Veränderungen des Körpers der Mutter während
der Schwangerschaft aus Sicht der traditionellen chinesischen Medizin
Ausarbeitung zum Abschluß der Akupunktur-Ausbildung
des Ausbildungszentrum Nord
für klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische
Medizin
Regina Kolodziej
2007
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung 3
2. Entwicklung des Embryos 4
2.1. Energetische Abläufe zu
Beginn der Schwangerschaft 4
2.2. Störungen der
Schwangerschaft 6
2.3. Ernährung 8
3. Verlauf der
Schwangerschaft 9
3.1. Erster Monat 9
3.1.1. Temperaturempfinden 9
3.2. Zweiter Monat
3.2.1.
Schwangerschaftsübelkeit und Erbrechen 10
3.2.2. Schwäche und Müdigkeit 13
3.2.3. Geruchswahrnehmung 13
3.2.4. Abneigungen und Vorlieben 14
3.2.5. Kreislaufprobleme/
Schwindelgefühl 14
3.3. Dritter Monat 15
3.3.1. Nasenbluten /
Zahnfleischbluten 16
3.4. Vierter Monat 17
3.5. Fünfter Monat 17
3.6. Sechster Monat 18
3.6.1. Kindsbewegungen 19
3.6.2. Schwangerschaftsödeme 19
3.7. Siebter Monat 20
3.8. Achter Monat 21
3.8.1. Aktivität 21
3.9. Neunter Monat 22
3.9.1. Kurzatmigkeit 22
3.9.2. Rückenschmerzen 23
3.10. Zehnter Monat 23
3.10.1. Geburtsvorbereitende
Akupunktur 24
4. Zusammenfassung 27
5. Literaturverzeichnis 28
1. Einleitung
Ausschlaggebend für die Wahl
des Diplomarbeitthemas war meine eigene Schwangerschaft. Nie zuvor hat es so
gravierende Veränderungen an meinem Körper gegeben wie in dieser Zeit. Während
dieser Zeit habe ich die Akupunkturausbildung beim Ausbildungszentrum Nord
gemacht. Daher lag es für mich Nahe, die Veränderungen, die ich an meinem Körper
wahrgenommen habe, aus Sicht der chinesischen Medizin zu betrachten.
Die westliche Medizin gibt
kaum Erklärungen für Begleiterscheinungen während der Schwangerschaft bzw.
schenkt der werdenden Mutter erst dann Aufmerksamkeit, wenn echte Pathologien
vorliegen. Um die Gesundheit von Mutter und Kind nicht zu gefährden ist es
wichtig, konstitutionelle Schwächen der Mutter rechtzeitig zu erkennen. Wenn
man diese erkannt hat, ist es wichtig Lebensweise und Ernährung danach zu
richten. Hier liegt die Stärke der chinesischen Medizin. Diese zeigt die
Zusammenhänge zwischen Symptomen während der Schwangerschaft und
konstitutionellen Schwächen der Mutter und gibt Hinweise, wie sich mit
Ernährung und Lebensweise Pathologien verhindern lassen. Darüber hinaus gibt es
Möglichkeiten mit chinesischen Kräutern und Akupunktur die Schwangere zu
behandeln. Da es den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, werde ich darauf
nicht eingehen
In dieser Arbeit werde ich
Monat für Monat die Veränderungen im Verlauf der Schwangerschaft beschreiben.
Diese werde ich den energetischen Prozessen im Mutterleib, die im Buch „ Die
Wandlungsphasen der TCM :Wandlungsphase Wasser“ beschrieben sind,
gegenüberstellen. Meine eigenen Erlebnisse sind jeweils Kursiv gekennzeichnet.
Da die Basis dieser Arbeit
meine eigene Schwangerschaft ist, ist es eine sehr persönliche Arbeit. Je nach
Konstitution, Lebensumständen und Lebenswandel wird jede Frau ihre
Schwangerschaft anders wahrnehmen. Da jedoch viele beschriebene Symptome sehr
häufig bei Schwangeren auftreten und die grundlegenden Prozesse bei jeder
Schwangeren die gleichen sind, hat die Arbeit trotzdem Allgemeingültigkeit.
2. Entwicklung des Embryos
„Während der Schwangerschaft
erhält der Embryo seine verfeinerte Gestalt. Damit sich ein gesundes kräftiges
Baby entwickeln kann, ist ein korrektes Verhalten der Mutter im Einklang der
jeweiligen Entwicklungsstufe des Kindes wichtig. Ein falsches und sorgloses
Verhalten der Schwangeren kann die embryonale Entwicklung stören und dem Kind
schaden.
In jedem Monat der
Schwangerschaft ist eine bestimmte Leitbahn der Mutter für die Ernährung des
Feten verantwortlich. Störungen in bestimmten Monaten der Schwangerschaft
lassen auf ein fehlerhaftes Versorgungssystem der Mutter zurückführen und
zeitgemäß behandeln.
Andersherum: Eine Leere der
jeweils aktiven Leitbahn der Mutter führt zu einer Unterversorgung des Embryos,
eine pathogene Fülle kann die harmonische Entwicklung des Feten behindern, ja
sogar eine Fehlgeburt auslösen.“ [1]
2.1. Energetische Abläufe zu Beginn der
Schwangerschaft
„Das Ausbleiben der
Menstruation, wenn die Frau schwanger wird, ist ein Anzeichen für komplexe
energetische Veränderungen im Organismus der werdenden Mutter. Aus der Sicht
der chinesischen Medizin gibt es keine klare Trennung zwischen Energie und
Substanz, so dass Qi ohne weiteres in Blut und umgekehrt Blut in Qi umgewandelt
werden kann, wenn physiologische Prozesse dies erfordern. Der Fötus im
Mutterleib ist auf Versorgung mit Qi und Blut angewiesen. Um die energetische
und substanzielle Ernährung des des Kindes zu gewährleisten, sammelt sich Yin-Qi
(energetischer Aspekt des Blutes) der Mutter in zwei großen Meridianen im
Bauchbereich:
Der Chong Mai, der in der
bildhaften Sprache der Chinesen „See von Energie und Blut“ genannt wird,
verläuft durch die Gebärmutter und steigt in der Körpermitte bis zum Mund auf.
Der zweite Meridian ist der
Ren Mai, auch „Meer der Yin-Meridiane“ und wegen seiner Versorgungsfunktion in
der Schwangerschaft „Geburtsmeridian“ genannt. Er verläuft an der Vorderseite
des Körpers bis zum Gaumen und verursacht eine bräunliche Verfärbung der
Mittellinie über dem gewölbten Bauch im Laufe der Schwangerschaft.
Bei Frauen, die ohnehin
zu Yin- oder Blutmangel neigen, kann die Sammlung des Yin-Qi in den beiden Meridianen
zu einem Blutmangel im Organismus der werdenden Mutter führen. Während sich das
Yin im unteren Körperbereich konzentriert, ist Yang-Qi im oberen Körperbereich
im Übermaß vorhanden. Das bewirkt, dass Frauen, die vor der Schwangerschaft
unter Qi-Mangel und Kälteempfindlichkeit litten, den Yang-Zustand jetzt richtig
genießen können.
„Seitdem ich schwanger bin,
friere ich nicht mehr“, ist ein typischer Ausspruch vieler Frauen, da der
Qi-Mangel weit verbreitet ist. Bei konstitutionell starken Frauen sind alle
Körperteile gut durchblutet und erwärmt. Durch den Yang-anstieg sind auch die
Abwehrkräfte der Frau, als natürlicher Schutz für das Ungeborene,
ausgezeichnet.
Damit all diese Schutz- und
Ernährungsfunktionen in der richtigen Weise ablaufen, müssen die Organe Milz,
Herz, Nieren, Lungen und Leber in guter Verfassung sein, und zwar aus folgenden
Gründen:
Die Milz stellt das
nachgeburtliche Qi bereit, ernährt die Gebärmutter und hält das Blut in den
Gefäßen. Blutungen in der Schwangerschaft hängen häufig mit einem Qi-Mangel der
Milz zusammen.
Das Herz trägt zur
Blutbildung bei und ist für den gleichmäßigen Blutfluß verantwortlich.
Depressive Verstimmungen in der Schwangerschaft sind energetisch auf einen
Blut- oder Qi-Mangel des Herzens zurückzuführen.
Die Nieren versorgen den
Organismus von Mutter und Kind die ganze Zeit mit Yin und Yang-Energie.
Die Leber kontrolliert den
Energiefluß, das Steigen und Absinken des Qi in den Meridianen. Der
Leber-Meridian ist eng mit dem Chong Mai, der in der Schwangerschaft eine Fülle
an Energie aufweist, verbunden. Da außerdem die Energie in beiden Meridianen
von unten nach oben verläuft, bringt der Chong Mai die Leberenergie verstärkt
nach oben. Deshalb kommt es in der Schwangerschaft normalerweise zu typischen
Füllezeichen der Leber und des Chong Mai:
Die aufsteigende Leberenergie
kann Nasen- oder Zahnfleischbluten verursachen. Auch die typischen
Stimmungsschwankungen gehen auf das Konto der zu Beginn der Schwangerschaft
teilweise unkontrolliert aufsteigenden Leberenergie. Bis zum Ende des dritten
Monats hat sich die Leberenergie normalerweise ausgeglichen, und die
Beschwerden verschwinden. Bis dahin bewirkt der Yang-Überschuß im
Leber-Meridian eine natürliche Verringerung des Yin der Säfte der Leber, was
Übelkeit und Schwindelgefühle mit sich bringt.“[2]
2.2. Störungen der Schwangerschaft
„Die Schwangerschaft hat
einen ambivalenten Einfluss auf die Physiologie der Frau. Einerseits wird die
Energie des Blutes und der Niere der Mutter in Richtung Fötus umgelenkt, andererseits
bedeutet das Ausbleiben der Menstruation aber auch mehr verfügbares Blut für
die Mutter. Wir lesen in „Medizinische Sammlung vierer Frauen aus Meng
He“: „Bei nicht schwangeren Frauen ist
das Blut die Quelle der Menstruation. In der Schwangerschaft sammelt sich das
Blut, um den Fötus zu nähren, außerdem wird es in Muttermilch umgewandelt.“
Unter normalen Umständen
verursacht eine Schwangerschaft also einer Frau keinerlei Schwierigkeiten. Wenn
aber eine Frau eine vorbestehende Neigung zu Blut- oder Yin-Mangel bzw. zu
einer Nieren-Schwäche hat, so können sich während der Schwangerschaft Störungen
ergeben, weil diese Mangel-Zustände noch verschärft werden.
Während der Schwangerschaft
können sich drei Hauptprobleme ergeben: Blut- und/oder Yin-Mangel, Qi-Stagnation
und Schleim.
Blut- und/oder Yin-Mangel
entwickelt sich meist bei Frauen, die dazu schon vorher neigen, sei es aufgrund
erblicher Nieren-Schwäche oder durch Überarbeitung. Solch ein Mangelzustand
verstärkt sich deutlich, weil ein großer Teil von Blut und und Yin der Mutter
den Fötus nähren muß. Eine Schwäche von Blut und/oder Yin führt häufig zum
Aufsteigen von Leber-Yang oder Leber-Wind. Eine Nieren-Schwäche der Mutter
führt oft zu einer Schwäche des Ursprungs-Qi des Fötus, hat die Mutter aber
nicht genug Nieren-Essenz, so versagt ihr Organismus möglicherweise überhaupt
beim Nähren des Fötus.
Auch Qi-Stagnation beobachten
wir während der Schwangerschaft recht häufig. Die Obstruktion, die der Fötus
vor allem in den späteren Schwangerschaftsmonaten verursacht, verhindert das
richtige Auf- und Absteigen des Qi im Mittleren Erwärmer und führt dadurch zu
Qi-Stagnation.
Eine weitere Folge der Obstruktion
des Mittleren Erwärmers durch den Fötus ist eine Milzschwäche und damit auch
Schleim.
Abgesehen von den eben
beschriebenen Mustern gibt es viele Schwangerschaftsprobleme, die entweder
richtige Pathologien oder einfach unangenehme Symptome sind, die auf eine
Disharmonie von Konzeptions und Durchdringungsgefäß zurückgehen. Diese beiden
Gefäße unterliegen nämlich während der Schwangerschaft tiefgreifenden
Veränderungen, die zu einer Vielzahl von Symptomen oder Einfach zu einem
Unwohlsein Anlaß geben können. Während des ersten Trimenons verändern sich
chogmai und renmai am meisten. Kommt es in Ihnen zu einer Pathologie, da ist
diese durch eine Schwäche des Blutes und der Niere gekennzeichnet, da das Blut
und die Essenz der Mutter den Fötus nähren und die Ausbildung seiner
wichtigsten Körpersysteme unterstützen müssen – alle wichtigen Systeme des Körpers
des Kindes werden ja innerhalb der ersten drei Monate angelegt. Daher fühlen
sich die meisten Frauen im ersten Trimenon der Schwangerschaft besonders müde.
Das Durchdrigungsgefäß unterliegt den stärksten Veränderungen. Die relative
Entleerung seiner Nieren-Energie im unteren Verlauf, also im Abdomen, führt zum
Rebellieren von Qi in seinen oberen Anteilen, also im Magen und im Brustkorb.
Das chongmai ist über Ma 30 mit der Magen-Leitbahn verbunden, daher führt
rebellierendes Qi im Durchdrigungsgefäß auch zum Aufsteigen von Magen-Qi. Das
ist also eine Erklärung für die morgendliche Übelkeit während des ersten
Trimenons und für die allgemeine Empfindung vieler Schwangerer, dass sie keine
Luft bekommen und dass die Energie zum Thorax emporsteigt.
Eine Schwäche des
Konzeptionsgefäßes beinhaltet auch eine Nieren-Schwäche, die oft das Aufsteigen
von Yang oder Wind der Leber nach sich zieht. Dadurch erklärt sich die
Verschlechterung der Migräne, die manche Frauen während der Schwangerschaft
erfahren, oder die schwerwiegenden Störungen von Eklampsie und Praeklampsie. Im
letzten Trimenon neigt das Wachstum des Kindes dazu, Qi-Stagnationen im
Durchdringungsgefäß zu verursachen, wodurch es zu leichter Atemnot, Engegefühl
im Thorax, dem Eindruck des Aufsteigens von Energie und der Unfähigkeit sich
niederzulegen kommt.
Hier eine Zusammenfassung der
drei Hauptpathologien während der Schwangerschaft:
·
Blut- und/oder
Yin-Mangel, Nieren-Schwäche
·
Qi-Stagnation
·
Milz-Schwäche und
Schleim
Daraus ergeben sich die
wichtigsten Therapieprinzipien während der Schwangerschaft:
·
Blut nähren,
Niere tonisieren
·
Qi bewegen,
Stagnation beseitigen
·
Die Milz
tonisieren, Schleim auflösen“[3]
„Chinesische Gynäkologen
raten schwangeren Frauen besonders auf ihre Lebensweise zu achten. Eine
schwangere Frau sollte nicht lange Zeit ohne adequate Pausen arbeiten, sollte
sich genug ausruhen, körperliche Überanstrengung, Heben und Springen meiden,
sie sollte auch hochgelegene Plätze meiden und genug Schlaf bekommen. Man rät
Schwangeren auch, am Nachmittag ein Nickerchen einzuschieben. Eine Schwangere
sollte zu enge Kleidung vermeiden. Natürlich ist auch der mentale und
emotionale Zustand der Frau während der Schwangerschaft sehr wichtig. Die
werdende Mutter sollte emotionalen Belastungen, Sorgen und Zorn aus dem Weg
gehen, da alle diese Emotionen den Fötus beeinträchtigen können. Wenngleich in
China die Bedeutung von ausreichen Ruhe für die Frau betont wird, so muß die
Schwangere aber auch genug körperliche Betätigung haben. Zuviel körperliche
Belastung führt zu einem Qi- und Blut-Mangel, zuwenig hingegen zu einer
Qi-Stagnation.“[4]
2.3. Ernährung
„Eine energiereiche,
ausgewogene Ernährung spielt gerade in der Schwangerschaft eine sehr wichtige
Rolle, denn in dieser Zeit werden ganz besondere Anforderungen an den
Organismus der werdenden Mutter gestellt.
Die Schwangere sollte
nahrhaft, aber leicht verdauliche Speisen zu sich nehmen, wie etwa Fleisch,
Fisch und Eier. Sie sollte scharf gewürztes, sehr aromatisches und fettes Essen
vermeiden. Sie sollte mehr Obst als sonst einnehmen, da während der
Schwangerschaft eine gewisse Tendenz zu Hitze besteht. Gegen Ende der
Schwangerschaft sollte sie salziges Essen meiden.[5]
Allgemeine Ernährungsempfehlung
für Schwangere von Barbara Temelie/ Beatrice Trebuth:
Bereiten Sie gut gegartes
Getreide zu, dazu reichlich gekochtes Gemüse. Würzen Sie mild. Nehmen Sie
frische Kräuter wie Petersilie, und genießen Sie die natürliche Süße solcher
Gerichte anstelle von weißem Zucker. Vermeiden Sie alle Extreme – zu heiß, zu
kalt, zu scharf, zu salzig, zu sauer-, denn Ihre Ernährung soll in erster Linie
die Mitte stärken und beständig Blut aufbauen.“[6]
3. Verlauf der Schwangerschaft
3.1. Erster Monat
„Der erste Monat der
Schwangerschaft heißt Shi Pei = Beginn der Schwangerschaft.
Essen und Trinken sollten gekocht und essentiell sein. Saures und
Wohlschmeckendes sollten enthalten sein und zur Verfügung stehen.
Im ersten Monat versorgt das
Fuß Jue Yin-Gefäß den Embryo. Man darf diese Leitbahn jetzt nicht nadeln oder
moxen. Fuß Jue Yin entspricht im Inneren der Leber, die Leber beherrscht die
Aktivität der Muskeln und Sehnen und das Blut.
In der Periode des ersten
Monats wandert das Blut nicht und stockt.
Die Schwangere soll sich bei
der Arbeit nicht anstrengen, ihr Schlaf soll ruhig und friedlich sein, sie darf
sich nicht fürchten und ängstigen.
Im ersten Monat vereinigen
sich Yin und Yang gerade erst und bilden
den Embryo. Zuviel Kälte erzeugt
Schmerzen, zuviel Hitze erzeugt plötzliche Schreckhaftigkeit bei der
Frau.“[7]
3.1.1. Temperaturempfinden:
In den ersten Wochen der Schwangerschaft hatte ich
Hitzeempfindungen und Gelüste nach kalten Getränken, obwohl es Januar war und
ich normalerweise sehr leicht friere. Ich bin gerne draußen im Schnee Spazieren
gegangen und habe es genossen, dass mir nicht ständig kalt war. Ansonsten war der Beginn der Schwangerschaft
ohne große Veränderungen.
Während der Schwangerschaft
ist Yang im oberen Körperbereich im Übermaß vorhanden, während sich das Yin im
unteren Körperbereich konzentriert. Dieser Yang-Zustand verursacht
Hitzeempfindungen und Gelüste nach kalten Getränken.
3.2. Zweiter Monat
„Der zweite Monat der
Schwangerschaft heißt Shi Gao = Beginn der Fettsubstanz.
Die Schwangere soll nichts
Scharfes und ranzig Riechendes essen. In der Wohnung muss sie einen stillen Ort
suchen. Der Mann darf sich auf keine Fall bemühen, sexuellen Kontakt zu der
Frau herzustellen, Schmerzen in allen Gelenken wären die Folge. Dies nennt man
die anfängliche Formbildung des Embryos.
Im zweiten Monat der
Schwangerschaft versorgt das Fuß Shao Yang-Gefäß den Embryo. Man darf diese
Leitbahn jetzt nicht nadeln oder moxen. Fuß Shao Yang entspricht im Inneren der
Gallenblase, die Gallenblase beherrscht die Essenzen Jing. In der Periode des
zweiten Monats vollendet sich das Jing des Kindes im Inneren des Uterus.
Passend in dieser Zeit ist es, sich sorgsam zu schützen vor Schreck und
Aufregung. Im zweiten Monat der Schwangerschaft beginnen sich Yin und Yang in
den Leitbahnen niederzulassen. Wenn zuviel Kälte da ist, verdirbt der Embryo
und kann nicht vollendet werden, wenn zuviel Hitze vorhanden ist, dann verwelkt
er und wird hart. Wird die Schwangere von Wind und Kälte getroffen, wird sie
erschüttert: sie spürt ein Völlegefühl im Herzen und ängstliche Unruhe unterhalb
des Bauchnabels, sie hat starke Schmerzen in der Lendenregion und im Rücken.
Plötzlich kann etwas herunterfallen. Mal ist ihr kalt, mal ist ihr warm.“ [8]
Der zweite und dritte Monat
waren der Zeitraum mit den auffälligsten Veränderungen. In dieser Zeit
vollendet sich das Jing des Kindes. Hierzu ist das Jing der Mutter
erforderlich.
3.2.1. Schwangerschaftsübelkeit und Erbrechen
Übelkeit trat am stärksten morgens und vor den
Mahlzeiten auf, wenn der Magen leer war. Die Übelkeit begann mit Anfang des zweiten
Monats und dauert bis ca. Ende des dritten Monats.
Erbrechen trat sowohl vor dem Essen als auch nach dem
Essen auf - vor dem Essen Erbrechen dünner bitterer Flüssigkeiten nach dem
Essen Erbrechen von Unverdautem. Das Erbrechen führte zu Erleichterung und
Besserung der Übelkeit. Zum Teil trat das Erbrechen sehr plötzlich und
unkontrolliert auf.
Nachdem ich etwas gegessen hatte, nahm die Übelkeit in
den meisten Fällen ab und ich habe die Energiezufuhr in Form von Nahrung als
sehr wohltuend empfunden. Während der Schwangerschaft wäre es mir schwer möglich,
zu wenig Nahrung zu mir zu nehmen. Eine ausreichende Ernährung ist, wie schon
oben beschrieben, für die Entwicklung des Embryos sehr wichtig. Daher ist es
sinnvoll, dass die werdende Mutter quasi gezwungen ist, genug zu essen.
„Morgendliche Übelkeit ist
eines der frühesten Anzeichen einer Schwangerschaft, wenngleich nicht alle
Schwangeren daran leiden. Die Ausprägung kann von leichter Übelkeit bis zu
schwerem, häufigen Erbrechen reichen. Meist dauert es nur drei Monate, in
schweren Fällen kann es aber auch länger dauern, sogar die ganze
Schwangerschaft über. Die Stärke der morgendlichen Übelkeit hat
selbstverständlich eine Beziehung zum vorbestehenden Zustand des
Verdauungstrakts der Frau. Trotz der Bezeichnung „morgendliche Übelkeit“ kann
diese Störung zu jeder Tageszeit auftreten, wenngleich die Ausprägung morgens
meist stärker ist.
Morgendliche Übelkeit hat
eine enge Beziehung zu einem relativen Ungleichgewicht zwischen Blut und und Qi
im im Durchdringungsgefäß. Im ersten Trimenon der Schwangerschaft spielen sich
im in Konzeptions- und Durchdringungsgefäß tiefgreifende Veränderungen ab.
Blut, Essenz und Nieren-Energie der Mutter nähren den Fötus, sie fördern die
Ausbildung der wichtigsten Körpersysteme und Organe. Dadurch werden Blut,
Essenz und Nieren-Energie im Durchdringungsgefäß der Mutter stark beansprucht.
Blut und Niere geraten in eine relative Leere, das Qi des chongmai rebelliert
nach oben in Richtung des Magens und des Brustkorbs. Da das chongmai über Ma30
eine enge Beziehung zum Magen hat, beeinträchtigt rebellierendes Qi in dieser Leitbahn
auch den Magen. Es stört dort das Absteigen des des Magen-Qi, wodurch Übelkeit
und Erbrechen entstehen. Das Aufsteigen des rebellierenden Qi im Durchdringungsgefäß
hat auch eine Beziehung zum Aufsteigen des Leber-Qi. Es gibt also zwei mögliche
Pathologien, abhängig davon welcher
Aspekt überwiegt. Es kann sein, dass das Leber-Qi dominiert, wodurch das Qi im
Durchdringungsgefäß nach oben rebelliert und Magen attackiert. Dessen Qi kann in der Folge nicht absteigen, es kommt
zu Übelkeit und Erbrechen. Andererseit können Magen und Milz in eine
Leere-Zustand geraten, wodurch sie leicht attackiert werden können, sogar durch
ein schwaches rebellierendes Qi im Durchdringungsgefäß. Im ersten Fall sind
Erbrechen und Übelkeit stärker, im zweiten jedoch schwächer.
Sun Si-Miao erklärt die
morgendliche Übelkeit etwas anders, aber immer noch im Zusammenhang mit
rebellierendem Qi. Er sagt: „Wenn die Menstruation sistiert (aufgrund der
Schwangerschaft), so fließt das (Menstruation-) Wasser in die Yin-Organe, das
Qi dieser Organe wird blockiert, das Herz wird rastlos, das Qi rebelliert nach
oben und verursacht Erbrechen.“
Es ist interessant, dass sich
Sun Si-Miao bei Übelkeit und Erbrechen auf das Herz bezieht. Seiner Ansicht
nach muß auch das Herz-Qi nach unten Sinken können, wenn es das nicht kann,
können Übelkeit und Erbrechen die Folge sein. Zhu Dan-Xi gibt 1347 in
„Wesentliche Verfahren des Dan Xi eine weitere Erklärung für morgendliche
Übelkeit: „ In den ersten drei Monaten der Schwangerschaft kann die Frau an
Schluckauf und Appetitmangel leiden oder aber das Herz fühlt sich beunruhigt.
Qi und Blut sammeln sich an, um den Fötus zu nähren, Essenz und Blut
stagnieren, trübes Qi rebelliert nach oben in Richtung des Magens.
In Grundlagen der Medizin aus
dem Jahr 1575 lesen wir:“ Der Uterus ist über das Durchdringungsgefäß mit dem
Magen verbunden. Kommt Nahrung in den Magen, so zieht das Qi der Essenz nach
oben. Kommt es dadurch zu Erbrechen muß die Frau schwanger sein.“ Die
Pathologie der morgendlichen Übelkeit liegt also im wesentlichen in der
Disharmonie zwischen Blut und Essenz des Durchdringungsgefäßes (sie werden zur
Nährung des fötus umgelenkt) und dem Qi begründet, das das als Folge der
Umleitung nach oben rebelliert. Aufgrund der Verbindung zwischen Uterus und
Magen über das Durchdringungsgefäß wird dadurch das Absteigen des Magen-Qi
gestört, was zu Übelkeit und Erbrechen während der Schwangerschaft führt.
Zhu Dan-Xi gibt 1347 in
„Wesentliche Verfahren des Dan-Xi eine weitere Erklärung für morgendliche
Übelkeit: „In den ersten drei Monaten der Schwangerschaft kann die Frau an
Schluckauf und Appetitmangel leiden oder
aber das Herz fühlt sich beunruhigt. Qi und Blut sammeln sich, um den Fötus zu
nähren, Essenz und Blut stagnieren, trübes Qi rebelliert nach oben in Richtung
des Magens.
Leber-Qi-Stagnation und
Schwäche von Magen und Milz sind also die beiden wichtigsten Pathologien, es
können sich aber auf der Basis noch weitete Störungen entwickeln. Langfristige
Leber-Qi-Stagnation kann Hitze entstehen lassen, die den Magen beeinträchtigt.
Dadurch kommt es bald nach dem Essen zu starkem Erbrechen. Andererseits kann
eine Schwäche von Magen und Milz zur Bildung von Schleim führen, was
seinerseits wieder die Übelkeit verstärkt.
Zuletzt wollen wir uns uns noch
daran erinnern, dass ähnlich dem Magen-Qi auch das Herz-Qi nach unten steigt.
Kann es das nicht tun, so können Übelkeit und Erbrechen verursacht werden. Das
erklärt den weitverbreiteten Einsatz von PE 6 bei Übelkeit und Erbrechen.
Wir müssen die Symptome im
Zusammenhang mit Übelkeit und Erbrechen genau analysieren, um Hitze von Kälte
und Leere von Fülle unterscheiden zu können. Hier sind die wichtigsten zu
beachtenden Kriterien:
·
Erbrechen kurz
nach dem Essen: Hitze, Fülle
·
Erbrechen dünner
Flüssigkeiten: Kälte, Leere
·
Erbrechen mit
Recken und Rülpsen.: Leber-Qi-Stagnation
·
Nur leichte
Übelkeit: Magen-Qi-Mangel
·
Erbrechen saurer
Flüssigkeiten. Leber-Qi-Stagnation
·
Erbrechen bitterer
Flüssigkeiten: Magen- und Leber-Hitze
Das wichtigste
Therapieprinzip bei allen Arten von morgendlicher Übelkeit ist das „Beruhigen
des Durchdringungsgefäßes, Unterdrücken von rebellierendem Qi, Harmonisieren
des Magens und Stillen des Erbrechens“. Zusätzlich zu diesen grundlegenden
Richtlinien muß man aber alle anderen Begleit-Muster behandeln. Somit zählen zu
weiteren Therapieverfahren das Beruhigen der Leber, das Beseitigen von
Stagnation, das Tonisieren von Magen und Milz, das Beseitigen von Magen-Hitze
sowie das Auflösen von Schleim.“[9]
3.2.2. Schwäche und Müdigkeit
Diese trat vor allem vormittags auf. Es fiel mir
schwer morgens aufzustehen. Zum Frühstücken habe ich mich gezwungen. Meistens
habe ich mich nach dem Frühstück noch mal hingelegt. Gegen Mittag wurde es
meistens besser. Mein Blutdruck war während der gesamten Schwangerschaft sehr
niedrig. Ich hatte das Gefühl, dass es bis mittags gedauert hat, bis mein
Kreislauf in Schwung gekommen ist. Nie
zuvor habe ich so eine starke Erschöpfung und Müdigkeit über einen so langen
Zeitraum empfunden. Dieses trat im gleichen Zeitraum wie Schwangerschaftsübelkeit
und Erbrechen auf. (Anfang Zweiter Monat bis Ende Dritter Monat). Ich war sehr
froh, dass ich in dieser Zeit nicht arbeiten musste, und genug Zeit hatte, mich
auszuruhen.
Das Blut und die Essenz der
Mutter nähren den Fötus und sorgen für die Ausbildung der wichtigsten
Körpersysteme. Alle Systeme des Kindes werden ja innerhalb der ersten drei
Monate angelegt. Daher fühlen sich die meisten Frauen im ersten Trimenon der
Schwangerschaft besonders müde. Diese ist dann besonders stark, wenn bei der
Frau bereits vor der Schwangerschaft eine Blut- oder Nierenschwäche vorhanden
war.
3.2.3.Geruchswahrnehmung
Gerüche habe ich besonders intensiv wahrgenommen und als
unangenehm empfunden. Ich habe Gerüche wahrgenommen, die ich in der Stärke nie
zuvor wahrgenommen habe. Wenn ich S-Bahn gefahren bin, fand ich die
Körpergerüche der anderen Menschen unerträglich. Beim Betreten unserer Wohnung,
habe ich den Käse, der in Folie gewickelt im Kühlschrank lag oder die feuchte
Blumenerde gerochen. Besonders
unangenehm fand ich den Geruch von Kaffee.
„Für Außenstehende
merkwürdige Wünsche und Launen, die unberechenbar sind wie der Wind
(Holzelement, Leber) sowie die große Verletzlichkeit der Frau in den ersten
Schwangerschaftsmonaten sind Folgen der Yin-Schwäche der Leber. Das hat auch
sein Gutes; denn die gesteigerte Empfindsamkeit bezieht sich nicht nur auf die
Psyche, sondern auf alles, was schlecht riecht schmeckt oder eine zweifelhafte
Ausstrahlung hat. Somit dient dieser Mechanismus wiederum dem Schutz von Mutter
und Kind, indem er bewirkt, dass die eine natürliche Abneigung gegen alles hat,
was ihr schaden könnte. Viele Frauen mögen keinen Kaffee mehr oder entwickeln
eine starke Aversion gegen Zigarettenrauch.“[10]
3.2.4. Abneigungen und Vorlieben
Abneigungen: Kaffee und Schokolade
Vorlieben: Saures und Herzhaftes/Salziges
Zeitweise traten Gelüste auf bestimmte Speisen z.B. gebratener Fisch oder
sauer eingelegte Bratheringe auf.
Besonders merkwürdig war für mich, dass ich die Dinge,
die ich vorher gerne mochte, wie Kaffee und Schokolade, jetzt plötzlich nicht
mehr mochte und umgekehrt, Dinge die ich vorher nicht so gern mochte wie saure
Bratheringe, jetzt gerne mochte. Auffällig war dabei, dass Heißhunger auf ganz
bestimmte Dinge auftraten. Es gab Tage, da musste ich mittags z.B. unbedingt
Bratfisch essen. Nach den ersten drei Monaten hatten diese extremen Abneigungen
und Vorlieben normalisiert.
Das Bittere hat eine
austrocknende, verhärtende und nach unten ausleitende Eigenschaft. Dieses wäre
für den Embryo schädlich. Daher ist es sinnvoll, dass die Schwangere Bitteres
nicht im Übermaß zu sich nimmt.
Das Saure hat eine
astringierende und sammelnde Eigenschaft, was dazu beitragen kann ein Absinken
des Embryos (eine Fehlgeburt) zu verhindern. Die meisten sauren Nahrungsmittel
haben eine erfrischende thermische Wirkung und kühlen dadurch die Leber und
bauen Säfte auf.
Das Salzige wirkt erweichend,
Stauungen auflösend und absenkend. Eine Erweichung kann als Vorbereitung auf
die Geburt sinnvoll sein.
3.2.5. Kreislaufprobleme / Schwindelgefühl
Im 2. und 3. Monat kam es insgesamt dreimal zu
Kreislaufproblemen mit Schwindel und Schwarzwerden vor Augen. Ich konnte mich
dann nicht mehr auf den Beinen halten und musste mich sofort hinlegen, da ich
sonst umgekippt wäre. Nachdem ich mich
hingelegt hatte trat sofort Besserung ein und ich konnte nach einigen Minuten
wieder aufstehen. Dieses Problem steht sicher in Zusammenhang mit meinem
niedrigen Blutdruck. Mein Blutdruck war während der Schwangerschaft noch
niedriger als sonst. Dieses kann als Zeichen von Blutmangel gedeutet werden.
„Schwindelgefühl und Vertigo,
auf chinesisch als „zi yun“ bezeichnet, kommen vor allem im zweiten und dritten
Trimenon der Schwangerschaft vor. Die Störung tritt in verschiedenen
Intensitätsgraden auf, wobei starker Drehschwidel auch ein Prodomalsymptom von
Präeklampsie oder Eklampsie, die in der Chinesischen Medizin zu „Krämpfen in
der Schwangerschaft“ (zixian) gehören.
Ursachen
-Überarbeitung:
Sie führt zu Yin-Mangel von
Leber und Niere, der seinerseits die Ursache von aufsteigendem Leber-Yang, das
Schwidelgefühl hervorruft, sein kann.
-Übermäßige körperliche
Anstrengung, Ernährung:
Arbeite eine Frau physisch zu
hart, kann ihre Milz geschädigt werden. Diese kann dann nicht ausreuchend Blut
produzieren, es kommt zu Leber-Blut-Mangel. Dadurch kann es wiederum zum
Aufsteigen non Leber-Yang und zu Schwindelgefühl kommen. Andererseits kann eine
Milz-Schwäche zu Schleim-Bildung führen, was häufig Schwindelgefühl nach sich
zieht.
Bei Schwindelgefühl in der
Schwangerschaft gibt es also zwei Hauptstörungen, einerseits ein Leere-,
andererseits ein Fülle-Muster, nämlich das Aufsteigen von Leber-Yang und
Schleim. Das Leber-Yang kann aufgrund eines Yin-Mangels von Leber und Niere
oder aufgrund eines Leber-Blut-Mangels emporsteigen, Schleim entsteht aus einer
Milz-Schwäche. Aufsteigendes Leber-Yang und Schleim sind häufig kombiniert, vor
allem wenn sie vor einem Hintergrund von Milz-Schwäche auftreten. Milz-Schwäche
kann auch zu Leber-Blut-Mangel, dieser wiederum zu aufsteigendem Leber-Yang
führen. Andererseits kann sich Schleim anhäufen, wenn die Milz die Nahrung
nicht richtig umwandeln kann.
Therapieprinzip:
Leber-Blut nähren, Milz
tonisieren, Schleim auflösen“[11]
3.3. Dritter Monat
„Der dritte Monat der
Schwangerschaft heißt Shi Tai = Beginn des Fötus. Zu dieser Zeit hat der Embryo
noch kein bestimmtes Aussehen.
Im dritten Monat der
Schwangerschaft versorgt das Hand Xin Zhu (Perikard) – Gefäß den Embryo. Man
darf diese Leitbahn jetzt nicht nadeln oder moxen.
Hand Xin Zhu entspricht im
Inneren dem Herzen. Weder Kummer und Leid, noch Sorgen, Ängstlichkeit, Schock
und Schrecken sollten die Schwangere in diesem Monat erregen. Der dritte Monat
bedeutet Festigung der Gestalt des Embryos.
Bei zuviel Kälte wird der
Stuhlgang grünlich, bei zuviel Hitze wird das Wasserlassen beschwerlich, der
Urin ist nicht rot aber doch gelb.
Wenn die Schwangere sich schließlich
erschreckt und Furcht hat, sich Sorgen macht und ängstlich ist, sich über etwas
übermäßig ärgert oder freut, dann fällt sie plötzlich ermattet hin. Qi und Blut
in den Leitbahnen und Gefäßen geraten in Erregung, die Schwangere hat ein
Völlegefühl im Abdomen und leidet unter Schmerzen um den Bauchnabel herum.
Manchmal hat sie auch Schmerzen in den Hüften und am Rücken. Plötzlich kann
etwas herunterfallen.“[12]
3.3.1. Nasenbluten / Zahnfleischbluten
Beides trat ab dem dritten Schwangerschaftsmonat auf.
Zu Zahnfleischbluten kam während des Zähneputzens oder wenn ich etwas Hartes
gegessen habe. Beim Nasenbluten war es geringe Menge Blut, das sehr schnell
verklumpte. Dieses trat in unregelmäßigen Abständen ca. zweimal pro Woche auf.
Vor und nach der Schwangerschaft gab es diese
Beschwerden bei mir nicht.
„Gemäß der chinesischen Medizin hängt Nasenbluten meist mit nach oben rebellierendem Qi zusammen und hat daher eine enge Beziehung zu Störung des Durchdringungsgefäßes. Rebelliert das Qi aufgrund einer Pathologie des Durchdringungsgefäßes nach oben, so trägt es Feuer mit sich empor. Das Feuer beunruhigt das Blut vor allem, wenn es sich um Leber-Feuer handelt, da die Leber das Blut speichert.“[13]
Zwei oben bereits genannte
Hauptpathologien während der Schwangerschaft Milzschwäche und Nieren-Yin-Mangel
können ebenfalls Nasenbluten verursachen.
Yin-Mangel lässt Leere-Hitze
entstehen, diese steigt auf und verursacht Blutungen.
Die Milz hält das Blut in den
Gefäßen. Ist diese geschwächt, kann es zu Nasen- und Zahnfleischbluten kommen.
3.4. Vierter Monat
„Der vierte Monat der
Schwangerschaft ist der Beginn des Empfangens von Shui Jing, der Wasser-Essenz,
damit Blut und Gefäße vollständig werden. Das passende Essen in diesem Monat
ist ungeschälter nicht klebriger Reis, sowie Suppen mit Fisch und Wildgans.
Dies nennt man das Gedeihen
der des Blutes Xue Qi, damit Ohren und Augen durchgängig werden und die
Leitbahnen und ihre Verknüpfungen Qi und Blut leiten können.
Im vierten Monat der
Schwangerschaft versorgt das Hand Shao Yang-Gefäß den Embryo. Man darf diese
Leitbahn jetzt nicht nadeln oder moxen. Hand Shao Yang befördert im Inneren den
San Jiao.
In der Periode des vierten
Monats vervollständigen sich der Reihe nach die sechs Fu-Organe des Kindes. Die
Schwangere soll ihren Körper ruhig halten, Gefühle und Ehrgeiz harmonisieren
und ihre Mahlzeiten regeln.
Gibt es im vierten Monat der
Schwangerschaft übermäßige Kälte und entsteht eine Neigung zum Ärger im Herzen,
möchte die Frau erbrechen.
Sie hat ein Völlegefühl in
der Brust und im Zwerchfell und keinen Wunsch zu essen. Bei übermäßiger Hitze
ist das Wasserlassen schwierig. Die Schwangere hat dann häufigen Harndrang mit
tröpfelndem Urin. Sie leidet auch unter
einem Drängen unterhalb des Bauchnabels. Wird sie von Wind-Kälte getroffen, bekommt
sie starke Halsschmerzen, Hitzewallungen und Schüttelfrost. Oder Panik und
Schrecken erregen Ihren Körper und sie hat Schmerzen in der Hüfte, im Rücken
und im Bauch. Es gibt wiederkehrende Zeiten, in denen der Embryo bis zur Brust
hochsteigt, die Schwangere hat Unruhe im Herzen und findet keine Ruhe.“[14]
3.5. Fünfter Monat
„Der fünfte Monat der
Schwangerschaft ist der Beginn des Empfangens von Huo Jing, der Feuer-Essenz,
damit wird das Qi des Fötus vollständig wird. Was das Schlafen anbelangt, darf
sie erst spät aufstehen. Sie soll sich baden und ihre Kleider waschen. In ihrer
Wohnung sollte sie sich tief im Inneren aufhalten und ihre Unterkleidung sollte
dick wattiert sein.
Am Morgen soll die Schwangere
das Licht des Tages einsaugen, um ein Kälteunglück zu vermeiden. Was das Essen
angeht sollte sie ungeschälten Reis und Weizen zu sich nehmen und in einer
dicken Suppe Rind- und Schaf-Fleisch mit Zhu Yu (Fructus Evodia) harmonisch
mischen, damit die fünf Geschmacksrichtungen ausgeglichen sind. Dies nennt man:
Pflege des Qi um die Fünf Zang-Organe zu festigen.
Im fünften Monat der
Schwangerschaft versorgt das Fuß Tai Yin (Milz)- Gefäß den Embryo. Man darf diese Leitbahn
jetzt nicht nadeln oder moxen. Fuß Tai Yin befördert im Inneren die Milz.
In der Periode des fünften
Monats vervollstädigen sich die vier Gliedmaßen des Kindes. Die Schwangere
sollte ohne großen Hunger sein und sich nicht übermäßig satt essen, auch sollte
sie keine trockenen Speisen zu sich nehmen. Sie sollte weder selbst das Feuer
anzünden noch sich müde arbeiten. Gibt es im fünften Monat übermäßige Hitze,
leidet sie unter Schwindel und Benommenheit, ihr Herz gerät in Aufruhr und sie
erbricht unfreiwillig. Bei übermäßiger Kälte leidet sie unter Völlegefühl und
Schmerzen im Bauch und häufigem Wasserlassen. Plötzlich hat sie Furcht und
erschrickt leicht. Sie hat sehr starke Schmerzen in den vier Gliedmaßen.
Kälte und Hitze bringen den
Embryo in Bewegung, so dass er keinen beständigen Ort im Mutterleib hat. Sie
hat Bauchschmerzen, ist schwermütig und matt und droht hinzufallen. Plötzlich
kann etwas herunterfallen.“[15]
3.6. Sechster Monat
„Der sechste Monat der
Schwangerschaft ist der Beginn des Empfangens von JinJing, der Metall-Essenz,
damit die Muskeln und Sehnen des Fötus vollständig werden. Der Körper der
Schwangeren begehrt ein wenig zu arbeiten, sie sollte nicht an einem ruhigen
Ort verweilen, sondern herauskommen und ungehindert umherwandern. Dabei sollte
sie öfters streunende Hunde beobachten und laufende Pferde ansehen.
Was das Essen angeht sollte
sie das Fleisch von Wildenten und Raubtieren auswählen. Dies man: die
Veränderung der Zwischenräume im Gewebe, um die Muskeln und Sehnen
zusammenzufügen. So wird die Kraft des Embryos genährt und Rücken und Rückgrat
gefestigt.
Im sechsten Monat der
Schwangerschaft versorgt das Fuß Yang Ming (Magen) – Gefäß den Embryo. Man darf
diese Leitbahn jetzt nicht nadeln oder moxen.. Fuß Yang Ming entspricht im
Inneren dem Magen, dieser beherrscht den Mund und die Augen des Kindes.
Gut geeignet sind jetzt die
fünf Geschmackrichtungen, süße und wohlschmeckende Speisen, aber keine zu große
Mahlzeiten.
Im sechsten Monat der
Schwangerschaft gerät plötzlich etwas in Bewegung und findet keine Ruhe. Kälte
und Hitze kommen und gehen, der Bauch ist aufgebläht und voll, ihr ganzer
Körper ist geschwollen und sie ist maßlos erschrocken. Plötzlich kann etwas
herunterfallen.“[16]
3.6.1. Kindsbewegungen
Zu diesem Zeitpunkt, da die
Muskeln und Sehnen des Fötus vollständig werden sind auch die ersten Bewegungen
des Kindes im Mutterleib zu spüren.
3.6.2. Schwangerschafsödeme
Ab dem sechsten Monat der Schwangerschaft kam es zu
Schwangerschafts-ödemen, die vor allem an den Füßen und Händen auftraten. Diese
haben sich über Nacht nicht zurückgebildet. Meine Ringe passten nicht mehr und
meine Schuhe bin ich schwer hineingekommen. Besonders deutlich war die
Wassereinlagerung um die Knöchel herum zu sehen. Wenn ich mit dem Finger hineingedrückt habe, blieben
Dellen zurück. Im zehnten Monat hatten sich die Ödeme wieder zurückgebildet.
„In der chinesischen Medizin
verwendet man unterschiedliche Begriffe für Schwangerschaftsödeme in
Abhängigkeit von der Lokalisation. „Schwangerschafts-Qi“ (zi qi) bezieht sich
auf Ödeme unterhalb der Knie, gekoppelt mit Oligurie, die durch Nässe
hervorgerufen werden. “Faltiger Fuß“ (zhou jiao) bezeichnet Nässe-bedingte
Fußödeme.
Ätiologie
Ernährung:
Übermäßiger Verzehr von
fetten Speisen und Milchprodukten schädigt das Milz-Yang. Es kann dann die
Flüssigkeiten nicht mehr umwandeln und transportieren, sie sammeln sich in Form
von Ödemen unter der Haut an.
Übermäßige körperliche
Anstrengungen:
Besonders schweres Heben und
übermäßige Gymnastik kann das Nieren-Yang schwächen. Es kann dann die
Flüssigkeiten nicht mehr umwandeln und ausscheiden, sie sammeln sich unter der
Haut an und führen zu Ödemen.
Emotionaler Stress:
Sorgen, Zorn, Frustration und
Groll können zu Qi-Stagnation führen. Das stagnierende Qi kann das Wasser nicht
umwandeln und transportieren, dieses kann sich in Form von Ödemen ansammeln.
Dieser pathologische Vorgang verschlimmert sich nach dem fünften
Schwangerschaftsmonat, wenn der Fötus rasch wächst und das Qi beim Fließen
behindert.
Schwangerschaftsödeme können
aufgrund von Yang-Schwäche von Milz und /oder Niere oder Qi-Stagnation
entstehen.
Das wichtigste
Therapieprinzip ist im Sinne einer Behandlung der Wurzel das Tonisieren von
Milz- und Nieren-Yang oder das Bewegen des Qi und das Beseitigen von
Stagnation. Zur Behandlung der Manifestation muß man die Umwandlung und
Ausscheidung der Flüssigkeiten mittels diuretischer Mittel fördern. Man sollte mit
Flüssigkeitsumwandelnden Arzneimitteln in der Schwangerschaft besonders
vorsichtig umgehen, sie sollten nur niedrig dosiert zum Einsatz kommen. In den
meisten Fällen wird es ratsam sein Nierentonika dazu zu nehmen, die den Fötus
beruhigen.“[17]
3.7. Siebter Monat
„Der siebte Monat der
Schwangerschaft ist der Beginn des Empfangens von Mu Jing, der Holz-Essenz,
damit die Knochen des Fötus vollständig werden. Die Schwangere sollte ihren
Körper anstrengen und ihre Gliedmaßen schütteln. Sie sollte nicht aufhören in
ihrer Tätigkeit. Bei ihren Bewegungen sollte sie sich beugen und strecken,
damit Qi und Blut zirkulieren können. Ihr Wohnort sollte trocken sein, im Essen
und Trinken sollte sie Kaltes vermeiden. Sie sollte häufig gewöhnlichen
Reisbrei und nicht klebrigen Reis essen, damit sich die Zwischenräume im Gewebe
festigen können. Dies nennt man: das Nähren der Knochen und das Härten der
Zähne.
Im siebten Monat der
Schwangerschaft versorgt das Hand Tai Yin (Lungen)- Gefäß den Embryo. Man darf
diese Leitbahn jetzt nicht nadeln oder moxen. Hand Tai Yin entspricht im
Inneren der Lunge, diese beherrscht die Haut und Körperbehaarung. In der
Periode des siebten Monats vervollständigen sich Haut und Körperhaare des
Kindes.
Die Frau sollte jetzt nicht
viel reden, auch nicht jammern und klagen. Keine zu dünnen Kleider tragen,
nicht baden und nichts Kaltes trinken.
Wenn im siebten Monat der
Schwangerschaft die Frau plötzlich von Schrecken und Furcht geschüttelt wird,
entstehen Schmerzen im Bauch. Plötzlich kann etwas herunterfallen. Ihre Hände
und Füße sind völlig erschöpft und kalt, ihr Puls ist wie bei einer
Kälteschädigung.
Sie ist äußerst beunruhigt,
ihr ist heiß, sie hat Völlegefühl im Bauch und Atemnot. Sie leidet auch häufig
unter Schmerzen im Nacken und Hinterkopf, ihre Lendenregion und der Rücken sind
verspannt.“[18]
Ab dem siebten Monat kann es
zu Schwangerschaftsödemen kommen. Daher die Ratschläge, dass die Schwangere
ihren Körper anstrengen soll und sich beugen und strecken soll. Wenn Qi und
Blut zirkulieren können, kann Wasser bewegt werden.
Ihr Wohnort sollte trocken
sein, um zusätzliches eindringen von Feuchtigkeit in den Körper zu verhindern.
Zuviel Kälte kann ebenfalls
die Ansammlung von Wasser begünstigen.
Im siebten Monat versorgt der
Lungen-Meridian den Embryo. Da dieser auch die Aufgabe der Wasserverteilung im
Körper hat, kann die Verteilung nur unzureichend erfüllt werden, und es kann zu
Schwangerschaftsödemen kommen.
3.8. Achter Monat
„Der achte Monat der
Schwangerschaft ist der Beginn des Empfangens von TU Jing, der Erde-Essenz,
damit die Haut und das Leder des Fötus vollständig wird. Die Schwangere soll
ihr Herz harmonisieren, ihre Atmung beruhigen und das Qi nicht bis ins Extreme
einsetzen.
Das nennt man: Verdichten der
Zwischenräume im Gewebe, damit die Farbe der Haut glänzend schimmert.
Im achten Monat der
Schwangerschaft versorgt das Hand Yang Ming (Dickdarm)- Gefäß den Embryo. Man
darf diese Leitbahn jetzt nicht nadeln oder moxen. Hand Yang Ming entspricht im
Inneren dem Dickdarm, dieser beherrscht die neun Körperöffnungen. In der
Periode des achten Monats vervollständigen sich alle neun Körperöffnungen des
Kindes. Die Schwangere sollte keine trockenen Dinge essen und nicht mehr so oft
eine Mahlzeit auslassen. Sie erduldet jetzt keine körperlichen Anstrengungen
mehr.
Wenn im achten Monat der
Schwangerschaft die Frau von Wind und Kälte getroffen wird, besteht die
Möglichkeit, dass etwas in ihr verletzt wird. Sie hat Schmerzen im ganzen
Körper, ihr ist abwechselnd kalt und heiß, der Fötus bewegt sich und findet
keine Ruhe. Häufig leidet sie unter Schwindel und Kopfschmerzen, unterhalb der
Nabelregion empfindet sie Kälte. Zeitweise ist ihr Urin so klar wie Reiswasser,
manchmal aber auch grünlich gelb. Manchmal bewirkt dies, dass sie vor Kälte
zittert. Sie leidet unter Kälte und Schmerzen in der Lendenregion und am Rücken
und die Augen werden verschwommen und trübe.“[19]
3.8.1. Aktivität
Gegen Ende der Schwangerschaft trat bei mir eine
verstärkte Aktivität und Tatendrang auf. Dieses Phänomen wird bei Schwangeren auch als
Nestbautrieb bezeichnet. Zuhause musste
alles aufgeräumt und saubergemacht werden. Ich habe mich dabei energiegeladen
gefühlt. Insgesamt habe ich mich gegen Ende der Schwangerschaft besonders gut
gefühlt. Die meisten Beschwerden, die am Anfang der Schwangerschaft vorhanden
waren, gab es jetzt nicht mehr. Da die Gewichtszunahme insgesamt nur 11 Kilogramm betrug war ich noch relativ
mobil. Auch die Sorgen, dass „irgendetwas schief gehen könnte“ traten am Ende
der Schwangerschaft kaum noch auf, da ich wusste, dass selbst wenn es zu einer
vorzeitigen Geburt kommen würde, das Kind jetzt überlebensfähig wäre.
Zum einen macht es Sinn zum Ende
der Schwangerschaft alles das zu erledigen, wozu einem die Zeit fehlt, wenn der
Säugling da ist. Zum anderen hilft Bewegung (in Maßen) einer Qi-Stagnation
vorzubeugen.
3.9. Neunter Monat
„Der neunte Monat ist der
Beginn des Empfangens von Shi Jing der Stein-Essenz, damit die Haut und
Körperhaare, die sechs Fu-Organe und die hundert Gelenke des Fötus vollständig
werden. Alles ist nun sämtlich vorhanden! Die Schwangere soll im Überfluß
trinken und Süßes Essen. Sie soll den Gürtel weiter machen und ihren Bauch von
jetzt an selber tragen. Dies nennt man: Pflege der Haare und Erlangen von
Fähigkeiten und Kraft.
Im neunten Monat der
Schwangerschaft versorgt das Fuß Shao Yin (Nieren) –Gefäß den Embryo. Man darf
diese Leitbahn jetzt nicht nadeln oder moxen. Fuß Shao Yin entspricht im Innern
der Niere, die Niere beherrscht das Verbinden der Fäden. In der Periode des
neunten Monats vervollständigen sich alle Gefäße des Kindes und verbinden ihre
Fäden. Die Frau sollte sich nicht an nass-kalten Orten aufhalten und keine
Erhitzte Kleidung tragen.
Wenn sie im neunten Monat der
Schwangerschaft plötzlich Durchfall bekommt, ist ihr Bauch voll und sie ist
ängstlich erregt. Der Embryo steigt nach oben und bestürmt das Herz der
Schwangeren, sie hat Schmerzen in der Lendenregion und im Rücken und kann sich
nicht seitwärts drehen. Sie leidet an Kurzatmigkeit.“[20]
3.9.1. Kurzatmigkeit
Ab dem neunten Monat trat bei mir Kurzatmigkeit, vor
allem bei körperlicher Anstrengung, auf.
„Diese Störung wird im
Chinesischen als „zi xuan“ bezeichnet. „Xuan“ bedeutet unsicher oder ängstlich
erregt. Dazu gehören Engegefühl im Thorax, ängstliche Erregung, Atemnot und
psychische Unruhe.
Die Ätiologie dieser Störung
geht im wesentlichen auf emotionale Belastungen und Überarbeitung zurück. Überarbeitung
verletzt die Niere und Führt zu Schwächung des Konzeptions- und
Durchdringungsgefäßes. Dazu kann es zu einer Blut- und/oder Yin-Schwäche in
diesen Gefäßen kommen. Andererseits können emotionale Störungen wie Sorgen und
Angst zu Qi-Stagnation in Herz und Lunge führen, die sich in ängstlicher
Erregung, Atemnot und Engegefühl in der Brust äußert.
Aus Sicht der Pathologie
handelt es sich bei diesen Beschwerden hauptsächlich um eine Disharmonie im
Durchdringungsgefäß. Mit fortschreiten der Schwangerschaft verursacht die
zunehmende Größe des Fötus eine Qi-Stagnation im Abdomen, die das
Durchdringungsgefäß beeinträchtigt und dort zu rebellierendem Qi führt. Davon
ist meist der Thorax betroffen. Dieses führt dann zu einem Engegefühl im Thorax
und zu Kurzatmigkeit.
Die wichtigsten Muster in
diesem Zusammenhang sind also Qi-Stagnation sowie Blut-Mangel und/oder
Nieren-Schwäche.“[21]
3.9.2. Rückenschmerzen
Die zunehmende Größe des
Fötus führt auch zu einer Qi-Stagnation im Rückenbereich und damit zu Schmerzen.
Verstärkt wird dieses durch einen vorliegenden Nieren-Yin-Mangel, der ebenfalls
Rückenschmerzen verursacht.
3.10. Zehnter Monat
„Im zehnten Monat der
Schwangerschaft sind alle Zang-Organe vollständig und sechs Fu-Organe
miteinander verbunden. Das Qi von von Himmel und Erde wird im Dan Tian
empfangen, so dass die Gelenke sich schließen und der Geist des Menschen
vollständig vorhanden ist. Jetzt ist nur noch der richtige Zeitpunkt der Geburt
abzuwarten.
Der erste Monat der
Schwangerschaft ist der Beginn von Tai, des Embryos, der zweite Monat ist der
Beginn von Gao, der fettigen Substanz, der dritte Monat ist der Beginn von Bao,
der Nachgeburt, im vierten Monat bildet sich Xing Ti, die körperliche Gestalt,
im fünften Monat kann der Fötus sich bewegen, im sechsten Monat etablieren sich
die Muskeln, Sehnen und Knochen, im siebten Monat wachsen die Kopf- und
Körperhaare, im achten Monat sind die Zang Fu-Organe sämtlich vorhanden, im
neunten Monat tritt das Getreide-Qi in den Magen ein und im zehnten Monat sind
alle Lebensgeister Shen bereit. Wenn die Tage der Schwangerschaft voll sind,
kommt alsbald die Geburt. Nun ist angebracht eine Medizin zu nehmen, die den
Fötus schlüpfrig macht und zwar zu Beginn dieses Monats.“[22]
3.10.1. Geburtsvorbereitende Akupunktur
Die Hebamme, bei der ich einen
Geburtsvorbereitungskurs gemacht habe, hat geburtsvorbereitende Akupunktur
angeboten. In den letzten vier Wochen der Schwangerschaft hat sie bei mir
einmal pro Woche folgende Punkte
genadelt:
1.Behandlung: Ma36, Mi6 , Gb34
2. Behandlung: Ma36, Mi6,
Gb34
3. Behandlung: Ma36, Mi6,
Gb34, Bl67
4. Behandlung: Ma36, Mi6,
Gb34, Bl67
Mi6
„Wirkungen:
Tonisiert Milz und Magen
Beseitigt Feuchtigkeit
Harmonisiert die Leber und
tonisiert die Niere
Reguliert die Menstruation
und löst Wehen aus
Harmonisiert den unteren Jiao
Reguliert das Wasserlassen
und unterstützt die Genitalien
Beruhigt den Geist
Stärkt das Blut
Aktiviert die Leitbahn und
lindert Schmerzen“[23]
Alle oben beschriebenen
Wirkungen sind bei einer bevorstehenden Geburt erwünscht.
Milz- und Nierenschwäche gehören zu den
Hauptpathologien während der Schwangerschaft. Daher kommt es auch häufig zu
Ansammlung von Feuchtigkeit und Problemen beim Wasserlassen.
Blutschwäche zählt ebenfalls
zu den Hauptpathologien während der Schwangerschaft und wird durch die Geburt
nochmals geschwächt. Eine Stärkung des Blutes ist vor der der Geburt sehr
wichtig.
Das Auslösen der Wehen kann
den Geburtsvorgang beschleunigen.
Eine Beruhigung des Geistes
und Linderung der Schmerzen wird jede gebärende Frau als angenehm empfinden und
trägt dazu bei, dass die Geburt ein positives Erlebnis für die Mutter wird.
Ma36
„Wirkungen:
Harmonisiert den Magen
Kräftigt Milz und löst
Feuchtigkeit auf
Unterstützt das wahre Qi und
nährt das Ursprungs-Qi
Tonisiert Qi und nährt Blut
und Yin
Leert Feuer und beruhigt den
Geist
Aktiviert die Leitbahn und
lindert Schmerz
Belebt das Yang und stellt
das Bewusstsein wieder her“[24]
Ma36 wirkt allgemein
tonisierend, speziell auf Milz, Magen, Blut und Ursprungs-Qi. Das Ursprungs-Qi
der Mutter wird für die Entwicklung des Kindes angezapft.
Zusammen mit Bl 67
beschleunigt Ma36 die Entbindung.
Mi9
„Wirkungen:
Reguliert die Milz und
beseitigt Feuchtigkeit
Öffnet und belebt die
Wasserwege
Unterstützt den unteren
Erwärmer“[25]
Mi9, der he-Meer- und
Wasserpunkt der Milz-Leitbahn, stellt einen wesentlichen Punkt in der
Behandlung von Erkrankungen dar, die auf Feuchtigkeit und Retention von
Flüssigkeit, speziell im unteren Erwärmer, zurückzuführen sind. Mi9 ist ein
wichtiger Punkt, um Ödeme zu behandeln.
Außerdem wird er eingesetzt
bei Schmerzen im unteren Abdomen und Schmerzen der Genitalien.[26]
Bl67
„Wirkungen:
Vertreibt Wind und klärt Kopf
und Augen
Dreht den Fötus und
erleichtert Wehen
Die hauptsächliche Anwendung
von Bl67 liegt in der Behandlung einer Fehlstellung des Fötus. Zu diesem Zweck
wird mit einer Moxazigarre über 15-20 Minuten beidseits oder mit Moxakegeln
einmal oder zweimal am Tag behandelt.
Die Wirkung von Bl 67 auf den
Uterus erstreckt sich überdies auf das Verstärken verzögerter Wehen, die
Beschleunigung der Geburt, sobald die Wehen begonnen haben, und die Förderung
der Nachgeburt.“[27]
Die geburtsvorbereitende Akupunkturbehandlung hat bei
mir dazu geführt, dass der Muttermund
innerhalb von vier Stunden komplett geöffnet war. Die durchschnittliche Dauer
beträgt bei Erstgebärenden, bei ca. 1cm pro Stunde, 10 Stunden bis zur vollständigen Eröffnung
des Muttermundes. Bei mir Betrug die Dauer also weniger als die Hälfte.
Die Austreibungsphase dauerte dann nur ca. eine
dreiviertel Stunde, was ebenfalls deutlich unter dem Durchschnitt liegt. Auch
die Nachgeburt bereitete keine Probleme.
Ich habe bei der Geburt keine PDA und keine
Schmerzmittel benötigt.
Die geburtsvorbereitende Akupunktur hat dazu
beigetragen, dass die Geburt für mich ein schönes Erlebnis wurde.
4. Zusammenfassung
Die chinesische Medizin hat
mir während meiner Schwangerschaft sehr geholfen, Erklärungen für die
Veränderungen an meinem Körper zu finden. Mir wurde in dieser Zeit besonders
bewusst, wie wichtig es, bei seiner Lebensweise und Ernährung konstitutionelle
Schwächen zu berücksichtigen. Dadurch ist es möglich, Pathologien zu verhindern
und sein Wohlbefinden zu verbessern. Die Schwangerschaft ist ein guter
Zeitpunkt, sich über solche Dinge Gedanken zu machen, da man in dieser Zeit
nicht nur Verantwortung für seinen eigenen Körper hat, sondern auch für ein
ungeborenes Leben. In dieser Zeit ist es besonders wichtig, mit seinen
Energieressourcen sorgsam umzugehen und seine Lebensweise den Umständen anzupassen.
Die chinesische Medizin liefert hierzu viele hilfreiche Erkenntnisse.
5. Literaturverzeichnis
Udo Lorenzen / Andreas Noll:
Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen Medizin, Band 5,
Wandlungsphase Wasser, Verlag Müller & Steinicke, München, 2002
Giovanni Maciocia: Die
Gynäkologie in der Praxis der chinesischen Medizin, Verlag für Ganzheitliche
Medizin, 2000
Peter Deadman, Mazin
Al-Khafaji, Kevin Baker: Großes Handbuch der Akupunktur, Verlag für
Ganzheitliche Medizin, 2002
Barbara Temelie / Beatrice
Trebuth: Die fünf Elemente Ernährung für Mutter und Kind, Joy Verlag, 2003
[1] Lorenzen7Noll: Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen Medizin Band 5, S.86
[2] Temelie/Trebuth: Die fünf Elemente Ernährung für Mutter und Kind, S.
86,87
[3] G. Maciocia: Die Gynäkologie in der Praxis der Chinesischen
Medizin, S. 437,438
[4] G.Maciocia: Die Gynäkologie in der Praxis der chinesischen Medizin,
S.439
[5] G.Maciocia: Die Gynäkologie in der Praxis der chinesischen Medizin,
S. 439
[6] Temelie/Trebuth: Die fünf Elemente Ernährung für Mutter und Kind,
S. 89
[7] Lorenzen/Noll: Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen
Medizin Band 5, S. 87
[8] Lorenzen/Noll: Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen
Medizin Band 5, S. 89
[9] G. Maciocia: Die Gynäkologie inder der Praxis der chinesischen
Medizin
[10] Temelie/Trbuth: Die fünf Elemente Ernährung für Mutter und Kind, S.
88
[11] G.Maciocia: Die Gynäkologie in der Praxis der chinesischen Medizin,
S. 499
[12] Lorenzen/Noll: Die Wndlungsphasen in der traditinellen chinesischen
Medizin Band 5, S. 91
[13] G. Maciocia: Die Gynäkologie in der Praxis der chinesischen
Medizin, S. 411
[14] Lorenzen/Noll: Die Wandlungsphasen in der traditionellen
chinesischen Medizin Band 5, S. 93
[15] Lorenzen/Noll: Die Wandlungsphasen in der traditionellen
chinesischen Medizin Band 5, S. 95
[16] Lorenzen/Noll: Die Wandlungsphasen in der traditionellen
chinesischen Medizin Band 5, S.97
[17] G. Maciocia: Die Gynäkologie in der Praxis der chinesischen
Medizin, S. 487
[18] Lorenzen/Noll: Die Wandlungsphasen in der traditionellen
chinesischen Medizin, Band 5, S. 99
[19] Lorenzen/Noll: Die Wandlungsphasen in der traditionellen
chinesischen Medizin Band 5, S. 101
[20] Lorenzen/Noll: Die Wandlungsphasen in der traditionellen
chinesischen Medizin Band 5, S. 103
[21] G. Maciocia: Die Gynäkologie in der Praxis der chinesischen
Medizin, S. 509
[22] Lorenzen/Noll: Die Wandlungsphasen in der traditionellen
chinesischen Medizin Band 5, S. 105
[23] Deadman: Großes Handbuch der Akupunktur, S. 202
[24] Deadman: Großes Handbuch der Akupunktur, S. 168
[25] Deadman: Großes Handbuch der Akupunktur, S. 207
[26] Vgl. Deadman: Großes Handbuch der Akupunktur, S.207,208
[27] Deadman: Großes Handbuch der Akupunktur, S. 347