Männliche Infertilität

 

aus Sicht der Westlichen und Chinesischen

 

Medizin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diplomarbeit

zum Abschluss der

Akupunkturausbildung

am Ausbildungszentrum Nord der Arbeitsgemeinschaft für
Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.
von

Anja Weinmann

 

eingereicht im Februar 08

Gliederung                                                                                                                        S. 1

 

 

Einleitung                                                                                                                          S. 3

 

A.        Männliche Infertilität aus Sicht der westlichen Medizin

 

1.1.                      Spermatogenese                                                                                       S. 3

1.2.                      Organische und funktionelle Erkrankungen                                             S. 4

1.3.                      Laborparameter                                                                                         S. 9

 

B.        Nan Zi Bu Yu Männliche Infertilität aus Sicht der chinesischen Medizin

 

1.                          Spermatogenese und Bedeutung des Spermas aus Sicht der chinesischen Medizin                                                                               S. 14

2.               Ursachen                                                                                                   S. 15

 

2.1.     endogene Faktoren                                                                                    S. 15

2.2.     Lebensführung                                                                                            S. 16

            2.2.1.  Ernährung                                                                                        S. 16

            2.2.2.  physische und psychische Aktivität                                              S. 17

            2.2.3.  Sexualität                                                                                         S. 17

2.3.     exogene Faktoren                                                                                      S. 18

2.4.     Traumata                                                                                                     S. 19

2.5.     angeborene organische Schäden                                                            S. 19

 

3.Disharmiemuster, Diagnose und Therapie

 

3.1.     Shen Jing Bu Zu                                                                                         S. 19

Nieren-Essenz-Schwäche, Jing Schwäche

3.2.     Shen Yang Xu                                                                                             S. 20

Nieren-Yang-Schwäche

3.3.     Shen Yin Xu                                                                                                 S. 21

Nieren Yin Schwäche

3.4.     Xue Yu Jing Xu                                                                                           S. 22

Blutstagnation , Jing Schwäche

3.5.     Gan qi yu jing bu zu                                                                                    S. 23

Leber Qi Stagnation, Jing Schwäche

3.6.     Tan Shi Zu Yao Jing Shi                                                                            S. 23

Schleim blockiert das Jing

3.7.     Qi Xue Xu                                                                                                    S. 24

Qi und Blut Mangel

 

 

4.      Diätetik                                                                                                             S. 25

 

4.1.           Nahrungsmittel, die den Funktionskreis Niere stärken                          S 26

4.1.1.  Yang tonisierende Lebensmittel                                                   S. 26

4.1.2.  Yin tonisierende Lebensmittel                                                       S. 26

4.2.     Nahrungsmittel, die Qi und Blut bewegen                                    S. 26

4.3.     Nahrungsmittel, die Qi und Blut aufbauen                                    S. 26

4.4.     Nahrungmittel, die Feuchtigkeit und Schleim entgegenwirken  S. 27

            4.4.1.  Feuchte Hitze, heißer Schleim                                                      S. 27

4.5.     Nahrungsmittel bei Leber Qi Stagnation                                                 S. 28

 

5.      Massage                                                                                                          S. 28

 

Schlussbemerkung                                                                                                        S. 29

 

Bibliographie                                                                                                                    S. 30


Einleitung

 

Man geht davon aus, dass in fast 50% der Fälle, bei denen der Kinderwunsch eines Paares unerfüllt bleibt, die männlichen Faktoren ursächlich daran beteiligt sind.Am häufigsten sind die Störungen der Spermienproduktion die Ursache für eingeschränkte männliche Fruchtbarkeit, aber auch ein Verschluss der Samenleiter, Spermienantikörper, Entzündungen und seltener Impotenz können die Fruchtbarkeit herabsetzen. Meist lässt sich bei einer ausgeprägten Störung der Spermienproduktion keine eindeutige Ursachen finden, die diese Abweichung von der Norm erklären könnte. Daraus ergibt sich meist auch zwangsläufig die Tatsache, dass eine gezielte Behandlung zur Verbesserung der Samenqualität schwierig ist.

 

1.1.           Spermatogenese

 

Die Spermatogenese bezeichnet den Vorgang der Reifung von den Urkeimzellen der männlichen Keimdrüsen (die bereits im Embryo in der Keimbahn angelegt werden) bis zum fertigen Spermium im geschlechtsreifen Mann. Der Ort der Spermatogenese sind die Hoden (Testes). Aus den Ursamenzellen entwickeln sich die Spermatogonien. Nach der Pubertät entstehen durch Mitose weitere Spermatogonien und Spermatozyten 1. Ordnung. Aus den Spermatozyten 1. Ordnung entwickeln sich Spermatozyten 2. Ordnung und schließlich aus diesen die fertigen Spermien oder Spermatozoen.

Spermatiden reifen über 80 - 90 Tage zu befruchtungsfähigen Spermien aus. Während dieser Reifungsperiode bildet sich die typische Form des 60µm langen Spermiums mit den vier charakteristischen Abschnitten: Kopf, Hals, Mittelstück und Schwanz. Die Geißeln, die eine Bewegung der Spermien ermöglichen, entwickeln sich im letzten Teilungsschritt.

Die Samenflüssigkeit (Sperma) des geschlechtsreifen Mannes setzt sich aus Spermien, sowie den Sekreten aus Nebenhoden, Samenblasen, Prostata und Cowper-Drüsen zusammen und ist schwach alkalisch (pH ca. 7,3). Das Sperma neutralisiert damit beim Geschlechtsverkehr den sauren pH- Wert der Vagina. Ferner enthält die Samenflüssigkeit Enzyme, welche die noch im Nebenhoden nahezu unbeweglichen Spermien beweglich machen.

 

 

1.2.           Organische und funktionelle Erkrankungen

Hodenhochstand

Die häufigste angeborene Ursache ist der sog. Hodenhochstand. Die Hoden werden in der Entwicklung des männlichen Embryos im Bauchraum gebildet und wandern bis zur Geburt durch den Leistenkanal in den Hodensack. Manchmal kommt es erst im frühen Säuglingsalter zum endgültigen Eintritt. Gelegentlich ist dieser Ablauf gestört und die Hoden bleiben im Leistenkanal oder gar im Bauchraum „stecken”. Das führt fast regelmäßig zu einer Störung der Spermienproduktion, denn zum ungehinderten Ablauf der Hodenfunktion ist eine Temperatur nötig (idealerweise ca. 32°C), die sich unterhalb der inneren Körpertemperatur befindet und nur im Hodensack erreicht wird. Bei Jungen, die zeitgerecht am Termin geboren wurden, ist in 3% der Fälle der/die Hoden noch nicht vollständig in den Hodensack eingetreten. Drei Monate später sinkt dieser Anteil auf 1%; nach Abschluss des ersten Lebensjahres ist ein spontanes Runterrutschen des Hodens nicht mehr zu erwarten.

 

Varikozele (Hodenkrampfader)

Eine ähnliche Problematik kann durch eine Krampfader am Hoden hervorgerufen werden (Varicozele). Man nimmt an, dass diese verdickte Ader die Temperatur des Hodens ebenfalls erhöht und die Spermienproduktion negativ beeinflussen kann. Zur Beseitigung einer solchen Krampfader gibt es verschiedene operative Techniken. Manche Urologen spritzen ein Medikament in die Ader, welches zu einem Verschluss führen soll. Es sei hier bemerkt, dass all diese Methoden umstritten sind, da viele Urologen überzeugend behaupten, dass eine Verbesserung der Spermienqualität dadurch nicht zu erzielen ist. Klinische Studien konnten den Vorteil der Krampfaderbeseitigung bisher auch nicht zweifelsfrei nachweisen.

Genetische Ursachen

Genetische Ursachen für eine männliche Unfruchtbarkeit sind zwar selten, sollten aber bei ausgeprägten Einschränkungen der Spermienqualität unbedingt abgeklärt werden. Als Beispiel sei hier das Klinefelter-Syndrom genannt. Diese Männer haben ein X-Chromosom zuviel. Normalerweise hat jeder Mann ein 46 Chromosomen inklusive eines X-Chromosoms und ein Y-Chromosoms. Männer mit Klinefelter-Syndrom haben 47 Chromosomen (47, XXY). Dies führt zu einer verminderten Ausschüttung männlicher Hormone und zu einer verminderten Qualität der Samenfäden, meist sogar zu einem kompletten Ausfall der Spermienproduktion. Die möglicherweise vorhandenen Restfunktionen des Hodens nehmen mit zunehmendem Alter ab. Abgesehen von diesen Veränderungen der Zahl der Chromosomen gibt es zahlreiche Veränderungen der einzelnen Chromosomen. In großen Studien konnte nachgewiesen werden, dass bei ca. 10% der Männer mit Spermienzahlen unter 10 Millionen/ml genetische Auffälligkeiten bestehen.

Sertoli-Cell-Only-Syndrom

Keine bekannte Ursache hat das ebenfalls angeborene „Sertoli-Cell-Only-Syndrom”. Wie der Name schon sagt, befindet sich dabei im Hoden nur noch Sertoli-Zellen. Diese bilden das Stützgewebe des Hodens und sind an der Spermienproduktion nur hormonell beteiligt. Die Zellen, die in den Hodenkanälchen die Spermien bilden, fehlen bei dieser Erkrankung. Bei manchen Männern mit diesem Syndrom lassen allerdings noch erhaltene „Inseln” mit funktionierenden Hodenkanälchen finden. Dies muss man durch eine Gewebsentnahme am Hoden untersuchen.

Globozoospermie

Eine weitere angeborene Störung geht nicht mit einer Verminderung der Spermienzahl einher, sondern mit einem Verlust der Spermienfunktion. Die „Globozoospermie” zeichnet sich durch das Fehlen des „ Akrosoms ” aus.

Das Hütchen am vorderen Ende des Samenfadens beinhaltet wichtige Enzyme, mit deren Hilfe das Spermium in die Eizelle eindringen kann. Ohne diese Stoffe ist eine Befruchtung unmöglich.

Mumps

Eine häufige Ursache ist eine Entzündung der Hoden bei einer Mumpserkrankung. Die Erkrankung muss dazu allerdings nach Beginn der Pubertät auftreten, vorher besteht keine Gefahr. Nach einer solchen Entzündung kann die Bildung von Samenfäden komplett zum Erliegen kommen.

Medikamente

Auch Medikamente können eine Verschlechterung des Spermiogramm-Befundes bewirken. Im Vordergrund stehen dabei Chemotherapeutika, also Zellgifte, die zur Behandlung von bösartigen Erkrankungen eingesetzt werden. Nach Beendigung der Therapie kann sich die Spermienproduktion komplett erholen und eine normale Fruchtbarkeit ist dann wieder gegeben. Selten dauert es mehrere Jahre, bis eine Normalisierung eintritt, in 30% der Fälle bleibt diese ganz aus.

 

Genussgifte

Erwiesen ist der schädigende Einfluss auf die Spermien durch exzessiven Alkohol- oder/und Nikotinmißbrauch. Bei geringeren Mengen dieser Schadstoffe gibt es keinen zwingenden Beweis für eine Verschlechterung der Spermienqualität durch diese Stoffe.

Umweltgifte

Inwieweit Umweltgifte die Abnahme der Spermienqualität in den Industrieländern beeinflussen, ist schwer abzuschätzen. Schwermetalle und Pflanzenschutzmittel stehen unter dringendem Verdacht diesbezüglich schädigend zu wirken. Eine Therapie ist kaum möglich, man wird sich in unserer heutigen Umwelt diesen Schadstoffen bedauerlicherweise nicht entziehen können.

 

Genetisch bedingt: CBAVD

Eine angeborene Störung des Spermientransports ist bedingt durch das völlige Fehlen des Samenleiters. Dies lässt sich oft bei Männern mit einer Mukoviszidose, einer Erkrankung, bei der alle sekretproduzierenden Organe eines Menschen nur noch zähes Sekret ausscheiden, nachweisen (CBAVD).

Sterilisation

Eine der häufigsten Gründe für eine Spermientransportstörung dürfte die Sterilisation des Mannes sein. Bei diesem als „Vasektomie” bezeichneten Eingriff wird von dem Samenleiter ein Stück entfernt oder eine Unterbindung des Samenleiters durchgeführt.

Verschluss durch Entzündungen

Entzündungen können ebenfalls zu einem Verschluss der Samenwege führen. Wenn bestimmte Keime -es handelt sich hierbei häufig um Chlamydien- eine Entzündung im Bereich des Nebenhodens auslösen, dann kann es zu einem Verschluss kommen. Wenn dies einseitig passiert, dann kann die Zahl der Spermien im Ejakulat noch ausreichend sein. Gelegentlich sind jedoch auch beide Nebenhoden betroffen und das führt dann zu einem völligen Fehlen von Spermien im Ejakulat

 

 

Ejakulationsstörungen

Auch bei intakten Samenwegen kann es auch zu einem fast völligen Fehlen von Spermien im Ejakulat kommen. Bei bestimmten Krankheitsbildern kommt es überhaupt nicht zu einer Ejakulation (trotz Orgasmus). Eine Sonderform dieser Problematik stellt die sogenannte „Retrograde Ejakulation” dar. Die Spermien gelangen dabei nicht durch die Harnröhre nach außen, sondern werden in die Blase gespült. Dies geschieht auf von Schädigungen bestimmter Nerven, welche den muskulär bedingten Transport der Spermien nach draußen steuern. Dies kann durch Operationen (oft wegen bösartiger Geschwülste, Lymphome) bedingt sein, oder auch durch Diabetes mellitus.

Autoantikörperbildung

Spermien können von der körpereigenen Abwehr als Fremdkörper erkannt werden. Üblicherweise passiert dies nicht, da im Hoden keine Verbindung des Ortes der Spermienproduktion mit dem Blut besteht. Selbst Antikörper sind nicht in der Lage, diese Barriere zu überwinden. Wenn Spermien jedoch mit dem Blut und den darin enthaltenen Abwehrfunktionen in Kontakt treten, z. B. bei Verletzungen oder Entzündungen der Samenwege, dann kann es zur Ausbildung von Antikörpern kommen.

Diese sind speziell gegen die Spermien gerichtet und können sich an diesen festsetzen. Der Nachweis erfolgt mit Hilfe des sog. MAR-Tests. Die so „befallenen” Samenfäden neigen zu Verklumpung (Agglutination) und kleben aneinander fest. Trotz ausreichender Spermienzahl und -beweglichkeit erreichen die Spermien nicht in ausreichender Zahl das Ziel.

Impotenz

Die Unfähigkeit, aufgrund einer mangelnden Erektion Geschlechtsverkehr auszuüben, nennt man Impotentia coeundi (vulgo: Impotenz). Dabei ist die Erektion entweder nicht zu erreichen, oder sie hält nicht lange genug vor.

 

Psychologische Schwierigkeiten

Üblicherweise verfällt man bei der Ursachensuche leicht auf die einfache Diagnose: “Psychische Probleme”. Es ist jedoch bekannt, daß mindestens 50% der betroffenen Männer körperliche Gründe für ihre mangelnde Erektion haben. Die Problematik der Impotenz führt über kurz oder lang selbstverständlich auch zu psychischen Belastungen.

1.3.     Laborparameter

Zentraler Bestandteil der Untersuchung der Fruchtbarkeit des Mannes ist das Spermiogramm. Hierbei werden die Spermien unter dem Mikroskop untersucht.

Das OAT-Syndrom ist mit Abstand die am häufigsten gestellte Diagnose bei der eingeschränkten Fruchtbarkeit des Mannes. Der Begriff “Syndrom” besagt aber schon richtigerweise, dass es sich dabei nicht um eine Diagnose handelt, sondern lediglich um eine Zustandsbeschreibung. Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich “Oligo-Astheno-Teratozoospermie”. dieser Begriff beschreibt, dass die Zahl der Spermien zu gering (Oligospermie), ihre Beweglichkeit eingeschränkt (Asthenospermie) und das Aussehen (Morphologie) zu einem großen Prozentsatz nicht normal ist.(Teratospermie)

Verflüssigungszeit

Die erste Untersuchung ist üblicherweise die Feststellung der Verflüssigungszeit des Ejakulats. Unmittelbar nach dem Austritt aus den Samenwegen wird das Ejakulat zunächst zähflüssig, um ein sofortiges Herausfliessen aus der Scheide zu vermeiden. Nach ca. einer halben Stunde verflüssigt es sich wieder und erst dann ist eine Untersuchung unter dem Mikroskop möglich. Findet diese Verflüssigung nicht statt (nach spätestens 60 Minuten), dann spricht man von einer „Hyperviskositätsstörung”, das Ejakulat ist zu dickflüssig.

Volumen

Eine weitere Untersuchung ist die Bestimmung des Ejakulatvolumens. Dieses sollte mindestens 2 ml betragen. Wenn die Menge niedriger ist, dann besteht wahrscheinlich eine Störung der Funktion der Samenbläschen, denn diese sind hauptsächlich für das Volumen der ejakulierten Flüssigkeit verantwortlich. Ohne die Flüssigkeit der Samenbläschen verlieren die Spermien schnell ihre Beweglichkeit, da diese Fruktose enthält, welcher den Samenfäden die Energie für ihre Bewegung liefert.

Mikroskopische Untersuchung

Nach erfolgter Verflüssigung kann die Untersuchung unter dem Mikroskop folgen. Dazu wird das Ejakulat gut durchmischt und anschließend eine kleine, fest definierte Menge (meist 10 Mikroliter) unter standardisierten Bedingungen ausgezählt. Dazu verwendet man eine bestimmte Zählkammer, mit der sich eine genau definierte Menge des Ejakulats unter dem Mikroskop betrachten und auszählen läßt. Es sind dabei 3 Kriterien von herausragender Bedeutung: Die Spermienkonzentration, die Beweglichkeit und das Aussehen (Form) der Spermien.

Unter einer 400-fachen Vergrößerung werden die Spermien in der Zählkammer ausgezählt. Da sich in diesen Kammern ein genau definiertes Volumen befindet, muss man die Spermien über einer bestimmten Fläche zählen und kann dann mit einem Umrechnungsfaktor die Konzentration pro Milliliter bestimmen. Normwert der Spermiendichte ist 20 Millionen pro Milliliter. Bei einem normalen Volumen des Ejakulats von mind. 2 ml ergibt sich eine Mindestgesamtmenge von 40 Millionen Spermien.

Azoospermie

Ein besonderer Fall ist das völlige Fehlen von Spermien, die sogenannte Azoospermie. Hier gibt es zwei mögliche Ursachen: Das Fehlen der Spermien wegen eines Verschlusses der Samenwege bei erhaltener Spermienproduktion oder eine nachhaltige Störung der Spermienproduktion bei erhaltener Durchgängigkeit der Samenwege.

 

 

Spermienmorphologie

Im Gegensatz zu den meisten Säugetieren, bei denen die Spermien zu annähernd 100% normal geformt sind, ist beim Menschen ein hoher Prozentsatz der Samenfäden in seinem Aussehen (Morphologie) krankhaft verändert.

Jedoch sollten mindestens 30% der Samenzellen ein normales Aussehen aufweisen, ansonsten wird von einer Teratozoospermie gesprochen.

Vorgehen

Zur Beurteilung der Morphologie werden 100 Spermien untersucht und in normal geformte und krankhaft veränderte unterteilt. Man kann diese Untersuchung ebenfalls mit den anderen Untersuchungen zusammen in der eingangs erwähnten Zählkammer durchführen. Oft werden die Spermien jedoch mit speziellen Farbstoffen gefärbt. Dadurch lassen sich bestimmte Abschnitte der Samenfäden besser beurteilen.

Meist sind die Fehlformen sehr unterschiedlich in einem Ejakulat, gelegentlich lassen sich aber auch dieselben krankhaften Veränderungen bei allen untersuchten Spermien beobachten. Hierzu zählt die sogenannte Globozoospermie (Rundkopf-Spermien), bei der ein genetischer Defekt dazu führt, daß der Kopf der Samenfäden keine Enzyme besitzt, mit denen die Wand der Eizelle aufgelöst werden kann. Diese Spermien sind befruchtungsunfähig. Dies ist aber eine seltene Ausnahme. Morphologisch auffällige Spermien enthalten meist normale Gene

Weitere Zellen im Ejakulat: Weiße Blutkörperchen

Bei der mikroskopischen Untersuchung sind fast immer auch weiße Blutkörperchen zu sehen (Leukozyten). Bei einer Konzentration von mehr als 1 Million pro ml spricht man von einer Leukozytospermie. Dies ist oft ein Hinweis auf eine Infektion. Es sollte dann versucht werden, den auslösenden Keim in einer Bakterienkultur festzustellen und antibiotisch zu behandeln.

 

 

Asthenozoospermie

Die Untersuchung der Spermienbeweglichkeit erfolgt in der eingangs beschriebenen Zählkammer. Es werden 100 Spermien ausgezählt und dabei die Beweglichkeit beurteilt. Mindestens 50% der der Samenfäden sollten dabei beweglich sein (Normwerte). Wenn dies nicht der Fall ist, dann wird der Befund als Asthenozoospermie bezeichnet.

 

Richtwerte der WHO für ein Spermiogramm

Normozoospermie

normales Spermiogramm

Menge

2-5ml Ejakulat (etwa ein halber bis ein ganzer Teelöffel)

Säuregehalt

ph 7.2 - 8,0

Verflüssigung

in 10-30 min

Anzahl der Samenzellen/ml

20 - 150 Mill. Samenzellen/ml

Beweglichkeit

50% oder mehr

Formen

30% normale Formen oder mehr

Entzündungen

nur vereinzelt Entzündungszellen

Verkleben

kein krankhaftes Verkleben der Samenzellen untereinander.

Aspermie

kein Samenerguss

Multisemie (Polysemie)

> 6ml Ejakulatvolumen

Parvisemie (Hypospermie)

< 2 ml Ejakulatvolumen

Kryptozoospermie

< 1 Mio Spermien pro Milliliter (nur ganz vereinzelt Samenzellen)

Hyperzoospermie

> 150 Millionen Spermien pro Milliliter

Oligozoospermie

< 20 Millionen Spermien pro Milliliter

Polyzoospermie

> 200 Millionen Spermien pro Milliliter (als relative Polyzoospermie bei Parvisemie)

Asthenozoospermie

< 50 % progressiv motile Spermien oder

< 25 % schnell progressive Spermien

Teratozoospermie

< 30 % der Spermatozoen mit normaler Morphologie (zu viele fehlgeformte Samenzellen)

Nekrozoospermie

keine Beweglichkeit der Spermien, im EOSIN-Test alle tot

Leukospermie

Entzündung, meist Prostata

Oligo-Astheno-Terato-Zoospermie

(OAT-Syndrom) - Kombination von geringer Zahl, schlechter Beweglichkeit und zu vielen Fehlformen der Spermien.

Spermatozoenzahl < 20 Mio./ml

Azoospermie

keine Spermien im Samenerguss

 

Einteilung der Schweregrade

 

 

OAT I°

OAT II°

OAT III°

Konzentration

<20-10 Mio. Spermien/ml

<10-5 Mio./ml

<5 Mio./ml

Motilität

<50-30%

<30-20%

<20%

Morphologie

<30-10%

<10%

<10%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

B.Nan Zi Bu Yu Männliche Infertilität aus Sicht der chinesischen Medizin

 

1.   Spermatogenese aus chinesischer Sicht

 

„Obwohl das Wort Jing synonym mit dem chinesischen Wort für Samen ist, so repräsentiert die Samenflüssigkeit jedoch nur eine Form von Jing. Andere verdichtete Flüssigkeitsessenzen wie etwa Speichel (besonders jener, der spontan während der Meditation abgesondert wird), Vaginalflüssigkeit, Brustmilch oder Blut werden alle als unterschiedliche Transformationen ein und desselben Jing betrachtet; sie sind verfeinerte Essenzen.“… Das in den Nieren gespeicherte JIng kann in ein pränatales und ein postnatales Jing getrennt werden. Das pränatale Jing enthält die Information, die uns vor der Geburt gegeben wurden (wir würden dies heute als genetische Information beschreiben) und die eng mit Wachstum und Reifung eines Individuums verknüpft ist, die bei Männern und Frauen differieren. Die entsprechende Passage im Neijing in Bezug auf die männliche Physiologie lautet: „ Im Alter von Acht verfestigt sich das Nieren-Qi bei Männern und die Zähne entwickeln sich. Im Alter von zweimal Acht erblüht das Nieren-Qi, Tiangui (hormonelle Reife und Geschlechtsreife) trifft ein, es kommt zur Ejakulation und es wird möglich, Geschlechtsverkehr mit Frauen zu haben und Kinder zu zeugen. Im Alter von sieben mal Acht ist das Leber-Qi erschöpft, die Sehnen können keine geschmeidigen Bewegungen mehr durchführen, Tiangui ist ausgetrocknet, Jing ist spärlich, das Nierensystem erschöpft und die Symtome physischen Alters sind reichlich.“

Das postnatale JIng ist die von Milz/Magen aus der Nahrung destillierte Nähressenz und wird verwendet, um einen konstanten Fluss von nährenden Tau zu den Organ-Netzwerken zu sichern. Wenn alle Netzwerke gut versorgt sind, wird der Überschuss der transformierten vitalen Flüssigkeiten in der Niere gespeichert.

Vor der Geburt bildet das pränatale JIng die materielle Basis für die Entwicklung des postnatalen Jings. Beide bilden eine untrennbare Einheit.

 

Aufgrund der daoistischen Vorstellung, dass JIng verloren geht, wenn ein Mann Samen ausscheidet, wird übermäßige sexuelle Befriedigung in allen Gattungen des chinesischen Schrifttums als das gesundheitliche Hauptrisiko betrachtet. „Was Leben spendet, wird Leben nehmen.“

 

 

2.              Ursachen

 

2.1.           endogene Faktoren

2.2            .           Lebensführung

2.3            .           exogene Faktoren

2.4.           Traumata

2.5.           angeborene organische Schäden

 

„Der Körper, die Krankheitsfaktoren und das Disharmoniemuster sind die drei Hauptkomponenten einer Erkrankung. Diese drei sind so eng miteinander verwoben, dass sie in Wirklichkeit untrennbar sind,…“ (J. Ross, Zang Fu, S.44)

 

2.1.           Endogene Faktoren

 

Hiermit sind die Qi Qing, die Sieben Emotionen gemeint.

 

„Bei den Emotionen handelt es sich natürlich nicht notwendig um Pathogene Faktoren; der wechselnde Fluss der Emotionen ist Bestandteil des gesunden Verhaltens, seine Änderungen sind durch verschiedenen Faktoren bedingt, wie äußerer Druck, vererbte Verhaltensweisen, Alter, Entwicklungsstand und andere. Emotionen werden nur dann zu Ursachen von Disharmonien, wenn ihr Fluß behindert oder unregelmäßig ist, wenn sie überschießen oder verkümmern oder wenn eine oder mehrere der Emotionen gegenüber den anderen unnatürlich dominieren…“(J. Ross, Zang Fu , S. 227)

 

-         Zorn (Nù) lässt das Qi aufsteigen und beeinträchtigt die Leber.

 Der gestörte Fluss des Leberqis kann sich bei Männern in Form von Spermatorrhoe, gestörter Libido und vorzeitiger Ejakulation ausdrücken.

 

-         Freude (Xi) verlangsamt den Qi-Fluss und beeinträchtigt das Herz.

 

-         Sorge und Nachdenklichkeit (You) verknoten das Qi und  beeinträchtigen die Milz und die Lunge. Dies führt häufig zu verminderter Libido und sexuellem Verlangen.

 

-         Traurigkeit (Bei) zersetzt das Qi und beeinträchtigt die Lunge.

 

-         Angst (Kong) lässt das Qi absteigen und beeinträchtigt die Niere.

Verletztes Nieren-Qi kann zu Inkontinenz , Impotenz, Spermathorroe, etc. führen.

 

-         Ein Schock (JIng) zerstreut das Qi und beeinträchtigt Niere und Herz

 

Jede Art von Qi-Stagnation kann in Feuer transformiert werden – Leberfeuer, Herzfeuer, Lungenfeuer, Magenfeuer oder Nierenfeuer. Feuer verletzt die Jue Yin, die Körpersäfte und schädigt das Jing. Jing Mangel führt zu Nieren-Yin-Mangel und kann sich in sexueller Dysfunktion manifestieren.

 

 

2.2. Lebensführung (Bu Nei Wai Yin)

 

2.2.1. Ernährung

 

Eine zu geringe Nahrungsaufnahme aus Armutsgründen ist ein in der westlichen Welt z. Zt. Noch nicht wesentlicher  Faktor. Gründe hierfür sind eher in Krankheiten wie z.B. Anorexia nervosa, Geisteskrankheiten oder eines gestörten Metabolismus zu finden.

„Übermäßiges Essen ist in unserer Gesellschaft ein noch häufigerer Erkrankungsgrund als Mangelernährung u. Fasten.“ (Macciocca .s. 148)

 

„Aus Sicht der Chinesichen Medizin schwächt auch übermäßiges Essen Milz und Magen, es kommt zu einer Anhäufung von Schleim, zu Völlegefühl, Aufstoßen, saurem Reflux, Übelkeit und einen gespannten, geblähten Abdomen.“ (Macciocca S.149)

 

„Eine Vorliebe für eine bestimmte Art von Nahrung kann ebenfalls zu Disharmonien Führen. Die Chinesen sagen, dass zuviel rohe Nahrung den Yang-Aspekt der Milz überanstrengt und so Innere Kalte Feuchtigkeit erzeugt….Fett und ölige Speisen, Alkohol oder Süßigkeiten können Feuchtigkeit und Hitze hervorrufen, unzureichend gesäuberte Nahrung die Verdauung beeinträchtigen. (Ted Kaptschuk, S.148)

 

„Übermäßiger Verzehr von heißer und scharf gewürzter Nahrung …führt zu Hitzesymtomatik (hauptsächlich in Magen oder Leber) wie bitterem Mundgeschmack, Brennen im Epigastrum und Durst. (Maccoca, S.149).

 

Weitere Störfaktoren die die richtige Verdauung behindern sind Essen im Stehen u. Gehen, hektisches Essen unter emotionaler Anspannung oder auch zu spätes Essen.

 

 

2.2.2. physische und psychische Aktivität

 

Schädigend ist zu wenig körperliche Bewegung ebenso wie zuviel. Zuwenig Bewegung lässt Qi und Blut stagnieren, exzessives Training schädigt Shen und Xin-Qi. Zuviel geistige Arbeit verletzt das Pi-Qi.

 

2.2.3. Sexualität

 

Übermäßige sexuelle Betätigung gilt in China als Nieren-Essenz erschöpfend. Was zu viel ist hängt von der individuellen Konstitution ab. Grundsätzlich aber können wir ein „Geschlechtsleben als übermäßig beurteilen, das zu deutlicher Erschöpfung oder sogar einigen anderen spezifischen Symptomen führt; Schwindelgefühl, unklares Sehen, Kreuzschmerzen, schwache Knie, häufige Miktion zählen dazu.“ (Macioca, S.146).

Genauso wie ein Mangel an gelebter Sexualität zu einer Qi-Stagnation führt. Allerdings gibt es Modernen China aus politischen Gründen hier für wenig Aufmerksamkeit.

 

2.3.           Exogene Faktoren

 

Hiermit sind die sechs Klimafaktoren gemeint: Wind, Kälte, Hitze, Feuchtigkeit, Trockenheit und Sommerhitze.

Ein gesunder Körper wird durch normale klimatische Schwankungen nicht krank. Nur wenn a das Wetter extrem ist oder b der Körper in Relation zum klimatischen Faktor zu schwach ist wird ein Klimafaktor zu einem  der Liu Xie.

 

“ Xie bedeutet falsch, unsauber, abwegig, übel oder teuflisch. Liu Xie könnte also mit „die Sechs Übel „ oder „die Sechs Teufel“ übersetzt werden.“ (J. Ross, S. 47)

 

Wind (Feng) tritt selten allein auf. Es heißt Wind sei die Speerspitze der Hundert Erkrankungen. Die Anwesenheit von Wind fördert das Eindringen eines anderen Einflusses. Klinische Manifestationen sind bei urologischen Störungen Jucken der äußeren Genitalien, Schmerz oder auch Schwellung aufgrund von Wind-Hitze. Wind ist ein Yang Faktor.

 

Kälte (Hán) ist ein Yin Faktor, beeinflusst und behindert das Yang Qi im Körper. Kälte blockiert den Fluss von Qi und Blut. Das verursacht Beschwerden wie skrotumkrämpfe und Schmerz in Kombination mit anderen Kältesymtomen wie profuser klarer Urin, kalte Glieder, unterer Rückenschmerz.

 

Hitze (Rè) ist ein Yang Faktor und verletzt die Körpersäfte. Urogenitale Störungen durch Hitze schließen Sterilität oder sexuelle Dysfunktion durch überhöhte Temperatur des Hoden- und Hodensacks ein. Zum Beispiel durch zu lange zu heiße Bäder oder dem Tragen sehr enger Hosen.

 

Feuchtigkeit (Shi) ist schwer, trüb, klebrig und anhaftend. Sie ist ein Yin Faktor und befällt ihrer Natur gemäß gerne den unteren Teil des Körpers, insbesondere den Urogenitaltrakt. Häufiges Symptom ist das Jucken der Genitalien.

 

Trockenheit (Zaò) ist ein äußerer Yang- Faktor der gerne im Herbst auftritt und schädigt Säfte und Yin. Symptome hierfür sind trockene schuppige Haut, trockene Nase, trockener Hals mit trockenem Husten usw. Trockene Hitze kann die Lunge in ihrer Feuchtigkeit absenkenden Aufgabe behindern und somit kann  es zu einer Unterversorgung der Nieren kommen.

 

Die relevanten äußeren pathogenen Faktoren bei Erkrankungen des Urogenitaltraktes sind Kälte, Feuchtigkeit und Hitze.

 

2.4.           Trauma

 

Gemeint sind traumatische Verletzungen, die direkt die Genitalien betreffen und insbesondere indirekte Verletzungen z. B. durch operative Eingriffe des Chong Mai, Ren Mai, Du Mai und Dai Mai. Sind diese außerordentlichen Gefäße verletzt kommt es zu Disharmonien zwischen Jing und Xue.

 

 

2.5.           angeborene organische Schäden

 

Wie auch aus westlicher Sicht  angeborene Formen der  Malformationen der Genitalien, Impotenz und Hermaphrodismus.

 

 

 

3.       Disharmoniemuster, Diagnose und Therapieprinzipien

 

 

3.1.           Shen jing bu zu

Nieren-Essenz-Schwäche, Jing Schwäche

 

Symptome:  Unfruchtbarkeit, Erkältungsanfälligkeit, Schwerhörigkeit, Tinnitus,  frühzeitiges Ergrauen der Kopfhaare, schwache Knochen, Vergesslichkeit, geistige Schwerfälligkeit, Schwindel, Erschöpfung, Schmerzen im Lendenbereich, Schwäche der  Knie, schlechte Zahnsubstanz, vorzeitige Senilität

 

Zunge: „ das Zungenmuster kann Variationen aufweisen, je nachdem, ob die Leere des Yin oder des Yang überwiegt“ (Ross, Zang Fu, S. 101)

 

Puls: tief, schwach, fadenförmig oder Trommelpuls

 

Therapieprinzip:       Nieren unterstützen, Essenz nähren

 

Akupunkturpunkte:    Tai Xi, größter Bergstrom, Ni 3 - Stärkung der Nieren

                                    Shen Shu, Shu-Punkt Niere, Bl 23, - dito

                                   Guan Yuan, Schranke des Ursprungs, Ren 4 - dito

                                   Zu San Li, Heimat des Qi am Bein, Ma 36 - Wiederauffüllung

des nachgeburtlichen Jing

                                   Da Zhu, großes Weberschiffchen, Bl 11 - Meisterpunkt der

Knochen

                                   Xuan Zhong, Glocke der Ängstlichkeit, Gb 39 - Meisterpunkt des

                                   Marks

 

 

3.2.           Shen yang xu

Nieren-Yang-Schwäche

 

Symptome: helles, blasses Gesicht, Abneigung gegen Kälte, kalte Glieder, allgemeines Gefühl der Schwäche, schmerzhafter und kalter Rücken, Schwäche und Kälte in den Knien, verminderter sexueller Antrieb, Impotenz, Spermatorrhoe, lockere Zähne, reichlich klarer Urin, Inkontinenz, Ödeme, schlechter Appetit, weiche Stühle

Zunge: blaß, geschwollen, naß, dünner weißer Belag

Puls:   tief, langsam schwach

 

Therapieprinzip:       MingMen Feuer stärken, Niere wärmen und ernähren

 

Akupunkturpunkte:    Tai Xi, größter Bergstrom, Ni 3

                                   Fu Liu, wiederkehrende Strömung, Ni 7 - Stärkung des Nieren-

                                   Yang

                                   Shen Shu, Shu-Punkt Niere Bl 23 - Stärkung des Nieren –

                                   Yang

                                   Guan Yuan, Schranke des Ursprungs, Ren 4 - Moxa, Stärkung

                                   des MingMen Feuers

                                   Ming Men, Tor des Schicksals, Du 4 - dito

                                   Qi Hai, Meer des Qi, Ren 6 - Moxa, zerstreut Kälte und

                                   Feuchtigkeit, fördert Qi Zirkulation

 

 

3.3.           Shen Yin Xu

Nieren Yin Schwäche

 

Symptome: Spermatorrhoe, Unfruchtbarkeit, nächtlicher Samenverlust, vorzeitige Ejakulation, Schwindel, Tinnitus, Vergesslichkeit, Nachtschweiß, abendliche Mundtrockenheit, Hitze der Fünf Flächen, Wangenrötung, Durst, Rücken- und Knochenschmerzen, Verstopfung, dunkler spärlicher Harn, Polyurie, Palpitationen

Zunge:           rot, belaglos, evtl.  Risse

Puls:              oberflächlich, leer, schnell

 

Therapeutisches Prinzip:    Ni Yin stärken, tonisierend nadeln, kein Moxa

 

Akupunkturpunkte:    Ren 4

                                   Tai Xi, größter Bergstrom, Ni 3 - tonisiert die Niere

                                   Zhao Hai, leuchtendes Meer, Nie 6 - spezifisch Ni yin

                                   stärkend, unterstützt die Kehle

                                   Yin Gu, Tal des Yin, Ni 10 - tonisiert Ni Yin

                                   Zhu Bin, den Gast aufbauen, Ni 9 - tonisiert Yin, beruhigt

                                   ängstliche Nervösität

                                   San Yin Jiao, Verknüpfung der 3 Yin, Mi 6 - Treffen der 3 Yin,                          beruhigt den Geist

                                   Shen Shu, Shu-Punkt Niere, Bl 23 - stärkt Ni Qi, kann hier

                                   auch Hitze im unteren San Jiao vertreiben

                                   Hui Yin, Versammlung des Yin, Ren 1 in Kombination mit Ni 3

                                   und Shen Men, Tor des Shen, He 7 - bei nächtlichen

                                   Samenergüssen

 

 

3.4.           Xue Yu Jing Xu

Blutstagnation , Jing Schwäche

 

Symptome: Agglutination der Spermien ,Unfruchtbarkeit mit einer länger bestehenden Qi Stagnation, alter Verletzung der Genitalien oder Unterbauch, trockene Haut, Krampfadern, Schmerzen und Schwäche des Unteren Rückens, Unterbauchschmerzen

 

Zunge: blass mit roten Punkten oder Flecken

Puls:   tief, fadenförmig, gedrillt

 

Therapeutisches Prinzip:    Blut aktivieren und Jing nähren

 

Akupunkturpunkte, die Jing stärken s.o.

Akupunkturpunkte, die Blut bewegen:

                                    He Gu, Tal der Harmonie, Di 4 in Kombination mit

                                   Tai Chong, Hauptverkehrsstraße, Le 3 - öffnet die

                                   „Vier Schranken“

                                   Qu Chi, Teich an der Krümmung, Di 11 - harmonisiert Qi und Blut

                                   Xue Hai, Meer des Blutes, Mi 10 - reguliert das Blut, beseitigt

                                   Stase, Wasserpunkt, Meer-He- Punkt

                                   Ge Shu, Shu-Punkt des Zwerchfells, Bl 17 - reguliert und

                                   tonisiert das Blut, Hui-Punkt des Blutes

                                   Gan Shu, Shu-Punkt der Leber, Bl18 - Shu Punkt der Leber,

                                   reguliert Qi Fluss

                                   Qi Hai, Meer des Qi, Ren 6 bewegt Qi und Blut im Abdomen

                                   Qi Chong, Durchgangsstraße des Qi, Ma 30 löst Stagnation im

                                   Chong Mai

 

 

 

 

 

 

3.5.           Gan qi yu jing bu zu

Leber Qi Stagnation, Jing Schwäche

 

Symptome: Unfruchtbarkeit, Depressionen, eventuell blaßgelbe Gesichtsfarbe, Spannungsgefühl im Hypochondrium, schlechte Verdauung, Schmerzen und Spannung im Abdomen, Völlegefühl, Flankenschmerzen, saures Aufstoßen, Übelkeit, „Kloßgefühl“ im Hals, sowie Symptome der Jing Schwäche (siehe 2.1.)

 

Zunge: normal oder purpur, geschwollene Seitenränder

Puls: gespannt, saitenförmig

 

Therapieprinzip: Leber Qi verteilen und regulieren

 

Akupunkturpunkte:    Yang Ling Quan, Quelle am Yang –Hügel, Gb 34 - reguliert

                                   Leber- Qi, wirkt auf das Hypochondrium

                                   Tai Chong, Hauptverkehrsstraße, Le 3  - reguliert Leber Qi

                                   Zhang Men, geschmücktes Tor, Le 13 - wirkt insbesondere auf

                                   den Mittleren Erwärmer

                                   Qi Men, Tor eines Zyklus, Le 14 - dito

                                   Fei Hu, abzweigender Graben, SJ 6 - reguliert das Leber Qi,

                                   beeinflusst vor allem die seitlichen Körperareale

                                   Nei Guan, innere Schranke, Pc 6 - bei Leber Qi Stau durch

                                   emotionale Probleme

 

 

3.6.           Tan shi zu yao jing shi

Schleim blockiert das Jing

 

Symptome: Agglutination der Spermien, Unfruchtbarkeit gekoppelt mit Fettleibigkeit, vermehrte Schleimproduktion, Gefühl der Enge in Brust und Epigastrum, Schweregefühl des Körpers und Kopf, feuchtes Skrotum, evtl. lose Stühle

 

Zunge: vergrößerter Zungenkörper mit Zahneindrücken und einem weißen, schmierigen Belag

Puls: schlüpfrig, drahtig

 

Therapieprinzip: Schleim transformieren und ausleiten, Palast des Jings klären

 

Akupunkturpunkte:    Feng Long, üppige Fülle, Ma 40 Meisterpunkt des Schleims

                                   Zu San Li, Heimat des Qi am Bein, Ma 36

                                   Qi Hai, Meer des Qi,RM 6

                                   Tai Xi Ni 3, Shen Shu Bl 23, Guan Yuan RM 4 zur Stärkung des

                                   Jings

                                   Zhong Wan, mittlerer Kanal, RM 12 + Tian Shu, Achse des

                                   Himmels, Ma 25 unterstützen den Transformationsprozess durch                               die Milz und bekämpfen Feuchtigkeit

                                   Nei Guan, innere Schranke, Pc 6 öffnet die Brust, beruhigt den

                                   Geist

                                   Yin Ling Quan, Quelle am Yin-Hügel, Mp 9 beseitigt Feuchtigkeit

                                   und Blockaden

                                   Qu Quan, Quelle an der Krümmung, Le 8 stärkt das Leberblut

                                   Ge Shu, Shu-Punkt Zwerchfell, Bl 17 belebt das Blut

 

 

3.7.           Qi Xue Xu

Qi und Blut Mangel

 

Symptome: stumpfes,blasses Gesicht, Erschöpfung, Kurzatmigkeit, chronische Müdigkeit,  Schwindel, Tinnitus, Schwäche in den Gliedern, trockene Haut und Haare, Parästhesien, Panikgefühle, Schlafstörungen, schlechtes Gedächtnis

Zunge: blass, dünn mit dünnen weißem Belag

Puls: schwach, rauh, fein

 

Therapieprinzip: Qi stärken, Blut nähren, Jing erhalten

 

 

 

 

Akupunkturpunkte:    Ge Shu, Shu-Punkt Zwerchfell, Bl 17

                                   Qu Quan, Quelle an der Krümmung Le 8

                                   Zu San Li, Heimat des Qi am Bein Ma 36

                                   Xue Hai, Meer des Blutes, Mi 10

                                   Qi Hai, Meer des Qi, RM 6

 

 

4.       Diätetik

 

Die Nieren speichern zwei Formen des Jings, das vorgeburtliche und das nachgeburtliche. Das nachgeburtliche Jing wird aus dem GuiQi (Nahrungs Qi) und dem Zhong Qi, dem (Brust Qi) gebildet. Für eine gesunde Spermienproduktion muss beides in ausreichender Menge und Qualität vorhanden sein. Eine ausgewogene Ernährung balanciert Yin und Yang, ernährt die Zang Fu , nährt Qi, Blut und Jing.

 

 

In vielen Fällen wird die Spermienqualität durch eine dreimonatige Ordnungstherapie verbessert. Schwerpunkt dieser Therapie liegt auf einer Ernährung die dem zugrunde liegenden Syndrom abgestimmt ist. Zum Beispiel klären energetisch kühle und kalte Nahrungsmittel Hitze, süße kalte Lebensmittel befeuchten das Yin, kühlen Feuer und generieren die YinYe, Warm-scharfe Nahrungsmittel wärmen das Yang, während süße-warme Lebensmittel das MingMen Feuer stärken.

Allgemein gilt:

Warmes Getreidefrühstück

Vollwertige Mittagsmahlzeit (gekochtes Getreide, Kartoffeln mit Gemüse u. evt. Eiweiß)

Leichtes Abendessen, idealerweise in Form einer Suppe, gedünstetes Gemüse, etwas tierisches oder pflanzliches Eiweiß

 

 

 

 

 

 

4.1.           Nahrungsmittel, die den Funktionskreis Niere stärken

 

Salziges und Kühles dient der Stützung des Jings und der Erhaltung des Nieren Yins am besten. Wohingegen das Nieren Yang nach warmen oder heißen, vom Geschmack her eher scharfen entfaltenden Kräften verlangt.

 

4.1.1. Yang tonisierende Lebensmittel:

Kolbenhirse, Walnusskerne, Esskastanie, chinesischer Lauch, Fenchelknolle, Weißkohl, Weintraube, Hühnerfleisch, Wachtel, Schaf- und Ziegenfleisch, Rindernieren, Hirschfleisch, Schweineniere, Garnelen, Gewürznelke, Zimt, Sternanis, Alkohol in therapeutischen Dosen.

 

4.1.2. Yin tonisierende Lebensmittel

 

Bsp. Weizen, Kolbenhirse, schwarze Sojabohne, Sesam, Walnusskerne, Karotte, Yamsknolle, Maubeerfrucht, Weintraube, Kirsche, Hühnerfleisch, Hühnerei, Entenfleisch, Schweinefleisch, Rindernieren, Taubenfleisch, Schweineniere, Karpfen, Barsch, Austern, Tintenfisch, Schaf- und Ziegenmilch, Butter, Sahne, Frischkäse, Sesamöl, Salz

 

4.2.           Nahrungsmittel, die Qi und Blut bewegen

 

Bsp.: Fenchel, chin. Lauch, Knoblauch, Shitakepilz, Austernpilz, Zwiebel, Rettich, Koriander, Chillis, Paprika, Rotalge, Litschi, Sternanis, Essig, Pampelmuse (mit Schale), Kirsche, Pfirsich, Maulbeerfrucht, Judasohr, Lotuswurzel, Aubergine, Azukibohne

 

4.3.           Nahrungsmittel, die Qi und Blut aufbauen

 

„Das aus der Nahrung extrahierte“…“umgewandelte Gu Qi ist die Basis des Xue. Das Qi, also das, was unsere Nahrung enthält, bildet letztendlich das Blut. Enthält unsere Nahrung zu wenig Qi kann es zu einer Xue-Schwäche kommen. Dasselbe ist der Fall, wenn bei einer Schwäche des Qi der Milz diese nicht in der Lage ist, auch bei guter und ausreichender Ernährung die wertvollen, notwendigen Substanzen und Energien zu Extrahieren. Daher kommt es bei (Milz) Qi-Schwäche konsequenterweise auch Xue-Schwäche.“ (Lorenzen/Noll, Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen Medizin, Band 3, Seite148)

 

Bsp.: Kolbenhirse, Hiobstränensamen, Champnon, Gerste, Hafer, Rundkornreis, gelbe Sojabohne, Erbsen, Saubohne, Mais, Karotte, Weißkohl, Kartoffel, Süßkartoffel, Shitaktpilz, Kokosnuss, Feige, Longane, Hühnerei, Wchtel, Karpfen, Hering, Barsch, Honig, Lotuswurzel, Austernpilz., Koriander, Litschi, Kirsche, rote Beete, rote Trauben, kleine Mengen Blattsalate, Feldsalat, Spinat, Brokkoli, Mangold, Hühnerleber, Lammleber, Rindfleisch, Huhn, frischer Tintenfisch

 

4.4.           Nahrungsmittel, die Feuchtigkeit um Schleim entgegenwirken

 

Wenn sich zusätzlich zu einer Schwäche der „Mitte“ eine Feuchtigkeitssymptomatik ausgebildet hat, sind therapeutisch alle Lebensmittel indiziert die eine Milz-Qi-Schwäche  beheben und einen eindeutig erwärmenden Charakter, sowie eine nicht zu stark entwickelte Süße haben. Denn es ist besonders der süße Geschmack, der durch seine wasseranziehende, hygroskopische und dadurch Yin-Säfte erzeugende Wirkung den Boden für das Entstehen von Schleim bereitet. Schwere, fette Nahrungsmittel, viel Rohkost , viele Milchprodukte und Fettgebratenes begünstigt die Entstehung von Feuchtigkeit und Schleim.

 

Bsp.: Gerste, Buchweizen, Hiobstränensamen, schwarze Sojabohne, gelbe Sojabohne, Azukibohne, Erbse, Saubohne, Knoblauch, Chili, Paprika, Ingwer, Koriander Fenchel, Knoblauch

 

3.4.1. Feuchte Hitze , heißer Schleim

 

Zur Therapie muss einerseits die die angesammelte Hitze gekühlt werden und abgeleitet , andererseits Feuchtigkeit umgewandelt und ausgeleitet werden.

 

Bsp.: Buchweizen, Mungbohne, Sojasprosse, Löwenzahn, Süßkartoffel, Flaschenkürbis, Gurke, Sellerie, Artischocke, Süßwasserkrabben

 

4.5.           Nahrungsmittel bei Leber Qi Stagnation

 

„Zur Verbesserung und Regulation des Qi-Flusses sind öffnende, lösende und erweichende Nahrungsmittel notwendig, in der Regel von scharfem Sapor und warmen Temperaturverhalten“ (Engelhardt/Hempen „Chinesische Diätetik, Seite 480)

 

Bsp.: chinesischer Lauch, Stangensellerie, Wasserkastanie, Brauntang, Kumquat, Garnelen, Langusten, Fenchel, Feige

 

 

5.         Massage

 

a)     Querreiben des Unterbauches

Der Patient liegt auf dem Rücken, der Masseur legt seine Handflächen auf beidseitg zwischen Nabel und dem inneren Rand der Hüfte und reibt diese Region horizontal Richtung Bauchmitte für 5 – 10 Minunte.

 

b)     Kneten des Punktes MingMen (Du4)

Der Patient liegt in Bauchlage, der Behandler knetet mit Zeigefinger oder Handballen den Punkt Mingmen (Du 4) für 5 – 10 Min.)

 

c)      Drücken/Schieben des Rumpfes

Patient liegt in Bauchlage, der Behandler legt seine Daumen auf Shenshu (Bl 23),

die Finger liegen auf den Rippen, von Innen nach Außen die entlang der Rippen schieben für 5 – 10 Minuten.

 

d)     Sanyinjiao (Mp 6) 5 – 10 Minuten drücken

 

e)     Zusanli (Ma 36) 5 -10 Minuten drücken

 

Diese Behandlung soll täglich über eine Woche ausgeführt werden. Nach einer 3 – 5tägigen Pause soll der Behandlungszyklus noch einmal wiederholt werden.

 

(aus „Traditionell Chinese Treatment for Andropathy , Hou JInglun)

Schlußbemerkung

Die Spermienqualität und damit die Fortpflanzungsfähigkeit und Fruchtbarkeit des Mannes ist in den letzten Jahren in Deutschland massiv gesunken. Die Spermienkonzentration ist in den vergangenen 4 Jahrzehnten um bis zu 70 % zurückgegangen. Auch die Beweglichkeit der Spermien hat sich verschlechtert. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls ein neuer Bericht der Universität Oldenburg im Auftrag des WWF. Damit wird erstmals die Abnahme der Spermienqualität auch in Deutschland nachgewiesen, die Wissenschaftler zuvor schon in vielen Ländern Europas (Untersuchungen aus Skandinavien, Frankreich, Belgien und Schottland) festgestellt hatten. Es ist zu befürchten, dass auch bei Menschen neben Risikofaktoren wie Ernährungsgewohnheiten oder Stress, Umweltgifte mitverantwortlich für die abnehmende Fruchtbarkeit sein können.

Viele männliche Patienten, die sich mit ihrer Partnerin in einer Fertilitätsbehandlung befinden, haben das Bedürfnis mehr für ihre Spermienqualität zu tun als Vitaminpräparate zu konsumieren. Das ist häufig der Grund für die Konsultation eines TCM-Therapeuten. Entsprechend des Zeitraumes der Spermatogenese und guter Mitarbeit des Patienten können wir häufig durch gezielte Ordnungstherapie, der Akupunktur und den chinesischen Kräuterrezepturen in vielen Fällen signifikante positive Veränderungen erzielen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bibliographie

 

Anna Lyn, A Handbook of TCM Urology & Male Sexual Dysfunktion

Blue Poppy Press, Inc.

 

Giovanni Macioca, Die Grundlage der Chinesischen Medizin,

Verlag für Ganzheitliche Medizin Dr. Erich Wühr GmbH

 

Engelhardt/Hempen, Chinesische Diätetik,

Urban& Fischher

 

Udo Lorenzen / Andreas Noll , Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen Medizin, Band 3

Verlag Müller & Steinicke

 

Barbara Temelie / Beatrice Trebuth, Die Fünf Elemente Ernährung für Mutter und Kind,

Joy Verlag

 

Jeremy Ross, Zang Fu,

Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft Uelzen

 

Hou Jinglun, Traditional Chinese Treatment for Andropathy, Xue Yuan Academy Press

 

Paul Unschuld, Niere – Wasser, Artikel, Institute for Traditional Medicine, Portland, Oregon

 

Terminologische Grundlagen der traditionellen chinesischen Akupunktur,

Udo Lorenzen

 

 

Internetseiten:

www.wunschkinder.de

www.uni-giessen.de