut zu regulieren und zu harmonisieren mit einzubeziehen. Besonders die Blutleere, die bei Frauen durch seelische Ursachen entsteht und das Herz angreift, muß über den Yin Wei Mai behandelt werden, denn der garantiert die Versorgung des Herzens mit Blut und Yin. Die Öffnung dieses außerordentlichen Gefäßes hat eine sehr beruhigende Wirkung auf Frauen, die durch Blut-Mangel an seelischen Problemen leiden (4, S.158).

Der Renmai hat eine Verbindung zum Lebermeridian und sollte zur Behandlung auch miteinbezogen werden(4, S. 77).

Die Symptome sind:

Zunge: blasser Zungenkörper, evtl. trocken (Herz)

Puls: gespannt, dünn, beschleunigt (Herz)

Therapieprinzip: Das Blut nähren, die Milz für die Blutbildung stär-

ken, den Geist Shen beruhigen.

Einige Akupunkturpunkte, die u.a. zur Auswahl stehen:

Bl 17, MP 10, Bl 20, He 7, MP 6, Le 3, Bl 49, Ni 14, Gb 13, Ren 14, Ren 15, Ma 36, MP 4, MP 3, Du 20, Le 8, Bl 18, Bl 23

Öffnung des Chongmai, Öffnung des Renmai,

Öffnung des Yin Wei Mai

 

LORENZEN/NOLL (12, ab S. 131):

LEBER-BLUT-LEERE

" Temperaturverhalten und Geschmack der Heilmittel: sauer-kalt

Folgende Heilkräuter stehen zur Auswahl: Ruta graveolens, Agrimonia eupatoria, Verbena officinalis L., Capsella bursa pastoris, Potentilla anserina."

LORENZEN/NOLL (11, ab S.230):

HERZ-BLUT-LEERE

" Wirktendenz der Nahrungsmittel und Heilmittel: kalt-sauer, kalt-süß

Folgende Heilkräuter stehen zur Auswahl: Ruta graveolens, Rheum palmatum (officinale)."

9. LEBER-QI-STAGNATION

Die Leber ist das Organ, das den geschmeidigen Qi-Fluß in alle Organe in alle Richtungen gewährleistet. Stagniert des Leber-Qi, dann bestehen Auswirkungen auf den ganzen Organismus.

Ursache für einen Leber-Qi-Stau sind fast ausschließlich emotionale Probleme (andere Ursachen säweiter unten). Bestehen seit langer Zeit unterdrückte Wut, Zorn und Frustration, führt dieses zu einer Beeinträchtigung der Qi-Zirkulation. Sehr zutreffend haben LORENZEN/NOLL diesen Zustand beschrieben:

" Stauungen. EINdruck ohne AUSdruck gleich DRUCK....

Der EINDRUCK weist in Richtung eigene Position, ICH-Gefühl. Der AUSDRUCK weist in Richtung Kommunikation, Öffnung, die Umwelt........ Werden Dogmen, Lebensgewohnheiten, Sitten und Gebräuche, das, was man machen muß, die an sich selbst gestellten Anforderungen, zu übermächtig, wird man eingeengt. Man kann sich nicht mehr entfalten. Es entstehen überall Blockaden im Körper: in der Artikulation, in der Harmonie der Muskelbewegung, in der Bewegung des Blutes....."( 12, ab S.113).

Dieses hat sehr weitreichende Folgen und kann sich innerhalb eines breiten Spektrums von Symptomen manifestieren.

Eine Stagnation des Leber Qi beeinträchtigt die Blutbewegung im Chongmai und im Renmai. Dieses stört die Uterus-Funktion und führt zu unregelmäßigen und schmerzhaften Regelblutungen, zu prämenstrueller Spannung und schmerzhafter Schwellung der Mammae.

Auch schwanken die Emotionen stark. Depressive Phasen wechseln ab mit " normalen" Phasen. Auch kann sich die Stagnation im Hals als " Pflaumenkerngefühl" zeigen (2, S.229).

Durch viele Jahre der Menstruation, durch Geburten und Fehlgeburten, durch das oft jahrelange Sparen an sich selber (" zuallererst muß die Familie satt werden" ) und aufgrund von Überarbeitung und emotionalen Belastungen neigen viele Frauen zu Blutmangel.

Leber-Qi und Leber-Blut sind Yang und Yin der Leber und Arbeiten eng und harmonisch zusammen. Wenn das Yin (Blut) in einem Mangelzustand ist, kann es das Yang (Qi) nicht verwurzeln und zurückhalten. Auch dadurch kann es zu einer Leber-Qi-Stagnation kommen. Bei Frauen ist dieses Muster aus den oben angegebenen Gründen sehr verbreitet ( 3, S.37).

Die Symptome sind:

Zunge: Zungenkörper oft normalfarben oder blass, evtl. Belag weiss und schlüpfrig

Puls: saitenförmig oder gespannt, vor allem links

Therapieprinzip: Stagnation lösen, das Leber-Qi verteilen, regu-

lieren und harmonisieren

Einige Akupunkturpunkte, die u.a. zur Auswahl stehen:

Le 3, Le 13, Le 14, Pc 6, MP 6, MP 4, Gb41, SJ 6, Gb 34, Pc 7, Ma 18, MP 8, Di 4, Ma 30

Öffnung des Chongmai

Öffnung des Renmai

 

LORENZEN/NOLL (12, ab S. 114):

" Temperaturverhalten und Geschmack der Heilmittel: bitter, süß-kalt

Nahrungsmittel: direkt auf die Leber wirkend: Leber von Rind und Huhn, schwarzer Sesam, Sellerie, Muscheln, Pflaume.

In Maßen...: Basilikum, Pfeffer, Dillsamen, Lorbeerblätter, Kohl, Knoblauch, Kohlrabi, Majoran.

Vermeiden: Kokosmilch, Ingwer, Rosmarin, Alkohol, Kaffee, rotes Fleisch, Zucker, Süßigkeiten, Drogen, chemische Stoffe, Safran.

Folgende Heilkräuter stehen zur Auswahl: Rheum palmatum (officinale), Citrus decumana, Olea europea, Leonurus cardiaca, Scutellaria laterifolia, Matricaria chamomillae, Agrimonia eupatoria, Pneumus boldus Molina."

 

 

METHODEN ZUR STÄRKUNG DER MITTE

Da das klimakterische Syndrom eingeleitet wird durch eine beginnende Milz-Schwäche, ist es unbedingt nötig, die Milz, die ja die Mitte in der Wandlungsphase Erde darstellt, frühzeitig zu stärken. Auf diese Weise kann man versuchen, vorzubeugen, eine beginnende Schwäche zu mildern und evtl. auftretenden Symptomen die Stirn zu bieten. Ich beziehe mich auf den Unterricht von HELMUT MAGEL:

EMPFEHLUNGEN ZUR ERNÄHRUNG:

Regelmäßiges Essen: Reichhaltiges Frühstück, z.B. warmes Hirsemüsli

Warmes Mittagessen mit kurzgegartem Gemüse der Saison, etwas nicht zu fettes Fleisch, Reis (Rundkorn) oder Polenta

Abendessen vor 19 Uhr, Brühe, Butterbrot, im Sommer auch Salat

Zwischendurch evtl. kurz gedünstetes Obst, Reiswaffel oder Brot.

Trinken während des Essens vermeiden. Erst hinterher Kräutertee (z.B. Anis oder Fenchel ) oder Wasser mit Zimmertemperatur. Sehr heiße und sehr kalte Getränke meiden.

Allgemein soll man gekochte warme oder auch gekochte abgekühlte Speisen vorziehen, wobei man sich im klaren sein muß, das Gemüse und Obst nur kurz gegart werden dürfen. Je mehr der Körper an Energie zusetzen muß, um die Nahrung aufzuschlüsseln, umso mehr Wärme verbraucht er. Gekochte Nahrung ist leichter zu erschließen. Frische Nahrungsmittel bevorzugen.

Lange gekochte Kraftsuppen aus Rind oder Huhn sind sehr zu empfehlen. Sie entfalten schon fast eine alchimistische Wirkung wie Essenz und stärken das Yang. Man kann eine Tasse zur Hauptmahlzeit trinken.

Wenig Käse, wenig Milch und Milchprodukte.

Keine Rohkost, kein rohes Müsli mit Milch, kein grobes Vollkornbrot, kein fettes Fleisch! All diese Nahrungsmittel überfordern die Milz mit zuviel Feuchtigkeitsentwicklung und zuviel Kälte.

Essen in Ruhe !

Man soll Freude haben an dem was man ißt! Man soll nur das essen, was man mag und nicht etwas, was man essen muß weil andere sagen, dass es gut ist. Gut kauen!

ALLGEMEINE REGELN:

Nach dem Mittagessen soll man ruhen oder dösen oder zumindest 10 Minuten auf dem Bürostuhl die Augen schließen.

Abends soll man früh zu Bett gehen.

Ausgleich zwischen mentaler und körperlicher angenehmer Betätigung, z.B. Joggen, Fitness, Gartenarbeit, Qigong, Taiqi o.ä.

Körperliche Übungen, die zwischen Dehnen und Anspannen ausgleichen, wie z.B. Isometrie.

Struktur und Routine sorgen für solide Erdung. Jeder übt für sich verschiedene Rollen im Leben aus, die im Alltag einen Platz haben müssen!

Emotionale Bedürfnisse ausdrücken und würdigen, nicht immer hintenanstellen!

Schon im SU WENN, Kap.2 steht: " Die drei Monate des Herbstes ( in dem man sich ja in der Menopause befindet, Anm. d. V.) nennt man Sammlung und Ausgleich. Das Qi des Himmels wird drängend, das Qi der Erde prachtvoll. Man geht früh schlafen, man steht früh auf, man soll es dem Hahn nachmachen. Man übe seinen Willen friedlich und gelassen aus, um die Schärfe des Herbstes zu mildern."

 

Abschließend noch zwei Körperübungen für den Herbst aus dem Buch von LORENZEN/NOLL (6, ab S. 66):

"Für die Lunge:

  1. Stehe mit den Füssen drei Fußbreit auseinander, die Schultern entspannt, die Arme locker hängend. Die Knie sind leicht gebeugt.
  2. Strecke deine Arme in Schulterhöhe nach vorn aus, die Handflächen nach unten.
  3. Schwinge deine Arme beim Einatmen mit einer starken Bewegung so weit wie möglich nach links. Lasse deine Hüften und den Oberkörper mitschwingen. Der Kopf folgt der Bewegung des Oberkörpers. Stell dir vor, dass du etwas kraftvoll nach links schleuderst.
  4. Bringe deine Arme beim Ausatmen zur Mitte nach vorn zurück.
  5. Schwinge deine Arme mit dem Einatmen so weit wie möglich nach rechts und mit dem Ausatmen wieder zur Mitte zurück.
  6. Mache die Übung etwa zwei Minuten lang.

Für den Dickdarm:

  1. Stehe schulterbreit und bringe die Arme so vor deine Brust, dass sie sich kreuzen und die Handflächen die Schultern berühren.
  2. Diese Übung heißt " den Bogen spannen".
  3. Strecke den linken Arm mit dem Einatmen zur Seite (die linke Hand hält einen imaginären Bogen) und spanne die Sehne mit der rechten Hand vor der Brust. Dein Gesicht ist nach links gewandt, der Zeigefinger der linken Hand gerade nach oben gestreckt, so dass du den Fingernagel sehen kannst. Laß die Spannung zu ihrem Höhepunkt kommen. Durch diese Spannung wird der Dickdarm-Meridian gestärkt.

  4. Laß dann den Pfeil mit der Ausatmung von der Sehne schnellen und kreuze die Arme wieder vor der Brust.
  5. Wiederhole die Bewegung nach rechts.
  6. Mache diese Übung eine Minute lang."

 

 

 

ZUSAMMENFASSUNG

Wir leben in einer Zeit des Wandels!!

Wurden noch vor einigen Jahren Hormone vermehrt verschrieben und als ein Segen betrachtet, der vorbeugt gegen viele Krankheiten, scheint sich ein Umdenken breitzumachen. Hormone gegen Akne in der Pubertät, Hormone gegen Babys, Hormone in der Zeit danach gegen Wechseljahresbeschwerden... Wollen die Frauen das? Muß es nicht irgendwann mal gut sein? Man kann doch nicht sein ganzes Leben lang Hormone nehmen!

Kein Zweifel, Hormontabletten sind ein wirksames Mittel. Aber nur für den Übergang, nicht als Dauermedikation! Neue Studien zeigen, dass Hormontabletten gegen klimakterische Beschwerden nicht länger als fünf Jahre genommen werden sollten, sonst erhöhen sie das Brustkrebsrisiko. Viele Frauen haben davor natürlich ihre Bedenken. Die weiterhin auftretende Menstruationsblutung, die Befürchtung, nach Absetzen der Hormontablette wieder Wechseljahresbeschwerden zu bekommen und der Widerwille, jeden Tag eine Pille schlucken zu müssen, führt immer mehr dazu, das die Hormonersatztherapie hinterfragt wird. Jedenfalls von den Frauen!

( BRIGITTE, 3/2001, Dossier: Frauen und Hormone) Da fragt sich die Autorin: "Verbirgt sich nicht hinter der Frage: Hormone - ja oder nein? Oft ein ganz anderer Konflikt? Die Frage nämlich: Wie geht es weiter in meinem Leben? Viele von uns haben immer gut funktioniert für Eltern, Lehrer, Kinder, Männer, Chefs. Und nun überlegen sie: Soll das die nächsten 20,30 Jahre so weitergehen? ...Warum sollen wir nicht die Jacke ausziehen, wenn uns zu warm ist ( "Zwiebelkleidung" wird empfohlen) ? Warum dürfen wir nicht einfach mal eine Zeit schlecht drauf sein, unkonzentriert, unausgeschlafen?...Akzeptieren, dass wir uns nicht so viel aufladen können, das auch gar nicht mehr wollen. Für weniger Stress sorgen. Uns mal zurückziehen......Nicht immer denken, ich müsste jetzt........und vor allem nicht, ich müsste eigentlich jung und knackig und jederzeit voller Power sein.....Man hat uns vorgegaukelt, Östrogenpillen würden uns die ewige Jugend schenken....Schlimmer: Es wird den Frauen eingeredet, es gäbe eine Krankheit, die Östrogenmangel heißt.... Aber, es ist keine Krankheit, .... sondern ein ganz natürlicher Vorgang....

Lassen wir uns nicht verrückt machen!"

Dieses Umdenken, ob es vielleicht dazu führt, dass die Wechseljahresbeschwerden zurückgehen? Dass das Älterwerden akzeptiert wird von der Gesellschaft (die ja wir selber sind)? Dass man nicht zum "alten Eisen" geworfen wird, wenn man alt wird, sondern dass vielleicht die Erfahrung und die Weisheit eines Tages wieder etwas wert sind? Es wäre uns, dem Westen, so sehr zu wünschen!

Zuerst meine Recherche in den Büchern über Chinesische Medizin zu meinem Thema der Wechseljahre, dann der oben aufgeführte Artikel !

Fazit:

Es klingt vielleicht etwas hochmütig, aber man muß es einfach feststellen:

Die Chinesen haben es ja immer schon gewußt!

Die Hormonersatztherapie ist vielleicht in einigen besonders schweren Fällen unumgänglich, sie täuscht dem Körper jedoch nur vor, dass er noch ovuliert. Die chinesische Medizin ist, was die schnelle Wirkung angeht, nicht als Alternative zu betrachten. Das, denke ich, will sie auch gar nicht bieten! Akupunktur und Kräuter wirken beständiger und nachhaltiger indem sie die Nieren-Essenz tonisieren. MACIOCIA betont, dass sich beide Therapien nicht gegenseitig ausschließen, sondern wunderbar ergänzen können, da sie nach völlig verschiedenen Ansätzen arbeiten (3, S752).

Als alleinige Therapie ist die chinesische Medizin sehr gut in der Lage, die Symptome der Wechseljahre zu lindern und die Frau in dieser Übergangsphase zu unterstützen. Die Frau muß sich aber darauf einlassen, dass es länger dauert als mit Hormonen. Dafür stellt sich ihr Körper langsam um und nach einigen Jahren ist alles vergessen. Denn das ist ja das Gute an den Wechseljahresbeschwerden: Sie hören irgendwann auf! (von Ausnahmen abgesehen).

Also, warum soll sich die Frau nicht den Mut und die Chance nehmen, diesen Abschnitt ihres Lebens bewußt anzupacken? LORENZEN/NOLL (6, S.66):

" Entschlacke deinen Körper, deine Wohnung, deine Gedanken, kläre deine Beziehungen, um wertlos gewordenes loszuwerden. Respektiere anderer Leute Grenzen und akzeptiere deine eigenen, prüfe, wann du offen sein willst und wo du dich verschließen solltest....Lasse neue Inspirationen zu, denn erst dadurch kann ein positiver Zugang zum Herbst des Lebens gefunden werden, kann die Angst vor dem Altern und der Schrecken vor dem Tod gelindert werden."

HABE MUT ZUM WECHSEL !

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Babett Ohlen Neu Wulmstorf, d. 06.04.2001

LITERATURVERZEICHNIS

  1. Dr. Van Nghi, Nguyen : Hoang Ti, Nei King, So Ouenn, Band 1

Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH, Uelzen 1997

2. Maciocia, Giovanni : Die Grundlagen der Chinesischen Medizin , Verlag für Ganzheitliche Medizin, Kötzting 1997

3. Maciocia, Giovanni : Die Gynäkologie in der Praxis der Chinesischen Medizin , Verlag für Ganzheitliche Medizin, Kötzting 2000

4. Kirschbaum, Barbara : Die 8 außerordentlichen Gefäße in der traditionellen chinesischen Medizin

Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH, Uelzen 2000

5. Blohm, Helen : Die Frau im Herbst ihres Lebens

Vortrag auf der FDH-Herbsttagung in München, Volksheilkunde VHK 12/94 und 1/95

6. Lorenzen, Udo und Noll, Andreas :Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen Medizin Band 2 Metall

Müller und Steinicke, München 1994

7. Ross, Jeremy : Akupunktur Punktkombinationen

Medizinisch Literarisch Verlagsgesellschaft mbH, Uelzen 1998

8. Dr. Van Nghi, Nguyen : Pathogenese und Pathologie der Energetik in der chinesischen Medizin.

Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH, Uelzen 1977

9. Flaws, Bob : Schwester Mond

Verlag für Ganzheitliche Medizin, Kötzting 1994

10. Lorenzen, Udo und Noll, Andreas: Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen Medizin Band 5 Wasser

Müller und Steinicke, München 2000

11. siehe oben Band 4 Feuer, 1998

12. siehe oben Band 1 Holz, 1992

13. siehe oben Band 3 Erde, 1996

14. Kirschbaum, Barbara : Osteoporose

Vortrag auf der Jahrestagung der AG-TCM in Rothenburg, Volksheilkunde, VHK 8/92