Diabetes Mellitus

Fundamentale Störung der Mitte

Überlegungen

zur Entstehung und Behandlung des Diabetes Mellitus in der Chinesischen Medizin

- Roswitha Hauke -

 

 

Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

 

 

 

hiermit bedanke ich mich herzlichst bei Herrn Andreas Noll, für die Möglichkeit mit dieser Diplomarbeit das Diplom der Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin zu erhalten,

bei Herrn Udo Lorenzen für die Motivation und spontane Zusage, die Betreuung und Unterstützung für meine Diplomarbeit zu übernehmen, insbesondere auch für seine professionellen Hinweise, die gelungene Themeneingrenzung und seine Ratschläge bei der Fertigstellung der Diplomarbeit,

bei Herrn Helmut Magel für die Hilfsbereitschaft, mir sein Quellenmaterial für die Diplomarbeit zur Verfügung zu stellen.

 

Diplomarbeit

von Roswitha Hauke,

hiermit erkläre ich, diese Arbeit selbstständig angefertigt zu haben.

 

 

Abstrakt

Diabetes ist eine weitverbreitete Volkskrankheit, die bisher weitgehend schulmedizinisch behandelt wird. Doch auch in der chinesichen Medizin gibt es ausgereifte Behandlungsmethoden, um das Diabetische Syndrom (Xiao ke) zu therapieren. Die Arbeit handelt von Diabetes mellitus als Ausdruck einer fundamentalen Störung der Mitte. Zunächst wird ein Überblick auf die westliche Sicht und Behandlungsweise gegeben. Diabetes stellt ein immer ernstzunehmenderes Problem dar, da die Zahl der Diabeteskranken innerhalb der letzten 20 Jahr über das 6-fache angestiegen ist. Die westliche Medizin und Forschung konzentriert sich dabei auf die medikamentöse Behandlung, die in der Senkung des Blutzuckers besteht. Die Therapie ist damit weitgehend symptomorientiert. Im Gegensatz dazu ermöglicht die chinesische Medizin eine weitaus differenziertere Sichweise auf die diabetische Erkrankung. Sie unterscheidet eine Vielzahl von krankheitsverursachenden Faktoren. Das Diabetische Syndrom stellt sich bei jedem Menschen in unterschiedlichen Syndrommustern dar, welche individuelle Behandlung erfordern. Ziel ist dabei die Selbstregulation des Körpers zu stärken bzw. wiederherzustellen, und die Medikamentenabhängigkeit zu beenden. Die verschiedenen Therapieinstrumente wie Akupunktur, Tuina, Diätetik und Qigong werden in ihren Anwendungsmöglichkeiten erörtert. Die Arbeit schließt ab mit einem erfolgreichen Beispiel aus der Praxis.

 

 

Inhalt

1 Einführung *

2 Diabetes heute: Volkskrankheit *

3 Diabetes aus Sicht der westlichen Medizin *

3.1 Symptome *

3.2 Ätiopathogenese *

3.2.1 Typ 1 Diabetes *

3.2.2 Typ 2 Diabetes *

3.2.3 Folgeerkrankungen *

3.3 Diagnostik *

3.4 Therapie *

3.4.1 Diabetes Typ 1 *

3.4.2 Diabetes Typ 2 *

3.4.3 Therapie der Folgeerkrankungen *

4 Diabetes aus Sicht der Chinesischen Medizin *

4.1 Historische Interpretationen des diabetischen Syndroms *

4.2 Diabetisches Syndrom in der heutigen Chinesischen Medizintheorie *

4.2.1 Oberer, mittlerer und unterer Diabetes *

4.2.2 Die Regulation des Wasserhaushaltes aus Sicht der TCM *

4.2.3 Ursachen für die Entstehung von Diabetes *

4.3 Störungen im energetischen Gleichgewicht - Pathologische Mechanismen *

4.3.1 Ben und Biao *

4.3.2 Disharmoniemuster bei Diabetes Mellitus bzw. "xiao ke" *

4.4 Therapeutischer Ansatz *

4.4.1 Akupunktur *

4.4.2 Tuina *

4.4.3 Qigong *

4.4.4 Diätetik *

4.5 Folgeerkrankungen *

4.6 Fallbeispiel *

5 Zusammenfassung *

6 Quellenverzeichnis *

  1. Einführung
  2. In dieser Arbeit möchte ich einen Überblick geben über die Sichtweise der Traditionellen Chinesischen Medizin auf Diabetes und dessen Behandlung mit Hilfe von Akupunktur, Tuina, Ernährungstherapie und Qigong. Ziel der Arbeit ist es ausserdem, zu zeigen, dass der Diabetes Typ 2, also die Mehrzahl der Diabetesfälle, sich durch eine veränderte Lebens- und Ernährungsweise in Kombination mit den Methoden der TCM vermeiden oder gar rückgängig machen läßt.

    "Der Diabetes mellitus ist eine erbliche, chronisch verlaufende Stoffwechselerkrankung, die durch Störungen sowohl im Kohlenhydrat- als auch im Fett- und Eiweißstoffwechsel gekennzeichnet ist. Beim Diabetes mellitus besteht ein absoluter oder relativer Mangel an Insulin. Im Verlauf der diabetischen Stoffwechselstörung kann es zu akuten Stoffwechselentgleisungen sowie zu diabetestypischen chronischen Komplikationen (diabetisches Spätsyndrom) in verschiedenen Organen kommen". Die Zahl der an Diabetes Erkrankten nimmt in der ganzen Welt, besonders jedoch in den Industrienationen, mit rasanter Geschwindigkeit zu. Dabei handelt es sich vor allem um den sogenannten "Altersdiabetes" oder Typ 2 Diabetes. Die Diabeteserkrankung hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben des Betroffenen und kann zu schwerwiegenden Folgeschäden führen.

    In der Bundesrepublik leben heute über fünf Millionen Menschen, deren Diabetes statistisch bekannt ist. Es existieren zwei Formen der Zuckerkrankheit: 300 000 haben den Typ 1, 4,8 Millionen sind am Typ 2 erkrankt. Rund 350 000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich neu am sogenannten Altersdiabetes. Der Begriff selbst schönt die Lage, denn die Betroffenen werden immer jünger. Oft beginnt die Krankheit schon mit 30 oder 40 Jahren. Der Trend ist alarmierend. Vor allem Kinder und Jugendliche sind betroffen, wenn sie in ihrer Freizeit Stunde um Stunde im Internet surfen oder vor dem Fernsehgerät sitzen. Kids, die sich zudem von Fast Food ernähren, sind die potentiellen Altersdiabetiker der Zukunft, insulinresistent, übergewichtig, mit Bluthochdruck und bereits beginnenden Gefäßschädigungen. Acht Prozent der deutschen Kinder sind adipös, also fettsüchtig. 20 Prozent sind übergewichtig, nicht durch den Kinderspeck, der irgendwann dahinschmilzt, sondern dauerhaft. In der nächsten Altersstufe, bei den Jugendlichen, sind es 30 Prozent. Damit ist auch hier der erste große Schritt hin zum Diabetes getan. Der Altersdiabetes hat zunehmend leichteres Spiel, denn zwei Drittel der Deutschen gelten heute bereits als übergewichtig und haben einen gestörten Fettstoffwechsel. Aber auch Länder mit einer traditionell niedrigen Diabetesrate erleben jetzt einen Anstieg der Diabeteserkrankungen im Zusammenhang mit dem Import von westlichen Ernährungsgewohnheiten und Nahrungsmitteln sowie Fast Food Restaurants und hohem Zuckerkonsum. Auch wenn Diabetes eine immer größere Bedrohung darstellt, so ist dies doch nicht unvermeidbar. Und im Fall einer Erkrankung kennt die Chinesische Medizin Wege zu heilen oder zu lindern. Chinesische Medizin mildert nicht nur die Symptome von Diabetes, sondern hilft auch den Blut- und Urinzuckerspiegel zu senken, und ermöglicht es so dem Diabetiker ohne Insulinabhängigkeit zu leben. Dies läßt sich mit Hilfe der Chinesischen Medizin zusammen mit einer geeigneten Ernährung und einigen Änderungen des Lebensstils erreichen.

    Um einen Überblick zu verschaffen, stelle ich zuerst die Sichtweise und heutigen Therapieverfahren der westlichen Medizin dar. Im folgenden Abschnitt wird die Sichtweise der Chinesischen Medizin im Verlauf der Jahrhunderte dargestellt, um dann die heutige Interpretation von Diabetes in der Chinesischen Medizin zu erklären. Da die Chinesische Pharmakologie nicht zu meinen Spezialgebieten gehört, konzentriere ich mich in dieser Arbeit bei der Beschreibung der möglichen Therapieverfahren auf die Akupunktur, Tuina, Diätetik, sowie Qigong und Entspannungsverfahren.

  3. Diabetes heute: Volkskrankheit
  4. In der Bundesrepublik leben heute über fünf Millionen Menschen, deren Diabetes statistisch bekannt ist. Der Altersdiabetes hat zunehmend leichteres Spiel, denn zwei Drittel der Deutschen gelten heute bereits als übergewichtig und haben einen gestörten Fettstoffwechsel. Weltweit gab es 1985 ungefähr 30 Millionen Diabetiker. Nach nicht einmal 20 Jahren ist diese Zahl um über das sechsfache auf 194 Millionen Menschen gestiegen und wird, so die Prognosen, in weiteren 20 Jahren auf 330 Millionen Menschen anwachsen. Das sind mehr Menschen, als auf dem europäischen Kontinent leben.

  5. Diabetes aus Sicht der westlichen Medizin
  6. Definition: Diabetes mellitus ("honigsüßer Durchfluss") ist ein Sammelbegriff für eine heterogene Gruppe von chronischen Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels, wie auch des Fett- und Eiweißstoffwechsels, die zu einer Hyperglykämie im Nüchternzustand und postprandial führen.

    "Man unterscheidet die beiden Hauptformen des Diabetes: der Diabetes Typ 1 und der Diabetes Typ 2, wobei als das wesentliche Unterscheidungskriterium die vorhandene oder die fehlende Insulinabhängigkeit gilt. Der Diabetes Typ 1 ist der Diabetes mit absolutem Insulinmangel, bei dem die Insulinproduktion der ß-Zellen des Pankreas blockiert ist (durch Virusinfektion oder Autoimmunität) und der meist in jugendlichem Alter auftritt. Der Diabetes Typ 2, früher als "Altersdiabetes" bezeichnet, weil er im höheren Lebensalter auftritt, bedarf grundsätzlich keiner Insulintherapie, da die Inselzellen noch Insulin produzieren. Allerdings kann auch ein Typ 2 Diabetes insulinpflichtig werden, wenn die peripheren Gewebe eine zu starke Insulinresistenz aufweisen und/oder die Inselzellen erschöpft sind."

    1. Symptome

Während die Entwicklung zum manifesten Typ 1 Diabetes relativ rasch verläuft, manifestiert sich der Typ 2 Diabetes schleichend und unbemerkt, so daß oft erst erhöhte Blut-/Harnzuckerwerte bei einer Routineuntersuchung zur Diagnose führen.

    1. Ätiopathogenese
    2. Das Insulin spielt eine Schlüsselrolle bei der Diabeteserkrankung. Darum möchte ich hier einige wichtige Wirkmechanismen des Insulins erläutern. Es fördert die anabolen Stoffwechselprozesse, d.h. die Glykogensynthese, die Lipidsynthese und die Proteinsynthese. Das Insulin hemmt dagegen die katabolen Stoffwechselprozesse, also die Glykogenolyse, die Lipolyse und die Proteolyse. Zielorgane sind die Leber, Fettzelle sowie die Muskelzelle.

      Gegenspieler des Insulins ist das Glukagon, welches den Glykogenabbau und die Glukoneogenese in der Leber stimuliert und die Glykogensynthese hemmt, und dadurch den Anstieg des Blutzuckerspiegels bewirkt.

      Die Regulation der Insulinsekretion wird im Wesentlichen durch die Glukosekonzentration des Blutes gesteuert.

      1. Typ 1 Diabetes
      2. Der Typ 1 Diabetes ist durch einen absoluten Insulinmangel gekennzeichnet, hervorgerufen durch die Zerstörung der ß-Zellen der Langerhans’schen Inseln der Pankreasdrüse. Die ß-Zellen werden durch einen Autoimmunprozeß zerstört, der vermutlich durch Virusinfektionen wie Röteln, Mumps, Mononukleose, Masern und Infektionen mit dem Cocksackie-Virus B4 ausgelöst wird, oder auch durch ein schweres psychisches, geistiges oder emotionales Trauma. Eine genetische Disposition wird angenommen, die allerdings weniger ins Gewicht fällt als beim Typ 2.

      3. Typ 2 Diabetes
      4. Beim Typ 2 spielen zwei Prozesse zusammen. Die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse ist gestört, außerdem ist die Insulinempfindlichkeit der Rezeptoren auf Muskel- und Fettzellen herabgesetzt, mit zusätzlich gestörter Glukoseverwertung der Zellen. Ursache dafür ist meistens das sogenannte "Metabolische Syndrom" = Wohlstandssyndrom. Eine einseitige und überreichliche Ernährung mit zucker- und weißmehlhaltigen Produkten (einfache Kohlehydrate) führt dazu, daß das Blut immer wieder mit Glucose überschwemmt wird. Darauf muß die Bauchspeicheldrüse große Mengen Insulin produzieren, um den Blutzuckerspiegel wieder auszugleichen. Als Folge sinkt der Blutzuckerspiegel drastisch ab, was zu erneutem Heißhunger auf Süsses führt. So entsteht ein Circulus Vitiosus, der schließlich dazu führt, daß erstens die Muskel- und Fettzellen nicht mehr auf Insulin reagieren und vermindert Glucose einbauen und zweitens die Bauchspeicheldrüse irgendwann erschöpft ihre Insulinproduktion einstellt. Hektik, Stress und Bewegungsmangel verschlimmern den ganzen Prozess.

        Auch erbliche Vorbelastung spielt eine Rolle, aber entsscheidend für den Ausbruch der Krankheit ist fast immer die Lebensführung. Mit anderen Worten: Diabetes mellitus ist die Folge übermäßiger Abhängigkeit von den süßen Dingen des Lebens.

      5. Folgeerkrankungen

      Während die an Diabetes erkrankten Menschen in früheren Zeiten apathisch dahinvegetierten und schließlich buchstäblich verhungerten und verdursteten, sterben die meisten Diabetiker heute, in den Zeiten der Insulintherapie, an den akuten Komplikationen oder auch an den Folgeerkrankungen des Diabetes.

      Zu den akuten Komplikationen zählen das ketoazidotische und das hyperosmolare Koma, die beide auf eine Überhöhung des Blutzuckerspiegels zurückzuführen sind (600 mg/dl bzw. 1000mg/dl). Beim hypoglykämischen Schock hingegen sinkt der Blutzuckerspiegel unter 40mg/dl. Das Gehirn ist auf eine konstante Glucosezufuhr angewiesen und sobald die Zufuhr unterbrochen wird, sterben Gehirnzellen mangels Ernährung ab.

      Die langfristigen Folgeschäden ergeben sich aus den schädlichen Auswirkungen des erhöhten Blutzuckerspiegels auf das Gefäßsystem. Dabei spielen verschiedene Mechanismen eine Rolle, die noch längst nicht alle geklärt sind, u.a. leiden besonders die Muskelzellen der Gefäßwände an der mangelhaften Versorgung mit Glucose.

      Man unterscheidet hier die Mikroangiopathie von der Makroangiopathie. Die Folgen der Mikroangiopathie sind Retinopathie, Nephropathie und Neuropathie. Die Makroangiopathie zeigt sich in einer verstärkt auftretenden Arteriosklerose, "arteriosklerotischen Folgeschäden, peripherer arterieller Verschlußkrankheit, zerebralen Durchblutungsstörungen, ischämischer Herzkrankheit".

    3. Diagnostik
    4. Die Diagnose des Diabetes mellitus bzw. der Vorstufe, der erhöhten Glukosetoleranz, erfolgt in erster Linie mittels der Messung der Blut- und Harnzuckerwerte.

    5. Therapie
    6. Das Therapieziel beim Diabetes Typ 1 wie auch beim Typ 2 ist die Normalisierung des Blutzuckerspiegels, um Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit wiederherzustellen und zu erhalten, und um der Entstehung von Folgekrankheiten vorzubeugen.

      1. Diabetes Typ 1
      2. Da bei diesem Typ die für die Insulinproduktion zuständigen Inselzellen des Pankreas meist vollständig zerstört sind, geht die Schulmedizin davon aus, daß diese Patienten ihr Leben lang auf eine externe Insulinzufuhr angewiesen sind.

        Hinzu kommt eine diabetesgerechte Diät. Nahrungs- und Insulinzufuhr müssen optimal aufeinander abgestimmt werden, extreme Schwankungen des Blutzuckerspiegels müssen vermieden werden.

      3. Diabetes Typ 2
      4. Die Therapie des Diabetes Typ 2 hängt davon ab, wieweit die Inselzellen des Pankreas noch in der Lage sind, selber Insulin zu produzieren. Und das wiederum hängt sehr stark davon ab, wieweit der Diabetiker nach der Diagnosestellung bereit ist, seinen Lebensstil zu verändern.

        An erster Stelle steht die Diät. Da die meisten der Typ 2 Diabetiker übergewichtig sind, geht es vor allem darum, das Gewicht zu reduzieren (In Hungerzeiten wird der Typ 2 relativ selten manifest). Wenn das gelingt, erübrigt sich meist eine medikamentöse Therapie. Die Gewichtsreduktion bewirkt eine Steigerung der Insulinsensitivität der peripheren Zellen, die Regulation des Stoffwechselgeschehens, eine Verbesserung der Funktion der ß-Zellen des Pankreas und wirkt präventiv gegen Atherosklerose.

        Reicht eine Diät allein nicht aus, so werden folgende Medikamente verordnet: Alpha-Glukosidasehemmer und Quellstoffe (Acarbose, Guar), orale Antidiabetika (Sulfonylharnstoffe, Biguanide (Metformin)), Insulin.

        Die Wirksamkeit der oralen Antidiabetika nimmt im Laufe der Zeit ab, nach zehn Jahren ist nur noch bei ca. 50% der Typ 2 Diabetiker eine ausreichende Stoffwechselkompensation möglich. Auch das Insulin hat seine Nachteile und Nebenwirkungen, wobei bei den Nachteilen vorerst die Notwendigkeit einer genauen Einstellung und Mischung sowie die Regelmäßigkeit der Applikation zu nennen sind. Der wesentliche Nachteil, der auch von den chinesischen Wissenschaftlern beschrieben wird, ist die Veränderung der Blutviskosität, und die dadurch beschleunigte Atherogenese. Aus naturheilkundlicher Sicht läßt sich sagen, dass die Verschreibung von Insulin oder anderen Drogen, mit dem Ziel, den Auswirkungen eines ungesunden Lebensstils entgegenzuwirken, eher krankheitsfördernde als heilende Wirkung hat.

      5. Therapie der Folgeerkrankungen

Im Hinblick auf die Folgekrankheiten hat die Prävention die allergrößte Bedeutung. Dazu gehören die individuell abgestimmte Diät, ein Bewegungsprogramm, geregelte Lebensführung sowie im Falle einer Insulintherapie die optimale Einstellung der Insulinzufuhr.

  1. Diabetes aus Sicht der Chinesischen Medizin
  2. Zunächst einmal ist festzustellen, daß es den Diabetes mellitus der westlichen Medizin in der chinesischen Medizin gar nicht gibt. Dies liegt an den unterschiedlichen Denkweisen und Sichtweisen. Die westliche Medizin behandelt bestimmte, definierte Krankheiten, wohingegen die chinesische Medizin individuelle Disharmoniemuster behandelt. So ergibt es sich, daß einer westlichen Krankheit im Chinesischen mehrere, verschiedene Disharmoniemuster zugeordnet werden können, und ein und dasselbe Disharmoniemuster im chinesischen Sinne kann verschiedene westliche Krankheiten beschreiben.

    Dennoch existieren auch in der chinesischen Medizin bestimmte Krankheitskategorien, die den westlichen ähneln, wie z.B. dian-xian (Epilepsie), li-ji (Ruhr) oder ma-zhen (Masern). "Diese Übereinstimmung spiegelt die Tatsache wider, daß beide medizinischen Systeme letztlich denselben menschlichen Körper behandeln und daß gewisse Krankheitskategorien nur durch ihre Symptome wahrgenommen werden sowie schon vor dem Entstehen der modernen Medizin bekannt waren." Ebenso verhält es sich mit dem Diabetes mellitus. "In der chinesischen Sprache existieren zwei verschiedene Wörter für Diabetes: die traditionelle medizinische Bezeichnung, XIAO-KE, die "Ausscheiden und Dürsten" bedeutet, und der moderne Begriff TANG-NIAO-BING, der mit Zuckerkrankheit übersetzt werden kann. Der Begriff XIAO wird dabei unterschiedlich übersetzt, als "Wegfließen", "Ausscheiden" oder "Erschöpfung". Alle alten Texte, einschließlich des Nei Jing, befassen sich mit XIAO-KE. Traditionellerweise werden drei Typen unterschieden (Oberer, Mittlerer und Unterer Diabetes), die der jeweiligen Betonung der drei Hauptsymptome (Durst, Hunger und verstärkter Harnfluß) entsprechen. Mangelndes Yin ist normalerweise mit allen drei Typen verbunden. Die traditionelle Diagnose "Ausscheiden und Dürsten" kann auch andere Krankheiten, nicht nur den modernen Diabetes, mit einschließen. Das Gegenteil ist ebenso wahr - jemand mit TANG-NIAO-BING muß nicht notwendigerweise an XIAO-KE leiden."

    Während also der moderne Begriff Tang niao bing den erhöhten Zuckergehalt in Blut und Urin als entscheidendes Krankheitskriterium beinhaltet, läßt sich der traditionelle Begriff Xiao ke durch den diagnostischen Hauptsatz des diabetischen Syndroms innerhalb der traditionellen chinesischen Medizin beschreiben: "San duo yi shao", "dreimal viel, einmal wenig", d.h. viel Durst, viel Harn, viel Hunger, wenig Gewicht. Alle Syndrome, die mit diesen Leitkriterien einhergehen, werden in der TCM unter dem Oberbegriff Xiao ke zusammengefaßt. Deshalb deckt dieser Begriff aus Sicht der westlichen Schulmedizin auch andere Erkrankungen ab, die mit den drei genannten Leitkriterien einhergehen, wie Hyperthyreose, Diabetes insipidus oder das Conn-Syndrom.

    1. Historische Interpretationen des diabetischen Syndroms

Im Huangdi neijing finden sich die ersten schriftlich überlieferten Ausführungen zum "Erschöpfung-Durst-Syndrom". Es werden verschiedene Begriffe verwendet, dies ist Ausdruck unterschiedlicher pathologischer Mechanismen und klinischer Manifestationen.

Im Suwen Kap.7 findet man die Definition der "Erschöpfung" Xiao: "Wenn die beiden Yang koaguliert sind, nennt man das Xiao". Damit ist das Wesen des diabetischen Syndroms aus chinesischer Sicht beschrieben. Im Wang Bing-Kommentar heißt es:"Die beiden Yang, das sind die Yangming-(Leitbahnen). Die Hand-Yangming-Dickdarm-Leitbahn regiert die Körperflüssigkeiten (jin), wenn sie erschöpft (Xiao) sind, dann sind die Augen gelb, ist der Mund trocken, das ist der Zustand unzureichender Körperflüssigkeit. Die Fuß-Yangming-Leitbahn regiert Blut, wenn es heiß ist, wird die Nahrung aufgezehrt und Heißhunger entsteht. Wenn im Blut Feuer lauert, ist dies auch ein Zustand unzureichenden Blutes". Das diabetische Syndrom wird also hauptsächlich durch Hitze und Austrocknung der Körperflüssigkeiten charakterisiert. Die pathogenen Faktoren sind Übermaß an süßen, fetten Lebensmitteln, emotionales Ungleichgewicht sowie Schwäche und Erschöpfung der Speicherorgane. Übermaß an süßen, fetten Lebensmitteln führt zu Dysfunktion der Milz, emotionales Ungleichgewicht führt zu gestautem Leber-Qi, welches Feuer entwickelt, Schwäche und Erschöpfung der Speicherorgane erzeugt Leere-Hitze. Alle drei Muster werden als Ursache für die Innere Hitze beim diabetischen Syndrom gesehen. Daraus entwickelt sich dann die Hitze von Magen und Darm sowie die Verletzung und Erschöpfung der Körpersäfte, die in Heißhunger und Durst resultieren.

Bei einer anderen Form des Diabetes, die im Suwen beschrieben wird, ist das Hauptsymptom die Polyurie, ausgelöst durch Erschöpfung der Lunge. Die im Huangdi neijing beschriebenen therapeutischen Möglichkeiten beziehen sich im Wesentlichen auf die Diätetik.

Der berühmte Arzt Zhang Zhongjing (150?-219?) nennt im Jingui yaolue (Aufzeichnungen aus der goldenen Kammer) als wichtigsten pathologischen Mechanismus Erschöpfung der Niere und Magenhitze, durch die in beiden Fällen Magenhitze entstehe und die Körperflüssigkeiten verbrauche.

Sun Simiao (581-682), "der große Arzneimittelkönig der chinesischen Medizingeschichte", beschreibt als Hauptursachen für alle Formen des Diabetes die drei Faktoren Alkohol, sexuelle Überaktivität und Schwermetalle. Neben vielen Kräuterrezepten finden sich im Qianjin yaofang erstmals Vorschläge zur Akupunktur - bzw. Moxatherapie. Er entdeckt Extrapunkte mit Hauptindikation Diabetes:

Dazu erwähnt er noch einige andere Leitbahnpunkte, wie Le 8, Ni 10, Mi 9, Ni 7, Ni 1, Ni 3, Mi 3, Le 1, Mi 1, Mi 2, Kg 4, Ma 28 sowie die Zustimmungspunkte für Niere und Dünndarm, insgesamt 47 Punkte.

Doch Sun Simiao sagt: " (....) aber man kann es nicht langfristig heilen."

Im Waitai miyao weist Wang Tao (675- 755) auf ein unbekanntes Werk namens Gujin luyan lun hin. Dort werden zum ersten Mal nicht nur die Harnmengen, sondern auch die Qualitäten als Untersscheidungsmerkmale betont, und vor allem der süße Geruch des Urins. Dem Diabetes zugrunde liegt eine Schwäche des Nieren-Qi. Um die Xiao-Ke Erkrankungen zu vermeiden, bedarf es eines starken Nieren-Qi, eines "positiven Feuers" im unteren Erwärmer. Wenn das Qi der Nahrung erhitzt wird, dann nährt es oben und wird unten verdaut. So werden Trockenheit (der Lunge) und Durst vermieden, es kommt nicht zum Durchsickern von Flüssigkeiten in Form von Urin, auch führen dann mangelnde Fülle von Qi und Essenz im Innern nicht zu Muskelschwäche und Abmagerung.

Diese Sichtweise vom notwendigen "positiven Feuer" im unteren Erwärmer wurde in späterer Zeit wieder aufgenommen und sollte zu einer der Hauptthesen in der Mingzeit des 16. und 17. Jahrhunderts werden.

Ebenfalls von Wang Tao stammt die Unterteilung in drei Diabetesformen:

Diese Unterteilung entspricht der Zuordnung der Diabetesformen zu den drei Erwärmern, die auch in der Songzeit und der darauffolgenden Yuanzeit (10.-14. Jh.) beibehalten wird. Hinsichtlich der auslösenden Faktoren - falsche Ernährung, Alkohol, sexuelle Überaktivität- und der Wurzel - unzureichendes Nieren-Qi - sind die drei Diabetesformen jedoch eins. Da man die pathologische Hitzeentwicklung als Grundlage des Diabetes sah, bestand die Therapie aus kühlenden, Hitze ableitenden sowie aus Qi und Yin stärkenden Arzneien, wie bereits bei Sun Simiao. In der Yuanzeit wurde die Idee von der pathologischen Hitzeentwicklung im Innern weitergeführt zum Bild vom "Feuer-Mechanismus", bei dem das überschüssige Feuer die Organe, Substanzen und Gewebe verbrennt.

In der Mingzeit (1368-1644) beginnt eine neue, differenziertere Sicht mit dem berühmten Arzt Zhang Jiebin (1563-1640). Anstelle der strikten Unterteilung in Erschöpfungssyndrome des oberen, mittleren und unteren Erwärmers tritt jetzt eine Unterscheidung in den Yin- und den Yang-Typus. Sowohl eine Erschöpfung des Nierenwassers wie auch des Nierenfeuers kann die Grundlage für das diabetische Syndrom bilden. Ist nämlich das Nierenfeuer (mingmen) erloschen, dann fehlt die Wärme für sämtliche Transformationsprozesse, und so geht auch das Wasser ungenutzt ab. Als präventiv wird eine die Nieren schonende Lebensweise angesehen, in der Therapie werden hauptsächlich Nieren-Yin und Nieren-Yang gestärkt, wobei die Hauptsymptomatik der drei Typen (oberer, mittlerer und unterer Erwärmer) miteinbezogen wird.

Im 18. Jahrhundert kam die Idee dazu, "daß das diabetische Syndrom mit einer Erkrankung der zum Jueyin gehörenden Organe Leber und Perikard in Verbindung stehen könne." Man ging davon aus, daß der pathogene Faktor Wind den Funktionskreis Holz und damit die Leber angreift, diese entwickelt Fülle. Je nachdem, auf welchem Wege sich der pathogene Faktor weiterverbreitet, entstehen die drei Typen von Diabetes. Sie unterscheiden sich zwar leicht in den Manifastationen, ihre Wurzel ist jedoch dieselbe: Holz -Feuer-Wind. Somit kamen auch die emotionalen Faktoren, die ja die Hauptursache für Leber-Wind und Leber-Feuer sind, mit ins Spiel, während die Schwermetalle an Bedeutung verloren, wie die alchimistische Mode insgesamt.

    1. Diabetisches Syndrom in der heutigen Chinesischen Medizintheorie
      1. Oberer, mittlerer und unterer Diabetes

Auch wenn die Diagnose heute weitaus differenzierter ist, ist die Betrachtung des Diabetes im Licht der Unterteilung nach den drei Erwärmern heute noch gültig. Deshalb sollen die drei traditionellen Diabetestypen hier kurz beschrieben werden.

"Der Typ shang xiaoke (xioake des oberen Erwärmers)

Der Typ zhong xiaoke (xiaoke des mittleren Erwärmers)

Der Typ xia xiaoke (xiaoke des unteren Erwärmers)

  1. Erschöpfung von Nieren-Yin
  1. Leere an Nieren-Yin und Nieren-Yang

Heutzutage wird versucht, auf der Basis dieser drei Typen neue, genauer differenzierende Typen zu finden. Die Kritik der modernen Forschung an der Dreiteilung anhand der drei Leitkriterien Polydipsie, Polyphagie und Polyurie besteht darin, daß sie eben zu stark auf diesen drei Leitkriterien beruht, die jedoch meist zur gleichen Zeit auftreten, und daß außerdem Begleitsymptome bzw. Komplikationen nicht berücksichtigt werden.

Durch die Entdeckung des Pankreas mit den Langerhans’schen Inseln ist die Milz zu mehr Beachtung gekommen. Seit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts richtete sich die Aufmerksamkeit einerseits auf die Niere, andererseits aber auch immer mehr auf die Milz. Die Konzentration auf die Milz erfolgte, abgesehen von der Zugehörigkeit der Milz zum Pankreas, aufgrund der Tatsache, dass in der chinesischen Medizin die Milz als die Wurzel der zweiten Lebensquelle betrachtet wird bzw. des nachhimmlischen Qi, und als Hauptorgan für Qi. Die Niere, die beim Diabetes am stärksten erschöpft ist, bedarf der Unterstützung durch die Milz, die diabetischen Begleitsymptome Müdigkeit, Kraftlosigkeit und Muskelatrophie sind Ausdruck schwachen Milz-Qi.

Auch das Thema Blutstase ist in neuerer Zeit als wichtig erkannt worden. Einerseits durch Beobachtungen der Schulmedizin, die beim Diabetes Veränderungen der Fließeigenschaften des Blutes und seiner Viskosität festgestellt hatte, wie auch eine verminderte morphologische Flexibilität der Erythrozyten. Doch auch aus chinesischer Medizinsicht ergibt sich die Blutstase fast zwingend. Wenn Leber-Qi stagniert und das Milz-Qi erschöpft ist, dann muß das Blut irgendwann stagnieren, denn das Qi bewegt das Blut. Das Milz-Qi wird zu Herz-Qi, welches wiederum das Blut antreibt, die Milz produziert das Blut, das die Blutgefäße nährt. Wenn die Blutgefäße ihre Nahrung verlieren, dann wiederum können sie nicht den Fluß des Blutes fördern. Wenn dann auch noch Schleim und Feuchtigkeit den freien Fluß von Qi und Blut behindern, hat man ein perfektes Rezept für Blutstagnation. Schließlich trocknet Hitze im Inneren die Körpersäfte und das Blut aus, sodaß es nicht mehr fließen kann. So gilt die Blutstagnation in der TCM heute als wesentliche Grundlage für die Entstehung von Komplikationen des längerfristig bestehenden Diabetes. Das daraus resultierende therapeutische Konzept lautet: "huoxue huayu", Anregen der Blutzirkulation, Wandeln von Stasen.

      1. Die Regulation des Wasserhaushaltes aus Sicht der TCM
      2. Wie aus der Beschreibung der drei traditionellen Diabetestypen zu erkennen ist, manifestiert sich der Diabetes hauptsächlich in verschiedenen Störungen im Flüssigkeitshaushalt. Darum will ich an dieser Stelle den Kreislauf der Flüssigkeiten mit den daran beteiligten Organen beschreiben.

        Der Magen ist der Ursprung der Flüssigkeiten, d.h. über den Magen gelangen die Flüssigkeiten in den Körper. Hier beginnt die Trennung der reinen Teile von den trüben Teilen, wobei die reinen Teile nach oben, über die Milz zur Lunge transportiert werden. Die Lunge versprüht die reinen Teile wie einen feinen Nebel im ganzen Körper, besonders in Haut und Subkutangewebe. Die abwärtsbewegende Funktion der Lunge sorgt dafür, daß der durch Gebrauch verunreinigte Teil der Flüssigkeiten, die in Form von Wasserdampf zur Lunge gelangt sind, wieder verflüssigt wird und hinab zur Niere geschickt wird. Die wiederum trennt nochmals das Trübe vom Klaren, das Trübe wird zur Blase weitergeleitet, das Klare wird mit Hilfe des Nieren-Yang wieder nach oben zur Lunge verdampft, wo es auch dazu dient, die Lunge zu befeuchten. Die Lunge wird als obere Wasserquelle bezeichnet, während die Nieren das Fundament für den gesamten Prozeß der Bewegung und Transformation des Wassers bilden. Der unreine Teil der Flüssigkeiten, der bereits in der Milz abgespalten worden ist, wird über den Dünndarm weiter zur Blase gesandt, wobei auch der Dünndarm noch einmal das Klare vom Trüben trennt. Das Trübe geht weiter zum Dickdarm, wo schließlich die letzten klaren Bestandteile resorbiert werden und die unreinen ausgeschieden. Der reine Teil der Flüssigkeiten geht vom Dünndarm zur Blase, die wiederum mit Hilfe des Nieren-Yang nochmals eine Aufspaltung vornimmt, wobei der klare Teil wieder zurück zur Niere geschickt wird, wo er wieder verdampft und nach oben zur Lunge gesandt wird, der unreine Teil wird ausgeschieden. Unterstützend in allen Phasen der Umwandlung, des Transportes und der Ausscheidung wirkt der Dreifache Erwärmer. So kann man sagen, daß die wichtigsten an der Wasserzirkulation beteiligten Organe Milz und Magen, Lunge, Niere (Nieren Yang) und der Dreifache Erwärmer sind.

      3. Ursachen für die Entstehung von Diabetes

Bei der Entstehung von Diabetes können folgende Faktoren eine Rolle spielen, wobei die wichtigsten direkt durch die Lebensweise verursacht werden und folglich auch beeinflusst werden können: Schwäche der Speicherorgane, falsche Ernährung, emotionales Ungleichgewicht, psychische Überreizung, übermäßige sexuelle Aktivität, "heiße" Drogen und Schwermetalle.

Schwäche der Speicherorgane

Eine Schwäche der Speicherorgane, sei es konstitutionell oder erworben, bedeutet auch eine Schwäche der Essenzen. Die Niere gilt als Speicher für die vorgeburtliche Essenz, die Milz speichert die nachgeburtlichen Essenzen. Wenn die Essenzen geschwächt sind, wird auf Dauer auch das Yin geschwächt. Der Mangel von Yin und Essenz kann dann zum Erschöpfungs-Durst-Syndrom führen.

Doch auch schon eine Schwäche der Milz allein genügt. Die Aufgabe der Milz ist die Transformation und der Transport von Nährstoffen und Flüssigkeiten. Bei Leere des Milz-Qi findet kein ausreichender Transport statt, d.h. die Gewebe werden nicht ausreichend mit Essenz, Qi und Körperflüssigkeiten versorgt, trockene Hitze entsteht.Trockene Hitze in der Lunge führt zu Durst, trockene Hitze im Magen zu Heißhunger, trockene Hitze in der Niere schwächt das Yin der Niere. Das Yin der Niere kann daraufhin das Nieren-Yang nicht halten und kontrollieren, dieses steigt auf und zerstreut sich. Es kann seine Aufgabe, Transport und Ausscheidung im unteren Erwärmer zu kontrollieren, nicht erfüllen. So fließt alles Wasser samt Nährstoffen ungehindert ab. Mangels Befeuchtung trocknet der obere und mittlere Erwärmer weiter aus, ein Teufelskreis. Ist das Milz-Qi schwach, werden die vier Extremitäten nicht ernährt, der Mensch wird schwach und kraftlos, trotz reichlicher Nahrungszufuhr verliert er an Gewicht.

Falsche Ernährung

Schon im 2. Jahrhundert v.Chr. wurde die Ernährung mit zuviel süßen, fetten, schweren wie auch salzigen und scharfen Lebensmitteln als Ursache für Erschöpfung-Durst gesehen, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Süße, fette und schwere Nahrungsmittel schaden der Milz, insbesondere dem Milz-Qi und Milz-Yang, denn sie erzeugen Feuchtigkeit, und Feuchtigkeit beeinträchtigt die Milz bei ihren Aufgaben der Transformation und des Transports. Dasselbe geschieht auch mit rohen oder gar gekühlten Nahrungsmitteln. Das Milz-Yang erschöpft sich darin, die rohen Speisen zuerstmal zu "kochen", um sie dann weiterverarbeiten zu können. Die gekühlten Speisen müssen zuerst auf Körpertemperatur erwärmt werden, auch das erschöpft das Milz-Yang. Auch unregelmäßige Eßgewohnheiten und ein maßloser Lebensstil (Hektik, Überarbeitung, mangelnde Bewegung und fehlende Ruhephasen) schädigen das Milz-Qi.

Scharf gewürzte, gebratene und fette Speisen und zu reichlicher Genuß von Alkohol erzeugen Magenhitze, quasi die zentrale Störung beim Diabetes. Ohne Magenhitze oder Magen-Feuer würde weder die Lunge trocken und heiß werden noch das Nieren-Yin in solch einem Ausmaß entleert werden, um Diabetes entstehen zu lassen. Zu den fetten Nahrungsmitteln, die Magen-Hitze erzeugen, zählen aber auch Butter, Milch, Käse und Sahne wie auch Nüsse und Nußmuse. Wenn man zuviel gefrorene oder gekühlte Sachen zu sich nimmt, wird der Magen auch überhitzt, da er auf Hochtouren läuft, um die Speisen zu erwärmen. Ebenso führt ständiges Überessen zu Magenhitze, wie auch spätes Essen.

Wenn das Milz-Qi geschwächt ist, verlangt die Milz nach Süßem. Dies ist so, weil der süße Geschmack zur Milz gehört und das Milz- Qi stärkt. Damit ist aber die Süße von natürlichen, unverarbeiteten Lebensmitteln wie Obst, Gemüse und Getreide gemeint, nicht Kuchen, Zucker und Schokolade, nach denen Milz-Qi-Geschwächte Verlangen haben. Diese Produkte aus einfachen oder raffinierten Zuckern erzeugen pathogene Feuchtigkeit und schwächen das Milz-Qi umso mehr. Die Schwäche manifestiert sich als Völlegefühl nach dem Essen, Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Schläfrigkeit, Übergewicht, und eventuell Ödeme. Verstärkt wird die Sucht nach Süßem durch einen weiteren, im Folgenden beschriebenen Mechanismus.

Emotionales Ungleichgewicht und psychische Überreizung

Viele Menschen, die unter psycho-emotionalen Spannungen leiden, sind auch zuckersüchtig. Das hat zwei Gründe, die miteinander verbunden sind.

Gestautes Leber-Qi kann aber auch auf anderem Wege krankheitsverusachend sein. Denn aus gestautem Qi entwickelt sich Hitze bzw. Feuer, dieses verbrennt Yin und die Flüssigkeiten in Lunge und Magen, daraus entsteht Erschöpfung-Durst.

Eine Schwäche des Milz-Qi entsteht aber nicht nur, wenn der Mensch zuviel und die falschen Nahrungsmittel zu sich nimmt, sondern auch, wenn die Milz zuviele Eindrücke geistiger und seelischer Art verarbeiten muß, vor allem wenn sie unangenehm sind. Zuviel geistige Arbeit, Nachdenken, Grübeln, Sich Sorgen, mit Situationen und Menschen auf Dauer umgehen müssen, die man in Wahrheit nicht mag, das alles führt zu einer Überlastung und Schwäche des Milz-Qi. Aber auch Bewegungsmangel schadet der Milz.

Emotionale Belastungen wie Sorgen und Ängste können sich auch auf das Herz auswirken, das Herz-Qi stagniert. Daraus kann wieder Hitze oder Feuer entstehen, die die Körperflüssigkeiten, vor allem Blut und Essenz in Herz und Milz, verbrennen. Als Folge erschöpft sich die Niere, der Kontakt zwischen Wasser und Feuer bricht ab und es entsteht Erschöpfung-Durst.

Übermäßige sexuelle Aktivität verbraucht Yin und Essenz, "heiße" Drogen und Schwermetalle verbrennen Yin und die Körpersäfte. Beides resultiert in Austrocknung und Überhitzung von Lunge und Magen, was wiederum zu Erschöpfung-Durst führt.

    1. Störungen im energetischen Gleichgewicht - -Pathologische Mechanismen in der Entstehung von Diabetes

Es werden bis zu sieben pathologische Mechanismen beschrieben, die zur Entstehung von Diabetes führen können.

Das sind folgende:

  1. Magenhitze
  2. Leber-Qi Stagnation
  3. Yin- Leere mit trockener Hitze bzw. hochschlagendem Feuer
  4. Qi- und Yin-Leere
  5. Yin- und Yang-Leere
  6. Blutstase
  7. Innere Feuchtigkeit und Schleim

Magenhitze

Neben den bereits beschriebenen, ernährungs-und alkoholkonsumbedingten Ursachen für Magenhitze gibt es zwei weitere. Wenn Leber-Qi aufgrund von Stress, Ärger und Frustration stagniert, kann sich Hitze entwickeln und auf den Magen übergreifen. Zigarettenrauchen schädigt die Flüssigkeiten der Lunge, und führt zu einem Lungen-Yin-Mangel. Da die Flüssigkeiten der Lunge vom Magen kommen, resultiert Trockenheit und Hitze der Lunge letztlich in Trockenheit und Hitze des Magens. Die Magenhitze steigt nach oben und schädigt Herz und Lunge, aber auch die Yin-Flüssigkeiten im ganzen Körper. So kann aus Magenhitze und Magen-Yin-Mangel eine Yin-Leere in Lunge, Leber, Milz und Nieren entstehen.

Leber-Qi-Stagnation

Leber-Qi-Stagnation entsteht meist aufgrund von angestauten Gefühlen, sprich Ärger, Stress, Frustration oder unerfüllten Bedürfnissen und Wünschen. Das allein jedoch führt noch nicht zu Diabetes. Doch wenn das Leber-Qi stagniert und die Leber in Fülle ist, neigt sie dazu, die Milz anzugreifen, die so geschwächt wird.

Zweitens kann aus stagnierendem Leber-Qi Hitze oder Feuer werden, welches sich auf andere Organe ausbreitet, wie z.B. Magen, Herz oder Lunge. Zudem trocknet das Leber-Feuer die Säfte aus und führt zu Yin-Mangel von Leber und Niere.

Yin-Leere mit trockener Hitze bzw. hochschlagendem Feuer

Wenn das Yin leer und schwach wird, dann kann das Yang hyperaktiv werden. Wird das Yang sehr hyperaktiv, wird es zu hochschlagendem Feuer. Dieses Bild wird auch als Nieren-Yin-Leere mit hochschlagendem Leber-Feuer bezeichnet.

Die Ursachen für Yin-Mangel sind: schwache Konstitution, Alter (höheres), langandauernde oder chronische Krankheiten, besonders fieberhafte, Überarbeitung über Jahre hinweg, übermäßige sexuelle Aktivität, vor allem während der Teenager-Zeit, die die Nieren-Essenz erschöpft, sowie Stimulantien wie Kaffee oder coffeinhaltige Getränke, Drogen wie Cocain, Speed oder Amphetamine. Im chinesischen Kulturkreis kommen noch die Nieren-Yang fördernden Arzneien hinzu, die ab der Lebensmitte üblicherweise gern eingenommen werden. Im Übermaß eingenommen, verletzen sie das Nieren-Yin. Auch ein Lebensstil, bei dem kein Platz für Ruhe, Erholung, Regeneration und Sammlung ist, erschöpft langfristig das Nieren-Yin. Dazu gehören auch sich immer wiederholende oder langandauernde heftige Emotionen, wie auch übertriebene sportliche Aktivität. Das Yin wird dadurch verbraucht, das Yang wird übererregt.

Qi-und Yin-Leere

Die Milz-Qi-Leere, die ja bereits als eine der Hauptursachen für die Entstehung von Diabetes beschrieben wurde, führt auf die Dauer zu Blut-Mangel, und damit zu Yin-Leere, denn Blut ist Yin. Übermäßiges Denken, Sich Sorgen, zuviel Sex, zuviel Arbeit, falsche Ernährung und zuwenig Bewegung schädigen die Milz. Übermäßiges Denken ist eine Yang-Aktivität und verbraucht Yin-Blut, dasselbe gilt für ein Übermaß an Sorgen, Sex und Arbeit. So kann die Milz die anderen Organe nicht mit Yin-Blut nähren, daraus entstehen Leber-Blut- und Leber-Yin-Mangel, Lungen-Yin-Leere, Herz-Blut- und Herz-Yin-Mangel und schließlich, als Wurzel des Yin, muß auch die Niere herhalten und das Nieren-Yin erschöpft sich. Mangelnde Bewegung läßt den Qi-Mechanismus stagnieren, d.h. die Milz kann ihre Arbeit der Transformation und des Transports nicht mehr bewältigen, Qi- und Blut-Mangel sind die Folge. Besteht die Ernährung zu einem großen Teil aus gekühlten und rohen Speisen, kühlt dies die Milz ab und erzeugt Feuchtigkeit, auch dies schwächt die Milz und nimmt ihr die Kraft, Qi und Blut in ausreichendem Maß zu produzieren. Wenn Blut und Yin in Leere sind, steigt das Yang-Qi auf, zusammen mit Leere-Hitze.

Yin- und Yang-Leere

Die Leere von Yin und Yang beschreibt ein späteres Stadium des Diabetes. Es heißt: "Yin und Yang schaffen einander" und "Yin und Yang verwandeln sich ineinander." Die Nieren sind die "Wurzel des Lebens", d.h. Yin und Yang eines jeden Organs hängen letztendlich vom Yin und Yang der Nieren ab. Das bedeutet, dass eine Yin-Leere der Nieren zu Yang-Leere der Nieren und zu Yin- und Yang-Leere aller anderen Organe führen kann.

Blutstase

In den klassischen chinesischen Medizintexten wird die Blutstase normalerweise nicht als krankheitsauslösend für das diabetische Syndrom genannt, dennoch wird dessen Bedeutung für die Pathogenese desselben und dessen Folgeerkrankungen allgemein akzeptiert. Bei den meisten Diabetikern finden sich Zeichen und Symptome von Blutstase. Blutstase tritt auf, wenn das Qi nicht in der Lage ist, das Blut zu bewegen, also sowohl bei Qi-Leere wie auch bei Qi-Stagnation. Blutleere führt zu Blutstase, denn es ist nicht genügend Blut vorhanden, die Gefäße zu ernähren, die das Blut transportieren, wie auch um Qi zu produzieren, welches das Blut bewegt. Auch wenn Nässe oder Schleim den freien Fluß von Qi und Blut behindern, entsteht Blutstase. Hitze im Inneren trocknet Blut und Körpersäfte aus, so dass diese nicht mehr frei fließen können. So führt die Hitze bei Yin-Mangel ebenfalls zu Blutstase. Langfristige Qi-und Blutstase wieder trocknet Blut und Säfte aus, wobei wieder Hitze entsteht, ein circulus vitiosus. Da beim Diabetes Herz, Lunge, Milz, Leber und Niere betroffen sind, alle Organe, die für die Produktion, Speicherung, Transport und freien Fluß des Blutes zuständig sind, ist es kein Wunder, daß sich beim Diabetes fast zwangsläufig Zeichen und Symptome von Blutstase ergeben.

Innere Feuchtigkeit und Schleim

Alles, was die Milz in ihrer Funktion der Transformation und des Transportes behindert und schwächt, führt dazu, daß sich innere Feuchtigkeit und Schleim bilden. Daraus entstehen Qi- und Blutstau, die langfristig Hitze erzeugen, die wiederum die Körpersäfte austrocknet, was zu Erschöpfung-Durst führen kann.

Es gibt also eine Reihe von Ursachen und pathogenetischen Mechanismen, die zur Entstehung von Diabetes führen können. Die Organe Milz und Magen, das Yin- und das Yang-Organ des Funktionskreises Erde, spielen dabei eine herausragende Rolle, aber auch die Niere ist immer mit im Spiel.

      1. Ben und Biao
      2. Ben und Biao bezeichnen in der chinesischen Medizin die Wurzel einer Erkrankung, damit ist meistens ihre Ätiologie gemeint, und ihre Zweige, d. h. die äußeren Manifestationen. "Die Identifizierung der Wurzel- die übrigens keine singuläre, sondern auch eine mehrfache sein kann- erlaubt es uns, die zahlreichen klinischen Äußerungen zu verstehen und zu entwirren, damit wir das zugrundeliegende Muster sehen und uns für ein Behandlungsprinzip entscheiden können, das dem Zustand des Patienten und dem Wesen seiner Erkrankung angemessen ist."

        Bei der Grunderkrankung Diabetes mellitus bezeichnet Ben also das Disharmoniemuster, Biao die Zeichen und Symptome, wie Erschöpfung, Durst, vermehrtes Wasserlassen. Bezogen auf die zahlreichen Folgeerkrankungen jedoch ist mit Ben die Grunderkrankung insgesamt gemeint, mit Biao die Folgeerkrankungen.

        Die Folgeerscheinungen des Diabetes entwickeln sich meist erst nach längerer Krankheitsdauer, dabei dominiert die Grunderkrankung im Bewußtsein des Betroffenen. Doch besonders bei älteren Patienten zeigt sich die Grunderkrankung nicht besonders deutlich, Folgeerkrankungen wie schlecht heilende Wunden, Ödeme, Furunkel, Katarakt etc. umso deutlicher. In beiden Fällen muß vorrangig die Wurzel behandelt werden.

      3. Disharmoniemuster bei Diabetes Mellitus bzw. "xiao ke"

Syndromdifferenzierung und Symptome

So zahlreich, wie die Pathomechanismen zur Entstehung von Diabetes sind, wie auch die dabei in Mitleidenschaft gezogenen Organsysteme, so zahlreich sind auch die dabei auftretenden Disharmoniemuster. Allen gemeinsam ist jedoch eine Yin-Leere mit Hitzeentwicklung im Inneren. Abweichend von der Unterscheidung in oberen, mittleren und unteren Diabetes hat die moderne Diabetesforschung in China drei Grundtypen definiert, die sich auf Qi, Yin und Yang beziehen. Die drei Grundtypen von Mustern können in viele spezielle, organspezifische Disharmoniemuster differenziert werden, abhängig davon, welche Symptome der Patient aufweist.

"Die drei Grundtypen sind:

Diese drei Typen beschreiben verschiedene Diabetesstadien." Yin-Leere mit trockener Hitze beschreibt die Latenzphase des Diabetes, bei Qi- und Yin-Leere ist der Diabetes bereits manifest, Ur-Qi und Ur-Yin sind bereits erschöpft. Yin- und Yang-Leere zeigt sich im späteren Stadium der Erkrankung, die Yin-Leere hat auf das Yang übergegriffen.

Beschreibung der Symptome:

Zunge: rot, ohne Belag oder mit wenig trocken-weißem Belag; Puls: fein und schnell

Zunge: blass, aufgedunsener Zungenkörper oder Zahneindrücke (Milz-Qi-Schwäche!); Puls: kraftlos oder fein und schnell

Zunge: blass, aufgedunsener Zungenkörper, Puls: tief, schwach oder langsam"

Für jeden Grundtyp soll ein Untertyp beschrieben werden, einschließlich der Therapieprinzipien und Vorschlägen für die Akupunktur.

Yin-Leere mit trockener Hitze - Beispiel: Lungen- und Magen Hitze

Bl 13 (feishu) und Bl 21 (weishu) sind die Zustimmungspunkte für Lunge und Magen, Lu 6 (kongzui) ist besonders geeignet, trockene Hitze aus der Lunge auszuleiten. Die Kombination Ma 36 (zusanli) mit Mi 6 (sanyinjiao) sorgt für eine Anregung der Blutzirkulation, Ma 36 klärt jedoch auch Magenhitze, während Mi 6 das Yin tonisiert und Flüssigkeiten bildet. Mi 6 "sammelt das Yin im unteren Jiao und bringt es nach oben" und ist daher besonders angezeigt "bei allen Leere-Hitze-Symptomen im oberen Jiao." Ni 3 (taixi) ist Quellpunkt der Nieren-Leitbahn und stärkt Nieren-Wasser, in Kombination mit Mi 6 regt er die Produktion der Körperflüsigkeiten an. Ma 44 (neiting) ist Wasserpunkt und klärt pathogene Hitze aus dem Verdauungskanal. Wie auch Ma 36 reguliert er das Magen-Qi, Kg 12 (zhongwan) ist Alarmpunkt des Magens und wirkt als Lokalpunkt des Magens, stärkt Milz und Magen und fördert die Körperflüssigkeiten.

Qi- und Yin-Leere : Beispiel: Herz- und Milz-Leere

Dieses Muster beschreibt eine Herz-Blut- und Milz-Qi-Leere.

Da die Milz das Blut in den Gefäßen hält, wird dieses Muster oft durch verschiedene Blutungsanomalien verkompliziert. Frauen können verfrüht einsetzende Perioden haben mit blassem, wässrigem aber reichlichem Blut, oder andauernde Gebärmutterblutungen mit spärlichem Fluß.

Ursachen sind vielfach emotionale Störungen, wie Melancholie und Grübelei, wie auch Fehlernährung. Ist die Milz geschwächt, werden nicht genügend Qi und Blut produziert, wodurch das Herz-Blut in Mangel gerät. Die Zeichen davon sind Vergeßlichkeit, Schlafstörungen, Herzklopfen. Als Zeichen der Milz-Qi-Schwäche ergeben sich Blässe, Müdigkeit, Schwäche, Appetitlosigkeit, Abmagerung, Völle im Leib mit Diarrhoe.

Yin- und Yang-Leere: Beispiel : Milz- und Nieren-Yang-Leere

Symptome: Kalte Extremitäten, bleiche Gesichtsfarbe, Lethargie, Lenden- und Knieschmerz, häufiger Harndrang oder gehemmte Blasenfunktion, Ödeme, besonders von Gesicht und Augen, Hahnenschreidiarrhoe, Impotenz, Spermatorrhoe, Unfruchtbarkeit der Frau durch Kälte im Uterus, lockere Stühle, Müdigkeit, Schwindel beim Aufstehen

Zunge: blass oder dunkel, geschwollen mit Zahnabdrücken und weißem, schmierigem Belag

Puls: tief, fein und kraftlos.

Die Nieren-Yang-Leere entsteht aus konstitutioneller Nierenschwäche, langfristig bestehender Nieren-Yin-Leere, aufgrund fortgeschrittenen Alters oder andauernder Überanstrengung. Das Ming-Men-Feuer erlischt und kann die Milz nicht mehr erwärmen, daher wird das Milz-Yang geschwächt. Der Prozeß kann aber auch in der umgekehrten Richtung verlaufen. Geschwächtes Milz-Qi und Milz-Yang überfordern auf die Dauer das Nieren-Yang, so daß es erschöpft wird.

Therapieprinzip: Nähren und Wärmen von Milz und Niere

Akupunktur: Bl 20, Bl 23, Lg 4, Ni 3, Ma 36, Mi 6, Kg 4 oder Kg 3, bei Impotenz zusätzlich Kg 6

Bl 20 (pishu) und Bl 23 (shenshu) sind die Zustimmungspunkte von Milz und Niere und stärken besonders mit Moxa deren Yang, Lg 4 (mingmen) stärkt und wärmt das Tor des Lebens, Kg 4 (guanyuan) stärkt das Yuan-Qi bzw. das Ur-Yang, und den Nierenfunktionskreis, Kg 3 (zhongji) ist der Zusammenkunftspunkt der drei Leitbahnen von Leber, Milz und Niere im unteren Erwärmer, auch bei Mi 6 (sanjinjiao) kreuzen sie sich. Ni 3 (taixi) stärkt sowohl Nieren-Yin als auch -Yang und ist der Erdpunkt der Nieren-Leitbahn, Ma 36 stärkt die Milz und kräftigt die Erde.

    1. Therapeutischer Ansatz
    2. In der Behandlung von Diabetes mellitus und dessen Folgeerkrankungen werden Kräutertherapie, Akupunktur, Tuina-Massage, Qigong und Diätetik eingesetzt. Da ich nicht mit Kräutertherapie arbeite, befasst sich diese Arbeit mit den übrigen vier Verfahren.

      1. Akupunktur
      2. "In den letzten vierzig Jahren wurden beachtliche Fortschritte gemacht in der Behandlung von Diabetes mittels Akupunktur... . Die Einzel-Fallstudien und Massenstudien (mit über einhundert bis ca. dreihundert Fällen) der achtziger Jahre führten zu der Erkenntnis, dass die Akupunktur alleine schon wirksam ist hinsichtlich der Senkung des Blutzuckers, der Ausschüttung körpereigenen Insulins und der Fließeigenschaften des Blutes. Vor allem im Bereich der Prävention und der Regulation der Komplikationen spielt die Akupunktur seither im Rahmen eines ganzheitlichen Konzepts der chinesischen Medizin eine tragende Rolle."

        "Die Auswahl der Punkte erfolgte bei den verschiedenen Forschern und Forschergruppen nach unterschiedlichen Prinzipien. Einige (Zhang 1985) wählten die Punkte noch nach der ursprünglichen Dreiteilung des Diabetes in oberen, mittleren und unteren Erwärmer aus, andere differerenzierten eher nach Typen unter Berücksichtigung der Aspekte von Yin und Yang und den zang-fu-Organen (HU Hui 1995; Shen Qinfei 1983). Die Auswahl der Hauptpunkte erfolgte im Wesentlichen unter Berücksichtigung der allgemeinen Kombinationsregeln Zustimmungs-Alarmpunkt (shu-mu) und Fernpunkte, die Nebenpunkte wurden entsprechend den vorherrschenden Symptomen ausgewählt."

        Für die Behandlung von Diabetes werden folgende Wirkqualitäten benötigt:

        Qi stärkend, Yin stärkend (Nieren-Yin, Leber-Yin), Nieren-Yang stärkend, Blutzirkulation anregend, Hitze klärend.

        Qi stärkende Punkte sind: Kg 4, Kg 6, Kg 12, Ma 36, Di 4, Mi 3, Bl 20, Bl 21, Kg 17

        Yin stärkende Punkte sind:Ni 3, Ni 6, Mi 6, Bl 13, Bl 23, Ma 36, Le 8, Bl 43

        Nieren-Yang stärkende Punkte sind: Ni 3, Kg 4, Bl 23, Lg 4

        Blutzirkulation anregende Punkte sind: Mi 6, Ma 36, Bl 17, Kg 17

        Hitze klärende Punkte sind: Bl 13, Lu 5, Lu 10, Ma 36, Ma 44, yishu, Ni 2, Di 11.

        Diese Punkte stellen eine Auswahl der Punkte dar, die bei Diabetes eingesetzt werden können. Die einzusetztende Punktkombination richtet sich nach dem jeweiligen individuellen Muster und den Symptomen, die der einzelne Patient zeigt.

        Qi stärkende Punkte:Kg 4 (guanyuan) fördert die Essenz, nährt und tonisiert die Nieren und stärkt die Blase. Zudem ist es der Punkt, an dem das ursprüngliche Yin- und Yang-Qi des Menschen zusammentrifft. Er ist daher der Kardinalpunkt für die Stärkung des ursprünglichen Qi des Menschen. Kg 6 (qihai) tonisiert das Nieren-Qi, als "Meer des Qi" stärkt er das Qi des gesamten Körpers aus dem unteren Erwärmer heraus. Kg 12 (zhongwan) ist der Mu-Punkt des Magens und Meisterpunkt aller Hohlorgane, harmonisiert den mittleren Erwärmer und stärkt den Magen. Ma 36 (zusanli) ist der Erdpunkt auf der Yang-Leitbahn des Funktionskreises Erde, die besonders reich an Qi und Blut ist. So können Qi und Blut über diesen Punkt besonders gut gestärkt werden. Di 4 (hegu) ist der Yuan-Punkt der Dickdarmleitbahn, tonisierende Stimulation bewirkt Stärkung des Qi, vor allem des Lungen-Qi. Mi 3 (taibai) ist als Erdpunkt auf der Yin-Leitbahn des Funktionskreises Erde sowie als Yuan-Quellpunkt besonders geeignet, das Qi der Mitte zu stärken, aus der vorhimmlischen wie auch aus der nachhimmlischen Sphäre. Er "unterstützt die Milz-Erde, harmonisiert den mittleren Jiao, reguliert die Qi-Umwandlungen (Qi-Hua), hilft der Bewegung und Umwandlung (Yun-Hua) des Milz-Qi, tonisiert Qi und Blut.". Bl 20 (pishu) und Bl 21 (weishu) sind die Zustimmungspunkte von Milz und Magen. In der Kombination mit Bl 21 bietet Bl 20 eine massive Stärkung der Wurzel des Nach-Himmels-Qi, also von Magen und Milz; diese Punkte werden zur Tonisierung von Qi und Blut eingesetzt, wenn ein Mensch über lange Zeit physisch und psychisch erschöpft ist. Beide werden traditionell eingesetzt bei fortdauernder Magerkeit trotz reichlicher Nahrungsaufnahme. Kg 17 (tanzhong) ist "ein sehr wichtiger Punkt zur Stärkung des Qi, zumal er sowohl der Hui-Einflußreiche-Punkt des Qi als auch ein Punkt des Meers des Qi ist. Er tonisiert das Qi des Brustkorbs, das in Verbindung mit Herz und Lunge steht." In Verbindung mit Punkten wie Ma 36, Kg 6 und Kg 12 ist er in der Lage, das Qi des gesamten Körpers zu tonisieren.

        Yin-stärkende Punkte:

        Ni 3 (taixi) ist der Erdpunkt und Yuan-Quellpunkt, er stärkt die Nieren und nährt das Yin. Ni 6 (zhaohai) ist der beste Punkt auf der Nieren-Leitbahn zur Stärkung des Nieren-Yin, er nährt die Körperflüssigkeiten und befeuchtet Trockenheit. Mi 6 (sanyinjiao) ist der Kreuzungspunkt der drei Yin-Leitbahnen des Beines von Milz, Leber und Niere, er stärkt die Nieren und nährt das Yin und die Körperflüssigkeiten. Bl 13 (feishu) klärt Hitze der Lungen und des Oberen Erwärmers, sowohl Leere- als auch Fülle-Hitze, und tonisiert das Lungen-Yin. Bl 23 (shenshu) tonisiert die Nieren, nährt das Yin und die Essenz und behandelt exzessives Urinieren. Ma 36 (zusanli) ist der Erdpunkt auf der Erd-Yang-Leitbahn, und besonders in Verbindung mit Mi 6 und Kg 12 fördert er denYin-Aufbau über die Stärkung der Mitte. Le 8 (ququan) ist Wasserpunkt und Tonisierungspunkt, er kann Leber-Yin und Leber-Blut tonisieren und bei Trockenheit befeuchten. Bl 43 (gaohuangshu) nährt Blut und Yin, tonisiert Leere, kühlt Hitze und behandelt Nachtschweiß.

        Nieren-Yang stärkende Punkte:

        Ni 3 (taixi) wirkt besonders, wenn er gemoxt wird, tonisierend auf das Nieren-Yang. Kg 4 (guanyuan) ist Kreuzungspunkt von Konzeptionsgefäss und den Meridianen von Milz, Leber und Niere.Er stärkt Blut und Yin, wird er mit direkter Moxibustion stimuliert, stärkt er auch das Yang Bl 23 (shenshu) stärkt die Nieren, insbesondere mit Moxa stärkt er das Nieren-Yang. Lg 4 (mingmen) "ist der wirkungsvollste Punkt zur Stärkung des Nieren-Yang und generell aller Yang-Energien, speziell wenn er gemoxt wird."

        Blutzirkulation anregende Punkte:

        Mi 6 (sanyinjiao) fördert über seine Verbindung zur Leber-Leitbahn die Qi- und Blutzirkulation. Ma 36 (zusanli): "Neutral stimuliert mit Mi 6 hat die Kombination eine anregende Wirkung auf die Blutzirkulation" Bl 17 (geshu) ist der Meisterpunkt des Blutes und beseitigt Blutstasen im gesamten Organismus. Kg 17 (tanzhong) beseitigt Herz-Blutstagnation. Kg 6 (qihai): "Ableitende Stimulation ist angezeigt zur Aktivierung der Qi-und Blutzirkulation". Lu 9 (taiyuan) ist der Meisterpunkt der Blutgefässe und fördert die Blutzirkulation über seine Wirkung auf die Blutgefässe. Pe 6 (neiguan) bewegt Qi und Blut im Thorax und ist besonders wirksam bei Herz-Blutstagnation.

        Hitze klärende Punkte:

        Bl 13 (feishu) klärt Lungenhitze. Lu 5 (chize) ist der Wasserpunkt der Lungenleitbahn und klärt ebenfalls Lungenhitze, "wenn die Lungenhitze schon die Körperflüssigkeiten vermindert hat, kann man Ni 7 (fuliu) zur Reinigung der Lunge und zur Nährung des Yin hinzunehmen".. Lu 10 (yuji) als Feuerpunkt und Ying-Quellpunkt beseitigt Lungenhitze. Ma 36 (zusanli) befeuchtet Trockenheit und fördert Magen-Yin und ist klassisch indiziert bei "Hitze im Mittleren Erwärmer mit Heißhunger", und stärkt zudem die Lunge nach dem Mutter-Kind-Prinzip. Ma 44 (neiting) klärt Magenhitze. Yishu "ist der Zustimmungspunkt des Pankreas. Er hat gesundende Wirkung auf den Funktionskreis Milz/Pankreas und ist ein für die Behandlung des diabetischen Syndroms ausgewiesener Punkt. Seine übrigen Qualifikationen sind Leiten von Qi, Befreien von unterdrückten Qi, Klären von Hitze und Entgiften" Ni 2 (rangu) ist Feuerpunkt und Ying-Quellenpunkt und ist der Hauptpunkt, um Leere-Hitze der Nieren zu beseitigen. Di 11 (quchi) ist einer der Hauptpunkte zur Beseitigung von Hitze im ganzen Organismus.

        In China wird in der Regel täglich oder jeden zweiten Tag akupunktiert. Bei uns empfiehlt es sich, anfangs, solange die Symptome schwer sind, täglich zu akupunktieren. Wenn die Symptome schwächer werden kann man langsam reduzieren auf ein- bis zweimal pro Woche. Aufgrund der gestörten Wundheilung ist es bei Diabetikern besonders wichtig, auf absolute Hygiene bei der Nadelung zu achten.

        "Die Akupunkturtherapie bei Diabetes wird in der Sekundärliteratur als besonders effektiv beschrieben, wenn das Pankreas noch Insulin produziert, also kein absoluter Insulinmangel besteht ... . Als einflussreich auf den therapeutischen Effekt erwiesen sich auch die Dauer und Schwere der Erkrankung: je kürzer und je milder der Verlauf, desto größer die therapeutische Wirkung."

        Es besteht auch die Möglichkeit, Ohrakupunktur zur Behandlung von Diabetes einzusetzen. Ein Behandlungsplan wäre:

        Hauptpunkte: O-Punkt, shenmen, endokrines Pankreas.

        Funktionelle Punkte: Pankreas, Pankreatitis, Leber.

        Entsprechend den vorherrschenden Symptomen kann man noch folgende Punkte hinzufügen: bei Durst Endokrinum, Lunge, Durst, bei Hunger Endokrinum, Magen, bei häufigem Urinieren Endokrinum, Niere, Blase, bei steigendem Insulinspiegel Pankreas.

      3. Tuina
      4. Auch die Tuina-Therapie läßt sich erfolgreich in der Behandlung von Diabetes einsetzen.Die Massage kann als Selbstmassage durchgeführt werden oder von einem Therapeuten gegeben werden. Ziel der Massagetherapie ist es, die Funktionen von Lunge, Milz, Magen und Nieren zu stärken und zu regulieren, sowie pathogene Hitze zu beseitigen.

        Therapievorschlag

        Punkte:

        Yishu (1,5 cun lateral der unteren Begrenzung des Dornfortsatzes von Th 8), Bl 13 (feishu), Bl 20 (pishu), Bl 23 (shenshu), Kg 12 (zhongwan), Kg 6 (qihai), Ma 21 (liangmen), Abdomen, Muskeln der vier Extremitäten

        Methoden:

        (1) Drücken von Punkten: Mit dem Daumen Bl 13 (feishu), yishu, Bl 20 (pishu), und Bl 23 (shenshu), wobei der Patient in Bauchlage ist, dann Kg 12 (zhongwan), Kg 6 (qihai), und Ma 21 (liangmen) mit dem Mittelfinger massieren durch Drücken in kreisförmiger Bewegung, wobei der Patient auf dem Rücken liegt.

        (2) Massieren des Abdomens mit kreisförmigen Bewegungen: Der Patient liegt auf dem Rücken. Das Abdomen wird mit der Handfläche in kreisförmigen Bewegungen gegen den Uhrzeigersinn 5 bis 8 Minuten lang massiert, fortschreitend wird das ganze Abdomen behandelt, bis sich der Bauch innerlich heiß anfühlt.

        (3) Massieren der vier Extremitäten: Der Patient liegt auf dem Bauch, die kutanen Regionen der drei Yang-Meridiane von Händen und Füßen werden vor- und rückwärts mit der palmaren Fläche von Zeige-, Mittel- und Ringfinger massiert. Dann wechselt der Patient in Rückenlage und die kutanen Regionen der drei Yin-Meridiane der Hände und Füße werden auf- und abwärts massiert. Schließlich werden rollende und kreisende Manipulationen an den großen Muskeln der vier Extremitäten angewandt, bis die Extremitäten warm werden.

        Der Autor nimmt an, daß die Massage des Abdomens mit kreisförmiger Bewegung und aller vier Extremitäten das Biao (Manifestationen) des Diabetes durch die Erniedrigung des Zuckerspiegels behandelt, während das Drücken von Punkten yishu das Ben (Ursachen) der Erkrankung durch Regulation der Pankreasfunktion behandelt.

        Folgende Punkte kann man noch der Massage hinzufügen: Kg 11 (jianli), Bl 21 (weishu), Lu 10 (yuli), Pe 3 (quze), Ma 36 (zusanli), Mi 6 (sanyinjiao). Die Punkte werden jeweils 100mal gedrückt und geknetet. Jedoch kann (Selbst-)Massage allein den Diabetes weder heilen noch kontrollieren, wenn sie nicht durch eine klare, einfache Diät unterstützt wird. Wenn man den vollen Nutzen aus der Selbstmassage ziehen will, muß man sie über einen längeren Zeitraum täglich ausführen. Dann allerdings ist der Effekt deutlich spürbar.

        Um Durst mit Polydipsie, trockenem Mund und Zunge und häufigem Harndrang mit viel Urin zu behandeln, fügt man dem Basisrezept Du 14 (dazhui) und Lu 5 (chize) hinzu.

        Bei exzessivem Trinken und Hunger, Abmagerung und Obstipation behandelt man zusätzlich Bl 18 (ganshu), Bl 57 (chengshan), Le 3 (taichong) und Ma 44 (neiting), der Unterbauch wird 30mal im Uhrzeigersinn gerieben.

        "Zusammen mit yishu ist Kg 12 geeignet für Massagetherapie bei Diabetes mellitus (Wu Wengang 1998). Von seiner anatomischen Lage her ist Kg 12 eng mit der Pankreas assoziiert. Das Areal enthält Muskel-und Fettgewebe, die beide insulinsensibel sind." Ausserdem berichtet Wu Wengang "von der erfolgreichen Behandlung des Diabetes mittels Massage am Punkt Yishu in Kombination mit Bl 15, Bl 18, Bl 17, Bl 23 und anderen Punkten ventral. An yishu wurde eine Daumenmassage appliziert, fünf Minuten, bei einer Stimulationsdauer von einer Minute an den übrigen Punkten.

      5. Qigong

"Eine wichtige ergänzende Rolle in der Therapie des Diabetes spielt das Qigong. In der Volksrepublik China wurden daher eigens Qigong-Programme für Diabetes-Patienten entwickelt, die sich in der Praxis bereits bestens bewährt haben. Die grundlegenden Prinzipien und Ziele der Qigong-Therapie des Diabetes sind:

Es werden neiyang gong Übungen beschrieben, die spezielle Wirkung auf den oberen, mittleren oder unteren Erwärmer haben, und ganz gezielt entsprechend der Ausprägung des diabetischen Syndroms eingesetzt werden können. Die Übungen werden jedoch nur eine Wirkung haben, wenn sie täglich und über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden.

Die Qigong-Übungen fördern also den freien Fluss von Qi und Blut, was von besonderer Bedeutung für den Diabetiker ist, da Leber-Qi-Stagnation und Blut-Stagnation fast immer eine Rolle spielen. Außerdem stärken sie die Milz. Die Hauptaufgabe der Milz besteht in der Transformation und dem Transport von Nahrung und Flüssigkeiten. Dafür benötigt sie einen einwandfrei funktionierenden Qi-Mechanismus. Der Qi-Mechanismus ist die Funktion des Qi, das Klare nach oben und das Trübe nach unten zu transportieren. Dazu muß das Qi frei fließen können.Bewegung, und speziell Qigong-Übungen, regulieren und bewegen das Qi und stärken so über den Qi-Mechanismus die Funktionen der Milz.

Das gilt natürlich nicht nur für Qigong-Übungen, sondern für jede Form von Bewegung und sportlicher Betätigung, sofern sie maßvoll betrieben wird und der Körper nicht überfordert wird. Auch Yoga-Übungen eignen sich ganz hervorragend zur Therapie bei Diabetes. Da Bewegungsmangel eine der Hauptursachen für Diabetes ist, was ja auch ganz einleuchtend ist, da Bewegungsmangel zu Milz-Qi-Schwäche führt, ist Bewegung ein ganz essentieller Teil einer erfolgreichen Diabetestherapie. Dabei reicht sporadisches Üben nicht aus, sondern gefragt ist eine anhaltende, konsequente Änderung des Lebensstils.

Entspannungsübungen sind ebenfalls sehr wichtig und hilfreich. Wie wir bereits gesehen haben, spielt Leber-Qi-Stagnation fast immer eine Rolle bei der Entstehung von Diabetes. Frustration, Ärger, Stress und innere Anspannung führen zur permanenten Anspannung der Muskeln, besonders in Schultern und Nacken, die Atmung ist behindert. So wird der freie Fluss des Qi gestört, das Leber-Qi stagniert. Das führt zu weiterer Anspannung und Gereiztheit. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist es nötig, regelmäßig sowohl den Körper als auch den Geist zu entspannen. Am besten eignen sich dazu geführte Tiefenentspannungen. Um einen therapeutischen Effekt zu erzielen, muss jeden Tag geübt werden. Schon nach hundert Tagen lassen sich Verbesserungen bei Blutdruck, Körpertemperatur, Appetit, Verdauung, Ausscheidung, Schlaf, Energie und Stimmung feststellen. Aber erst nach tausend Tagen treten die wirklich grossen Veränderungen auf. Diese bestehen in einer Wandlung des krankmachenden Verhaltensmusters, nämlich, wie man auf Stress reagiert.

Meditation ist ebenfalls sehr hilfreich, die krankheitsverursachenden Denk- und Verhaltensmuster aufzulösen. Es sind die inneren pathogenen Faktoren, die schädlichen Emotionen, die zur Entstehung des diabetischen Syndroms führen, zusammen mit falscher Ernährung und mangelnder Bewegung. Schädlich sind Emotionen immer dann, wenn sie nicht aufgelöst werden, sich nicht wandeln. So führen unterdrückte Gefühle, sich ständig wiederholende oder lang andauernde Gefühlszustände zur Störung des gleichmäßigen Qi-Flusses und auf die Dauer zu Krankheit. Diese Störung entsteht immer dann, wenn man anfängt, sich mit seinen Gefühlen und Gedanken zu identifizieren. Bei der Meditation übt man sich darin, diese Gefühle und Gedanken loszlulassen, und sich dem freien Fluß des Lebens anzuvertrauen. Meditation kann zur Erkenntnis des wahren Selbst führen, welches frei ist, frei von Ängsten, Sorgen, Sehnsüchten oder Abneigungen, und damit auch frei von Krankheit.

      1. Diätetik

Die Diätetik spielt in der chinesischen Medizin eine herausragende Rolle. Neben Akupunktur, Tuina, Qigong und Pharmakologie ist sie eine der fünf Säulen der Therapie.Sie wird also nicht nur zur Prävention eingesetzt, sondern auch um bereits aufgetretene Erkrankungen zu behandeln. Sun Simiao aus der Zeit der Tang Dynastie (618-907 n.Chr.) sagt: "Wenn man Krankheiten behandelt, sollte zuerst eine Ernährungstherapie erfolgen. Erst wenn dies nichts hilft, muß man es mit Drogen versuchen." Hinzu kommt, daß "Kräuter- und Ernährungstherapie in China eng miteinander verwoben sind. Im Klinikalltag ebenso wie in privaten Küchen werden Heilkräuter oft zusammen mit den Speisen gekocht."

Wie wir bereits gesehen haben, ist falsche Ernährung, also zuviel, zu süß, zu fett, zu scharf, zu salzig, eine der Hauptursachen für die Erkrankung an Diabetes mellitus. Allein aus diesem Grund spielt die Ernährung beim Diabetes eine besondere Rolle, wobei es zunächst einmal darum geht, was alles zu vermeiden ist. Darüberhinaus aber läßt sich die Erkrankung durch die geeignete Auswahl und Zubereitung der Nahrungsmittel positiv beeinflussen, besonders der Diabetes Typ 2.

Die chinesische Ernährungstherapie unterscheidet sich grundlegend von der modernen westlichen Ernährungstherapie. Bei der chinesischen Ernährung geht es um die energetische und therapeutische Beschaffenheit der Nahrungsmittel und Speisen, während die westliche Ernährungsmedizin sie nach ihrem Gehalt an Kalorien, Kohlehydraten, Proteinen, Fetten, Vitaminen, Mineralien u.s.w. klassifiziert. Außerdem wird bei der chinesischen Ernährungstherapie, ebenso wie in der chinesischen Medizin generell, der ganze Mensch betrachtet und therapiert, anstelle einer isolierten Krankheit. Alter, Geschlecht, Tätigkeit, Jahreszeit und Konstitutionstyp spielen hierbei eine Rolle. Die Wirkungsweise der Nahrungsmittel wird hauptsächlich von ihrer thermischen Qualität bestimmt, man unterscheidet heiße, warme, neutrale, erfrischende und kalte Lebensmittel. Heiß vertreibt Kälte, erhitzt und trocknet aus, warm fördert das Yang und erwärmt, neutral fördert den Qi-Aufbau und gleicht Ungleichgewichte aus, erfrischend baut Säfte auf und fördert Blut und Yin, kalt schließlich kühlt Feuer und Hitze und entgiftet. Die fünf Geschmäcker sauer, bitter, süß, scharf und salzig bestimmen die spezifische Wirkung und Wirkrichtung der einzelnen Lebensmittel. Auch die Farbe und die Art der Zerkleinerung bzw. des Schneidens wie auch der Zubereitung beeinflussen die Wirkung.

Die Ernährungstherapie bei Diabetes hat drei Ziele: 1) Speisen zu vermeiden, die zu Magenhitze führen, 2) Speisen zu vermeiden, die die Milz schädigen, 3) Speisen essen, die die Bildung von Yin und Blut fördern. Während scharf gewürzte, fette und gebratene Speisen, alle thermisch heißen Lebensmittel wie auch Alkohlol und Kaffee zu Magenhitze führen, entsteht Milz-Qi-Schwäche durch rohe, gekühlte Lebensmittel wie auch durch thermisch kalte und ein Übermaß an erfrischenden Lebensmitteln. Die Extreme, heiß und kalt, gilt es also zu meiden. Besonders Zucker und Süßigkeiten schädigen die Milz direkt, denn der süße Geschmack geht zur Milz. Außerdem erzeugt er Feuchtigkeit, die schädlich für die Milz ist und sie in ihrer Aufgabe der Transformation und des Transports behindert. Feuchtigkeit erzeugen auch alle Weizen- und insbesondere Weißmehlprodukte wie Nudeln und Brot, aber auch alle Öle und Fette. Nimmt man dies alles zusammen, so ist Eiskrem ungefähr das Übelste, was eine Person mit geschwächter, feuchter Milz essen kann, denn Eiskrem ist sowohl gekühlt wie auch süß und fett. Pizza mit Weizenmehl, Käse und Tomaten oder Pasta mit Tomatensoße und Käse haben ähnlich schädliche Wirkung auf die Milz. Nahrungsmittel, die der Milz schaden und Feuchtigkeit erzeugen sind: Eiskrem und Zucker, Süßigkeiten, besonders Schokolade, Milch, Butter, Käse, Margarine, Yoghurt, roher Salat, Fruchtsäfte, süße und saftige Früchte wie Orangen, Pfirsiche, Erdbeeren und Tomaten, fettes Fleisch, gebratene Speisen, raffinierte Mehlerzeugnisse, Hefebrot, Nüsse, Alkohol. Bei schwacher und feuchter Milz sollte man auch nicht zuviel auf einmal essen, da dies die Milz zusätzlich belastet und schwächt.

Speisen, die Yin stärken, sind typischerweise fettig und fleischhaltig, und sind nicht nur reichhaltig sondern auch schleimig und schwer zu verdauen. Daher neigen sie auch dazu, die Milz zu schwächen, und diese ist bei den meisten Diabetikern sowieso schon geschwächt. Deshalb ist es besser, einen anderen Weg zu gehen. Yin wird aus Qi und Blut erzeugt, daher sollte man eine Diät pflegen, die Milz und Magen stärkt, so daß sie viel Qi und Blut produzieren können.

Aus allem gesagten ergibt sich, daß die ideale Diät für den Diabetiker reich an komplexen Kohlehydraten ist, wie sie in Vollkornreis und Vollkorngetreide, Bohnen und Bohnenprodukten enthalten sind.Außerdem enthält sie eine Menge schonend zubereiteter Gemüse. Die komplexen Kohlehydrate zeichnen sich dadurch aus, daß sie den Prozess der Kohlehydratabsorption verlangsamen. Sie werden langsamer verdaut, dadurch wird der Magen langsamer entleert und entsprechend langsamer und gleichmäßiger verläuft auch die Aufnahme von Glukose ins Blut. Auch geringe Mengen Fleisch können enthalten sein, am besten kleingeschnitten, gekocht und vermischt mit Kräutern und Gemüse. Und sie enthält wenig fettes Fleisch, wenig ölige, fette und gebratene Speisen und wenig süße Speisen. Im Großen und Ganzen ist es die traditionelle Ernährungsweise der meisten Menschen mit niedrigem oder Mittelklasse-Einkommen überall auf der Welt, wo gemäßigtes Klima herrscht. So gesehen ist unsere moderne, westliche Ernährung, die reich an Ölen, Fetten, Zucker und Süßigkeiten,sowie tierischen Proteinen ist, und auch relativ viele ungekochte, gekühlte Speisen enthält, eine erst in jüngerer Zeit aufgekommene Verirrung.

Schon im Jahr 752 gab es Ernährungsempfehlungen bei Diabetes. Wang Shou empfahl in seinem Werk "A Collection of Diseases" Schweinepankreas, um Diabetes zu behandeln. Auch in dem 1846 erschienenen Diät-Klassiker "New Collected works of Proven Dietary Recipes" gibt es mehrere Rezepte zur Behandlung von Diabetes, die Schweinepankreas enthalten. Die Verwendung von Pankreas entspricht der modernen Gabe von Insulin.

Es gibt in der chinesischen Medizinliteratur eine Vielzahl von Rezepten zur Behandlung von Syndromen, wie z.B. Magenhitze, und Symptomen, wie etwa Durst und Unruhe, die beim Diabetes auftreten können.

Dabei werden folgende Lebensmittel verwendet: Weizen, Weizenkleie, Klebreis, Hirse, Schwarze Sojabohne, Mungbohne, Tofu, Erbse, Rettich, Stangensellerie, Spinat, Yamsknolle (Süßkartoffel), Lotoswurzel, Wachskürbis, Bambussprossen, Pakchoy, Shitake Pilze, Gerstengraupen, Sojabohnensprossen, Grüne Bohnen, Weiße Rübe, Wintermelone, Birne, Mandarine, Pflaume, Kokosnuss, Kiwi, Meeresfrüchte, Fasan, Ente, Gans, Taube, Hase, Kaninchen, Milch, Butter, Schafmilch. Weizen, Milch und Butter werden an anderer Stelle als eher schädlich, da Feuchtigkeit erzeugend, bezeichnet. Doch es gibt in der chinesischen Diätetik keine absoluten Verbote, es kommt immer auf die Art der Zubereitung und Verwendung an. Die Zubereitungsweise kann nämlich die energetische Wirkungsweise der Nahrungsmittel sehr stark verändern. Fast alle der genannten Lebensmittel sind kühl, einige neutral vom Temperaturverhalten, der Geschmack der meisten ist süß, teilweise salzig (Ente, Taube und Meeresfrüchte), bei den Früchten süß und sauer. Das Kühle bzw. Erfrischende klärt Hitze, befeuchtet, bringt Säfte hervor, der süsse Geschmack befeuchtet, entspannt, baut Qi auf und verteilt.

Bei der Auswahl der Rezepte ist auf das individuelle Disharmoniemuster zu achten, z.B. sollte man bei ausgprägter Milz-Qi-Schwäche mit Feuchtigkeit sparsamer mit kühlenden und befeuchtenden Speisen sein. Hier seien nur beispielhaft drei Rezepte genannt:

    1. Folgeerkrankungen
    2. Man unterscheidet die Akutkomplikationen, wie z.B. die Hypoglykämie, von den Spätfolgen, wie etwa der diabetischen Polyneuropathie. Den zahlreichen Folgeerkrankungen kann eine Vielzahl verschiedener Disharmoniemuster zugrunde liegen. Die Thematik ist so umfangreich, dass sie aus Platzgründen hier nicht ausführlich dargestellt werden kann. "Vor allem im Bereich der Prävention und der Regulation der Komplikationen spielt die Akupunktur... im Rahmen eines ganzheitlichen Konzepts der chinesischen Medizin eine tragende Rolle" Die folgende Darstellung ist ein Auszug aus einem Artikel über Diabetes von Nicholas Haines, veröffentlicht in "The Journal of Chinese Medicine, issue 43, Sept. 1993, Seite 5."

      Katarakt, Nachtblindheit, Blindheit: daran beteiligte Muster sind Nieren-Yin-Mangel, Leber-Blut-Mangel und aufsteigendes Leber-Yang.

      Katarakt: erfordert meist chirurgische Intervention. Man kann jedoch die Kataraktbildung verlangsamen, indem man Punkte entsprechend der oben genannten Differentialdiagnose auswählt.

      Nachtblindheit: eine fortschreitende Störung, der ein Nieren-Yin Mangel und Leber-Yin/-Blut-Mangel zugrundeliegt. Es ist unwahrscheinlich, dass die Nachtsicht vollständig wiederhergestellt werden kann, die Behandlung sollte jedoch zu einer Verbesserung oder wenigstens einer Verlangsamung der Verschlechterung führen. Tonisieren von Nieren- und Leber-Yin mit den folgenden Punkten: Bl 23 (shenshu), Bl 18 (ganshu), Bl 19 (danshu), Kg 6 (qihai), Ma 36 (zusanli), Ni 3 (taixi), Le 3 (taichong).

      Blindheit. oft verursacht durch eine Blutung aufgrund von Milz-Qi-Mangel und aufsteigendem Leber-Yang. Der Verlust des Augenlichts kann vorübergehend oder permanent sein, abhängig davon, wo die Blutung auftritt. Selbst bei irreversibler Erblindung ist es wichtig, das Leber-Yang abzusenken und die Milz zu tonisieren, um weitere Blutungen zu verhindern. Besänftigen von aufsteigendem Leber-Yang und Wind mittels zerstreuender oder neutraler Technik an folgenden Punkten: Le 3 (taichong), Le 2 (xingjian), Gb 20 (fengchi), Lg 20 (baihui), Di 4 (hegu). Stärken von Leber-, Milz- und Nieren-Yin mittels tonisierender Technik an folgenden Punkten: Le 8 (ququan), Ni 3 (taixi), Mi 6 (sanyinjiao), Bl 23 (shenshu), Bl 18 (ganshu).

      Taubheit ist verursacht durch Nieren-Yin-Mangel ,entwickelt sich fortschreitend und ist meist irreversibel. Um weitere Verschlechterung zu vermeiden, wähle man Punkte, die die Nieren tonisieren und das Yin nähren.

      Ödeme: entstehen aufgrund von Milz-Yang-Mangel und Nieren-Yang-Mangel. Ödeme beginnen meist an den Füssen und betreffen allmählich auch andere Teile des Körpers. Sie neigen dazu, wiederzukehren. Man tonisiere Milz und Nieren mit auffüllender Methode und/oder Moxa an den folgenden Punkten: Bl 20 (pishu), Bl 23 (shenshu), Kg 9 (shuifen), Kg 6 (qihai), Ma 36 (zusanli), Ni 3 (taixi).

      Hautinfektionen, Geschwüre und Gangrän: beteiligte Muster sind Leere-Hitze (wegen Yin-Mangel) und Ying-Qi-Mangel, weswegen das Blut nicht mehr bewegt wird und die Kollateralen verstopft, dies verursacht Verwesung durch Stagnation und Mangel an Ernährung. Die stagnierenden Körperflüssigkeiten erzeugen Feuchtigkeit und Hitze. Man findet dies meist an den Extremitäten oder einem Gebiet mit verminderter Blutzufuhr, wie Hüften oder Gesäß, und es kommt von verminderter Zirkulation und/oder erhöhtem Blutzuckerspiegel. Beide Zustände erhöhen die Infektionsgefahr. Die Stellen sind meist rot oder purpur mit gelbem Eiter oder klarem, gelben Sekret an der Oberfläche. Den "gelben Eitertyp" sieht man meist an den Extremitäten, der "gelbes, klares Sekrettyp" tritt auf als Wunden an Druckstellen wie Ellenbogen und Gesäß. Ein kleiner Schnitt, eine Schürfwunde oder örtliche Druckstelle sind meist der Ausgangspunkt einer diabetischen Infektion. Der "gelbe Eitertyp" würde dabei als Feuchte Hitze mit Toxinen klassifiziert werden, der "klares, gelbes Sekrettyp" als Yin-Mangel-Geschwür. Lokale Nadelung ist zu vermeiden. Man sollte Fernpunkte verwenden, die die Stagnation in den beteiligten Leitbahnen beseitigen. Zusätzlich kann man eine lokale, verdünnte Lösung auftragen, bestehend aus einer Tinktur aus 100ml Huang Bai (Cortex Phellodendri) und 50ml Pu Gong Ying (Herba Taraxaci Mongolici cum Radice), sowie 2g Yunnan Bai Yao (Weisse Medizin der Provinz Yunnan).

      Verminderung der peripheren Blutzirkulation und Neuropathie: die beteiligten Muster sind Blutstagnation, Blutmangel, Qi-Mangel, Yin-Mangel, Yang-Mangel oder Kältestagnation. Zu behandeln entsprechend der Differentialdiagnose.

      Die Beeinträchtigung der Blutzirkulation und Blockade der Kollateralen durch Blutstase schafft eine verminderte periphere Blutzirkulation die sich äussert in purpurnen oder dunklen Gliedern mit deutlich verminderter Sensitivität. Diese Komplikation tritt oft zusammen mit Hautinfektionen und Gangrän auf.

      Schlaganfälle und Halbseitenlähmung: die beteiligten Muster sind langfristiger Yin-Mangel und Leere-Hitze, die die Körperflüssigkeiten verdampfen und zu Schleimbildung führen, oder anhaltender Yin-Mangel führt zu innerem Wind, der den Schleim nach oben trägt. Der Schleim blockiert die Leitbahnen und verlegt die Herzöffnungen. Der Beginn zeigt sich in einzelnen oder einer Kombination folgender Symptome: schwere Kopfschmerzen, Schwindel, Bewusstlosigkeit, Aphasie, Krämpfe, Gesichtslähmung, Halbseitenlähmung oder Gefühllosigkeit des Gesichts und der Gliedmaßen, drahtiger und schlüpfriger Puls und eine rote Zunge mit fettigem, gelben Belag. Man kläre das Feuer und den Schleim und besänftige die Leber mit folgenden Punkten: Lg 20 (baihui), Lg 26 (renzhong), Ma 40 (fenglong), Le 3 (taichong), Ni 1 (yongquan), Jing-Brunnenpunkte der Hand.

      Abschließende Bemerkungen: Obwohl die Akupunktur erwiesenermaßen klinisch effektiv ist, den Blutzucker zu reduzieren und die endokrinen Funktionen zu normalisieren, ist sie am effektivsten, wenn sie als Teil eines umfassenden Behandlungsprogramms eingesetzt wird.

      Da Diabetespatienten meist eine geschwächte Abwehr haben, ist die Infektionsgefahr groß. Daher muß große Sorgfalt darauf verwendet werden, die Nadeln und die zu akupunktierenden Stellen zu sterilisieren bzw. zu desinfizieren.

    3. Fallbeispiel

Um einen Eindruck von der Praxis zu vermitteln, gebe ich zum Abschluß noch eine Fallbeschreibung aus "Akupunktur aus China in 101 Fallbeschreibungen" wieder, da ich in meiner eigenen Praxis bisher noch nicht Gelegenheit hatte, Patienten mit dem Syndrombild "Durst-Erschöpfung" zu behandeln.

"Zhang, ein 52jähriger Mann, fühlte sich während der letzten drei Jahre häufig hungrig und durstig. Er verlor Gewicht und mußte häufig Harn lassen. Er gab an, daß er gerne fett aß und Alkohol trank. Laborchemisch fanden sich Blutzuckerwerte von150mg% nüchtern und 180mg% postprandial. Der Nüchtern-Harnzucker war + und der Harnzucker zwei Stunden postprandial war +++. Es wurde ein Diabetes Mellitus diagnostiziert und eine Behandlung mit dem Sulfonylharnstoffderivat Tolbutamid begonnen. Seine Symptome besserten sich unter der Behandlung und traten wieder auf, wenn er das Medikament nicht einnahm. Da der Patient keine Dauertherapie wünschte, wandte er sich der Akupunkturtherapie zu.

Entsprechend den vier diagnostischen Methoden der Chinesischen Medizin zeigte sich ein traurig aussehender Patient mit einer dunklen Gesichtsfarbe und mit einer leisen, schwachen Stimme. Er gab an, daß er immer durstig sei, und daß er mehrere Liter Wasser pro Tag trinke. Er mußte häufig urinieren, fünf- bis sechsmal tagsüber und zwei- bis dreimal während der Nacht. Er hatte einen dünnen, gelben und schmierigen Zungenbelag und sein Puls war saitenförmig und schwächlich. Er brachte Untersuchungsergebnisse mit, die vor einigen Tagen im Nüchternzustand gemacht wurden, wobei sich ein Blutzucker von 142mg% und ein + Harnzucker zeigte.

Syndromdifferenzierung

In diesem Fall hatte der Patient gerne schweres Essen und Alkohol. Die Hitze, die im Magen und den Gedärmen entstand, verminderte das Nieren- und Lungen-Yin. Ein länger bestehender Nieren-Yin-Mangel führt zum Nieren-Qi-Mangel, welcher bewirkt, daß die Niere ihre Fähigkeit verliert, den Harn zu halten. Dies führt zu häufigem Wasserlassen. Dieser Patient war seit über drei Jahren krank. Seine müde Erscheinung und dunkle Gesichtsfarbe sowie die leise schwache Stimme und das häufige Harnlassen waren Hinweise für einen Nieren-Yin-Mangel und einen Nieren-Qi-Mangel. Hunger und Durst mit übermäßiger Aufnahme von Nahrung und Wasser und der dünne, gelbe Zungenbelag waren Hinweise auf eine Hitze im Magen, kombiniert mit Lungen-Yin-Mangel. Das Hauptproblem bei diesem Patienten war daher der Nieren-Yin-Mangel und der Nieren-Qi-Mangel, kombiniert mit Lungen-Yin-Mangel und Hitze im Magen.

Behandlung

Das Therapieprinzip war, das Lungen- und Nieren-Yin zu tonisieren und die Milz und den Magen zu regulieren.

Punktauswahl

Bl 23 (shenshu), "die sog. Pankreaspunkte" (yidian), MP 6 (sanyinjiao) und Lu 10 (yuji)

Diese Punkte wurden einmal täglich genadelt und die Nadeln pro Sitzung dreißig Minuten am Ort belassen. Eine balancierte, tonisierend-ableitende Manipulation wurde eingesetzt.

Punktbesprechung

Bl 23 (shenshu) wurde ausgewählt, um das Nieren-Yin und Nieren-Qi zu tonisieren, und Lu 10 (yuji) wurde eingesetzt, um die Hitze von der Lunge zu klären, und damit das Lungen-Yin wieder aufzufüllen. Mi 6 (sanyinjiao) wurde ausgewählt, um die Funktion von Milz und Magen zu regulieren, und die Pankreaspunkte (yidian) wurden genommen, um die Funktion des Pankreas zu regulieren. Die "Pankreaspunkte" sind empfindliche Punkte, die ungefähr 0,5 cun beidseits der Dornfortsätze des 6. bis 8. Brustwirbels gelegen sind.

Behandlungsergebnisse

Während der ersten Therapieserie wurde der Patient angehalten, von den fetten Nahrungsmitteln und vom Alkohol Abstand zu nehmen. Nach fünf Behandlungen hörte das Durstgefühl auf und die Flüssigkeitsaufnahme war um die Hälfte reduziert. Ebenfalls zeigte sich das exzessive Hungergefühl etwas gebessert. Das Wasserlassen war auf drei- bis viermal pro Tag und nur einmal in der Nacht vermindert.

Um die Tonisierung des Lungen- und Nieren-Yin weiterhin zu verstärken, wurden Ni 3 (taixi) und Bl 13 (feishu) dieser Verordnung hinzugefügt. Diese zwei Punkte wurden tonisiert. Nach fünf weiteren Behandlungen mit dieser abgeänderten Kombination zeigten der übermäßige Hunger, der Durst und das Wasserlassen eine weitere Besserung. Der Zungenbelag wurde weiß und feucht und der Puls wurde saitenförmig und moderat, was auf eine Wiederherstellung des Nieren-Yin und -Qi hindeutete.

Zwei weitere Punkte wurden dann hinzugefügt: Kg 6 (qihai) und Ma 36 (zusanli). Diese Punkte wurden mit neutraler Manipulation genadelt, um die Hitze vom Magen zu klären und damit dessen Verdauungsfunktion zu fördern. Nach der Nadelung wurde das Pflaumenblütenhämmerchen eingesetzt, um die PaM 85 (jiaji)-Punkte vom 11. Brust- bis zum 5. Lendenwirbel zu beklopfen. Dies wurde gemacht, um Niere und Milz zu tonisieren und das Qi dieser Organe zu regulieren. Nach fünfzehn Behandlungen mit dieser weiter abgeänderten Punktkombination war die psychische Situation des Patienten gebessert und die Symptome wie Durst, Hunger und häufiges Harnlassen waren vollständig gebessert. Laborchemisch zeigte sich ein Nüchternblutzuckerwert von 130mg% und ein Blutzuckerwert, der zwei Stunden postprandial 170mg% betrug. Glukose war im Harn nicht mehr nachweisbar.

Obwohl das Yin und das Yang der Organe allmählich ausgeglichen war, war der Patient zu dieser Zeit noch immer geschwächt von der lange bestehenden Erkrankung und bedurfte einer weiteren Kräftigung, um seine Gesundheit völlig wiederherzustellen. Die weitere Behandlung wurde daher auf die Tonisierung der Niere, um die Abwehrkraft des Körpers zu stärken, und die Regulierung der Milz und des Magens gerichtet. Die Punkte, die zur Konsolidierung ausgewählt wurden, waren: Bl 23 (shenshu), die "Pankreaspunkte" (yishu), Bl 20 (pishu), Kg 3 (zhongji), Ma 36 (zusanli), Mi 6 (sanyinjiao) und Gb 34 (yanglingquan).

Drei oder vier der obigen Punkte wurden pro Sitzung verwendet und es wurde eine tonisierende Manipulation angewandt. Die Nadelung wurde jeden zweiten Tag durchgeführt und die Nadeln blieben dreißig Minuten am Ort liegen. Nach dem Herausnehmen der Nadeln wurde die oben beschriebene Behandlung mit dem Pflaumenblütenhämmerchen durchgeführt.

Nach zwei weiteren Monaten Behandlung (bis zu einer Gesamtanzahl von 55 Therapien) fühlte sich der Patient energiegeladen und symptomfrei. Der Nüchternblutzucker betrug zu dieser Zeit 100mg% und im Harn war weiterhin keine Glukose nachweisbar. Daher wurde die Akupunkturbehandlung beendet. Der Patient wurde angehalten, von übermäßiger Nahrungsaufnahme und Alkohol Abstand zu nehmen. Während des Nachbeobachtungszeitraums über sechs Monate kam es zu keinem Rückfall der Symptome."

  1. Zusammenfassung
  2. Die Arbeit zeigt anschaulich, dass TCM eine sehr wertvolle und wirksame Methode ist, um Diabetes mellitus effektiv zu begegnen. Im Gegensatz zur westlichen Medizin und Anschauung ist die TCM eine sanfte Methode, die den Menschen in seiner Gesamtheit behandelt. Die Ursachen der Erkrankung werden differenziert herausgearbeitet und therapiert, was eine umfassende Genesung und Gesundheit zur Folge hat. Dabei ist vor allem auch die aktive Mitarbeit des Patienten gefordert. Die Verantwortung für die eigene Gesundheit wird verstärkt in seine Hände gelegt. Insbesondere in unserem modernen Zeitalter der Technikgläubigkeit und materiellen Ausrichtung, stellt die TCM damit eine ernstzunehmende Alternative zur westlichen Medizin dar.

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