Diplomarbeit

Ausbildungszentrum Nord 2006

von

HP Andrea Miedlig

 

"Gegen alles ist ein Kraut gewachsen"

 

Behandlung psychischer Aspekte

der

Traditionellen Chinesischen Medizin

mit

europäischen Kräutern

(unter Einbeziehung relevanter Akupunkturpunkte)

 

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 3

2. Emotionen in der TCM 7

2.1 Die sieben Leidenschaften 7

2.1.1 Angst 7

2.1.2 Zorn 8

2.1.3 Freude 10

2.1.4 Nachdenken, Grübeln 10

2.1.5 Sorge 11

2.1.6 Trauer 12

2.1.7 Schock 12

3. Die Wahl des richtigen Krauts 14

3.1 Voraussetzungen 14

3.1.1 Therapeutische Beziehung 14

3.1.2 Kenntnis der Heilpflanzen 14

3.2 Pflanzenbeispiele 15

3.2.1 Auswahlkriterien 15

3.2. Gänseblümchen 17

3.2.2. Akupunkturpunkte mit ähnlicher Wirkung 19

3.2.3 Hirtentäschel 22

3.2.3.1 Mögliche Akupunkturpunkte 25

3.2.4 Brennnessel 27

3.2.4.1 Passende Akupunkturpunkte 31

4. Zusammenfassung 33

 

1. Einleitung

So, nun ist es soweit. Ich sitze hier und schreibe meine Diplomarbeit über traditionelle chinesische Medizin.

Vor fast sechs Jahren, im Frühjahr 2000, zu Beginn des offiziellen Teils meiner Heilpraktikerausbildung, war ich kurz davor meine Ausbildung abzubrechen. Denn, was ich bis zu diesem Zeitpunkt an Naturheilkunde kennen lernen durfte, schien mir nur wenig besser als die Schulmedizin zu sein. Über die ich aus eigener Erfahrung, sowie durch die Vorlesungen in Anatomie, Physiologie, aber allen voran Pathologie recht enttäuscht war. Da hatte ich Namen von Krankheiten zu lernen, die nur eine Gruppe von Symptomen benennen. Wie z.B. Allergie, Fibromyalgie, vegetative Dystonie, Diabetes mellitus, Colitis ulcerosa oder auch so Alltägliches wie Infektanfälligkeit. Über deren Ursachen zwar geforscht wurde, allerdings allein auf der körperlichen Ebene.

Die Frage, die sich mir stellte, war, warum gerade dieser Mensch eine Allergie auf z.B. Hausstaub bekommt?

Wie unterscheidet sich seine Allergie von der eines anderen Hausstauballergikers? Was unterscheidet und verbindet diese beiden Menschen? Von Habitus, Auftreten, Lebensweise, Erfahrungen bis hin zu ihren Gefühlen. Das ist es, was mich interessiert.

Der Mensch mit Körper, Geist und Seele.

"Drei Pfade hat der Mensch in sich, in denen sich sein Leben tätigt: die Seele, den Leib und die Sinne." Hildegard von Bingen in "Wisse die Wege"

Diese ganzheitliche Sichtweise von Medizin habe ich in der Traditionellen Chinesischen Medizin gefunden, in der keine Trennung zwischen Körper, Geist und Seele gemacht wird, wie in unserer westlichen Wissenschaft. Eine ganzheitliche Sicht, in der der Mensch als Teil seiner Umwelt verstanden wird, mit deren jahreszeitlichen und klimatischen Veränderungen er mitgehen soll, gemäß den fünf Wandlungsphasen (Wu Xing). Dazu gehört eine Lebensweise, die den Jahreszeiten angepasst ist.

Während der Sommer mit seinen langen Abenden zu Feiern und Frohsinn einlädt, zu leichter Kleidung, kühlender Nahrung, bringt der Winter einen Rückzug ins eigene Heim, in die eigene Gedankenwelt und ins Bett, denn das Schlafbedürfnis steigt in dieser yinigsten, dunklen und kalten Jahreszeit. Man sorgt für ein Feuerchen, und bevorzugt wärmende Speisen. Alles ist auf Sammlung, Speicherung ausgerichtet, um Energie zu bewahren, gar zu gewinnen für Frühling (das junge Yang) und Sommer (das große Yang) mit ihrer nach außen gerichteten Energie.

Wer es schafft so "im Fluss" zu sein und sich nicht unnötig zu verausgaben, wer Yin und Yang im Gleichgewicht hält, der kann auf ein langes Leben hoffen, da dies sein Feuer des Lebens bewahrt. Wem das Dao ein starkes Jing (vererbte Lebenskraft und Potential = Nieren-Essenz) geschenkt hat, dem kann fast nichts mehr passieren.

 

 

Oder wie Qi Bo, des Kaisers berühmter Leibarzt, es dem legendären gelben Kaiser Huangdi erklärte,

der der Überlieferung nach Mitte des dritten Jahrtausends regiert hat:

"Die Weisen lebten in Frieden unter dem Himmel auf der Erde, sie folgten dem Rhythmus der Planeten und des Universums.--- Ihre Gefühle kannten keine Extreme, sie lebten ein ausgewogenes, zufriedenes Leben. --- Im Inneren vermieden sie es, sich übermäßig zu belasten. --- Diese Weisen lebten über 100 Jahre, weil sie ihre Energie nicht zerstreuten und schwächten." (1 S. 20)

Wenn, ja wenn da nicht die Gefühle wären...

Die es zu befrieden gilt, wie es die Menschen in alten Zeiten vorlebten:

"Innerlich ließen sie sich durch ihre Emotionen nicht aus der Ruhe bringen, und sie verspürten keine maßlosen Begierden."

In der Traditionellen Chinesischen Medizin können die Emotionen den fünf Wandlungsphasen zugeordnet werden. Die Gefühle sind, wenn sie im Fluss sind, d. h. gelebt werden und nicht stagnieren, völlig in Ordnung.

Sie sind dann Teil einer Seelenhygiene, die davor schützt, Gefühle aufzustauen oder in sich hineinzufressen. Dazu ist es notwendig, in sich zu ruhen, den Geist Shen befriedet zu halten und eine starke Nieren-Essenz zu haben, aus der man schöpfen kann.

"Die Verbindung der Essenzen Jing und des Geistigen Shen, das ist das Mysterium des Lebens. Das Geistige durchdrängt die Essenzen; sie machen das Leben und lassen es dauern." (2 S. 7)

Die nicht zur rechten Zeit im rechten Maß gelebten Gefühle sind Ursache vieler Erkrankungen. Dies kann von aufgestauten Gefühlen über eine Stauung des Energieflusses (Qi-Stagnation) zu vielfältigen Beschwerden der diesem Gefühl zugeordneten Wandlungsphasen mit den entsprechenden Körperstrukturen führen. Und hat dann Auswirkungen auf die im Energiekreislauf nachfolgende Wandlungsphase.

Außer den lange Zeit vorhandenen Gefühlen (s.o.), können Gefühle im Übermaß krank machen. Sie werden treffend mit Leidenschaften bezeichnet.

Diese ganzheitliche Betrachtungsweise von Körper, Geist und Seele habe ich ebenfalls in der klassischen europäischen Kräuterheilkunde gefunden, die aus der Klosterheilkunde, vor allem der Benediktinerklöster, dem überlieferten Wissen der Kräuterweiber, der Volksmedizin und bekannten Heilkundigen wie Hildegard von Bingen, Albertus Magnus, Paracelsus, Hieronymus Bock, Carl von Linné, Kneipp u. a. schöpft.

Die Pflanzen werden noch in ihrer Gesamtheit betrachtet, aus selbst gemachter Erfahrung, überliefertem Wissen sowie mit Hilfe der Signaturenlehre. Anders als die moderne, wissenschaftliche Phytotherapie, die sich, und dadurch auch die untersuchten Kräuter, auf die Analyse der einzelnen Inhaltsstoffe beschränkt. Doch wie so oft zeigt sich, dass das Ganze viel mehr ist als die Summe seiner Teile. Wissenschaftlich spricht man dann von Synergieeffekten. Vergisst aber die Vielzahl der erst kürzlich entdeckten sekundären Pflanzenhilfsstoffe, deren genaue Wirkung und Wirkweise nur zum Teil erforscht sind.

Welche weiteren Stoffe sind trotz hochmoderner Forschung auch zum heutigen Zeitpunkt unentdeckt, unerforscht oder gar verkannt?

"Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Kunst und Wissenschaft steht." Albert Einstein

Gilt es da nicht, die Ehrfurcht vor der Natur wieder zu entwickeln?!

Vor ihrer Schöpfungskraft, ihrer Vielfalt und ihrer Ganzheit, die sich nicht zuletzt auch in Gestalt und Wesen unserer Heilpflanzen offenbart.

Eine ganzheitliche Betrachtung der Arzneipflanzen ist unabdingbar, wenn sie zur ganzheitlichen Therapie eingesetzt werden soll. Das Geheimnis ihrer Wirkung erschließt sich aus der Komposition der arzneilichen Wirkstoffe, sekundären Pflanzenhilfsstoffen, die eigene Wirkungen haben und/oder die Wirkart der primären Stoffe modulieren, sowie aus Lebenskraft und Charakter der jeweiligen Pflanze, die sich in äußerer Gestalt, Widerstandskraft, Wüchsigkeit und Standortwahl zeigt.

Somit haben Heilkräuter immer eine stoffliche und eine energetische Komponente. Ihr Wirkspektrum ist deshalb sowohl somatisch als seelisch-geistig.

Für jeden Mensch mit seinen Befindlichkeiten das richtige Kraut zu finden ist eine Herausforderung, die großes Einfühlungsvermögen in meine Mitmenschen sowie in die Natur der Pflanzen voraussetzt.

"der bei der Wahl der wirklich für eine Person geeigneten Heilpflanzen helfen soll, denn manche Menschen vertragen bestimmte Kräuter besonders gut, während andere genau diese Kräuter nicht vertragen. Das liegt daran, dass jeder Mensch seinen eigenen Charakter hat, dem wiederum ganz bestimmte Pflanzen entsprechen." (3 S. 7)

Schon Hildegard von Bingen (*1098, †1179), die als Äbtissin, Mystikerin und Verfasserin umfangreicher Schriften zu Religion, Biologie, Medizin und Musik zu einer berühmten Volksheiligen wurde, wies in ihren Schriften auf die krankmachende Wirkung negativer Gefühle und Lebenseinstellungen hin. Sie sah in ihnen und der Erkrankung ein Zeichen für die Entfremdung des einzelnen Menschen von den natürlichen Lebensrhythmen, seiner Umwelt und seinen Kontakt zu Gott.

Neben einer veränderten Geisteshaltung und Lebensweise empfahl sie Heilkräuter zur Behandlung. In ihrem Heilkräuterbuch: "Buch über das innere Wesen der verschiedenen Kreaturen und Pflanzen" brachte sie das Wissen aus griechisch-lateinischer Tradition und der Volksmedizin zusammen.

Traditionelle chinesische Medizin und die klassische europäische Kräuterheilkunde sehen beide den ganzen Menschen im Mittelpunkt und die Emotionen und Gedanken als einen elementaren Teil des Menschen und seiner Erkrankung.

Oder, wie schon Paracelsus sagte: "Alle Krankheit wurzelt im Geiste."

 

 

 

Was liegt da näher, als genau dort anzusetzen und beide ganzheitlichen Betrachtungs- und Behandlungsweisen miteinander zu kombinieren? Europäische Kräuter zur Unterstützung der TCM- Behandlung auch der Emotionen.

Warum überhaupt bei einer Akupunkturbehandlung auf der Grundlage einer detaillierten chinesischen Diagnostik das Medizinsystem wechseln und europäische Kräuter verwenden? Diese seit ca. 20 Jahren in Therapeutenkreisen kontrovers diskutierte Frage kann ich mit meiner Sicht nur ergänzen. Die Frage, ob mit westlichen oder chinesischen Kräutern besser zu therapieren sei, muss jeder Therapeut für sich und seinen Patienten entscheiden. Wir sind unseren Patienten verpflichtet ihn nach bestem Wissen zu behandeln, d.h. mit geringstem Aufwand, Kosten und Nebenwirkungen auf sicherem und schnellstem Wege Genesung und Gesunderhaltung zu ermöglichen.

Für einen TCM- Therapeuten spricht vieles für die Anwendung chinesischer Drogen und Rezepturen. Die bewährten Rezepturen sind z. T. hochwirksam. Gerade diese besonders potenten Kräuter dürfen wegen ihrer möglichen Nebenwirkungen leider meist nur einige Tage eingesetzt werden. Danach werden mildere aufbauende und balancierende Rezepturen verwendet.

Diese Anwendungen sind aus einem in sich geschlossenen Medizinsystem erwachsen und seit z. T. Jahrtausenden erprobt. Einem der ältesten Medizinsysteme der Welt überhaupt. Mit der indischen Ayurveda- Lehre, mit der sie gemeinsame Wurzeln hat.

Trotz dieses reichen Erfahrungsschatzes gelten Arzneimittel der Traditionellen Chinesischen Medizin, Ayurveda- Arzneien ebenso wie solche aus unserem eigenem Kulturkreis erwachsenen nach Hildegard von Bingen oder Paracelsus, wie z. B. Bachblüten-Essenzen als nicht monographiekonform nach der bekannten Kommission E. (21 S.7)

Nun haben viele Therapeuten gute Erfahrung mit heimischen Heilpflanzen gesammelt und wollen auf ihre Anwendung nicht verzichten. Ich kann dies gut nachvollziehen. Im europäischen Kulturkreis verwurzelt und in Natura als Pflanze in verschiedenen Vegetationsabschnitten erlebt, ihre Standortbedingungen erfahrend, sind mir europäische Kräuter näher als eine chinesische Droge, die ich nur aus Büchern und wenn überhaupt pulverisiert kenne. Schon Paracelsus forderte nach den bekannten Leitsatz (Ubi malum, ibi remedium) den Einsatz einheimischer Pflanzen.

"Einem jeglichen Lande wächst seine Krankheit selbst, seine Arznei selbst, sein Arzt selbst." (5. S. 56)

Diese alte Forderung entspricht dem wieder entdeckten Gesetz der Resonanz. Dieses "gleich und gleich gesellt sich gern" führt konsequent weiter gedacht dazu, dass mir das begegnet, was zu mir passt. Idealerweise wachsen also die richtigen Heilkräuter im eigenen Garten.

 

 

Zudem sind Beschaffung und Zubereitung chinesischer Rezepturen aufwendiger, teurer und z. T. mit dem Risiko der Verunreinigung durch Schwermetalle, Pflanzenschutzmittel etc. belastet. Zwar sichern spezialisierte deutsche TCM-Apotheken einwandfreie, geprüfte Ware zu, aber mit der enorm steigenden Umweltverschmutzung in China wird diese immer schwerer zu gewährleisten sein. Außerdem sind laut WWF durch Raubbau an wildwachsenden Heilpflanzen weltweit etwa 15 000 Arten vom Aussterben bedroht. Ein achtsamer Umgang mit der Natur ist für mich ein wichtiger Teil des ganzheitlichen Ansatzes. Deshalb nutze ich lieber Kräuter und Kräuterpräparate deutscher Apotheken und bekannter Hersteller mit umsichtigem Umweltbewusstsein.

Vor der Überlegung, welche Kräuter zur Therapie der Emotionen geeignet sind, möchte ich zum besseren Verständnis die Betrachtungsweise der TCM bezüglich der Emotionen erläutern.

 

 

2. Emotionen in der TCM

Die TCM unterscheidet innere, äußere und sonstige krankmachende Faktoren. Die inneren Faktoren entsprechen den sieben krankmachenden Emotionen. Die sechs äußeren Faktoren sind klimatisch bedingt. Dazu zählen Wind, Kälte, Nässe, Trockenheit, Sommerhitze und Feuer. Als sonstige Faktoren werden Konstitution, Lebensweise, Unfälle, Vergiftungen, Umweltbelastung, epidemische Ursachen, Über- oder Unterforderung u. a. als Krankheitsursache genannt.

Die fünf Emotionen Zhi sind ein Gefühlsausdruck, der ein geschmeidiges Fließen des Qi anzeigt. Sie sind den Wandlungsphasen und ihren entsprechenden Körperstrukturen zugeordnet. Das Empfinden von Freude, Ärger, Traurigkeit, Angst und Nachdenklichkeit ist ein Zeichen von Gesundheit, vom im Fluss sein. Gestaut, dauerhaft bzw. im Übermaß vorhanden stören sie den harmonischen Qi-Fluß oder werden durch einen gestörten Qi- Fluß verursacht. Diese Gefühlserregungen können so zur pathogenen Leidenschaft Qing werden.

2.1 Die sieben Leidenschaften

Die sieben Leidenschaften, Angst, Zorn, Freude, Grübeln, Sorge, Trauer und Schock, werde ich nun im Einzelnen näher betrachten.

2.1.1 Angst

Angst (Kong) lässt das Qi absteigen, ist dem Wasser zugeordnet und schwächt insbesondere die Niere. "Sich vor Angst in die Hosen machen" ist auch bei uns sprichwörtlich.

"Bei Angst steigt das Qi in den Leitbahnen hinab und führt zu einem Stau im unteren Jiao." (1. S. 205)

Angst, Unsicherheit in der Familie, ist eine häufige Ursache bei Bettnässenden Kindern. Bei alten Menschen mit Inkontinenz ist eher eine altersbedingte Nierenqi-Schwäche die Ursache. Ein schwaches Nieren-Qi bringt oftmals eine Ängstlichkeit mit sich. Dies zeigt, dass bei gleichen Symptomen, Ursache und Wirkung genau umgekehrt sein können. Sicherheit (des Lebens) ist dabei zentrales Thema.

"Die größte Gefahr im Leben ist, dass man zu vorsichtig wird." Alfred Adler (1870-1937), österr. Psychiater

 

Eine Nieren- Yin- Schwäche kann sich neben der diffusen Lebensangst in z. B. Knochen- und Rückenschmerzen, Vergesslichkeit, Nachtschweiß, Schwindelgefühlen und einem leisen dumpfen Tinnitus mit schleichendem Beginn äußern. Da diese Art von Tinnitus nur bei Ruhe nervt, ist die Versuchung sich zu zerstreuen, vor sich selbst wegzulaufen, besonders groß.

Leider, denn auch hier, bei Nieren-Yin-Schwäche und bei Nieren-Tinnitus, gilt, in der Ruhe liegt die Kraft.

Ruhe, Entspannung, Meditation, ausreichend Schlaf sind die Zauberworte, die neben guter Ernährung aufbauend wirken. So gestärkt traue ich mich hinzuhören, was da leise an meinen Nerven und meiner Kraft bohrt.

"Du wolltest leben und kamst nicht dazu. Du willst leben und vergisst es vor lauter Geschäftigkeit. Du willst das spüren, was in dir ist, und hast eifrig zu tun mit dem, was um dich ist. Verschüttet ist dein Lebensgefühl!" Tucholsky

Wohl dem, der dies erkennt und durch seine Beschwerden zur Umkehr gelangt.

"Wer das Dao versteht, dessen Körper bleibt kräftig und gesund. Wer das Dao nicht versteht, dessen Körper kann dem Alterungsprozess nicht entkommen." (1. S. 44)

2.1.2 Zorn

Zorn (Nu) lässt das Qi aufsteigen, ist dem Holz zugeordnet und schwächt die Leber.

"Außerdem kann ein Zornesausbruch die Energie ziellos fließen lassen und einen Blutstau im Kopf hervorrufen..." ( 1. S. 27)

Wenn das Yang zu sehr aufsteigt, haben wir einen roten Kopf, unser Blutdruck steigt. "Ist eine Laus über die Leber gelaufen", kann "die Galle hochkommen". Auch ein plötzlich auftretender hoher Tinnitus, bei dem wie aus heiterem Himmel die Alarmsirenen schrillen, kann sich dadurch manifestieren.

Wir haben das Gefühl uns nicht entfalten zu können, wollen uns und unser Gefühl befreien. Wut ist dann eine Leidenschaft, eine Aggression mit positiven Vorzeichen. Eine Energie, die mit Leidenschaft das Angehen (lat. aggredi) von etwas Neuem, zur Veränderung, hervorbringt.

Geschieht dies und mit Bedacht, braucht es keinen eruptiven Ausbrüche wie oben. Wird es zulange, z. T. jahrelang unterdrückt, entsteht ein schädlicher Groll. Diese Leberqi- Stagnation kann neben körperlichen Symptomen wie Globus hystericus, Spannung / Schmerz im Hypochondrium, Menstruationsstörungen, psychische Beschwerden von Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen bis hin zur manifesten Depression verursachen.

Diese lange in sich hinein gefressene Wut kann über den Cheng-Zyklus die Erde, also Magen und Milz, überwältigen. So kann es zusätzlich zu Appetitlosigkeit, Übelkeit bis Erbrechen, Sodbrennen, Erschöpfung, weichen Stühlen oder Verstopfung, auch im Wechsel, kommen.

"Zorn kann in schweren Fällen blutiges Erbrechen und Durchfall hervorrufen." (1. S. 205)

 

 

2.1.3 Freude

Freude (Xi) verlangsamt und befreit das Qi und ist der Wandlungsphase des Feuers zugeordnet und vom Herzen kontrolliert. Dies kann sowohl Entspannung im Urlaub bedeuten, wie auch Trägheit, weil außer der Freude / Lust nichts wichtig ist. Werden Stimulantien benutzt um einen solch entrückten Zustand künstlich zu forcieren, wird dabei das Herz geschwächt.

"empfindet ein Mensch große Freude, zerstreut sich das Qi;" (1. S. 204)

Bei übermäßiger Freude ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Geist Shen im Herzen zu beherbergen. Mögliche Symptome sind dann von Palpitationen, Schlafstörungen mit vielen Träumen, hysterischem Verhalten wie exaltiertem Lachen, Schreckhaftigkeit bis hin zu Geisteskrankheit. Wer kennt ihn nicht den Satz: "Vor Freude fast verrückt werden."

Angesichts dieser Schreckensszenarien sollte man nicht in völliger Freudlosigkeit sein Heil suchen. Eine Ausgewogenheit ist wie immer anzustreben. Le, das Gefühl mit sich und seiner Umwelt im Einklang zu sein, führt zu innerer und äußerer Harmonie und wirkt stärkend.

"Bei Freude fließt das Qi ganz frei und zerstreut sich, wodurch Yingqi und Weiqi, also Nähr- und Abwehrqi, alles durchströmen können." (1. S. 205)

Aufgesetzte Verbrüderung unter Saufkumpanen ist dabei eine falsch verstandene Variante, die am nächsten Morgen einen bitteren (Mund-) Geschmack hinterlässt. Dieses Zeichen eines Lodernden Herz-Feuers (oder Magen-Feuers) kann auch durch zu üppiges, fettes Essen, durch zuviel (hochprozentigen) Alkohol entstehen wie hier. Das nach oben schlagende Feuer (Yang) erklärt auch das rote Gesicht vieler Alkoholiker, die Impulsivität, sowie Palpitationen und Schlafstörungen.

2.1.4 Nachdenken, Grübeln

Nachdenken, Grübeln (Si) verknoten das Qi, sind der Wandlungsphase Erde zugeordnet und schwächen die Milz. Alles was wir aufnehmen, uns einverleiben, wird von der Milz assimiliert. Ein zuviel an geistiger Nahrung auf einmal kann die Kraft der Milz genauso erschöpfen, wie eine schlechte Ernährung mit z. B. unregelmäßigem, kalten, zu üppigen, hastigen oder zu spätem Essen.

"Grübelt man über viele verschieden Dinge nach oder muss man immer an ein und dieselbe Sache denken, wird zuviel Qi in den Geist geleitet, wodurch das Qi sich nicht in die anderen Teile des Körpers zerstreuen kann. Dies resultiert dann in einem Stau des Qi." (1. S. 205)

Es liegt uns ein schwerer Brocken / Wackerstein unverdaut im Magen. Das führt neben Völlegefühl im Thorax, Appetitlosigkeit, unvollständiger Verdauung und breiigen Stühlen auch zu körperlicher Schwäche, Blässe, Müdigkeit und Schwäche der Extremitäten.

 

Ebenso folgt der Qi-Stagnation und/oder der mangelnden Umwandlungskraft der Milz oft eine Ansammlung von Schleim. Dieser kann sich als substantieller Schleim in der Lunge sammeln und als Sputum oder Nasensekret zeigen. Oder als substanzloser Schleim zu subkutanen Knoten, Leberflecken, Steinen in Nieren und Gallenblase, Knochendeformationen und Taubheitsgefühlen führen. Schwerwiegender ist Schleim, der das Herz benebelt und Geisteskrankheiten verursacht, sowie solcher, der zu Tumoren bis hin zum Krebs führt.

Thema der Erde und im weitesten Sinne der Grübelei ist das umsorgende oder umsorgte Nest, Harmonie, die schon sprichwörtliche Mitte. Sie wird genährt durch gute, auch geistige Nahrung und Mütterlichkeit, die sich im Kümmern um sich und andere zeigt.

"Wer sich dem eigenen Wesen anvertraut, der ist mit dem Dao eins. Und seine Sorgen werden zunichte, als wanderte er unbekümmert einher." Sengcan

2.1.5 Sorge

Sorge (You) blockiert das Qi von Milz und Lunge. Sorge betrifft die finanzielle, materielle Sicherheit (Metall) ebenso wie Beziehungsprobleme im Beruf (Mobbing), Familie und sozialem Umfeld. Häufig tritt wie beim Mobbing beides zugleich auf, wenn Arbeitsplatzverlust zu sozialem Abstieg und Ehekrise zu führen droht.

Die Bedrücktheit sehen wir in unseren Patienten an hochgezogenen Schultern die mit schwerer Last beladen scheinen. Die (chronischen) Schulter- und Nackenverspannungen gehen mit Kurzatmigkeit, auffallender Blässe und einer schwachen Stimme einher, und sind typische Symptome einer Lungen- Qi-Schwäche. Zeichen eines geschwächten Milz-Qi (s.o.) können hinzukommen.

Das Herz, das den Shen beherbergt, wird in zweifacher Weise in Mitleidenschaft gezogen. Zum einem ist bei einer Lungen-Qi-Schwäche das Herz durch die räumliche Nähe und Zughörigkeit zum oberen Erwärmer betroffen. Zum anderen weil es den Shen beherbergt, der die intellektuellen, emotionalen und spirituellen Anteile eines Menschen zusammenfasst.

"Durch die Sorgen und den Kummer schadet man sich selbst (durch das Herz). Die Tüchtigkeit irrt im Unmaß und das ist der Verlust des Eigenen." (2. S. 111)

Bei genauerer Betrachtung ist es sinnlos sich Sorgen zu machen. Entweder gibt es die Möglichkeit aktiv etwas zur Veränderung beizutragen, also den Wechsel (der Wandlungsphasen) zu unterstützen. Dann brauche ich mich nicht zu sorgen, sondern meine ganze Kraft und Energie für wichtigeres. Oder ich kann nichts tun. Außer mich fügen, bzw. dem Wechsel anheim geben. Wu wei. Sorgen jedenfalls nützt mir dann auch nicht.

"Unsere Sehnsüchte sind unsere Möglichkeiten." Robert Browning

 

 

 

2.1.6 Trauer

Trauer (Bei) schwächt das Qi, ist der Wandlungsphase Metall zugeordnet, und beeinträchtigt die Lunge. Ein Trauernder geht gramgebeugt. Er engt dadurch seinen Brustkorb noch weiter ein, bzw. bringt er sein Engegefühl im Brustkorb unbewußt zum Ausdruck. Er zieht die Schultern hoch, als sei ihm kalt und mag auch keine Kälte. Er fühlt sich leer, erschöpft. Denn sein Lungen-Qi ist geschwächt und nicht mehr ausreichend in der Lage, aus dem Qi des Himmels durch Atmung Da Qi in Qing Qi und schließlich in Zong Qi zu verwandeln.

Weitere Symptome einer Lungen- Qi- Schwäche sind Kurzatmigkeit bei Belastung, eine schwache Stimme mit Abneigung zu reden, Husten und eine erhöhte Anfälligkeit zu Atemwegserkrankungen. Man kann nicht tief durchatmen, ist verschnupft oder hat gar die Nase voll.

Trauern heißt, (noch) nicht in der Lage zu sein etwas loszulassen. Sei es einen geliebten Menschen, einen Besitz oder einen Wunschtraum.

"Trenne dich nie von deinen Illusionen! Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben." Mark Twain

Das kann schon unter die Haut gehen... Die Haut gehört ebenfalls zum Metall und ist dem Yang dieser Wandlungsphase, dem Dickdarm zugeordnet.

Es fällt schwer eine Grenze zu ziehen, Abschied zu nehmen. Kopf und Herz werden einem schwer, man wird gar schwermütig. Denn alles was die Lunge betrifft und somit die Körperseele Po, stört auch das Herz. Nicht nur durch die räumliche Nähe im oberen Erwärmer, auch durch die Beziehung zum Shen. Außerdem mangelt es bei tiefer Trauer oder Depression an Lebensfreude, dem Ausdruck und dem Elixier des Feuers.

"Traurigkeit verkrampft die Herzverbindungen, die Lungenblätter heben sich und der obere Erwärmer ist nicht mehr durchgängig. Ying- und Wei-Qi können sich nicht verteilen, Hitzeeinflüsse sammeln sich (im Inneren) und das Qi schwindet dahin." Su Wen, 39. Kapitel zitiert aus 9. S. 116

2.1.7 Schock

Schock (Jing) schwächt schlagartig Herz- und Nieren-Qi, verbraucht Nierenessenz (Jing) und bringt Yin und Yang in Aufruhr. Das Herz erstarrt im Leibe, das Blut gefriert in den Adern. Hier ist die Feuer-Wasser-Achse massiv gestört. Die Eiseskälte und Starre des Winters, der zur Wandlungsphase Wasser (Niere) gehört, (zer)stört hier das Feuer des Herzens. Feuer und Wasser, Yang und Yin sind im Begriff sich zu trennen. Dies kann einen plötzlichen Tod bedeuten.

"Nur wenn das Yin ruhig und harmonisch bleibt, kann das Yang gezügelt und gemäßigt werden. Dann ist auch Shen, der Geist, normal und Xin, die Psyche, ist klar. Trennen sich Yin und Yang, verlassen auch Jing und Shen einander." (1. S. 29)

Ein Schock geht uns also ins Allerheiligste, ins Innerste. Die Redensart "Auf Herz und Nieren geprüft werden." beschreibt die Wichtigkeit dieser Organe, denn von z. B. Leber und Lunge wird dabei nicht gesprochen.

Ein starker Schock kann uns über Nacht ergrauen lassen, ein deutliches Zeichen für den Verlust an Lebenskraft Jing.

Unter Schock stehen wir neben uns, reden wirres Zeug. Shen hat seine Behausung verloren, und wir erstarren oder handeln in Panik.

"Wenn man erschrickt, gerät das Qi in Aufruhr;... wenn man aufschreckt und Panik hat, dann findet das Herz keinen Ort der Ruhe mehr und der Shen hat nichts, zu dem er zurückkehren kann. Planen und zielgerichtetes Denken sind nun nicht mehr möglich..." Su Wen, Kap. 39 (10. S. 154

 

 

3. Die Wahl des richtigen Krautes

"Die Natur ist der beste Arzt, Sie heilt dreiviertel aller Krankheiten und spricht nie schlecht über einen Kollegen." von Galen, 129 – 199 n. Chr.

3.1 Voraussetzungen

3.1.1 Therapeutische Beziehung

Um das richtige Kraut für einen Patienten zu erkennen, ist es vorab notwendig, sich auf seinen Patienten einzulassen und ihm Vertrauen zu ermöglichen. Ich selbst brauche ein offenes und freies Herz, damit mein Shen sich entfalten und das Herz und Shen meines Gegenübers erreichen kann. Denn nur ein leeres Herz, ein unbelasteter Kaiser, ist wirklich aufnahmebereit und zu wirksamer Handlung fähig.

Ein entsprechendes Setting gibt den sicheren und sichtbaren äußeren Rahmen.

"Wählt zuerst eine ungestörte Umgebung. Schließt Türen und Fenster. Versucht, das Vertrauen des Patienten zu gewinnen, damit er alle relevanten Details mitteilen kann." (1. S.81)

Zu den wichtigen Informationen gehören neben den Beschwerden, wegen denen der Patient kommt, der gesamte körperliche Bereich (Lied der 10 Fragen), das soziale Umfeld und die psychische Situation. Dies außer Acht zu lassen, wird bereits im "Gelben Kaiser" von Huangdi als einer der fünf Fehler eines Arztes beschrieben.

"Aufschluss über den Zustand eines Patienten erhält der Arzt ..., wenn er Lebensstil, Arbeitssituation, soziale und familiäre Umstände, die psychische Belastungen sowie die unmittelbare Umgebung des Patienten kennt." (1 S.389)

Neben den schon im Su Wen Erwähntem gehören ein bekannter, ausreichender Zeitrahmen auch eine angenehme, ruhige Umgebung, um Ablenkungen jeder Art zu vermeiden.

3.1.2 Kenntnis der Heilpflanzen

Es gibt viel gute Literatur über Phytotherapie mit genauer Aufschlüsselung der Indikationen und Wirkstoffe. Bei den Heilpflanzen verhält es sich genauso wie mit meinen Mitmenschen. Ich brauche Zeit, Ruhe und Offenheit, um mich mit einer Heilpflanze in ihrer Ganzheit vertraut zu machen. Ein wirkliches Kennen einer Pflanze setzt Erfahrung mit dem Charakter und Wesen dieser Pflanze voraus. Zusätzlich zum Wissen der Inhaltsstoffe einer Pflanze, ermöglicht uns die Signaturenlehre einen weiteren Zugang zu Wirksamkeit und Wesen dieser Heilpflanze.

"You learn by heart, not by book. Spiritualität ist kein book-learning. Transformation ist das Geheimnis dieser Welt." Dr. Nawrocki

Die Signaturenlehre ist, neben der experimentellen Erfahrung und dem inneren Wissen und Erkennen, die älteste Methode der Kräutererforschung.

Sie wird Paracelsus zugeschrieben, der sein Wissen wiederum von einfachen Leuten aus dem Volk, den Bauern, Kräuterfrauen, Wurzelseppen und Zigeunern, hatte. Er fasste dieses überlieferte Wissen methodisch zusammen.

"Ich habe über 80 Bauern gekannt, die die Kräuter nur wegen ihrer Form und Anatomie mit den Krankheiten verglichen haben, und sie haben vor meinen Augen damit wunderbar und gut geholfen." Paracelsus (18 S.1675)

Die Pflanze selbst gibt danach durch ihren Wuchs, Erscheinungsbild und Standortwahl Zeichen auf ihre Wirksamkeit für bestimmte Organe und Erkrankungen.

So haben Pflanzen mit gelben Blüten oft eine anregende Wirkung auf den Stoffwechsel, insbesondere auf Leber und Nieren, wie z.B. Schöllkraut, Löwenzahn, Odermennig, Goldrute und gelber Enzian. Der schuppige Birkenstamm weist auf die Einsetzbarkeit der Birkenblätter bei Erkrankungen der Haut mit Schuppenbildung, wie bei schuppender Kopfhaut und Neurodermitis hin.

Neben einem geschulten Auge braucht es aber auch der inneren Erfahrung der Heilpflanzen. Dazu bedarf es ein offen sein für die Assoziationen, die ihr Anblick in mir hervorruft. Ein Gänseblümchen erscheint uns rührend, so einfach und naiv wie sie uns entgegen tritt. Eine Rose dagegen wirkt stolz und unnahbar mit ihrem hoch erhobenen Kopf und den Dornen, um die Distanz zu wahren.

"Das Sichtbare, das Seiende gibt dem Werk die Form. Das Unsichtbare, das Nichts gibt ihm Wesen und Sinn." Laozi

Gleichzeitig wirkt die Pflanze durch ihren Geruch unmittelbar über das Limbische System direkt in die Gefühlsebene. Auch ihre Stellung in ihrer Pflanzengesellschaft und Umgebung weist auf ihren Charakter hin. So gibt es dominante und sich unterordnende Pflanzen ebenso wie Mitläufer und Einzelgänger.

3.2 Pflanzenbeispiele

3.2.1 Auswahlkriterien

Bei psychoaktiven Heilpflanzen denkt ein jeder an so bekannte Kräuter wie das Johanniskraut (Hypericum perforatum), das stimmungsaufhellend und beruhigend wirkt, sowie die Photosensibilität erhöht. Es wirkt deshalb besonders gut bei depressiver Verstimmung und ängstlicher Unruhe im Klimakterium oder durch Lichtmangel (Novemberdepression).

Oder an die beruhigende, entkrampfende Melisse (Melissa officinalis), die bei nervös bedingten Magen-Darm-Beschwerden hilfreich ist und sich wohl auch durch den frischen zitronigen Duft (Limbisches System!) positiv bei Unlust und Antriebsmangel auswirkt.

An die erdende Wirkung der Baldrianwurzel (Valeriana officinalis), die einen überreizten, überaktiven Geist wieder kon- zentriert und zur verdienten Ruhe verhilft.

An den beruhigenden, schlaffördernden Hopfen (Humulus lupulus), der bei regelmäßigem, übermäßigem Biergenuss zur Verweiblichung und Reduzierung der Libido bei Männern führen kann.

Weiterhin an die Passionsblume (Passiflora incarnata), die die innere Harmonie wiederherstellen kann bei nervöser Unruhe mit z. B. funktionellen Herzbeschwerden und Spannungskopfschmerz.

Sowie an Lavendel (Lavendula angustifolia), deren Duft Bilder von sonnenwarmen, ruhigen Lavendelfeldern aufsteigen lässt und uns reinwäscht, wie schon sein Name (lt. lavare = waschen) verspricht, von den Belastungen des Tages.

Die Wirkung dieser Kräuter ist hinlänglich untersucht und beschrieben worden. Dem in der Phytotherapie Bewanderten wird es ein Leichtes sein, von diesen das richtige psychoaktive Kraut herauszufinden, um es allein oder ergänzend zu weiteren naturheilkundlichen Therapien, wie Traditioneller Chinesischer Medizin, anzuwenden.

Das alle anderen Heilpflanzen immer auch eine mehr oder weniger große Wirkung auf die Psyche haben, wird häufig vernachlässigt. Sie werden oftmals allein unter Berücksichtigung ihrer körperlichen Wirkung eingesetzt.

Leider, denn wie viele Chancen zu ganzheitlicher, einfacher und preiswerter Therapie bleiben ungenutzt? Aber man sieht nur was man kennt. Dabei kann eine richtig gewählte Pflanze mehr als nur die körperlichen Symptome kurieren. Durch ihre psychologische Wirkkraft ermöglicht sie den Zugang und die Bearbeitung der Themen, die ursächlich für die Erkrankung sind. Deshalb möchte ich die Möglichkeiten dieser ganzheitlichen Heilkräutertherapie exemplarisch an einigen Beispielen darstellen.

Mit Pflanzen, die oft vergessen, weil unterschätzt werden, ebenso wie an bekannten, die wegen ihrer starken organbezogenen Wirkung selten unter psychischen Gesichtspunkten betrachtet werden.

Während der Materialsichtung für diese Diplomarbeit bin ich auf viele weitere interessante Pflanzenporträts aufmerksam geworden. Diese ausführlich, aufgrund überlieferter Erfahrung und modernen Erkenntnis, Signaturenlehre und der Wirkung bei emotionalen Störungen, zu beschreiben, um ihren unterstützenden Einsatz zur Therapie nach Traditioneller Chinesischer Medizin zu ermöglichen, sprengt den Rahmen einer Diplomarbeit. Bietet jedoch genügend Stoff, um nach ausreichender Verdauungszeit Grundlage für ein Buch zu diesem Thema zu geben.

Ich möchte mit der Pflanze beginnen, die den meisten von uns von frühester Kindheit an vertraut ist.

 

 

3.2.2 Gänseblümchen

Dem Gänseblümchen oder genauer Bellis perennis, da es umgangssprachlich auch als Maßliebchen, Tausendschön, Marienblümchen usw. bekannt ist.

Kinder lieben diese Blume, winden sie zu Kränzen, verzieren ihre Sand-Kuchen damit, essen sie manchmal und verschenken sie an Menschen, die sie lieb haben.

Kleine Kinder spüren intuitiv die kindliche Unschuld, die bescheidene Freundlichkeit dieser Pflanze, die sie der Welt entgegen bringt und ihrem eigenen unversehrten Wesen so nahe ist.

"Eine Prise Maßliebchen soll man jeder Mischung für Kinder beifügen; es hat es in sich, Kindern, die trotz guter Kost nicht gedeihen wollen, auf die Beine zu helfen." (14 S. 437)

Wenn ich die Signaturen dieser Pflanze genauer betrachte, fällt mir zuerst das Blütenköpfchen auf. Als typisches Korbblütengewächs hat es wie z.B. die Kamille eine Blütenscheibe auf der viele kleine Röhrenblüten stehen, die von langen Strahlen- oder Zungenblüten umrahmt werden. Eine Korbblüte besteht also aus vielen kleinen Blüten. Die langen Blüten(-blätter) geben dem Blümchen seine Ausstrahlung. Sie leuchten wie kleine Sonnen vor Lebensfreude.

Gänseblümchen haben einen besonderen Bezug zur Sonne. Sie recken ihr Köpfchen keck der Sonne entgegen und schließen es, wenn sie nicht scheint, also bei Regen und nachts.

Die gelbe Blütenscheibe und die weißen Blüten(-blätter) mit den anfangs rosa Spitzen betonen das freundliche Leuchten. Das Gelb weist auf die allgemein Stoffwechsel anregenden Eigenschaften durch Bitterstoffe, Saponine und etwas ätherisches Öl hin. Das Weiß der Blüten weist auf die körperliche (s.o.) und seelische Reinheit. Gänseblümchen wirken einfach lieb, ohne aufdringlich zu sein. Der häufig benutzte Name Maßliebchen, der ein in der Liebe Maß halten ausdrückt, verdeutlicht dies anschaulich. Die Pflanze selbst deutet es beim Aufblühen mit kurzzeitig zartrot gefärbter Blüte an. Zu ihr passt kein leuchtendes Rot wie beim leidenschaftlichen und kurzlebigen Klatschmohn.

Bellis, die Schöne, ist das ganze Jahr über grün und frisch anzusehen, und blüht von den ersten Frühlingstagen bis weit in den Spätherbst. Sie wirkt zart und ist doch robust. Manch zerdrücktes Kindersträußchen hat sich in der Vase schnell erholt. Auf häufig gemähten Rasenflächen erscheinen die Blüten unverdrossen wieder kurz nach dem Mähen. Sie wird getreten, gequetscht und vom Mäher zerschnitten, und ist trotz allem ausdauernd (perennis) und freundlich ohne nachtragend zu sein.

Etwas anderes fällt erst auf den zweiten Blick auf. Sie scheint nie zu verblühen, oder haben sie einmal bewusst eine verblühte Blüte gesehen? Da das Tausendschönchen unablässig für Knospennachwuchs sorgt, müssten doch solche vorhanden sein. Diese Kinderblume möchte nicht erwachsen werden, reifen. Sie will, wie ein Kind lieb gehabt werden, ist jedoch dabei keineswegs gefallsüchtig. Die Blüte vergeht sehr rasch ohne Aufhebens. Sie verliert die weißen Strahlenblüten, und das Gelb der Blütenscheibe wandelt sich in unauffälliges Grün.

 

Dies scheinbar "nicht groß- werden- wollen" zeigt sich gleichfalls in ihrem Wuchs. Bellis perennis hat Bodenhaftung. Kurzstielige Blätter bilden eine Blattrosette, die sich vor dem Getreten und Gemäht werden duckt. Einzig die dünnen, blattlosen Blütenstängel strecken tapfer die Blütenköpfchen empor zur Sonne.

Diese Heilpflanze mit ihrer sanften Anmut wirkt ebenso sanft bei ihrer Anwendung. Ob als frisch gepflückte Blätter, als Tinktur, Salbe oder Saft wird Bellis perennis als Analgetikum und Wundheilmittel bei Verletzungen äußerlich angewendet. Innerlich als Tee oder Saft eingenommen, wirkt es v. a. durch Bitterstoffe und ätherisches Öl Stoffwechsel fördernd und somit bei Frühjahrskuren und allen dyskratischen Erkrankungen wie Rheuma, Hauterkrankungen und anderen chronischen Entzündungen. Damit tonisiert sie auch den Magen, und regt so den Appetit und eine gesunde Verdauung an. Sie

wirkt kühlend und entzündungshemmend, äußerlich wie innerlich. Das erklärt u. a. ihre Wirkung bei Akne, Pickeln und Hautentzündungen. Daneben wirkt sie als Tee gereicht, v. a. durch Saponine und ätherisches Öl, unterstützend bei Entzündungen der Atemwege.

Gänseblümchen hilft seelisch (wieder) heil zu werden, das Urvertrauen (zurück) zu gewinnen, sich selbst zu mögen, anzunehmen.

Es unterstützt dabei seine eigene Schönheit zu entwickeln, gibt Mut vorsichtig zu erblühen. Was häufig bei Pubertätsakne ein Thema ist. Neben dem Freiheitsdrang, der an Grenzen stoßend zur Aggression wird, und der Schwierigkeit erwachsen zu werden.

Maßliebchen hilft, wie der Name schon ausdrückt, seelische Verletzungen durch körperliche Gewalt, besonders sexueller Art, zu verdauen und heilen.

Vor dem Hintergrund der Traditionellen Chinesischen Medizin betrachtet, zeigt das Gänseblümchen viel Erde-Thematik:

Das Gelb der Blüten kann somit auch Hinweis auf die Wandlungsphase Erde verstanden werden.

Tausendschön tonisiert den Magen (Erde) und regt den Appetit an.

Die Erde ist verantwortlich für Fleisch und Blut (s o.) und hat so auch für die Wundheilung von Zerrungen, Quetschungen, Blutergüssen. Neben dem Metall, dem das Wei- Qi, Lunge und die Haut zugeordnet sind.

Prägnanter ist die seelische Wirkung dieser Heilpflanze.

Sich und andere mögen, kann ich nur, wenn ich in meiner Mitte, mit mir im Reinen bin. Mögen hat im altdeutschen einen gemeinsamen Ursprung mit Magen. So, wie die Liebe durch den Magen geht, sind es Mutterliebe und Muttermilch, die uns in der ersten Zeit unseres Erdendaseins nähren.

Bei Neugeborenen dreht sich alles um genährt, gestillt werden. Die liebende, nährende Mutter schafft die Grundlage für das Urvertrauen, vermittelt willkommen zu sein.

Mutter Erde sorgt auch im späteren Leben für mich, und ich gebe diese erfahrene Fürsorge an meine Kinder, Mitmenschen und die weitere Umwelt weiter.

Nur wer sich selbst liebt, kann andere lieben. Nur wer glaubt liebenswert zu sein, kann zulassen geliebt zu werden und dies vorbehaltlos glauben.

Mit schwach ausgeprägtem Urvertrauen leide ich leicht unter Minderwertigkeitskomplexen, und glaube mir Liebe und Zugehörigkeit verdienen zu müssen. Fehlt mir mit einer schwachen Erde das Gefühl richtig zu sein, versuche ich dies über Leistung und Anerkennung des Metalls oder körperlicher, sexueller Attraktivität des Feuers zu bekommen. Eine andere Variante sind die ewigen Krümmerer, die ihre eigenen Bedürfnisse ständig zu Gunsten der eigenen Familie zurückstellen. Das schlechte Gewissen, das sie allen anderen vermitteln, bringt ihnen zwar Aufmerksamkeit, aber nicht die ersehnte Liebe.

Das Gänseblümchen hat mit seinen weißen Blüten gleichzeitig eine stärkende und kühlende Wirkung auf das Metall. Es stärkt Qi und Yin der Lunge und hilft bei hitzigen Auseinandersetzungen (Holz-Energie) die Kontrolle (über den Ke-Zyklus) zu bewahren.

Die Wirkung auf das Feuer, die sich in den rot gefärbten Rändern der Blüten zeigt, ist sanft modulierend. Es fördert die Liebe im Kleinen, das mit sich und der Welt im Einklang sein, die stille Freude Le. Dazu bedarf es des Vertrauens an sich und die Welt.

Dieses Urvertrauen wiederum wird uns von unserer Mutter oder von der Großen Mutter Erde vermittelt.

3.2.2.1 Akupunkturpunkte mit ähnlicher Wirkung

Erstaunlicherweise zeigen diverse Akupunkturpunkte ein ähnliches Wirkspektrum auf Körper, Geist und Seele wie manche Heilkräuter. Ich stelle Akupunkturpunkte vor, die in ihrer Wirkung dem entsprechenden Kraut verwandt sind, um Vergleiche mit der Traditionellen Chinesischen Medizin zu ermöglichen.

Ma 9 Ren Ying

den Menschen empfangen, willkommen heißen

entspricht in der seelischen Wirkung, die sich in der Namensgebung zeigt, diesem Gefühl des Angenommenseins. In Ma 9 teilt sich das Ja des Himmels zu uns mit. Das Ja zu unserer Zeugung und Geburt, das uns ein Leben lang begleitet. Egal, ob wir ein Wunschkind unserer Eltern sind oder nicht.

"Auch hier sehen wir wieder das himmlische Prinzip verwirklicht, das unser Schicksal bestimmt: Erst das Erscheinen von Shen als "göttlicher Funke" ermöglicht unser Leben!" (10. S. 80)

Er gehört zu den Himmelsfensterpunkten, die nach Jeremy Ross zur Behandlung psychischer Störungen geeignet sind.

Laut Josef Weber-Bluhm entspricht Ma 9 dem Ideal der guten, sorgenden Mutter. Er hilft mich selber anzunehmen, mich um mich (und mein inneres Kind) zu kümmern.

Josef Viktor Müller nennt Bedürftigkeit und Fürsorge als zentrales Thema dieses Punktes. Egal, ob diese als Selbstschutz kategorisch verneint wird, einseitig und extrem eingefordert wird, oder bei einem Helfersyndrom zum Burning-out führt. (20. S. 67, 68)

 

Mi 4 Gong Sun

der gelbe Kaiser, Enkel des Fürsten, Großvater und Enkel, Vorfahr und Abkömmling

Mi 4 ist ein sehr wichtiger Punkt der Milz-Leitbahn, der stärkend auf Milz und Magen (Luo Punkt) wirkt. Er ist hilfreich bei Störungen des körperlichen und geistigen Verdauens.

Er ist Schlüsselpunkt des Chong Mai, der ersten Leitbahn, die nach der Zeugung nach dem Ming Men, dem Tor des Lebens, entsteht. Dieses Wundergefäß ist als Meer des Blutes Xue, der Zang Fu, der 12 Leitbahnen und Hauptverteiler des Jing sehr kraftvoll. Durch seinen besonderen Bezug zum Blut, zum Uterus, dem er entspringt und aus dem wir alle kommen und zum mittleren Erwärmer (Magen und Milz) hat der Chong Mai großen therapeutischen Nutzen bei Störungen der Erde und des Blutes.

Bei psychischen Erkrankungen, bei denen der Shen oder Hun durch Mangel an Xue nicht im Herzen verankert sind, sowie bei Essstörungen von Adipositas bis Bulimie und Anorexia nervosa (chinesischer Sicht eine schwere Störung zur mütterlichen Erde und zum Überlebenswillen der Niere) kann Mi 4 durch Stärkung von Erde, Niere und Blut und der Verbindung zum Herzen "Wunder" bewirken.

"Drei Generationen sind an diesem Punkt versammelt: der Großvater...präsentiert durch den Chong Mai. ...(Mi 4) hat großen Einfluss auf die Milz-Leitbahn, welche den Vater darstellt. Schließlich zweigt ... das Luo Gefäß ab, der Enkel in der Familie." (11. S. 201)

Dieser Punkt kann auch als Sinnbild alter Familienstrukturen verstanden werden, bei der die Großeltern sich um die Kinder kümmern, während die Eltern für die materielle Versorgung der Familie zuständig sind. Die Kinder sind dabei nicht allein auf die Fürsorge ihrer Eltern angewiesen, die oft vom Alltag überfordert sind. So entsteht ein besonderes Band zwischen Großeltern und Enkel, das für beide Seiten positiv ist. Diese Verbindung zu den Urahnen, die einem Wurzeln gibt, kann auch auf die Verbindung zur Urmutter übertragen werden.

"kann Mi 4 bei psychischen Schwierigkeiten helfen, die aufgrund mangelnder Fürsorge durch die leiblichen Eltern (und besonders durch die Mutter als Verkörperung der Erde) entstanden sind. Statt sich noch nach ihrer fehlenden Zuwendung zu sehnen und auf sie meist vergeblich zu hoffen, kann das innerlich unterernährte Kind in seiner Psyche Kontakt zum Archetyp der großen Mutter aufnehmen....Man hat sein Erbe, das Recht versorgt zu werden, innerlich in Anspruch genommen..." (20. S.95)

Mi 3 Tai Bai

Venus (Kriegsplanet in China), größtes Weiß, Höchster Glanz, Höchste Klarheit

Mi 3 stärkt als Erde- und Benpunkt v. a. die Erde in ihrem Rotten, Reifen und Assimilieren von körperlicher, geistiger und seelischer Nahrung. Hier trifft Nachhimmels-Qi aus der Nahrung auf das Yuan-Qi aus dem Vorhimmels-Qi, das wir von unseren Vorfahren geerbt haben.

Als Erde- und Yuanpunkt tonisiert er Blut und reguliert Qi.

Darüber hinaus hat er als Ben-Punkt eine Wirkung auf den spirituellen Aspekt der Wandlungsphase, hier auf das Denken Yi.

Eine Milz-Qi-Schwäche kann durch übermäßiges Denken und Grübeln aus der Überforderung entstehen, oder dieses verursachen. Bin ich im Denken nicht klar, drehe ich mich gedanklich im Kreis und verknote mein Qi. Durch mangelnde Erdung und Urvertrauen grübele ich ständig darüber nach, was die anderen über mich denken. Folge dem, was man tut. Und habe einen hohen Leistungsanspruch an mich selbst.

Mi 3 fördert die mütterlichen Aspekte der Erde. Er hilft die eigene Erdung wieder zu finden und hilft bei damit zusammenhängenden Symptomen, wie Völlegefühl im Abdomen, Appetitlosigkeit, unverdaute Nahrung und vom Denken "schwerer" Kopf.

Mi 2 Da Du

die große Hauptstadt

Mi 2 ist der Feuerpunkt und somit der Mutter- und Tonisierungspunkt der Milz-Leitbahn. Neben den allgemein Milz tonisierenden Eigenschaften ähnlich Mi 3 und 4 klassifiziert diesen Feuerpunkt der Bezug zum Shen. Der Shen der Milz ist das Denken Yi. Wahres Wissen und Erfahrung sind im Herzen (Feuer) verankert, mit Geist (Shen) erfüllt. Fehlt es beim Lernen an Begeisterung, verknoten sich die Gedanken, kann Mi 2 für bessere Konzentration und Klarheit der Gedanken sorgen.

Bl 20 Pi Shu

Rückentransportpunkt der Milz

ist ein weiterer sehr gut Milz-Qi und –Yang stärkender Punkt. Zugleich hilft er auf der seelischen Ebene bei Essstörungen, die durch den Mangel an seelischer Nährung in der Kindheit begründet sind und ein mangelndes Vertrauen an das Genährt-werden nach sich zieht.

"Bei allen Formen von Essstörungen (verbessert den Appetit und lockert gleichzeitig obsessive Denkstrukturen);" (10. S. 388)

Bl 49 Yi She

Hütte der Gedanken

unterstützt die Wirkung von Bl 20 zusätzlich durch den Shen-Aspekt der Milz, dem gerichteten Denken Yi. Bei allen Störungen des "vernünftigen" Denkens, von Grübeln, Lern- und Gedächtnisschwäche bis hin zu fixen Ideen und Fanatismus aufgrund einer gestörten Erde. V. a. bei Essstörungen und Gedanken, die um das Genährt-werden materiell wie immateriell kreisen. Egal ob es allein um meine Bedürftigkeit oder um das ständige Umsorgen anderer.

Le 6 ist ein weiterer möglicher Akupunkturpunkt mit Wirkung auf die Sexualorgane. Hier ist beim Gänseblümchen v. a. die Behandlung nach Traumata der äußeren Genitalien zu nennen. Weitere Beschreibung unter Hirtentäschel.

 

 

 

 

3.2.3 Hirtentäschel

Hirtentäschel oder auf Latein Capsella bursa pastoris wird volkstümlich wegen der auffallenden Form seiner Fruchtkapseln u. a. auch Taschenkraut, Schneiderbeutel und Herzkraut genannt. Schon Hippokrates empfahl es als Uterusmittel, für Paracelsus war es ein wichtiges Constrictivum, Bock nannte hauptsächlich Blutungen als Indikation. Sein Wuchs mit Blattrosette und schrotsägeförmigen, länglichen Blättern erinnert entfernt an Löwenzahn. Es ist allerdings im Ganzen zurückhaltender, nicht so kraftstrotzend wie dieser. Die Blätter sind dunkler, liegen dem Boden auf und wirken eher trocken als saftig. Der dünne, manchmal verzweigte Blütenstengel trägt am traubenförmigen Blütenstand fast das ganze Jahr über oben Knospen, darunter kleine, weiße Blüten und weiter unten die Namen gebenden Fruchtkapseln.

Diese haben eine Herzform oder wirken wie umgedrehte Pfeile. Nach der Signaturenlehre ist die Herzform Hinweis auf eine Wirkung auf Herz und Herzblut. Interessant ist hierbei die Richtung der Pfeile nach innen zum Herzen hin, bzw. gehen die Pfeile über das Herz noch tiefer ins Innere.

Kann dies Zeichen für die Wirksamkeit bei Herzschmerz mit seinen bekannten seelischen und körperlichen Symptomen sein?

"Jedwede Kreatur hat Urtrieb nach liebender Umarmung." Hildegard von Bingen in "Der Mensch in der Verantwortung"

In der Tat findet man eine Wirkung auf Herz und Kreislauf, wenn das Kraut dafür auch kaum verwendet wird.

Die Indikationen nach Kommission E lassen nur einen Einsatz zur Stillung leichter Blutungen zu. Innerlich bei leichter Menorrhagie und Metrorrhagie, lokal bei oberflächlichen Hautverletzungen und Nasenbluten.

Zu den Inhaltsstoffen zählen Flavonoide, Kalium- und Calciumsalze, sowie ein Peptin mit hämostyptischer Wirkung, das dem Oxytocin ähnlich ist.

Oxytocin ist ein körpereigenes Hormon. Es regt in hoher Konzentration die Gebärmutterkontraktion an, fördert also die Wehen und stimuliert die Milchdrüsen beim Stillen. Es wirkt beruhigend und vertrauensbildend. Da auch Kuscheln und Sex die Bildung bei beiden Geschlechtern anregt, scheint es die Paarbindung zu stärken.

 

Capsella bursa pastoris kann durch die blutstillende Wirkung einen Verlust dieses Lebenssaftes verhindern, der nicht durch schwere körperliche Traumata, sondern v. a. durch Schwäche entsteht. Eine Schwäche, die sich im nicht Zurück-Halten-Können des Blutes zur rechten Zeit zeigt und dadurch zum Verlust weiterer Lebenskraft führt.

Im übertragenen Sinne kann dies verstanden werden als Weitergabe und Verströmen der eigenen Lebensenergie an andere, auch wenn es zur falschen Zeit passiert und über Gebühr schwächt. Anfällig für das beschriebene seelische Ausbluten sind gerade jene, die sich selbst gering und den Dienst am Nächsten hoch schätzen.

"Wer alle glücklich machen will, sollte auf keinen Fall sich selbst vergessen." Anton Lichtenauer

Altruismus ist an sich schön und gut, sollte aber wirklich sinnvoll sein und nicht nur dem Wohlbefinden anderer auf meine Kosten dienen. Ein gesunder Egoismus, ein Sorgen um sich selbst, fällt meist Frauen besonders schwer. Sie sind durch die Prägung auf ihre Geschlechterrolle in der Kindheit für ein derartiges Verhalten anfälliger. Noch immer wird ihnen mehr oder weniger unterschwellig suggeriert, dass sie ihre Wünsche, z. B. im Berufsleben, für die Familie zurück zu stellen haben.

Anders als es die Natur bei Muttermilch gebenden Frauen eingerichtet hat. Das dabei ausgeschüttete Oxytocin beruhigt und euphorisiert sie als "Belohnung".

Roger Kalbermatten sieht in der Pfeilform der Fruchtschoten ein Zeichen der Pflanze auf ihre Wirksamkeit bei körperlichen und seelischen Blutverlust.

"Es sind Pfeile, die nach innen, zu Pflanze hin gerichtet sind....Diese Pfeile deuten an, in welche Richtung die Lebenskräfte des Hirtentäschels strömen...haben wir also keine Ausstrahlung wie bei allen anderen Pflanzen,...sondern der Fluss der Kräfte strömt in die Gegenrichtung...das tiefste Wesen dieser Pflanze besteht darin auch nur den geringsten Verlust an Lebenskraft möglichst zu vermeiden." (15. S. 74)

Nun, Geiz ist geil, könnte man meinen...

Geizig, was ja das Gegenteil von großzügig ist, sind diese Menschen nur gegen sich selbst.

"Wenn Leute Dir sagen: "Kümmere Dich nicht soviel um Dich selbst", dann sieh Dir die Leute an, die Dir das sagen: An ihnen kannst Du erkennen, wie das ist, wenn einer sich nicht genug um sich selbst gekümmert hat." Erich Fried

Sie sind nur zu gern bereit all ihre Zeit und Kraft für ihre Lieben zu opfern, oder bei der moderneren Variante dieses Aschenbrödels für ihre Kollegen und den netten Chef. Sie denken an alle, nur an sich selbst zuletzt. Lieb, unauffällig, blutarm oder "ohne Saft und Kraft" sind sie die unsichtbare helfende Hand ihres Mannes, des Chefs und ihrer selbstverständlich fordernden Kinder.

Wenn sie dann endlich (!?) zusammenbrechen, tun sie es leise, möglichst ohne Aufsehen zu erregen.

Wahrscheinlich ist ihnen die, ihrer Ansicht nach, Herzlosigkeit ihrer Lieben selbst zu Herzen gegangen und hat ihr Herz geschwächt. Oder eine unerwiderte Liebe lässt ihr Herz schwächer, unregelmäßiger schlagen.

Hirtentäschel zeigt dies in seiner Signatur. Die Blätter sind dicht am Boden anliegend und wirken trockener, z. T. grauer als die des vor Lebenskraft strotzenden Löwenzahns. Das einzige, was imponiert, ist ihr nach oben strebender Blütenstengel, an dem unentwegt neue Knospen, Blüten und Samenschoten hervorgehen. Doch selbst die Blüten sind klein und unscheinbar. Sie dienen allein der Fortpflanzung, haben nichts Schmückendes an sich.

Von der Form ungewöhnlich und daher auffallend, sind die herz- oder taschenförmigen Fruchtkapseln. Alle Kraft und Fürsorge der Pflanze scheint nur ein Ziel zu kennen. Pflege und Schutz des Nachwuchses (ca. 6.000 Samen pro Jahr und Pflanze), der sogar sorgsam in herzförmige Taschen gehüllt wird.

Traditionelle chinesische Medizin und Hirtentäschelkrautes, wie passt das zusammen? Mir erscheint der Einsatz dieser Pflanze zusätzlich zur chinesischen Therapie bei so einer eindeutigen Wirkrichtung leichter als bei Pflanzen mit breiter gefächerten Indikationen.

Hauptindikation ist ein Blutverlust aus Schwäche, v. a. bei verlängerter, verstärkter Regelblutung oder Zwischenblutungen.

Das Blut in den Gefäßen zu halten, ist Aufgabe der Milz. Sie ist auch maßgeblich an der Blutbildung beteiligt, da sie aus der Nahrung (Shui Gu) mit Hilfe des Magens Gu Qi gewinnt, das mit dem Da Qi aus der Atemluft im Brustkorb zu Qing Qi und unter dem Einfluss (Segen) des Herz-Kaisers zum Blut Xue wird.

Die erhöhte Neigung zu Blutungen und blauen Flecken entspricht dem Syndrom "Milz kann das Blut nicht kontrollieren" auf der Grundlage einer Milz-Schwäche.

Ein Milz- Qi- Mangel zeigt sich körperlich u. a. in Appetitlosigkeit; Völlegefühl und Mattigkeit (beides v. a. nach dem Essen), Schwäche- und Schweregefühl in Armen und Beinen, zu weichem Stuhl mit unverdauten Resten und fahlem Teint. Bei zusätzlichen Kältegefühlen und kalten Extremitäten ist es bereits zum Yang-Mangel der Milz gekommen.

Auf der seelischen Ebene kann es zu häufigem Grübeln, sowie einer Stimme mit singendem Unterton kommen. Vielleicht erzählt der Patient auch jedes Mal jammernd und leidend das Gleiche (Lied).

Menschen mit einer schwachen Erde haben eine große Sehnsucht nach "zu Hause", Harmonie und Zugehörigkeit. Sie neigen dazu, sich für andere zu verausgaben und erhoffen sich davon Dankbarkeit und Liebe, wie beim Hirtentäschel bereits beschrieben. Vom liebevollem Geben über das sich altruistisch Aufopfern bis zum (seelischen) Ausbluten ist es dann nur ein kleiner Schritt.

Fehlt es dem Patienten an Urvertrauen, weil seine Milz-Schwäche konstitutionell oder durch frühkindliche Erfahrungen geprägt ist, ist alles Jammern und Klagen (s.o.) von Hoffnungslosigkeit durchtränkt.

"...Resultat von Blutmangel, welcher den grundlegenden Mangel an Resourcen in der Psyche widerspiegelt: Man fühlt sich impotent, etwas bewegen zu können und verliert jegliche Hoffnung" (20. S. 152)

Über den Ernährungszyklus (Sheng) ist eine schwache Wandlungsphase Erde bestrebt mehr Energie von ihrer Mutter, dem Feuer, zu bekommen. Dies erklärt die möglichen, zusätzlichen Zeichen eines geschwächten Herzens, wie Herzklopfen, -rasen oder stolpern und evtl. Ängstlichkeit und Schlafstörungen.

Der stetig vermehrte Blutverlust und die geringere Blutbildung durch Milz-Schwäche führen zum Blutmangel mit traumgestörtem Schlaf, Merk- und Konzentrationsstörungen bei Herz-Blut-Mangel.

Bei Leber-Blut-Mangel zeigen sich Trockenheit von Haut, Nägeln, Haaren und Augen, Haarausfall, Reizbarkeit, Schwindel, unscharfes Sehen, sowie Schmerz im Hypochondrium. In beiden Fällen fehlt es Shen, bzw. Hun an materieller Basis (Blut-/Yin-Mangel). Es kommt zur Leere-Hitze im Herzen, bzw. in der Leber.

Wegen ihrer Schwäche ist die Erde selbst kaum in der Lage, ihr Kind, die Wandlungsphase Metall, zu nähren. Beim oben beschriebenen Bild, des körperlichen und/oder energetischen Ausblutens, fehlt es an Abgrenzung, die ein gesundes Metall zum Schutz der eigenen Person leistet.

Der Qi-Mangel der Erde führt durch Grübeln zu verknotetem Qi, zu Stagnation und Schleimbildung. "Dieses Schmoren im eigenen Saft" belastet die Lunge (Metall) mit Schleim.

3.2.3.1 Akupunkturpunkte mit ähnlicher Wirkung

Mi 1 Yin Bai

verborgenes Weiß, verborgenen Helle

Dieser Punkt stärkt und wärmt die Milz, beruhigt den Geist, klärt das Herz und reguliert das Blut.

Direkte Moxibustion stoppt Blutungen, insbesondere Uterusblutungen.

Er hat als Jing-Brunnen-Punkt eine starke Wirkung auf die Psyche, von Unruhe und Reizbarkeit bis zu Schock und Koma. Den besonderen Bezug zur Psyche zeigt sich ebenfalls in der Qualifikation als Dämonenpunkt.

"Überall dort, wo das Bewusstsein unterzugehen droht, kommt "verborgener Glanz" zur Anwendung." (20. S.91)

Als Holz-Punkt wirkt er bewegend, und unterstützt so die Wandlung zum Metall, das sich bereits im Punktenamen "verbirgt".

Als Holz-Punkt der Erde kontrolliert und stärkt er (als Großmutter) die Erde (sein Enkelkind) über den Ke-Zyklus.

Mi 10 Xue Hai

Meer des Blutes

Sehr wichtiger Punkt zur Blutregulation, der die Milz stärkt, damit sie ihren Aufgaben (s.o.) nachkommen kann. Er kühlt und stärkt das Blut und beseitigt Blutstase. Zugleich reguliert er die Menstruation.

Da Blutmangel zu Leere-Hitze und so zu Unruhe führen kann, wirkt Mi 10 über den Blutaufbau beruhigend und stabilisierend.

 

 

Bl 17 Ge Shu

Zustimmungs- / Transportpunkt zum Zwerchfell

Zusätzlich ist Bl 17 Meisterpunkt (Hui) des Blutes. Er nährt und belebt das Blut, kühlt Bluthitze. Er ist allgemein Qi und Blut stärkend, v. a. bei Moxa der "Vier Blumen" (mit Bl 19).

Mi 6 San Yin Jiao

Verknüpfung / Treffpunkt der drei Yin, Großes Yin

Mi 6 ist Kreuzungspunkt von Leber-, Niere- und Milz-Leitbahn. Er stärkt Milz und Erde, nährt Yin, Blut und Qi und bewegt es. Mi 6 reguliert alle drei Yin-Leitbahnen des Fußes und Uterus. Er beruhigt den Geist (Blut-, Yin-Mangel s.o.) und zerstreut Wind-Feuchtigkeit.

Da die Menstruation von ausreichend (Leber-)Blut, das seine Wurzel in einer starken Nieren-Essenz und einer stabilen Erde hat, sowie vom harmonischen, "regelrechten" Qi-Fluß der Leber abhängig ist, hat Mi 6 großen Einfluss auf diese.

Le 6 Zong Du

zentrale Metropole, mittlere Hauptstadt

Le 6 ist der Xi-Cleft- Punkt der Leber-Leitbahn, indem sich Qi und Blut versammeln. Er reguliert Leber-Qi und dadurch harmonischen Qi-Fluß, Qi und Blut allgemein. Er beendet Schmerz. Seine Wirkung auf den weiblichen Zyklus ähnelt der des Gelbkörperhormons. So kann er bei Metrorrhagien und zu langem Wochenfluss helfen.

Außerdem gibt Solie de Morant Folgen von Traumata der äußeren Genitale als weitere Indikation an. (12. S. 425)

Laut Josef Viktor Müller hilft die zentrale Hauptstadt ein Zentrum zu finden, Überblick über vorhandene eigene Energien zu gewinnen, um dann entsprechende Entschlüsse zu fällen. Dies erspart unnötigen Verlust von Blut, Yin und Qi.

Weitere mögliche Akupunkturpunkte sind die beim Gänseblümchen beschriebenen: Ma 9; Mi 4, 3, 2; Bl 20, 49.

 

 

3.2.4 Brennnessel

Mit den Brennhaaren der häufiger verwendeten Großen Brennnessel (Urtica dioica) und ihrer kleineren Verwandten Urtica urens hat wohl schon jeder Erfahrung gemacht. Sie ist, wie auch Gänseblümchen, Hirtentäschel und viele andere wertvolle Heilkräuter, eine Ruderalpflanze, die den Menschen in die Nähe menschlicher Siedlungen folgt.

An dem geraden Spross sind die ei- bis herzförmigen, am Rand gesägten Blätter gegenständig angeordnet. Die zweihäusige Pflanze tritt immer in großen Gruppen auf. Ihre unauffälligen grünlichen Blüten stehen in Rispen, die wie Würmer herabhängen.

Brennnesselkraut fand früher, als es noch nicht das ganze Jahr über frisches Obst und Gemüse gab, reichlich Verwendung im Frühjahr roh als Salat und gekocht zu Suppen und als Blattgemüse. Der Reichtum an Vitaminen, wertvollen Mineralsalzen wie Kalium, Calcium und Eisen, Chlorophyll, Carotinoiden, Flavonoiden und Pflanzensäuren erklärt den Nutzen dieses aus der Erfahrung gewonnenen Brauchs, den wir uns bei Frühjahrsmüdigkeit zu Nutze machen können.

Für das Brennen sind v. a. Histamin und Serotonin verantwortlich, die aus den durch Kieselsäure spröden Haaren austreten, wenn diese durch Berührung zu spitzen "Injektionskanülen" abbrechen. Diese Brennhaare dienen dem Schutz vor zu großem Fraßschaden.

"Als Schutz gegen die Ausrottung; denn die Geschmacks- und Nährstoffe dieser Pflanze sind bei den Tieren, von der Schmetterlingslarve bis zur Kuh, geschätzt und sie wäre schon lange mit Wurzel und Stiel ausgerottet, wenn nicht ihre Brennhaare sie vor der unvernünftigen Naschhaftigkeit schützen würden." (14. S. 368)

Die bekannte diuretische Wirkung kommt vom Kalium und anderen Mineralsalzen. Die Brennnessel ist eine so genannte Zeigepflanze im Gartenbau, da sie auf stickstoffreichen Böden wächst. Deshalb gedeiht sie dort besonders gut, wo Mensch und Tier Wasser lassen. Gemäß der Signaturenlehre ein Hinweis auf die Harnausscheidung anregende und reinigende Wirkung.

Sie findet deshalb Verwendung zur Durchspülung bei Harnwegsentzündungen, Nierengrieß und zur Entwässerung, z. B. bei Nieren bedingten Ödemen. Außerdem unterstützt sie die Behandlung dyskratischer Erkrankungen wie rheumatische Beschwerden, Akne etc..

Die antiphlogistische Wirkung lindert Schmerz und Schwellung bei zusätzlich.

Der hohe Eisengehalt regt zusammen mit weiteren Inhaltsstoffen die Blutbildung an. Dies erklärt die Verwendung als Tee bei bleichsüchtigen, anämischen jungen Frauen in der Volksmedizin und Erfahrungsheilkunde.

Bei jungen, stillenden Müttern fördert er die Erholung von der Kräfte zehrenden Geburt, unterstützt die Bildung neuen Blutes und regt die Milchbildung an.

Tee aus Brennnesselwurzel verbessert beim Prostata- Adenom (Stadium I-II) den Harnfluss, reduziert die Restharnbildung und verlangsamt das Fortschreiten der Hyperplasie.

In der Homöopathie wird Urtica urens außer zur Anregung der Diurese, bei dyskratischen Beschwerden auch bei brennenden Hautausschlägen wie Nesselsucht und zur Allergiebehandlung verwendet.

Zusammenfassend zeigt sich die Wirkung der Brennnessel auf die Nieren (und Harnwege) und auf das Blut durch Blutreinigung und Blutaufbau.

Die seelische Wirkung der Brennnessel erschließt sich zusätzlich durch ihr Wesen, das sie in ihrer Signatur zeigt.

Die Brennnessel ein sehr hilfreiches Kraut, das durch reichlich vorhandene Inhaltsstoffe reinigt und kräftigt.

Sie erscheint unscheinbar und wird dadurch häufig übersehen, was sie dann schmerzhaft in Erinnerung bringt. Ihre versteckte Aggression kommt zum Ausdruck, wenn man ihr (ungefragt) zu nahe kommt. Urtica weiß, dass sie sehr begehrt (als Futter- und Heilpflanze), aber deswegen auch verletzlich ist und reagiert aus Selbstschutz "bissig".

Die Angst, zerstört zu werden, geht ihr an die Substanz, oder wie der Volksmund sagt, an die Nieren.

Angst oder eine aufgeregte Ängstlichkeit führt häufig zu vermehrtem, nervös bedingtem Harndrang.

Durch ihren Eisengehalt und ihre Blutaufbau fördernde Wirkung stärkt Urtica den Organismus. Die neu gewonnene Kraft steigert das Selbstbewusstsein und die Schaffensfreude. Das durchsichtige, anämische Aussehen weicht dem frischen Ausdruck rosiger Wangen und roter Lippen.

Und mit frischem Blut kommt frischer Mut.

"Blut ist ein besondrer Saft." Johann Wolfgang von Goethe

Die körperliche Entschlackung des Blutes und Bindegewebes, sowie der Energiegewinn durch Blutaufbau und Eisen setzen auch auf seelischer Ebene ungeahnte Kräfte frei.

Die vorher im Innern verborgene, ins Blut getragene (Auto-)Aggression kann jetzt konstruktiv im Außen genutzt werden.

Es ist nicht länger notwendig, den aufgestauten Ärger in sich hinein zu fressen, und mittels Allergien, Rheuma und weiteren Autoimmunerkrankungen gegen sich selbst zu richten.

Erkrankungen des rheumatische Formenkreises, allen voran das klassische Rheuma, zeigt deutlich wie sich fehlgeleitete Energie auswirkt. Wird die Kraft zur Selbstentfaltung und Selbstbehauptung nicht entsprechend eingesetzt, kommt es erst zum Energiestau, der sich in eingerosteten Gelenken am Morgen zeigt. Die aufgestaute Energie bildet Schlacken, beginnt sich zu erhitzen, köchelt immer mehr und zerstört letztlich umliegendes Gewebe.

Brennnessel löst nach und nach die körperlichen Abfallprodukte und die seelischen Ablagerungen und Hindernisse und gibt Kraft auszuscheiden, was nicht zu einem gehört. Das nenne ich konstruktive Aggression oder einfach Selbstbehauptung.

So kommt nicht nur der Urin stärker ins Fließen...

Durch Eisenmangel zu empfindsame Seelchen werden durch Brennnesselgabe gestärkt, gestählt. Ihre Zartheit und übergroße Verwundbarkeit wie von einer Eisenrüstung geschützt. Nun haben sie die Kraft, die Welt zu erobern oder ihr zumindest ins Auge zu schauen und ihren rechtmäßigen Platz zu beanspruchen.

Bei aktiven, zupackenden Männern, die emotional unsicher sind, zeigt sich noch eine andere Wirkung. Haben sie trotz körperlicher Kraft keine Lust, kein Interesse an körperlicher und seelischer Nähe, regt Brennnessel die Libido an.

Diese Potenz und Libido steigernde Wirkung, die bei Frauen und Männern gleichermaßen zu tragen kommt, kann bei Männern ohne Potenzstörungen die Ausdauer steigern. Im übertragenen Sinne kann dies aus der Signatur dieser Pflanze selbst gesehen werden. Ihre Berührung wirkt provozierend und regt an, nicht zuletzt die Durchblutung.

Bei Männern mit Potenzschwierigkeiten aufgrund einer nicht eingestandenen Verletzlichkeit liegt die Sache etwas anders. Außen rau und pieksig, wie die brennende Nessel selber, wehren sie aus Angst vor Verletzung unbewusst die Annäherung ab.

"Bitte tu mir nichts. Bitte komm´ mir nicht zu nahe."

Die gleiche Angst vor seelischer Auseinandersetzung kann also zu blutarmer Blässe und Kraftlosigkeit (eher bei Frauen) und zu einer kumpelhaften Freundlichkeit und Betriebsamkeit (eher bei Männern).

Die Wahl des Verstecks wird von Temperament, Erziehung und Umwelt beeinflusst.

Wenn ich die Brennnessel nach Traditioneller chinesischer Medizin genau unter die Lupe nehme, hat sie Auswirkungen auf jede Wandlungsphase. Vor allem aber auf die Nieren, die bei einer Schwächung ihrer Energie alle anderen Wandlungsphasen in Mitleidenschaft zieht.

Am bekanntesten ist ihre entwässernde, diuretische Wirkung, die sinnvoll ist, um den Symptomen eines Nieren- Yin- Mangels mit verminderter Urinausscheidung oder einer Nieren-Leere mit Ödemen entgegen zu wirken.

Dadurch ermöglicht die Brennnessel zugleich ein Loslassen von Altem, Belastenden. Seien es Stoffwechselschlacken oder seelischer Ballast. Beides wird hauptsächlich vom Metall, Lunge und Dickdarm, geleistet.

"Der Dickdarm ist verantwortlich für den freien Durchgang. Veränderung und Wandel gehen von ihm aus." Su Wen zitiert aus 9. S. 45

Eine Wirkung auf die Leber und die Wandlungsphase Holz hat Urtica, weil sie allgemein den Stoffwechsel anregt und so das harmonische Fließen der Energie unterstützt. Vor allem aber wegen ihrer positiven Wirkung auf fehlgeleitete Kraft und Aggression.

Die Nieren-Essenz nährt das Holz, insbesondere Leber-Yin und –blut, und gibt so die Basis, damit Leber und Gallenblase ihren Aufgaben nachkommen können. Im seelisch-geistigen Bereich sind das Mut, Durchsetzungskraft, Entscheidungsfähigkeit und (Lebens-) Planung.

"Die Leber ist wie ein General, mutig und schlau. Die Gallenblase ist wie ein Richter, denn sie herrscht über die Entscheidungskraft." (1. S.58)

Brennnessel kühlt Bluthitze, indem sie gestautes Leber- Qi und stagniertes Blut zum Fließen bringt. Ist materieller und immaterieller Ballast die Ursache für toxische Bluthitze, regt sie die Ausscheidung an. Ist die Blutstagnation durch Blutmangel bedingt, wird dem durch die Blut aufbauende Wirkung begegnet.

Über die Anregung der Blutbildung dieses Krauts zeigt sich die Wirkung auf die Wandlungsphase Erde. Außerdem hält Urtica eine der wichtigsten Bestandteile des Blutes, das Eisen für das Hämoglobin, bereit.

Für die Blutbildung ist zwar die Erde nicht allein zuständig (s. bei Hirtentäschel), jedoch Dreh- und Angelpunkt.

Da die Brennnessel die Milchbildung steigert, die nach chinesischer Vorstellung umgewandeltes Blut ist, wird auch hier der Bezug zur Erde deutlich. Es gibt wohl kaum etwas, das mehr die nährende Erde versinnbildlicht als eine Mutter, die ihr Kind an der Mutterbrust stillt.

Da das Herz den Geist Shen beherbergt, der neben den intellektuellen Fähigkeiten auch die Emotionalität und Spiritualität der anderen Wandlungsphasen beinhaltet, hat die brennende Nessel (Feuer?!) dadurch indirekten Einfluss auf die Wandlungsphase Feuer.

Will man dies enger fassen, auf die besonderen emotionalen Aspekte des Herzens bezogen, ist hier v. a. der mitmenschliche Kontakt berührt.

Fehlt es an wirklicher Selbstsicherheit (ein wichtiger Aspekt der Nieren-Essenz), belastet mich der enge Kontakt mit anderen. Ich lasse, aus Angst verletzt zu werden, mein Feuer nur mit kleiner Flamme brennen. Vermeide enge Freundschaft oder die tiefe Verbundenheit der Liebe. Vielleicht habe ich mich auch schon einmal zu sehr verbrannt.

Da Brennnessel das Nieren- Qi stärkt und festigt, baut es damit die Selbstsicherheit der Niere auf. Über die Feuer-Wasser-Achse und als kontrollierende Wandlungsphase profitiert das Feuer von der neu gewonnenen Stärke des Wassers.

Aber letztendlich geht es um das Leben

und um die "himmlischen Jahre", die möglich sind, wenn man dem Dao gemäß lebt.

"Ich bin kein Zauberer, ich kann sie nicht jünger machen", sagte der Arzt zum 90-jährigen Konrad Adenauer, der ihn wegen einer Erkältung konsultierte.

"Das ist auch nicht nötig", sagte der, "Sie müssen nur dafür sorgen, das ich nicht aufhöre älter zu werden."

 

Die Kraft und Lust am Leben teilzuhaben, mich damit auseinander zu setzen. Auch auf die Gefahr hin, körperlich oder seelisch dabei verletzt zu werden. Der unbedingte Wille zum Leben, die Lebenslust und Lebensangst und die Angst vorm Tod gehören dazu.

"Wir treten aus dem Dao und nennen es Leben.

Wir treten ein ins Dao und nennen es Tod."

Das Leben hat seinen Ursprung im Wasser.

Die Nieren sind das Zangorgan dieser Wandlungsphase und beherbergen die Nieren-Essenz Jing und das Tor der Vitalität Ming Men.

Die ursprüngliche Kraft zum Leben (Vorhimmels- Qi) entstammt hier und bestimmt Entwicklung, Wachstum und die Fortpflanzung. Störungen von Libido und Potenz haben ihre Ursache meist in einem schwachen Jing oder zu schwachem Feuer des Ming Men. (Neben der Leber- Qi- Stagnation.)

Die körperliche Struktur der Niere sind die Knochen und das Rückgrat. Die Niere ist also für den stabilen Stand, auch seelisch-geistig, verantwortlich.

3.2.4.1 Akupunkturpunkte mit ähnlicher Wirkung

Die Wirkung der Urtica ist sehr vielfältig, betrifft aber hauptsächlich die Nieren.

Da die Nieren-Essenz Jing als Vorhimmels- Qi die Wurzel jeglicher Energieformen im Körper ist, hat ein Mangel an Yin, Yang oder Jing immer auch Auswirkungen in anderen Wandlungsphasen. Diese können durch Brennnessel und die entsprechenden Akupunkturpunkte in ihrer Wurzel (Ben) erfasst werden.

Die Behandlung der Zweige, mittels Kräutern und Akupunktur aufzuzeigen, würde den Rahmen einer Diplomarbeit übersteigen.

Ni 3 Tai Xi

größter Bergstrom, großer Wildbach

Ni 3 ist der Erde- und Yuan- Punkt der Leitbahn. Als solcher tonisiert er die Niere und das Yang, nährt Yin. Er verbindet Vorhimmels- Qi der Niere mit dem Nachhimmels- Qi von Magen und Milz. So ist er in der Lage die Essenz zu unterstützen.

Ni 3 kann bei jeder Form von Nieren-Schwäche angewandt werden. Egal, ob es am Zündfunken des Yuan- Qi mangelt oder ob an der materiellen Basis , die sich z. B. in einem schwachen Rückgrat zeigt.

Eng verbunden mit der körperlichen Standfestigkeit ist auch die seelisch-geistige, die der eigenen Selbstsicherheit entspricht.

Das wieder gewonnene Selbstbewusstsein und das Denken können als Shen- Aspekt der Erde helfen, die Angst (hier vor seelischer Nähe) zu überwinden.

Ni 3 behandelt ebenso die oben angesprochene Libido- und Potenzschwäche.

 

 

Ni 7 Fu Liu

wiederkehrender Strom, Wiederkehr des Abflusses

Ni 7 ist der Metall- und Tonisierungspunkt der Nieren-Leitbahn. Somit stärkt er die Niere, nährt das Yin und tonisiert das Yang.

Wie der Name schon verheißt, reguliert er die Wasserwege. Er beseitigt Feuchtigkeit und Ödeme. Außerdem reguliert er das Öffnen und Schließen der Poren (Lunge), um pathogene Energie mit dem Schweiß herauszulassen oder im anderen Falle die wertvollen Jin- Säfte nicht zu verlieren.

Ni 7 hilft also mit der Kraft des Metalls pathogene Energie und alten Ballast, auch über Schweiß und Urin, loszuwerden. Diese alten Schlacken können genauso überholten Gedankenmuster und hemmende Erfahrungen sein.

Ni 2 Ran Gu

Flammendes / Brennendes Tal

Ni 2 ist der Feuer-Punkt der Leitbahn. Er hat als solcher besonderen Bezug zum Shen- Aspekt der Niere Zhi, den Willen (zum Leben), zur Feuer-Wasser-Achse, sowie zum Nieren- Yang.

Zusätzlich stärkt er die Niere allgemein und reguliert den unteren Erwärmer.

Die Energie des Feuers gibt hier dem innersten Selbst die Kraft zur Entfaltung und dem wahrem Selbst-Bewusst-Werden.

So in Shen und Yang gestärkt kann ich mich trauen, mich dem anderen zu öffnen. Wie gut das auch Libido und Potenz (Nieren- Yang) von diesem Punkt unterstützt werden...

Die Akupunkturpunkte, die die Blutbildung anregen (Mi 10, Mi 4, Bl 17, Ma 36, Mi 6, Bl 20) wurden z. T. beim Gänseblümchen und Hirtentäschel besprochen.

 

 

4. Zusammenfassung

Wie an den beschriebenen Heilkräutern zu sehen, haben diese neben der körperlichen immer auch interessante seelische Wirkungen.

Mit den in der Traditionellen chinesischen Medizin verwendeten Akupunkturpunkten verhält es sich ebenso.

Wir würden bei beiden Medizinsystemen wertvolle Möglichkeiten zur ganzheitlichen Therapie verschenken, wenn wir uns allein auf die körperlichen Symptome des Patienten beschränken.

Die Therapie nach Traditioneller chinesischer Medizin kann wunderbar durch gut ausgewählte Kräuter ergänzt werden, entsprechende Kenntnis des Behandlers selbstredend vorausgesetzt.

So kann manch einem Patienten kann der eine oder andere Stich erspart und seine Leidenszeit verkürzt werden.

Außerdem gibt es dem Patienten das befriedigende Gefühl, selbst etwas zu seiner Gesundung beitragen zu können.

Dem uninteressiertem, der seinen Körper nur repariert haben will, zwingt es sich regelmäßig ein klein wenig mit seiner Erkrankung, und so sich selbst, auseinander zu setzen.

Ich selbst bevorzuge für meine Patienten das individuell erstellte Teerezept. So kann ich soweit wie möglich den Menschen in seiner Ganzheit zu erfassen. Natürlich nach entsprechend genauer und einfühlsamer Anamnese.

Und genau dies vermittelt "sein Rezept" auch dem Patienten, und ist ein wesentlicher Beitrag zur (seelischen) Gesundung.

 

"Es gibt nichts Schöneres im Leben,

als von anderen gesehen

und angenommen zu werden;

und andere zu sehen,

zu verstehen und anzunehmen!"

Virginia Satir

Literaturverzeichnis

1. Herausgeber Dr. Maoshing Ni "Der gelbe Kaiser" O. W. Barth Verlag

1. Auflage 1998

2. Claude Larre/ Elisabeth Rochat de la Vallee "Die Bewegungen des

Herzens" VMS 2002

3. Christine Keidel-Joura "Vom Charakter der Heilpflanzen" Delphi bei

Droemer Knaur Verlag, 1997

4. Ellen Breindl "Das große Gesundheitsbuch der heiligen Hildegard von

Bingen" Econ Verlag, 1994

5. Wolf-Dieter Storl "Von Heilkräutern und Pflanzengottheiten" Aurum

Verlag, 3. Auflage 1997

6. Giovanni Maciocia " Die Grundlagen der Chinesischen Medizin" VGM 1997

7. derselbe "Die Praxis der Chinesischen Medizin" VGM 1997

8. Karin Bedrik "Westliche Heilpflanzen in der TCM" ML Verlag, 2. Auflage 2001

9. Udo Lorenzen/Andreas Noll "Die Wandlungsphasen der traditionellen

chinesischen Medizin, Band 2, WP Metall" Müller & Steinicke Verlag, 2002

10. dieselben "Band 5, WP Wasser" M&S Verlag, 2002

11. dieselben "Band 3, WP Erde" M&S Verlag, 2004

12. dieselben "Band 1, WP Holz" M&S Verlag, 2002

13. dieselben "Band 4, WP Feuer" M&S Verlag, 1998

14. (Kräuter-)Pfarrer Künzle "Das grosse Kräuterheilbuch" Weltbild

Sonderausgabe 1982, Nachdruck der Erstausgabe von 1945

15. Roger Kalbermatten "Wesen und Signatur der Heilpflanzen, Die Gestalt als

Schlüssel zur Heilkraft der Pflanzen" AT Verlag 3. Auflage 2003

16. Apotheker M. Pahlow "Das große Buch der Heilpflanzen" Weltbild 2004

17. Markus Berger in "Natur und Heilen" München, September 2005 S.52, 53

18. Olaf Rippe in "Naturheilpraxis" 12/2005, Pflaum Verlag

19. Heinz Schilcher, Susanne Kammerer "Leitfaden Phytotherapie" Urban &

Fischer, 2. Auflage 2003

20. Josef Viktor Müller "Den Geist verwurzeln" Müller & Steinicke Verlag,2001

21. Volker Fintelmann, Rudolf Weiß "Lehrbuch der Phytotherapie"

Hippokrates Verlag. 10. Auflage, 2002