Mikrokosmische Landschaften – übergreifende Konzepte in der chinesischen Medizin von Udo Lorenzen

Erscheinungstermin: vors. Anfang 2006 im Verlag Müller & Steinicke, München

Inhaltsangabe

Buchbeschreibung und Bestellmöglichkeit auf der Internetseite von naturmed

Im naturphilosophischen Bild des alten Chinas steht der Mensch zwischen Himmel und Erde. Die Einheit und Harmonisierung dieser "drei Großen" nach Lao Zi ist schon immer das Ziel von Lebenspflege und Gesundheit in der chinesischen Medizin gewesen. Ihre Verflechtungen sind bereits in den frühesten klassischen Büchern beschrieben worden. So wie am Himmel Sonne, Mond und Sterne das Licht und das Yang darstellen, gibt es auf der Erde Berge, Täler und Schluchten, die als Resonanzkörper und Yin-Substanzen fungieren. Schließlich finden wir im Menschen alle Erscheinungen von Himmel und Erde wie in einer mikrokosmischen Landschaft wieder.

In der praktischen Konsequenz ist das Ziel unserer Arbeit am Patienten die Zusammenführung dieser drei Welten Himmel, Erde und Mensch. In der Arbeit mit ihren Bindegliedern Jīng, und Shén kann einen Verschmelzung vom Mikrokosmos und Makrokosmos stattfinden. Diese drei energetischen Ressourcen sind dermaßen wichtig für die menschliche Gesundheit, dass die chinesische Medizin von drei Schätzen San Bao spricht.

Es gibt nur dann eine harmonische Verbindung zwischen den Welten, wenn unser Körper, unser Geist und unsere Seele offene Kanäle haben. Blockierte Kanäle behindern die Kommunikation und Krankheiten können entstehen.

Im Netz der Leitbahnen treten die 8 außerordentlichen Gefäße Jīng Bā Mąi als übergeordnete Strukturen in Erscheinung. Sie sind die Bahnen der ursprünglichen Vitalität jīng shén, jener Kraft, die von Geburt an den Zündfunken für jede Aktivität spendet.

Der ursprüngliche Energiefluss findet hauptsächlich im kleinen himmlischen Kreislauf xiǎo zhōu tiān statt, der Dumai und Renmai verbindet. Dū Mąi ist das Meer des Yang-Qi und verbindet alle Yang-Leitbahnen, Rèn Mài ist das Meer des Yin-Qi und beherrscht alle Yin-Leitbahnen. Beide Wundergefäße stellen direkte Verbindungskanäle zwischen Himmel und Erde dar. Die Zusammenführung von Du Mai und Ren Mai bedeutet so eine Vereinigung von Himmel, Erde und Mensch auf höchster Ebene.

In der Behandlung des kranken Menschen haben wir mit den Punkten von Dumai und Renmai mächtige Werkzeuge, deren Aktivierung die Verbindung und Öffnung aller Kanäle und Leitbahnen herstellen kann. Das Ziel der Meditation im stillen Qi Gong mit Hilfe des kleinen himmlischen Kreislaufs ist es ebenfalls, diese Durchgängigkeit wiederherzustellen.

Die Karte des inneren Gewebes Nèi Jìng Tu ist ein Abbild für den kleinen himmlischen Kreislauf. Auf dieser Karte ist der menschliche Körper als ein Mikrokosmos abgebildet, der dem Makrokosmos bis ins Detail nachempfunden ist. Seine Anatomie ist eine Landschaft, die Berge, Flüsse, Seen, Wälder. Pagoden und Tempel hat, sein Physiologie stellt die lebendige Interaktion von Himmel und Erde dar mit dem allgegenwärtigen Qi.

Die Karte zeigt einen menschlichen Leib mit Kopf und Rumpf, rudimentär verspielt und allegorisch dargestellt als mikrokosmische Landschaft. Die Abbildung stellt die Grundlage einer Meditation aus der daoistischen Alchimie der Neidan-Tradition dar, die Richard Wilhelm schon als "Kreislauf des Lichts" beschrieben hat.

Das vorliegende Buch stellt diese "Abbildung des inneren Gewebes" ins Zentrum der Überlegungen.

Es ist die erste umfassende Interpretation des Nei Jing Tu in einer westlichen Sprache. Weiter werden die essentiellen Merkmale der acht außergewöhnlichen Gefäße Qi Jing Ba Mai beschrieben und ihre klassischen Indikationen aus ming-zeitlichen Klassikern übersetzt.

Die Essenz der Punkte von Du Mai und Ren Mai wird ebenfalls aus vielen klassischen Quellen extrahiert und ihre Bedeutung hervorgehoben. Allein die Besprechung dieser Punkte macht beinahe ein Drittel des Buches aus.

Schließlich werden zwei wichtige übergreifende Konzepte der chinesischen Medizin, San Jiao (Drei Erwärmer) und Xin Bao Luo (Herzbeutel/Perikard) dargestellt. Beide haben eine vernetzende Funktion im Zusammenspiel der Wandlungsphasen Wasser und Feuer. Ihre Dynamik wird besonders durch Übersetzungen aus klassischen Texten der Qing-Dynastie herausgestellt. Ebenfalls werden alle Leitbahnpunkte der San Jiao- und Perikard-Leitbahn erschöpfend aus den klassischen Texten übersetzt.

Das vorliegende Buch ist so eine wichtige Ergänzung der fünf Wandlungsphasenbücher von Lorenzen/Noll aus dem gleichen Verlag.

 

Leseproben:

: "Öffne dein Herz" - über die Bedeutung des Punktes Nei Guan (Perikard6) für die thearapeutische Praxis

"In der Mitte sein" - über die Bedeutung des Punktes Zhong Wan (ren Mai 12) für die thearpeutische Praxis

" Wer nach alen Seiten offen ist, ist nicht ganz dicht!" Über die Bedeutunng des Punktes Wai Guan (San Jiao 5) für die therapeutische Praxis

Nei Jing Tu – die Karte des inneren Gewebes
Gekürzter Vorabdruck aus dem Buch von: Udo Lorenzen: Mikrokosmische Landschaften – übergreifende Konzepte in der chinesischen Medizin