Kinderwunsch

Fruchtbarkeit und Empfängnis aus Sicht der

chinesischen Medizin

 

 

Diplomarbeit

zum Abschluss der

Ausbildung in der chinesischen Medizin

am Ausbildungszentrum Nord der Arbeitsgemeinschaft für
Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.
von

 

 

Uta König

vorgelegt im April 2007

 

 

 

 


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung                                                                                                                           4

2. Fruchtbarkeit in der chinesischen Medizingeschichte................................................. 6

2.1. Han-Dynastie (206 v. Chr.–220 n. Chr.)..................................................................... 7

2.2. Jin-Dynastie (220–420)............................................................................................... 8

2.3. Sui-Dynastie (581–618).............................................................................................. 9

2.4. Tang-Dynastie (618–906)........................................................................................... 9

2.5. Song-Dynastie (960–1279)...................................................................................... 10

2.6. Yuan-Dynastie (1115–1368) .................................................................................... 11

2.7. Ming-Dynastie (1368–1644)..................................................................................... 12

2.8. Qing-Dynastie (1644–1911)..................................................................................... 13

2.9. Neuzeit – Entstehung der TCM................................................................................. 14

3. Die Empfängnis aus Sicht der chinesischen Medizin............................................... 15

3.1. Die Energetik der Fruchtbarkeit .............................................................................. 16

3.2. Reflexionen über Ming Men – das Lebenstor......................................................... 18

4. Die Säulen der Fruchtbarkeit....................................................................................... 21

4.1. Tian Gui – die Essenzen der Fruchtbarkeit............................................................. 21

4.1.1. Der Reifezyklus des Tian Gui................................................................................ 23

4.2. Der Uterus (Bao Gang) – der Palast des Kindes................................................... 25

4.3. Der Raum des Spermas – das Bao des Mannes.................................................. 25

4.4. Die Bedeutung der inneren Organe......................................................................... 26

4.5. Die Bedeutung der Wundergefäße (Qi Jing Ba Mai)............................................. 27

5. Zyklus und Menstruation ............................................................................................... 30

5.1. Die 4 Phasen des weiblichen Zyklus....................................................................... 30

5.2. Zyklus und Menstruation als Diagnoseinstrument................................................... 32

5.2.1. Störungen in der Zykluslänge................................................................................. 33

5.2.2. Blutungsstörungen................................................................................................... 35

5.2.3 Veränderte Farbe und Konsistenz......................................................................... 36

6. Sperma – Physiologie und Pathologie des Ejakulats............................................... 38

                                                                                                   

7. Fruchtbarkeitsstörungen bei Frauen und Männern.................................................... 39

7.1. Mögliche Ursachen für Infertilität............................................................................... 39

7.1.1. Äußere pathogene Faktoren (Wai Yin)................................................................. 40

7.1.2. Innere pathogene Faktoren (Nei Yin).................................................................... 41

7.1.3. Weder innere noch äußere Faktoren (Bu Nei Qai Yin)....................................... 42

7.2. Die wichtigsten Muster bei Infertilität und ihre Symptome..................................... 44

7.2.1. Nieren-Jing-Schwäche........................................................................................... 44

7.2.2. Nieren-Yang-Schwäche.......................................................................................... 46

7.2.3. Nieren-Yin-Schwäche............................................................................................. 47

7.2.4. Leber-Qi-Stagnation............................................................................................... 48

7.2.5. Milz-Qi/Yang-Schwäche......................................................................................... 48

7.2.6. Nässe und Schleim (mit oder ohne Hitze) im unteren Erwärmer....................... 49

7.2.7. Kälte im unteren Erwärmer.................................................................................... 50

7.2.8. Blutschwäche........................................................................................................... 51

7.2.9. Blutstase.................................................................................................................. 52

7.2.10. Hitze im Blut........................................................................................................... 52

8. Kleine Punkteauswahl für Patienten mit Kinderwunsch............................................. 53

8.1. Akupunktur bei Nieren-Jing-Schwäche ................................................................... 53

8.2. Symptomatische Punkte bei Fruchtbarkeitsstörungen.......................................... 54

8.3. Therapie weiblicher Patienten nach dem Zyklus.................................................... 55

9. Zusammenfassung und Diskussion ............................................................................ 56

10. Literaturliste................................................................................................................. 58

 

 


Das Thema Kinderwunsch und Fruchtbarkeit beschäftigt mich seit vielen Jahren. 1996 erschien mein erstes Buch darüber – inzwischen sind weitere gefolgt. In allen spielen auch die Akupunktur und andere Verfahren der chinesischen Medizin[1] eine Rolle. Diese „Baby-Buch“-Recherchen haben mein Interesse an der chine­si­schen Medizin geweckt, mich schließlich für meine Ausbildung motiviert. Aus diesem Grund widme ich meine Abschlussarbeit mit Freude und Dankbarkeit diesem Thema.

 

1. Einleitung

Etwa zwei Millionen Paare in Deutschland bleiben ungewollt kinderlos. Zu 30–40 Prozent liegen die Ursachen der Unfruchtbarkeit ausschließlich bei der Frau (kei­ne oder unregelmäßige Eisprünge, schlechte Qualität der Eizellen, nicht durch­gängige Eileiter u.a.), zu 30–40 Prozent ausschließlich beim Mann (geringe Sper­mien­zahl, schlechte Spermienbeweglichkeit, Missbildungen oder eine Kom­bi­nation aller drei Faktoren). In etwa 35 Prozent der Fälle weiß man nicht, woran es liegt. Schulmediziner sprechen dann von einer ideopathischen Störung.

Vor allem das Alter begrenzt die Fruchtbarkeit, und dieser Faktor erklärt, dass Schätzungen zufolge Infertilität in jeder siebten Partnerschaft zum Problem wird – vorübergehend oder dauerhaft. Das Durchschnittsalter einer Frau bei ihrer ersten Geburt hat sich von den 60er Jahren bis heute von 23 auf 30 Jahre verschoben. Immer häufiger besteht ein Kinderwunsch jenseits der 40 – die natürliche Fortpflanzungsfähigkeit hat sich dann bereits verringert, denn die Quantität und Qualität der Eizellen nehmen mit zunehmendem Alter ab. Alterseffekte beim Mann spielen ebenfalls eine Rolle, treten aber erst ab 50 messbar auf.

Viele verzweifelte Ehepaare, die längere Zeit vergeblich auf Nachwuchs war­ten, greifen früher oder später auf die Methoden der künstlichen Befruchtung zurück. Gut 100.000 Kinder sind in Deutschland bislang im Labor gezeugt worden. Die chinesische Medizin weiß, dass dort, wo Qi, Jing, Blut, Yin oder Yang fehlen, der Erfolg einer künstlichen Befruchtung immer eine Frage des Zufalls und des Glücks bleibt, gilt doch der „Wille des Himmels“ im chine­sischen Konzept als wesentliche Voraussetzung für eine Empfängnis (siehe Kapitel 3). Es ist bekannt, dass nach einer In-vitro-Empfängnis vermehrt Probleme bei der Einnistung und während der Schwangerschaft auftreten können (ganz abgesehen vom ethischen Problem überzähliger Embryonen). Es kommt auch häufiger zu Fehl- und Totgeburten. Über den Gesundheits­zu­stand der künst­lich gezeugten Nachkommen gibt es wenige, einander teils widersprechende Studien. Langzeitbeobachtungen fehlen ganz.

Die Bedeutung der chinesischen Medizin bei Kinderwunsch hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Immer mehr Reproduktionskliniken setzen zur Verbesserung ihrer „Baby-Take-Home-Raten“ vor allem Akupunktur als begleitende Maßnahme ein. Aus schulmedizinischer Sicht können bei der Frau mit Hilfe der Akupunktur vor allem die Follikelreifung und die Einnistung durch die Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut unterstützt werden. Denn je dicker und je besser durchblutet diese ist, desto größer sind die Chancen für eine Einnistung des Embryos. Beim Mann kann eine deutliche Verbesserung der Spermienqualität erzielt werden.

Zahlreiche Studien bestätigen die Effizienz der Behandlung bei Problemen rund um die Empfängnis. Dass in vielen Fällen auch die CM-Behandlung allein Kinderwunsch-Paaren zu einem gesunden Baby verhelfen kann, wissen vor allem die glücklichen Eltern und ihre erfolgreichen Therapeuten zu berichten. Darüber hinaus lassen sich durch rechtzeitige Prävention Störungen, die einem Baby im Wege stehen, oftmals ganz verhindern. Das ist das eigentliche Anliegen der chinesischen Medizin.

In dieser Arbeit stelle ich die aus Sicht der chinesischen Medizin für die Repro­duktion nötigen Voraussetzungen dar und zeige die Ursachen für die häufigs­ten Störungen auf sowie Möglichkeiten, mit denen sie sich positiv beein­flussen lassen. Um darzustellen, auf welchen Traditionen die heute gängigen Therapiekonzepte beruhen, erlaube ich mir als Einstieg einen Exkurs in die chinesische Medizingeschichte. Er soll verdeutlichen, wie die verschie­denen Konzepte der Fruchtbarkeit von Generation zu Generation erweitert, ergänzt, integriert, fallen gelassen oder auch wieder neu aufgenommen wurden.

 

2. Fruchtbarkeit in der chinesischen Medizingeschichte

Die chinesische Medizin beschäftigt sich seit Jahrtausenden mit dem Geheim­nis, das hinter der Entstehung neuen Lebens steckt. Es gibt eine reiche Aus­beute klassischer Literatur, die sich mit dem „Zeugen von Söhnen“ und der „Vermehrung der Nachkommenschaft“ beschäftigen – kurz: mit den repro­duktiven Möglichkeiten des Menschen. Eine wichtige Grundlage sämtlicher medizinischer Theorien ist das I Ging (Buch der Wandlungen), das die Welt in 64 Hexagrammen (in geometrischer Form angeordneten Strichen und Linien) als ein nach bestimmten Gesetzen ablaufendes Ganzes beschreibt, dessen Formen aus der permanenten Wandlung der beiden polaren Urkräfte (Yin und Yang) entstehen.[2]

Natürlich war den Gelehrten schon in frühesten Zeiten bekannt, dass zum Kinderkriegen Mann und Frau gehören. Dennoch wird das Thema Fruchtbarkeit traditionell unter der Rubrik Gynäkologie abgehandelt. Der Grund: Der weibliche Beitrag zur Reproduktion – Menstruation, Schwangerschaft, Geburt und Stillen – ist sehr viel umfassender und daher sehr viel störanfälliger als der männliche. Die Vorgänge rund um die Empfängnis gestalten sich viel komplizierter: Im Körper der Frau muss sich der Embryo einnisten und bis zu Geburt ernährt werden.

 

2.1. Han-Dynastie (206 v. Chr.–220 n. Chr.)

Aus der Han-Dynastie stammen wichtige frühe Zeugnisse der chinesischen Medizin, die auch das Thema Fruchtbarkeit behandeln. Die älteste gut erhaltene Literaturquelle fand man erst 1973 bei Ausgrabungen in den Ma-Wang-Dui-Gräbern: Beim Tai Chan Shu (Buch über Schwangerschaft und Geburt) handelt es sich um Schriftrollen aus Bambus und Seide, deren Entstehung auf das zweite oder erste vorchristliche Jahrhundert datiert wird. Sie befassen sich auch mit Sexualleben, Schwangerschaft und Geburt.[3]

300–100 v. Chr. erfolgt die Zusammenstellung des ältesten Klassikers der chinesischen Medizin, des Huang Di Nei Jing (Des Gelben Kaisers Klassiker des Inneren) – heutige Übersetzungen berufen sich allerdings auf Überlieferungen aus dem 2. Jhd. n. Chr.

Das Su Wen (Grundlegende Fragen), der erste Band dieses Grundlagenwerks, beschreibt die Funktion des Uterus und erwähnt dessen Verbindung zu Herz und Niere über den Bao Bai und Bao Luo. Kapitel 1 des Su Wen definiert die Reifezyklen von Mann und Frau und damit die Voraussetzungen für die Zeugung von Nachkommen. Kapitel 60 nennt als Ursache weiblicher Unfrucht­barkeit eine Störung des Du Mai, liefert diagnostische Hinweise (z.B. anstür­mendes Ferkel-Qi, Harnverhalten, Hämorrhoiden, trockene Kehle) und empfiehlt die Akupunkturpunkte Ren 2 Qu Gu und Ren 7 Yin Jiao.

Das Ling Shu (Achse der magischen Wirkkraft), der zweite Band des Nei Jing, beschreibt im 10. Kapitel die embryonale Entwicklung und den typischen Schwangerschaftspuls. Die im Nei Jing dargelegten theoretischen Grundlagen (Yin und Yang, die 5 Wandlungsphasen und ihre Entsprechungen, die Zang-Fu-Organe, die Haupt- und Sondermeridiane, die Krankheitsursachen) haben im wesentlichen bis heute Gültigkeit.

Während der Wei-Dynastie, im 3. Jhd. n. Chr., entsteht das Jin Gui Yao Lue (Wichtige Verschreibungen aus der goldenen Truhe) von Zhang Zhong Jing, der uns vor allem durch den Kräuterklassiker Shang Han Lun (Abhandlungen über schädigende Kälte) ein Begriff ist. Es enthält drei gesonderte Kapitel zu Schwangerschaftsbeschwerden, Wochenbett und diversen gynäkologischen Erkrankungen. Als Hauptursache von Unfruchtbarkeit nennt Zhang Zhong Jing – viele seiner Nachfolger werden ihm in dieser Ansicht folgen – den pathogenen Faktor Kälte.[4]

 

2.2. Jin-Dynastie (220–420)

In dieser Periode veröffentlicht Wang Shu He das Mai Jing (Klassiker vom Puls). Kapitel 9 ist der Frauenheilkunde und Geburtshilfe gewidmet und differenziert verschiedene Pulse bei Frauenerkrankungen, die u.a. Rückschlüsse auf das Geschlecht des Ungeborenen erlauben.[5]

Im Jahre 282 erscheint der Akupunktur- und Moxibustionsklassiker Zhen Jiu Jia Yi Jing von Huang Fu Mi. Im 12. Kapitel nennt der Autor Blutstase als wichtige Ursache für Unfruchtbarkeit bei Frauen und empfiehlt Moxa und Akupunktur.[6]

 


2.3. Sui-Dynastie (581–618)

Im Jahre 610 schreibt der kaiserliche Arzt Chao Yuan Fang das Buch Zhu Bing Yuan Hou Zong Lun (Abhandlung über Ursachenforschung und Symptome von Krankheiten). Danach geht weibliche Unfruchtbarkeit im Wesentlichen auf das Eindringen der 6 Übel (v.a. Wind und Kälte) zurück. Männliche Unfrucht­barkeit werde meist durch Erschöpfung (Leerezustände) verursacht. Chao Yuan Fang liefert auch typische Pulsbefunde, die die Ursachen einzugrenzen helfen.[7]

 

2.4. Tang-Dynastie (618–906)

In der Blütezeit von Daoismus und Buddhismus wird das kaiserliche Medizin­büro gegründet. Als leuchtender Stern unter den Ärzten gilt Sun Si Miao. Mehrfach schlägt er den gutbezahlten und ehrenvollen Vorstandsposten für das Medizinbüro aus, um frei für seine Patienten zu bleiben. Für seine ärztliche Tätigkeit lässt er sich laut Legende mit Aprikosenkernen bezahlen, mit denen er einen riesigen Aprikosenhain angelegt haben soll. Im Jahre 652 vollendet er sein Werk Qian Jin Yao Fang (Rezepte, die tausend Goldstücke wert sind). Die ersten vier Kapitel davon widmet er Frauenthemen wie Menstruation, Schwan­gerschaft und Geburt. Er gibt Empfehlungen für die Empfängnis (Vermeidung schädigender Einflüsse während der Paarung), eine recht präzise Beschreibung der Schwangerschaftsstadien sowie Ratschläge für die „embryonale Erzie­hung“ – sprich, durch welches Verhalten die Mutter die Entwicklung des wer­den­den Kindes fördere. Unfruchtbarkeit könne genauso am Mann (Essenz­mangel) wie an der Frau liegen, betont Sun Si Miao und tritt damit einem hartnäckigen Vorurteil entgegen, wonach allein die Frau Schuld sei. Ein beson­derer Risikofaktor für Frauen bestehe allerdings in ihrer psychischen Mehrbe­lastung – eine Folge ihrer untergeordneten Stellung. Aber auch eine ungüns­tige astrologische Konstellation der Horoskope des Paares spiele eine Rolle.[8]

Aus der Tang-Dynastie stammt auch das älteste in China original überlieferte gynäkologische Handbuch. Das 852 von Zan Yin geschriebene Werk Jing Xiao Chan Bao (Geprüfte Schätze der Frauenheilkunde) liefert Rezepte zur Behand­lung von Regelstörungen, Schwangerschaftsbeschwerden, Geburtsproblemen und im Kindbett.

 

2.5. Song-Dynastie (960–1279)

Während der Song-Dynastie kommt es zu einem neuen wissenschaftlichen und geistigen Aufschwung. Der buddhistische Einfluss geht zurück, und der Neo-Konfuzianismus entwickelt sich zur wichtigsten geistigen Strömung. Das kaiserliche Medizinbüro wird erweitert, eine eigene Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe eingeführt, es erscheinen viele Bücher zur Frauenheilkunde.

Ein Beispiel ist das Nu Ke Bai Wen (100 Fragen zur Frauenheilkunde) von Qi Zhong Fu, dem Leiter der „Abteilung für verheiratete Frauen“ im Medizinbüro, das 1220 n. Chr. erscheint. Im klassischen Frage- und Antwortstil nach dem Vorbild des Nei Jing spricht der Autor insgesamt 100 Themen an – von physiologischen Vorgängen und pathologischen Entgleisungen bei Frauen, über die Vorgänge während der Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit.[9]

Das vollständigste Werk aus der gynäkologischen Reihe des Medizinbüros wird 1273 publiziert und liefert eine Kompilation sämtlicher früherer Erkenntnisse über Frauenheilkunde. Fu Ren Liang Fang Da Quan (Abhandlung über nützliche Rezepturen für Frauen) von Chen Zi Ming besteht aus 24 Bänden und beinhaltet allein 20 Kapitel über Menstruationsstörungen und 10 über Unfruchtbarkeit (Hauptursachen: Störungen des Chong Mais, Ren Mais und des Nieren-Qi). Insgesamt bespricht Chen Zi Ming mehr als 260 Erkrankungen, für jede führt er Rezepturen an. Dieses Werk ist noch heute Bestandteil der medizinischen Prüfungen in China.[10]

 

2.6. Yuan-Dynastie (1115–1368)

In dieser Zeit entstehen viele „neue“ medizinische Theorien, und es wird auch die erste unabhängige medizinische Universität ins Leben gerufen. Vier Meister dieser Zeit entwickeln therapeutische Konzepte, die bis heute Gültigkeit haben: Liu Wan Su gründet die „Schule des Kühlens“; Zhang Cong Zheng konzipiert die „Schule der Attacke“; Li Dong Yuan gründet die „Schule der Stärkung der Erde“ und Zhu Dan Xi die „Schule der Stärkung von Yin“.[11] Hier die wichtigsten Ansätze dieser Ärzte bei Fruchtbarkeitsstörungen:

Liu Wan Su (1120–1200) betrachtet erstmals Feuer (statt Kälte) als Hauptursache von gynäkologischen Erkrankungen und Unfruchtbarkeit, weshalb er kühlende Arzneimittel verschreibt. Er empfiehlt, bei Mädchen vor der Pubertät die Nieren-Leitbahn zu behandeln, bei jungen Frauen die Leber- und bei älteren die Milz-Leitbahn – eine Strategie, die auch heute noch Anwendung findet. Liu Wan Su legt viel Wert darauf, seine Rezepturen den Jahreszeiten anzupassen.

Zhang Cong Zheng, auch bekannt unter dem Namen Zhang Zi He (1156–1228), behandelt die meisten Erkrankungen durch Auslösen von Schwitzen, Erbrechen sowie durch Abführen. Mit diesen drei Ausleitungsmethoden eliminiert er Pathogene wie Schleim und Nässe.

Li Dong Yuan (1180–1251) erkennt eine Disharmonie von Magen und Milz als wesentliche Ursache für Erkrankungen und rät bei Fruchtbarkeitsstörungen zum Stärken dieser beiden Organe.

Zhu Dan Xi (1281–1358) erkennt Yang-Fülle und Yin-Leere als Ursache vieler Frauenerkrankungen und rät dann zum Nähren des Yin. Neben Nässe betrachtet er auch Übergewicht als wichtige Ursachen für Unfruchtbarkeit. Nässe führt zu Schleim (Übergewicht ist Schleim!), der den Uterus verlegt.

 

2.7. Ming-Dynastie (1368–1644)

Von der Ming-Dynastie ist überliefert, dass die Stellung der Frau in der chine­si­schen Gesellschaft auf einem Tiefpunkt angekommen ist. Den Ärzten dieser Epoche ist aber die beeinträchtigende Wirkung emotionaler Kränkungen und Verletzungen auf die Fruchtbarkeit wohl bekannt. So entstehen unter den Oberbegriff „Guang Si“ (Erweiterung der Nachkommenschaft) Schriften, in denen die Männer zu mehr Moral, Herzlichkeit und Menschlichkeit aufgefordert werden. Die Theorien früherer Schulen werden gefestigt und integriert.[12]

Wan Quan (1500-1585) schreibt das Werk Guang Si Ji Yao (Zusammen­fas­sung über Fruchtbarkeit). Darin schildert er Voraussetzungen, die ein Paar erfü­llen solle, um ein Kind zu empfangen: Der Mann solle sein Herz reinigen und sein sexuelles Verlangen zügeln, um die Essenz zu nähren, die Frau ihren Geist beruhigen und das Qi zur Ruhe kommen lassen, damit das Blut genährt werde.

Wang Ken Tang (1549-1613) publiziert das Zheng Zhi Zhun Sheng – Nu Ke (Diagnose- und Behandlungsstandards für Frauenkrankheiten) und fasst darin die Erfahrungen früherer Generationen zusammen. 1620 dient dieses Werk dem Arzt Wu Zhi Wang als Hauptquelle für das Ji Yin Gang Mu (Kompendium der Therapie von Frauenerkrankungen), ein Pflichttext für nachfolgende Gynäkologengenerationen.

Zhang Jing Yue verfasst 1624 Jing Yue Quan Shu (Das vollständige Buch von Jing Yue) und betont darin die Bedeutung des Lebenstors Ming Men für die Fruchtbarkeit. Als wichtigsten Therapieansatz bei gynäkologischen Problemen rät er zum Regulieren der Menstruation. Der Schlüssel dafür liege im Nähren des Blutes, indem man Magen und Milz tonisiere und die Niere stärke.

 

2.8. Qing-Dynastie (1644–1911)

Auch in der letzten kaiserlichen Dynastie Chinas werden zahlreiche gynäkologische Abhandlungen verfasst. Während der späten Qing-Dynastie gelangt die westliche Medizin nach China und drängt die Methoden der chinesischen Medizin in den Hintergrund. An den Universitäten wird schließlich nur noch westliche Medizin gelehrt. 1822 wird die Akupunktur auf kaiserlichen Befehl sogar zeitweilig verboten.

Fu Qing Zhu (1607-1684) setzt sich im Fu Qing Zhu Nu Ke (Gynäkologie des Fu Qing Zhu) sehr anschaulich und unterhaltsam mit Behandlungsfehlern seiner Berufskollegen auseinander. Er betont, dass die Niere das wichtigste Organ für die Menstruationsfunktion sei. Denn das Menstruationsblut sei keineswegs gewöhnliches Blut, sondern eine kostbare Flüssigkeit, die der Nieren-Essenz entspringe.[13]

Im Yi Zong Jin Jian (Goldener Spiegel der medizinischen Sammlungen) be­schreibt Wu Qian 1742 die Bedeutung der verschiedenen Krankheitsursachen für die Therapie der Unfruchtbarkeit der Frau: „If the three kinds of pathogenic factors damage her extra meridians, she will suffer from complaints like menstrual problems or vaginal discharge. In some cases, her uterus may have difficulty in menses forming because the old blood cannot be expelled completely, or, the uterus has been invaded by cold evils/heat evils and cannot facilitate sperm collection and allow conception, or, there is too much phlegm inside her body leading to turbid fat obstructing the uterus cavity. All these situations should be carefully identified with the underlying causes so as to employ a proper treatment based on syndrome differentiation. As a result, infertility is no longer a problem.“

Wahrscheinlich eines der spätesten Zeugnisse klassischer chinesischer Gynäkologie ist das Nu Ke Yao Zhi (Wesentliches aus der Frauenheilkunde) von Chen Xiu Yuan (1753–1823). Als Hauptgrund weiblicher Unfruchtbarkeit gibt der Autor eine unregelmäßige Menstruation an – ausgelöst durch die 7 Emotionen, die 6 Übel und Disharmonien von Yin, Yang, Jing, Blut und Jin Ye.

 

2.9. Neuzeit – Entstehung der TCM

Als ein Überbleibsel der feudalen Zeit wird die chinesische Medizin in der von westlichen Ideologien regierten Republik China im Jahre 1929 beinahe aus­gelöscht. Nach der Machtübernahme der Kommunisten im Jahre 1949 erfährt sie eine Wiederbelebung. In den frühen 50er Jahren werden die ersten CM-Universitäten gegründet. 1966 beginnt die Zeit der Kulturrevolution; alle Schu­len werden geschlossen und die medizinische Elite zur Arbeit aufs Land geschickt. Viele Ärzte erliegen der harten körperlichen Arbeit. Den da­durch bedingten Versorgungsnotstand versucht man durch „Barfußärzte“ auszu­gleichen, dem Kommunismus treue Männer und Frauen, die in dreimo­natigen Akupunktur-Kursen ausgebildet werden, um in ländlichen Regionen eine Basis­versorgung zu bieten. Nach dem Ende der Kulturrevolution in den 70er Jahren beginnt sich die Lage wieder zu stabilisieren: Universitäten wer­den wieder er­öffnet, Textbücher verfasst und Standardausbildungen definiert – aus den klassischen Theorien wird dafür alles praktikabel Erscheinende „heraus­gepickt“ und mit einem dialektischen Überbau versehen, der der kommunistischen Welt­anschauung entspricht. Die „neue“ chinesische Medizin wird unter dem Label „TCM“ (Traditionelle Chinesische Medizin) zum Export­schlager. In den 80er Jahren wird die „Drei-Pfade-Politik“ einge­schlagen, die die chinesische und westliche Medizin und deren Kombination als 3 eigene Systeme parallel verfolgt (im heutigen China ist die TCM stärker als im Westen mit der west­lichen Medizin verbunden). Inzwischen sind viele moderne Lehr­bücher in China und im Ausland erschienen, klassische Werke neu aufge­legt und einige auch in westliche Sprachen übersetzt worden – ein Riesen­schatz für Thera­peuten, um unter Zuhilfenahme der Klassiker ihr Repertoire zu erweitern.

 

3. Die Empfängnis aus Sicht der chinesischen Medizin

Wenn ein neuer Mensch entstehen soll, ist aus Sicht der chinesischen Medizin der Wille des Himmels absolut notwendig, um die Essenzen von Vater und Mutter zu vereinigen. Udo Lorenzen beschreibt diesen Shen-Aspekt der Zeugung mit folgenden Worten: Das Jing der Erde reagiert mit dem Shen des Himmels und erzeugt ein Drittes, ein Qi als richtungsweisende Kraft. Diese ursprüngliche Polarität von Himmel und Erde ist es, die im Lebenstor wohnt und unser Leben konstituiert! Sie ist die Grundlage für alle energetischen Konstellationen im Makrokosmos wie auch im Mikrokosmos. Sie ist die Voraussetzung für die Zeugung, Geburt, Leben und Tod des Menschen, sie ist die Mutter aller Lebensprozesse.“ [14]

Frei interpretiert: Das Schicksal lässt sich nicht erzwingen. Die Eltern sollten Demut wahren und nicht verzweifelt ihren Kinderwunsch über alles stellen. Natürlich lässt sich der Shen-Aspekt um die irdische Dimension erweitern: Beide Partner sollten möglichst schon im Vorfeld der Vereinigung ihren Geist auf den Wunsch nach einem Baby fokussieren. Dies erfordert ein klares Bewusstsein – ungelöste Konflikte, Sorgen, Grübeleien, aber auch Drogen und natürlich Schleim vernebeln den Geist.

Zur erfolgreichen Empfängnis gehört auch eine starke Körperseele Po der Mutter. Sie gilt als Gegenpol zur Wanderseele Hun, die in der Leber beheima­tet ist. Giovanni Maciocia beschreibt den Po-Aspekt der Zeugung mit folgen­den Worten: „Die Körperseele ist eine physische Art der Seele, die zur Erde gehört. Sie ist von Yin-Natur, wird in der Lunge aufbewahrt und kommt von der Mutter. Am Lebensende stirbt sie gemeinsam mit dem Körper. Die Körper­seele interagiert eng mit der Essenz. Man könnte sagen, sie bringt die Essenz bei allen physiologischen Vorgängen ins Spiel... Die Körperseele des Fötus wird bei der Empfängnis aus jener der Mutter gebildet, der Vater spielt bei diesem Teil der Empfängnis keine Rolle.“[15] Po entspricht unseren Trieben und Instink­ten, der Bedürfnisbefriedigung, dem Selbsterhaltungstrieb und beeinflusst Lust, Leidenschaft, Temperament und Gefühlsleben. Die 7 Po stehen für die 7 Leidenschaften des Menschen, nämlich Ärger, Freude, Nachdenklichkeit, Traurigkeit, Ängstlichkeit, Furcht und Schrecken.[16]

Frei interpretiert: Die Frau sollte eine gesunde Lunge haben, die Po ein angenehmes Zuhause bietet. Nur eine harmonische Lungenfunktion kann nach dem Wandlungsphasenzyklus eine geregelte Kontrolle auf die Leber ausüben, damit es nicht zu emotionalen Entgleisungen kommt. Übermächtige und lang andauernde, aber auch unterdrückte Gefühle stören den harmonischen Qi-Fluss, können die inneren Organe schädigen, die Produktion von nachge­burtlichem Qi/Jing und damit auch die Triebkraft beeinträchtigen.

 

3.1. Die Energetik der Fruchtbarkeit

Die Urväter der chinesischen Medizin wussten noch nichts von Eizellen und Spermien. Sie wussten auch nichts von hormonell gesteuerten Reifungszyklen und konnten sich die Empfängnis nur durch Zeichen der Fruchtbarkeit erklä­ren, die sich mit bloßem Auge wahrnehmen lassen – dem roten Menstruations­blut der Frau und dem weißen Ejakulat des Mannes. Sie gingen davon aus, dass sie aus Tian Gui (Himmelswasser) hervorgehen, das ab der Geschlechts­reife auftritt, Mann und Frau in ihren fruchtbaren Jahren begleitet und schließ­lich versiegt (siehe Punkt 4.1.1.). Da aus der Vereinigung dieser Substanzen aus Sicht der klassischen Ärzte der Tao (Embryo/Fötus) hervorging, nannten sie Menstruationsblut und Ejakulat Sheng Zhi Zhi Jing (Reproduktions­essen­zen), eine besondere Form des Jing (Essenz), das der Niere entspringt.[17]

Nieren-Jing ist eine verdichtete Form von Qi, das die Kraft in sich trägt, Strukturen und Formen aufzubauen und zu ernähren. Diese Essenz ist Yin, enthält aber auch die Wurzel von Yang. Nieren-Yin ist die Quelle aller mate­riellen Körperflüssigkeiten, ernährt und befeuchtet alle Organe und Leitbahnen und wird deshalb manchmal auch als „wahres Yin“ bezeichnet. Nieren-Yang ist die Quelle jedes Yang im Organismus und hat daher den Beinamen „wahres Yang“. Es ist die treibende Kraft aller wärmenden, aufbauenden und trans­formierenden Prozesse. Nieren-Qi entspringt aus der Dynamik von Nieren-Yin und -Yang.

Genährt wird Nieren-Jing aus zwei energetischen Quellen, von deren Qualität ihre Stärke abhängt. Die eine heißt Xian Tian Zhi Qi – wörtlich „die Energie, die vor dem Himmel da ist“ – und meint das vorgeburtliche Qi, das jeder Mensch von seinen Eltern im Moment der Empfängnis mit auf den Weg bekommt. Es bildet seine Grundkonstitution, seine geistige und körperliche Individualität und begründet auch sein gesundheitliches Potenzial, seine Stärken und Schwächen und die ihm prinzipiell zugedachte Lebenszeit. Das pränatale Jing/Qi ist das Grundkapital des Menschen, mit dem er sparsam, aber auch sehr verschwenderisch umgehen kann, was zur vorzeitigen Schwächung von Körper und Geist, aber auch Fruchtbarkeit und Potenz führen würde.

Die zweite Form von Qi heißt Hou Tian Zhi Qi (nachhimmlisches Qi) und wird im wesentlichen aus den Wu Wei (5 Geschmacksenergien) mit Hilfe von Qi aus der Nahrung raffiniert und von der Milz, der Geschmacksrichtung entspre­chend, an die Zang-Organe verteilt. Das Saure geht zur Leber, das Bittere zum Herzen, das Scharfe zur Lunge, das Salzige zu den Nieren, und der süße Geschmack bleibt in der Milz. In den Zang werden die 5 Geschmäcker als ein Aspekt des Jing gespeichert und dienen als Grundlage für alle energetischen Prozesse der Zang Fu. Wenn alle Organe und Leitbahnen reichlich versorgt sind, werden die überschüssigen Geschmacksenergien in der Niere als Reserve und Ergänzung des vorgeburtlichen Jing gespeichert und in Notfällen aktiviert und verteilt. Bei der Frau manifestiert sich während der fruchtbaren Jahre der Überschuss von Jing im Menstruationsblut, beim Mann im Samen.

Für die Entstehung neuen Lebens spielt neben den Essenzen der Eltern das Yuan Qi, eine besondere Form des vorhimmlischen Qi, eine entscheidende Rolle. Es entspringt dem angeborenen Jing: Während letzteres für den struktiven Aufbau im Körper verantwortlich ist, versorgt ihn das Yuan Qi mit einer dynamischen und wärmenden Kraft. Es ist der aktive Aspekt des angeborenen Jing und liefert für sämtliche funktionellen Abläufe den entscheidenden Zündfunken. Nach Kapitel 66 des Nan Jing macht das Yuan Qi, das unterhalb des Nabels und zwischen den Nieren aktiv ist, die Lebensspanne des Menschen aus. Es ist die Quelle und die Grundlage der zwölf Leitbahnen. Es wärmt den Uterus, ermöglicht Empfängnis und hat eine Beziehung zum sexuellen Verlangen.“ [18]

Um zu einem neuen Menschen zu werden, benötigen die verschmolzenen Essenzen der Eltern aber auch eine formbildende Kraft, das feingeistige Shen[19] (siehe oben Shen-Aspekt der Zeugung). Erst die Kräfte des Shen beleben die befruchtete Eizelle. Das Zusammenwirken beider Aspekte wird Jing Shen genannt und macht unsere Vitalität auf ursprünglichster Ebene aus. Jing und Shen bleiben während des gesamten Lebens untrennbar verbunden.[20]

 

3.2. Reflexionen über Ming Men – Tor des Lebens

Jing, Yuan Qi, Jing Shen – all diese Aspekte der Empfängnis haben ihre Wurzel im Ming Men – es gilt als die erste Struktur des Menschen, die sich aus der befruchteten Eizelle entwickelt. Das Konzept von Ming Men ist im Nan Jing (Klassiker der Schwierigkeiten) entwickelt und erstmals dargestellt worden. Das Wort „Ming“ heißt übersetzt Leben, Schicksal, Los. Damit ist laut Udo Lorenzen[21] das himmlische Dekret gemeint, das den Menschen zum Leben erweckt und sein Schicksal bestimmt. „Men“ heißt Tor, Öffnung, Eingang. So deutet die Verbindung von „Ming“ und „Men“ auf jene Pforte hin, durch die der Mensch sein Leben erhält, der Lebensfunke und Vitalität in ihn eintritt und so zu einem beseelten Wesen Jing Shen werden lässt. „Das Schicksal ruft den Menschen ins Leben, legt seine Lebensspanne fest und bestimmt seinen Todeszeitpunkt. Man könnte Ming Men als den natürlichen Eingang zum Leben und den Ausgang in den Tod bezeichnen, den Lebensspender und den Todes­boten. Am Anfang, bevor sich ein Körper manifestiert, zu der Zeit, wo Vater und Mutter sich gerade vereinigen, verlässt der männliche Same dieses Tor (beim Mann) und die weibliche Eizelle empfängt durch dieses Tor (bei der Frau). Wenn der Fetus vollständig ist, wird er ebenfalls durch die Aktivität von Ming Men geboren. An dieser Stelle ist die ursprüngliche Vitalität des Menschen verankert, sein Jing Shen, das Zusammenwirken von Essenz und Geist, Möglichkeit und tatsächliche Präsenz.“ [22]

Die Lebenskraft des Ming Men entspricht dem Yang oder dem Xiang Huo (Minister-Feuer) der Niere sowie dem Yuan Qi, dem Katalysator für sämtliche Aktivitäten der 5 Zang- und der 6 Fu-Organe. Sie stellt die energetische Basis der 12 Leitbahnen, das Tor des Atems und die Quelle des San Jiao dar, der als ein besonderer Bote für die Qi-Verteilung gilt.

Schließlich hat Ming Men noch einen direkten Einfluss auf alle Zang-Fu-Organe: „Das Herz empfängt Ming Men und ist in der Lage, seinen richtungsweisenden Einfluss auszuüben; die Niere empfängt Ming Men und kann Kraft und Geschick­lichkeit einsetzen; die Leber empfängt Ming Men und kann strate­gisch planen; die Gallenblase empfängt Ming Men und kann Entscheidungen treffen; der Magen empfängt Ming Men und kann aufnehmen und verdauen; die Milz empfängt Ming Men und kann umwandeln und weiterleiten; die Lunge empfängt Ming Men und findet ihren natürlichen Rhythmus; der Dickdarm empfängt Ming Men und schafft freien Durchgang und Führung; der Dünndarm empfängt Ming Men und klärt das Reine vom Unreinen; der San Jiao empfängt Ming Men und öffnet die Wasserwege; der Xin Bao empfängt Ming Men und spendet Freude und Lust; die Blase empfängt Ming Men und speichert die Körperflüssigkeiten." [23]

Ming Men stellt also eine grundlegende energetische Struktur dar, die unser ganzes Leben besiegelt und auch über unseren Tod bestimmt. „Schicksalhaft werden wir durch Ming Men geboren, gnadenlos sterben wir, wenn das letzte Quentchen Essenz verausgabt ist. Es liegt nun an uns, ob wir unsere Lebens­spanne vollständig erfüllen oder frühzeitig sterben durch exzessive Verhaltensweisen, die das Jing vorzeitig verbrauchen.“ [24]

Über die genaue Lokalisation des Ming Men gibt es in der chinesischen Medizin verschiedene Theorien. Nach dem Ling Shu ist Ming Men nur ein anderer Name für den Punkt Bl 1 Jing Ming. Nach dem Nan Jing (Klassiker der Schwierig­keiten) ist nur auf der linken Seite die Niere, auf der rechten Seite befindet sich das Ming Men, wo sich Shen und Jing vereinigen und das Yuan Qi befestigt ist. An diesem Ort wird bei Männern das Jing gespeichert – bei Frauen zweigen von hier aus Verbindungen zum Uterus ab.

Im Yi Xue Ru Men wird das Ming Men als kleiner Punkt mobiler Energie zwi­schen den Nieren beschrieben, der die Qi-Umwandlung im ganzen Körper aktiviert.[25] Heute wird meist die linke Niere als Wasserniere, die rechte als Feuerniere definiert und Ming Men in der Mitte dazwischen lokalisiert.

In enger Beziehung zum Ming Men steht das untere Dantian (Zinnoberfeld), ein Energiezentrum, das im Qi Gong eine große Bedeutung als Aus­gangs- und Sammelpunkt des Qi und des Shen hat. Es wird im Bereich zwischen Ren Mai 4 Guan Quan, Ren Mai 7 Yin Jiao sowie Du Mai 4 Ming Men lokalisiert.

 

4. Die Säulen der Fruchtbarkeit

Im folgenden skizziere ich die das Konzept vom himmlischen Wasser Tian Gui, stelle seine Reifezyklen vor sowie die Organe und Leitbahnen, die für die Fruchtbarkeit eines Paares eine besonders große Bedeutung haben.

 

4.1. Tian Gui – die Essenzen der Fruchtbarkeit

Der Eintritt der Geschlechtsreife wird in den klassischen Texten als Ankunft des himmlischen Wassers Tian Gui beschrieben. Jetzt ist das Mädchen in der Lage, genügend Blut zu bilden, damit der Überschuss im Uterus gespeichert wird und bei Füllung des Speichers überfließen kann (Menstruation). Der Junge bildet Samen und kann Verkehr haben.

Eines vorweg: Aus moderner Sicht ist für die weibliche Fruchtbarkeit nicht das Menstruationsblut entscheidend, sondern die Eizellen, die gesteuert durch hormonelle Regelkreise von Beginn der Pubertät an im weiblichen Körper heranreifen. Wie wir heute wissen, wird der gesamte Eizellenvorrat einer Frau schon im Embryonalstadium in ihren Eierstöcken angelegt. Bis zum 5. Schwangerschaftsmonat enthalten die Eierstöcke des weiblichen Fötus ganze 7 Millionen Eizellen. Die meisten sterben ab, bevor das Mädchen das Licht der Welt erblickt, und bei der Geburt sind es noch etwa 2 Millionen. Zum Zeitpunkt der Pubertät existieren noch zwischen 200.000 und 500.000 Eizellen. Davon reifen wäh­rend der fruchtbaren Jahre etwa 400 bis 500 heran. Zu Beginn der Wechsel­jahre sind immer noch ca. 1000 Eizellen erhalten. Trotz unseres Wissens um die Existenz der Eizellen macht es Sinn, dem Konzept der chinesischen Medizin zu folgen, die das Menstruationsblut in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung stellt. Denn die Abläufe rund um die Regel sind nichts anderes ein Spiegel der verborgenen Vorgänge in den Eierstöcken. Die genaue Betrachtung des weiblichen Zyklus und der Regelblutung hat sich als diagnostisches Instrument über Jahrtausende bewährt.

Menstruationsblut ist zwar rot wie Blut, aber aus Sicht der chinesischen Medizin kein gewöhnliches Blut Xue, und erst recht kein „normales“ Blut aus westlicher Sicht. Es wird mit Hilfe von Milz und Herz transformiert und von der Leber freigesetzt, seine Wurzel aber liegt im Nieren-Yin unter Teilnahme des Herz-Yang. Damit setzt es sich aus der Essenz des tiefsten Yin und dem Qi des höchsten Yang zusammen (Feuer-Wasser-Achse).[26] Durch die allmonat­liche Menstruation, durch Blutverluste bei der Geburt und durch das Stillen kommt es insbesondere bei einer Milzschwäche leicht zu Blutmangel. Geburten incl. Fehlgeburten und Abtreibungen schwächen die Essenz, vor allem wenn sie mit kurzem Abstand erfolgen.

Im Gegensatz zum Follikelvorrat der Frau produziert der Mann sein ganzes Leben lang neue Samenzellen – sie brauchen etwa 3 Monate, um zu reifen. Beim Orgasmus ejakuliert der Mann etwa 3,5 ml Samenflüssigkeit. Sie enthält etwa 200 Millionen Spermien – das macht gerade 5 Prozent des gesamten Ejakulats aus. Bei großer sexueller Aktivität, sprich häufiger Ejakulation, verringert sich die Anzahl der Spermien – damit sinkt die Chance einer Befruchtung.

Aus Sicht der chinesischen Medizin handelt es sich bei der Samenflüssigkeit um pures Nieren-Jing, und jede Ejakulation bedeutet den Verlust kostbarer Essenz und eine Schwächung des Körpers. Nur junge Männer können die Essenzverluste noch energetisch auffangen, weil sie diese durch postnatale Quellen (sprich ein starkes Milz- und Magen-Qi) leicht ausgleichen können. Ein warnender Leitsatz, der sich durch viele klassische Texte zieht: Was Leben erzeugt, wird es nehmen. „Die große Anzahl von Vorschriften und Verhaltens­regeln für ein maßvolles Sexualleben und für einen Beischlaf ohne Samen­erguss ... sprechen für die Angst der chinesischen Männerwelt, durch den Sexualakt in ihrer Essenz geschwächt werden zu können.“ [27]

Unter der Voraussetzung, dass die nachgeburtliche Qi- und Blutproduktion optimal funktioniert, stellen sowohl die monatlichen Blutungen der Frau als auch die Ejakulationen des Mannes normalerweise keine Gefahr für die Nieren-Essenz dar. Werden Qi und Blut allerdings nicht ausreichend gebildet oder Essenzen durch Übermaß verschwendet, kann die Menstruation ausbleiben und es kann zu Impotenz oder Infertilität kommen.

 

4.1.1. Der Reifezyklus des Tian Gui

Im Su Wen [28] werden die Reifezyklen des Tian Gui und damit der Reproduk­tions­fähigkeit des Menschen beschrieben. Danach erfolgt die Entwicklung bei der Frau in sieben 7-Jahresrhythmen, beim Mann in acht 8-Jahresrhythmen. Sie sind eng mit dem Zustand der Essenz verbunden und korrespondieren in der westlichen Medizin mit hormonellen Abläufen.

Im Alter von 2 x 7 = 14 Jahren reift beim Mädchen das himmlische Gui heran. Chong Mai und Ren Mai, die für die Empfängns verantwortlich sind, öffnen sich, die erste Menstruation stellt sich ein, und eine Empfängnis wird möglich. Im Alter von 3 x 7 = 21 Jahren ist das Nieren-Jing in Fülle, die Weisheitszähne kommen durch, und der Körper steht in voller Blüte. Milz und Magen produ­zieren reichlich Qi, Xue und nachhimmlisches Jing. Im Alter von 4 x 7 = 28 sind Knochen und Sehnen gut entwickelt, das Haar und die sekundären Geschlechtsmerkmale voll ausgebildet. In diesem Alter hat die Frau den Höhepunkt ihrer körperlichen Entwicklung erreicht. Im Alter von 5 x 7 = 35 Jahren beginnen die Yang-Ming-Leitbahnen (Dickdarm und Magen), die reich an Qi und Blut sind, sich zu erschöpfen. Im Alter von 6 x 7 = 42 Jahren werden alle Yang-Kanäle, Tai Yang, Yang Ming und Shao Yang, schwächer. Milz und Magen produzieren weniger postnatales Qi. Es gibt nur noch wenig Überschuss an Qi und Xue für die Menstruation – die Empfängnisbereitschaft lässt deutlich nach. Im Alter von 7 x 7 = 49 Jahren ist das Nieren-Jing erschöpft, Ren Mai und Chong Mai sind leer. Das himmlische Gui vertrocknet, und die Wechseljahre beginnen.

Beim Jungen tritt das Tian Gui etwas später auf; dafür bleibt es länger erhalten. Im Alter von 2 x 8 = 16 Jahren ist die Energie der Nieren mächtig. Das himmlische Gui sowie das Jing sind reif, und der Knabe kann Kinder zeugen. Im Alter von 3 x 8 = 24 Jahren steht die Energie der Nieren in Fülle, die Knochen und Sehnen erreichen ihre volle Stärke, und die Weisheitszähne zeigen sich. Im Alter von 4 x 8 = 32 Jahren hat der Körper seinen Höhepunkt erreicht, und die männlichen Funktionen stehen in voller Blüte. Im Alter von 5 x 8 = 40 Jahren schwächt sich die Energie der Nieren langsam ab, die Zähne werden locker, die Haare gehen aus. Mit 6 x 8 = 48 Jahren wird das Sperma spärlicher. Aber erst im Alter von 8 x 8 = 64 Jahren vertrocknet das himmlische Gui und das Jing versiegt, was für den Mann das allmähliche Ende der Zeugungsfähigkeit bedeutet.

Fazit: Je jünger die Eltern sind, desto besser ist die Chance für das Kind, die bestmögliche vorgeburtliche Essenz von ihnen zu erhalten. Ein höheres Alter kann zur Unfruchtbarkeit, häufigen Fehlgeburten, Schwangerschafts- und Geburtsproblemen sowie -defekten führen. Die Häufigkeit von genetischen Fehlern, wie z.B. dem Down-Syndrom, ist bereits bei Frauen ab Mitte 30 erhöht und wird in der chinesischen Medizin auf geschädigtes oder insuffizientes Jing zurückgeführt.

Aber die oben beschriebenen Reifezyklen sagen nichts über die individuelle gesundheitliche Verfassung eines Menschen aus. Eine gute Lebensweise, wie z.B. gesunde Ernährung, genug Ruhe und Schlaf, emotionale Ausgeglichenheit, eine ausgewogene Sexualität, Vermeidung von Stress, Genussmitteln und Schadstoffen aus der Umwelt, beugen einem vorzeitigen Verlust der Fruchtbarkeit vor. Durch Qi Gong oder Meditation lässt sich der Altersprozess eventuell sogar verlangsamen.

 


4.2. Der Uterus (Bao Gang) – der Palast des Kindes

Wenn in der chinesischen Medizin über die Gebärmutter geredet wird, ver­steht man darunter nicht nur die Funktionen der Gebärmutter als solche, son­dern auch die der Eierstöcke, Eileiter und des Gebärmutterhalses. Auch die Hypothalamus-Hypophysen-Ovar-Achse wird aus westlicher Sicht mit hinzu­gezählt. Durch die Leitbahn des Bao Mai besitzt die Gebärmutter eine Verbin­dung zum Feuer, durch den Bao Luo auch zum Wasser. Beide Leitbahnen sor­gen für eine geregelte Durchblutung der Gebärmutter; Blockaden rufen Menstruationsstörungen hervor.

Der Uterus gehört wie Gehirn, Knochen, Knochenmark, Gallenblase und Blut­gefäße zu den 6 außerordentlichen Organen, die sowohl Funktionen von Zang- als auch von Fu-Organen haben. Sie speichern, verteilen und scheiden aus.

Zang-Funktionen des Uterus:

• er speichert Jing

• er speichert das Menstruationsblut

• er speichert nach der Empfängnis den Embryo

Fu-Funktionen des Uterus:

• er ist ein Hohlorgan

• er scheidet Menstruationsblut aus

• er scheidet den Fötus bei der Geburt aus

 

4.3. Der Raum des Spermas – das Bao des Mannes

Für den urweiblichen Uterus gibt es in der chinesischen Medizin eine männliche Entsprechung. Der Yi Zong Jin Jian (Goldener Spiegel der medizinischen Sammlungen) sagt dazu: „Das Lenkergefäß entspringt im unteren Abdomen..., innen im Bao..., das bei Männern und Frauen als Dan Tian bezeichnet wird; bei Frauen ist es die Gebärmutter, beim Mann der Raum des Spermas.“ [29]

 

4.4. Die Bedeutung der inneren Organe

Die Menstruation ist vom Zustand von Qi und Blut abhängig; sie wird direkt durch Niere, Herz, Milz (unterstützt durch den Magen) und zum Teil durch die Lunge regiert und durch die Leber freigesetzt. Die Potenz des Mannes basiert auf der Nieren-Essenz, die allerdings einer stetigen Ergänzung durch nachgeburtliches Jing bedarf. Insofern ist die männliche Fruchtbarkeit auf ein gutes Milz- und Magen-Qi angewiesen – insbesondere wenn sie die ihr nach dem Reifezyklus zugewiesene Lebensspanne bis ins sechste oder siebte Lebensjahrzehnt tatsächlich ausschöpfen soll.

• Die Niere (Shen) gilt nach der Lehre der chinesischen Medizin als Wurzel des Lebens, denn sie speichert Jing. Sie liefert die Grundlage für alle repro­duk­tiven Vorgänge des Menschen wie Pubertät, Fruchtbarkeit, Empfängnis, Schwangerschaft und Menopause. Jing kann sich zu Qi wandeln, welches seinerseits nachgeburtliches Jing und – sobald die Geschlechtsreife eintritt – Tian Gui in Form von Menstruationsblut und Samen hervorbringen kann. Das Yang der Feuerniere bzw. des Ming Men liefert die Energie, um die sexuellen Abläufe zu stimulieren. Es reguliert die Funktion des Himmelswassers, ohne das weder Menstruation, Eisprung, Samenbildung, Ejakulation noch Empfäng­nis möglich sind, und wärmt den Uterus, damit er seine Aufgaben erfüllen kann. Auch der Zustand von Chong Mai und Ren Mai, den beiden außeror­dentlichen Gefäßen, die den Uterus (sowie den Raum des Spermas) mit Qi und Blut versorgen, hängt von der Nieren-Energie ab. Ist diese schwach, sind auch Ren- und Chong Mai geschwächt. Bei einem Nieren-Essenz-Mangel bleibt die Menstruation aus. Ein sinnvolles Sicherheitsventil der Natur, um das Überleben der Frau zu sichern.

• Die Milz (Pi) gilt zusammen mit dem Magen (Wei) als Wurzel des Hou Tian Zhi Qi (nachhimmlisches Qi). Gemeinsam bilden sie die Basis für Qi und Blut und unterstützen die reproduktive Essenz. Die Milz extrahiert aus der Nahrung die reine Essenz, aus der in weiteren Schritten Qi und Blut entstehen. Über­schüssiges Blut geht in den Ren Mai und Chong Mai, und wird dann in Menstru­ationsblut umgewandelt. Darüber hinaus hat die Milz die Aufgabe, das Blut in den Gefäßen und den Uterus an seinem Platz zu halten. Das Qi der Milz sorgt drastisch ausgedrückt dafür, dass das Kind nicht aus dem Uterus herausfällt.

• Das Herz (Xin) beherbergt das feingeistige Shen, das wie oben unter Kapitel 3 beschrieben mit über die Entstehung neuen Lebens entscheidet. Tian Gui hat seine Wurzeln in der Essenz der Niere und im Yang des Herzens. Das Herz-Yang ist also als Ergänzung für das Nieren-Jing nötig, um die Reproduktion zu ermöglichen. Außerdem regiert das Herz die Blutgefäße und gibt dem Blut Xue seine rote Farbe. Über den Bao Mai ist es mit dem Uterus (beim Mann mit dem Raum des Spermas) verbunden. Der emotionale Einfluss des Herzens zeigt sich, wenn die Regel etwa bei Stress oder nach einem Schock ausbleibt.

• Die Leber (Gan) hat regulierenden Einfluss auf die bei der Menstruation abgehende Blutmenge. Sie ist für die Blutspeicherung zuständig, bewegt und verteilt das Qi und stellt sicher, dass die nötige Menge Blut und Qi für die Menstruation vorhanden sind. Denn Tian Gui kann nur entstehen, wenn genügend gewöhnliches Blut zur Verfügung steht.

• Die Lunge (Fei) ist der Ort, wo die Po-Seele ihr Zuhause hat, die für die Empfängnisfähigkeit der Frau eine Rolle spielt (siehe Kapitel 3) – meta­physisch betrachtet hat die Lunge also essenzielle Bedeutung. Technisch betrachtet hat sie nur indirekten Einfluss auf die Fruchtbarkeit, indem sie das Qi regiert, reine Essenz aus der Atemluft (Da Qi) liefert und so das postnatale Qi/Jing unterstützt. Außerdem kontrolliert sie nach dem Wandlungspha­senkonzept die Leber und unterstützt so den regelmäßigen Zyklus der Frau.

 

4.5. Die Bedeutung der Wundergefäße (Qi Jing Ba Mai)

Die 8 außerordentlichen Leitbahnen, auch Wundergefäße genannt, sind das Verteilernetz für das angeborene Vermögen des Vorhimmels Xian Tian Zhi Qi, das seinen Sitz in den Nieren hat. „In der embryonalen Entwicklung sind die 8 Gefäße die tragenden Pfeiler der Menschwerdung. Nach der Geburt treten die Wundergefäße in ihrer Aktivität zurück und überlassen es dem Nachhimmel Hou Tian Zhi Qi, für das Wohl des Individuums zu sorgen.“ [30]

Ein guter Zustand der außerordentlichen Leitbahnen ist eine Voraussetzung für die Fruchtbarkeit. Sie stehen in enger Beziehung zu den Nieren und dem Ming Men, steuern die Reifezyklen von Mann und Frau[31], nehmen aus anderen Leitbahnen den Überschuss von Qi und Blut (sowie pathogene Faktoren) auf und versorgen den Uterus mit Blut und Nierenessenz. Hier ein Überblick über die Gefäße, die für die Reproduktion des Menschen eine ganz besonders wichtige Rolle spielen:

Chong Mai, Ren Mai und Du Mai haben zunächst eines gemeinsam: Sie ent­springen dem Areal zwischen den Nieren (über den Chon Mai gibt es auch die Theorie, er entspringe dem Uterus). Danach verlaufen sie bei der Frau durch den Uterus und beim Mann durch den „Raum des Spermas“.[32] Im Genital­bereich verlaufen sie im Bereich von Ma 30 Qi Chong durch innere Verläufe mit den Nieren-, Milz- und Magenleitbahnen zurammen. „Dadurch kontrollieren sie einander und regulieren gemeinsam das Gleichgewicht von Qi und Blut im Körper und damit auch den geregelten Abgang des Menstrua­tions­­blutes, der nichts anderes als ein Überschuss aus dem Blut der Leitbahnen ist.“ [33]

Die schöpferische Kraft von Chong Mai und Ren Mai drückt sich in ihrer Betei­ligung an den Entwicklungszyklen aus. Ihr gut gefüllter Zustand ermöglicht die Ankunft des Tian Gui (Geschlechtsreife) und liefert die Grundlage für Menstru­ation, Samenproduktion, Konzeption und Schwangerschaft. Chong Mai und Ren Mai ernähren beide den Uterus. Der Chong Mai als „Meer des Blutes“ transportiert hauptsächlich Blut, aber auch Jing, und versorgt den Uterus mit Blut (eine weitere blutführende Verbindung zwischen Herz und Gebärmutter besteht über den Bao Mai). Darüber hinaus übt der Chong Mai Kontrolle über die an der Blutbildung beteiligten Organe aus: „Das Zang Leber speichert Blut und kontrolliert den angemessenen Blutfluss. Das Zang Milz trägt zur Blutproduktion bei und hält das Blut in den Gefäßen… Das Zang Niere liefert die Wärme, die für den Blutfluss erforderlich ist und reguliert die Qualität des Körpersaftes Blut. Der Chong Mai kontrolliert indessen alle diese Funktionen, d.h. jeden Aspekt der einzelnen Zang.“ [34]

Nach der Blutung ist der Chong Mai relativ blutleer und braucht 28 Tage, bis er sich wieder aufgefüllt hat. Der Ren Mai hat als „Meer des Yin“ eine starke Verbindung zu Yin und Jing, füllt sich schneller wieder auf und bereitet den Uterus in der Zyklusmitte auf eine mögliche Konzeption vor.

Als Yang-Partner des Ren Mai unterstützt der Du Mai, das „Meer des Yang“, das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang. Der Du Mai hat eine enge Verbin­dung zum Minister-Feuer des Ming Men, das jenen entscheidenden Funken liefert, der zur Empfängnis nötig ist. Bei Ren 4 Guan Yuan gibt es eine Ver­bindung zwischen Ren Mai und Du Mai. So kann das Feuer des Ming Men den Uterus wärmen und ihm ermöglichen, aus Jing und Blut ein neues Wesen hervorzubringen. Durch seine Verbindung zum Gehirn könnte der Du Mai – schulmedizinisch betrachtet – als Vermittler zur Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenachse an der Regulierung der Hormone beteiligt sein.

Der Dai Mai umläuft die Taille wie ein Gürtel, umschließt die anderen Leitbahnen, kontrolliert sie dadurch und hält sie im Gleichgewicht. Er unterstützt die Qi-Verteilung der Leber und beeinflusst so auch das Qi des Uterus. Er unterstützt das nachgeburtliche Qi und die Ernährung des Uterus.

Der Yin Qiao Mai hat die Funktion, ein Übermaß an Yin aufzunehmen. Er hält so Blutstagnationen und Ansammlungen von Feuchtigkeit und Schleim in Schach (z.B. Zysten und Myome).

 

5. Zyklus und Menstruation

Ein regelmäßiger Monatszyklus ist eine wesentliche Voraussetzung für die weib­liche Fruchtbarkeit. Ohne ein stabiles Nieren-Jing und die Qi- und Blut­funktionen von insbesondere Milz und Leber kann sie nicht stattfinden. Ren Mai und Chong Mai müssen gut mit Qi und Blut gefüllt sein, damit das himm­lische Wasser fließt. Deshalb richtet sich die Behandlung von Menstruations­problemen im allgemeinen auf Milz, Leber und Nieren bzw. deren Leitbahnen sowie auf Chong Mai, Ren Mai und Du Mai.

 

5.1. Die 4 Phasen des weiblichen Zyklus

Der Zyklus wird in 4 Phasen eingeteilt, jede umfasst einen Zeitraum von 5–7 Tagen. Ich beschreibe zum besseren Verständnis die Vorgänge sowohl aus chinesischer als auch aus westlicher Sicht. Die 4 Phasen werden auch dazu verwendet, eine Therapie zyklusgerecht anzupassen (siehe Kapitel 8).[35]

• Phase I (etwa 5 Tage):

Der Zyklus beginnt mit dem ersten Tag der Menstruation. Der Uterus ist zum Überlaufen mit Blut gefüllt und beginnt, sich nach unten zu entleeren. Für diese Bewegung des Blutes ist das Leber-Qi verantwortlich. Durch den Blutverlust entsteht ein relativer Blutmangel und ein relativer Qi- und Yang-Überschuss. Das Qi ist nicht mehr ausreichend im Blut verwurzelt und strebt nach oben. Der Chong Mai verliert in dieser Phase sein Blut und ist am Ende weitestgehend geleert. Der Ren Mai beendet ebenfalls seinen Zustand maximaler Aktivität.

Aus westlicher Sicht ist dies die Menstruationsphase. Der Östrogen- und Proges­teronspiegel sinken stark ab und die Gebärmutterschleimhaut baut sich ab. Die Basaltemperatur steigt kurzzeitig an, um danach deutlich abzusinken.

Bei Störungen ist dies die passenden Phase, um bei schwacher Regel das Blut zu beleben, oder bei starker Blutung das Bluten zu hemmen.

• Phase II (etwa 7 Tage):

Die zweite Phase beginnt mit dem Ende der Blutung und endet kurz vor dem Eisprung. Am Anfang dieser Phase sind Blut und Yin am schwächsten. Dann aber beginnt der Körper mit dem Wiederaufbau von Qi, Jing, Yin und Blut.

Aus westlicher Sicht ist dies die Follikelphase. Die Eibläschen reifen unter dem Einfluss des follikelstimulierenden Hormons (FSH) heran und bilden von Tag zu Tag mehr Östrogen, das wiederum den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut anregt. Die Basaltemperatur sinkt weiter ab.

Bei Störungen ist dies die passenden Phase, um Blut und Yin (Leber und Niere) zu nähren.

• Phase III (etwa 7 Tage):

In der Mitte des Zyklus befinden sich Yin und Yang (Blut und Qi) im Gleichge­wicht. Der Ren Mai ist wieder mit Blut gefüllt, das Qi stark, und es kann theoretisch eine Empfängnis stattfinden. Danach wird weiter Blut aufgebaut, um auch den Chong Mai zu füllen, so dass das wachsende Yin schließlich das Qi/Yang wieder nach unten zieht. Dafür ist wichtig, dass der Bao Mai durchgängig ist und dass die Lunge das Qi absenkt. Die natürliche Abwärtsrichtung in dieser Phase kann durch einen zu engen Dai Mai und/oder eine Stagnation des Leber-Qi erschwert werden. Auch rebellierendes Magen-Qi oder eine Fülle in der Gallenblasenleitbahn können den nach unten gerichteten Qi-Fluss stören.

Aus westlicher Sicht ist dies die Ovulationsphase. Die Östrogenkonzentration hat ihren Peak erreicht, die Hypophyse schüttet daraufhin das luteinisierende Hormon (LH) aus, das innerhalb von 24–36 Stunden den Eisprung auslöst. Die reife Eizelle wird aus dem Follikel ausgestoßen. Die Basaltemperatur steigt nach dem Eisprung deutlich an.

Bei Störungen ist dies die passenden Phase, um den Eisprung zu fördern, indem man das Nieren-Jing nährt. In dieser Phase ist auch eine Tonisierung von Qi und Blut sinnvoll, um diese nicht stagnieren zu lassen.

• Phase IV (etwa 7 Tage):

Das Qi und speziell das Leber-Qi sind nun besonders aktiv. Der Blutaufbau setzt sich fort. Wenn Qi/Yang am Ende des Zyklus ihr Maximum erreicht haben und Ren Mai, Chong Mai und Uterus in Fülle sind, schließt sich mit der neu einsetzenden Menstruation der Kreis. Ein neuer Zyklus beginnt – sofern keine Befruchtung stattgefunden hat.

Westlich interpretiert ist dies die Lutealphase. Aus den Resten des Follikels hat sich der so genannte Gelbkörper entwickelt, der neben einer geringen Menge Östrogen das Gelbkörperhormon Progesteron ausschüttet. Es bewirkt eine Verdickung der Gebärmutterschleimhaut – die Bedingung für die Einnistung einer evtl. befruchteten Eizelle. Die Basaltemperatur fällt kurz vorm Einsetzen der Menstruation deutlich ab.

Bei Störungen ist dies die passenden Phase, um bei Yang-Mangel Yang zu tonisieren oder bei Leber-Qi-Stagnation das Leber-Qi zu bewegen.

 

5.2. Zyklus und Menstruation als Diagnoseinstrument

Wenn die Produktion von Qi und Blut, ihr harmonisches Fließen oder ihre Rhythmik gestört sind, äußert sich dies durch das Zyklusgeschehen. Die Blutung ist unregelmäßig oder bleibt gar aus. Es kommt zu Abweichungen der Blutungsdauer und -stärke, der Blutfarbe und -konsistenz, zu Schmerzen und anderen Beschwerden.

Aus Sicht der westlichen Medizin stecken meist hormonelle Veränderungen durch Stress dahinter, z.B. infolge von Reisen, sportlichem Training, spätem zu Bett gehen, Aufregung, großer Freude, heftigem Streit. Stress veranlasst den Körper, Stresshormone zu produzieren. Diese können die Gehirndrüsen so beeinflussen, dass sich durch veränderte Hormonspiegel die Länge des Zyklus ändert. Stress kann auch die Produktion von Prolaktin steigern. Dieses Hor­mon wird eigentlich nur in der Stillzeit in größerer Menge ausgeschüttet, denn es reguliert die Milchbildung. Da Prolaktin darüber hinaus den Eisprung unter­binden kann, kann es auch bei Zyklusstörungen eine Rolle spielen. Aufgrund einer erhöhten Prolaktinproduktion kann letztlich die Regel ganz ausbleiben. Auch Erkrankungen (z.B. der Eierstöcke, Gebärmutter, Leber oder der Schild­drüse), die lange Einnahme der Pille, Arzneimittel und Umweltgifte, aber auch Tabakrauch, können Zyklusunregelmäßigkeiten hervorrufen.

Die chinesische Medizin kann über den Verlauf der Menstruation Rückschlüsse auf den Zustand beteiligter Organsysteme bzw. Leitbahnen ziehen und Muster identifizieren. Die Analyse der Regel ist also eine wertvolle diagnos­tische Hilfe und ergänzt bei Frauen die Methoden der Befragung, Betrachtung, Abtastung, Puls- und Zungendiagnose, auf die ich hier nicht näher eingehen will. 

Hier eine Übersicht der typischen Abweichungen mit den pathologischen Mustern, auf die sie hinweisen können:[36]

 

5.2.1. Störungen in der Zykluslänge

Ein normaler Zyklus entwickelt sich über die Dauer von 28 Tagen, aber auch 26–32 Tage werden als normal angesehen. Entscheidend ist die Regelmäßig­keit. Ein Zyklus, der immer 32 Tage dauert, ist nicht behandlungs­bedürftig, ebensowenig wie gelegentlich auftretende Unregelmäßigkeiten. Diese kommen häufig nach emotionalen Belastungen oder etwa bei Reisen vor. Ein ständiger Wechsel in der Zyklusdauer zeigt aber schon eine Pathologie an, auch wenn die Schwankungen zwischen 26 und 32 Tagen liegen.

 

Verkürzter Zyklus (Polymenorrhoe)

Die Menstruation setzt seit mehr als drei Monaten immer vor dem 26. Tag ein. Ursache ist aus westlicher Sicht fast immer eine Unterfunktion der Eierstöcke, in denen zu wenig Progesteron gebildet wird. Oft bleibt dabei auch der Eisprung aus. Mögliche Ursachen aus Sicht der CM:

• Hitze. Die Hitze treibt das Blut aus den Gefäßen.

• Milz-Qi-Mangel. Das Milz-Qi kann das Blut nicht in den Gefäßen halten.

 

Verlängerter Zyklus (Oligomenorrhoe)

Die Blutung setzt seit mehr als drei Monaten immer nach dem 32. Tag ein. Auch hier liegen westlich betrachtet die Ursachen in einer unzureichenden Hormonproduktion - vor allem in der zweiten Zyklusphase. In diesen sehr langen Zyklen finden fast nie Eisprünge statt. Mögliche Ursachen:

• Qi- und/oder Blut-Stagnation. Das Blut kann nicht frei abfließen, z.B. aufgrund von Schleim.

• Kälte (Fülle- oder Leere-Kälte). Kälte blockiert Qi und Blut.

• Blutmangel. Der Körper braucht länger als 28 Tage, um einen Überschuss an Blut aufzubauen.

 

Unregelmäßiger Zyklus

Damit ist ein Zyklus gemeint, dessen Länge ständig ohne erkennbaren Rhythmus wechselt. Auch dies wird westlich durch Hormonstörungen erklärt. Mögliche Ursachen:

• Leber-Qi-Stagnation. Das Leber Qi fließt nicht geschmeidig, es ist blockiert und erschwert den harmonischen Ablauf des Zyklus.

• Milz-Qi-Mangel. Es wird nicht genug Überschuss an Blut produziert, bzw. die Milz kann das Qi nicht in den Gefäßen halten.

• Nieren-Yin- oder -Yang-Mangel und daraus resultierender Blutmangel.

 

Keine Blutung (Amenorrhoe)

Wenn die monatliche Regelblutung über mehr als 3 Monate ganz ausbleibt, stecken aus westlicher Sicht meist Hormonstörungen aufgrund außerge­wöhn­licher Umstände dahinter: Magersucht, Leistungssporttraining, sexuelle Traumatisierung, Lebenskonflikte u.ä. Mögliche Ursachen aus CM-Sicht:

• Jing-, Qi- und Blutmangel, Yin-Mangel mit Leere-Hitze, Qi- und Blutstagnation, Blockaden durch Schleim und Feuchtigkeit.

 

5.2.2. Blutungsstörungen

Die gesunde Menstruation hat einen klar definierten Anfang und ein ebensolches Ende. Die Blutung sollte in den ersten Tagen stärker sein und sich zum Ende hin vermindern. Die Blutungsmenge sollte 80 ml insgesamt nicht überschreiten (bei Verwendung von Tampons: notwendiger Wechsel alle 4 Std. gilt als normal). Die Blutungsdauer sollte bei 4–6 Tagen liegen, aber auch 3–7 Tage sind akzeptabel.

 

Zu starke Blutung (Hypermenorrhoe)

Darunter versteht man eine übermäßig starke Blutung bei meist normaler Dauer – aus westlicher Sicht ein Warnzeichen für eine Entzündung oder ein Myom, eine gutartige Geschwulst der Gebärmutter. Mögliche Ursachen aus Sicht der CM:

• Ist das Blut wässrig und hellrot, weist dies auf Milz-Qi-Mangel hin. Das Blut wird nicht ausreichend in den Gefäßen gehalten und fließt verstärkt aus.

• Große Mengen an intensiv rotem, zähflüssigem Blut weisen auf Hitze hin. Das Blut wird verstärkt nach außen gepresst.

• Dunkleres Blut mit vielen Klumpen weist auf eine Blutstase hin. Der Chong Mai ist teilweise blockiert, sodass neu produziertes Blut nicht genügend Platz hat und dann zusammen mit der Regelblutung abfließt. Oft ist dies mit einer verlängerten Regelblutung verbunden.

 

Zu schwache Blutung (Hypomenorrhoe)

Darunter versteht man eine ungewöhnlich schwache Blutung, häufig mit verkürzter Dauer, bei meist normaler Zyklusdauer. Die Schulmedizin erklärt das damit, dass in der ersten Zyklusphase zu wenig Östrogen produziert wird, sodass sich die Gebärmutterschleimhaut nicht genügend aufbauen kann. Auch ohne organische Ursachen kann es zu starken Blutungen kommen - vor allem nach Zyklen ohne Eisprung. Dabei wird zwar verstärkt Gebärmutterschleim­haut aufgebaut, in der zweiten Zyklushälfte aber nicht aufgelockert. Wird diese dicke Schleimhautschicht abgestoßen, kann es zu starken und langen Blutungen kommen. Mögliche Ursachen aus Sicht der CM:

• Hellrotes Blut mit wässriger Konsistenz ohne Klumpen weist auf einen Blut-, Milz-Qi- oder Nieren-Yin-Mangel hin. Der Chong Mai ist nicht ausreichend mit Blut gefüllt.

• Dunkelrotes Blut mit vielen Klumpen ist ein Anzeichen für eine Fülle, z.B. durch Blutstase, Qi-Stagnation oder pathogene Faktoren.

 

Mittelblutung (Ovulationsblutung)

Darunter versteht man ständig auftretende Schmierblutungen in der Zyklus­mitte. Schulmedizinisch betrachtet steckt ein verstärkter und plötzlicher Abfall des Hormons Östrogen dahinter. Mögliche Ursachen aus Sicht der CM:

• Schwache, intensiv rote Blutung ohne Klumpen ist ein Zeichen für einen Milz-Qi- oder Nieren-Yin-Mangel. Das aktive Yang kann bei schwachem Yin die kleinen Yin-Gefäße verletzen.

• Dickflüssige Schmierblutungen mit roter bis dunkelroter Farbe weisen auf Feuchte-Hitze hin, die die Yang-Akivität in den Blutgefäßen verstärkt.

 

5.2.3 Veränderte Farbe und Konsistenz

Die Farbe des Blutes ist normalerweise dunkelrot (wie venöses Blut beim Blutabnehmen), wobei es am Anfang etwas heller ist, als an den mittleren Tagen. Das Blut sollte von der Konsistenz her nicht wässrig, aber auch nicht dickflüssig sein und keine Blutklumpen (Koagel) oder Schleimbeimengungen enthalten. Für die Diagnose sind Farbe und Konsistenz des Blutes an den starken Blutungstagen maßgeblich. Die westliche Medizin vernachlässigt diese Zeichen; in der CM sind sie wertvolle Hinweise:

 

Hellrotes Blut

• Hellrotes Blut bei sehr starker Blutung und evtl. vorzeitigem Periodenbeginn und Zwischenblutungen weist auf Fülle-Hitze hin.

• Ist die Blutung nicht so stark und geht die hellrote Farbe Richtung Scharlachrot, könnte eine Leere-Hitze vorliegen.

• Hellrotes Blut mit dünnflüssiger Konsistenz weist auf Blutmangel hin. Die Blutung ist eher schwach. Eventuell kommt es auch zu verlängerten Zyklen, die in Amenorrhoe enden können.

• Hellrotes Blut in dünnflüssiger Konsistenz verbunden mit einer starken Blutung weist das auf einen zusätzlichen Milz-Qi-Mangel hin. Es kommt dann auch oft auch zu verkürzten Zyklen und/oder verlängerten Blutungen.

• Bräunlich-wässriges Menstruationsblut (wie schmutziges Wasser) mit kleinen Blutmengen und dünnflüssiger Konsistenz deutet auf Leere-Kälte hin. Oft tritt die Blutung verspätet ein.

• Kleine, dunkle Koagel in blasserem Blut sprechen für eine Blutstase aufgrund von Kälte.

 

Dunkles Blut

• Dunkles bis schwärzliches Blut weist auf eine Blutstase oder Kälte hin.

• Dunkles, evtl. zähflüssiges Blut mit wenigen kleinen Klumpen, verbunden mit schwachem und unregelmässigen Blutfluss, deutet auf eine Leber-Qi-Stagnation hin.

• Purpurnes dickflüssiges Blut mit dunklen Klumpen steht oft in Verbindung mit Fülle-Kälte. Eventuell ist der Zyklus verlängert und die Regel sehr schmerzhaft.

• Eingedicktes Blut mit Koageln, die ein frisches Aussehen haben, kann ein Hinweis auf Hitze sein.

 

Schleim und Koagel im Blut

• Weiße Schleimbeimengungen sprechen für eine Ansammlung von Feuchtigkeit.

• Dickflüssiges Blut, das mit gelben Schleimfäden durchsetzt ist, deutet auf Nässe-Hitze hin.

• Kommen Koagel hinzu, wird das Muster zusätzlich durch eine Stagnation von Qi und/oder Blut begleitet.

 

6. Sperma – Physiologie und Pathologie des Ejakulats

Gesundes Sperma hat eine weißliche opaque Farbe, es ist weder zu dünn- noch zu dickflüssig. Idealerweise enthält das Sperma 200 bis 300 Millionen Samenzellen pro Milliliter Samenflüssigkeit. Sind es weniger als 20 Millionen sinken die Chancen auf eine Befruchtung. Das Ejakulat enthält normalerweise etwa 3,5 ml Samenflüssigkeit. Sind es weniger als 2 ml reicht es für eine Befruchtung nicht aus.

Die Schulmedizin unterscheidet folgende Ursachen für Spermamängel: Die Hoden bilden keine Samenzellen aufgrund einer Mumpsinfektion, Tumoroperationen, Strahlen- oder Chemotherapie. Oder: Es werden Samen produziert, aber aufgrund einer Verstopfung der ableitenden Samenwege fehlen sie im Ejakulat (z.B. infolge einer Chlamydieninfektion, einer Gonorrhoe oder einer früheren Sterilisation). Die Samenzellen können auch unbeweglich oder deformiert sein, z.B. infolge von Hormonstörungen, einer Strahlen- oder Chemotherapie u.a. Auch Stress, ungesunde Ernährung, Genussmittel oder Hitze (Arbeit am Hochofen, zu enge Hosen), Krampfadern am Hoden, Stoff­wechsel- und andere Erkrankungen kommen als Ursache für mangelhafte Samenquantität und –qualität infrage. Das Alter spielt ebenfalls eine Rolle: Im Vergleich zu 18-Jährigen haben 45-Jährige 30 Prozent weniger Sperma, der Anteil der schadhaften, nicht befruchtungsfähigen Samenzellen ist um 50 Prozent erhöht.

Aus Sicht der CM wirkt sich vor allem eine Essenzschwäche negativ auf das Sperma aus – sei sie angeboren oder erworben. Auch Kälte oder Hitze schaden seiner Qualität. Eine mit der „Menstruationsdiagnose“ vergleichbare „Samendiagnose“ bleibt die chinesische Medizin uns allerdings bislang schuldig. Trotzdem der Versuch einer knappen Skizze, welche pathologischen Muster sich hinter einer veränderten Ejakulation, Farbe und Konsistenz des Spermas verbergen könnten:

 

Unerwünschter Samenabgang

• Nächtliche Träume mit Ejakulation: z.B. Nieren-Yin-Mangel

• Spermatorrhoe (Samenabgang ohne Erektion und Orgasmus): z.B. Nieren-Yin-, Yang- oder Jing-Mangel

• Ejaculatio praecox: z.B. Nieren-Yin-Mangel

 

Veränderte Farbe und Konsistenz

• Dünnflüssiger, wässriger Samen: z.B. Nieren-Yang-Mangel, Kälte

• Dickflüssiger, evtl. klumpiger Samen: z.B. Nieren-Yin-Mangel, Säftemangel, Trockenheit, Hitze

• Gelber, evt. rötlicher Samen mit Blutbeimengung: z.B: Feuchte Hitze

 

7. Fruchtbarkeitsstörungen bei Frauen und Männern

Die Beteiligung des Mannes bei einer gestörten Fruchtbarkeit ist in der chinesischen Medizingeschichte vergleichsweise kurz gekommen. Das lässt sich soziologisch mit den lange vorherrschenden Machtverhältnissen erklären, in denen die Frau in erster Linie durch ihre sexuellen Funktionen als Ehefrau, Geliebte, Empfangende, Gebärende und Mutter definiert war. Medizinisch lässt sich die Fokussierung auf die Frau durch die Komplexität der Aufgaben erklären, die der weibliche Organismus rund ums Kinderkriegen verrichten muss. Nichtsdestotrotz steht heute sehr wohl fest: Bei Infertilität sind die Ursachen auf beide Geschlechter paritätisch verteilt.

 

7.1. Mögliche Ursachen für Infertilität

Angeborene oder erworbene Jing-Schwäche, exzessiver Sex, Sex im frühen Teenageralter, ein unausgewogenes Verhältnis zwischen Anstrengung und Erholung, Drogen, lang andauernde Krankheiten, aber auch exogene pathogene Faktoren, emotionaler Stress, Ernährungsfehler, Schleim, Infektionen und Verletzungen (auch Operationen) sowie ein fortgeschrittenes Alter können den harmonischen Fluss von Qi und Blut in den Leitbahnen und das Zusammenspiel der inneren Organe beeinträchtigen und zu Unfruchtbarkeit führen.

Bei Frauen kommen weitere Faktoren hinzu: Durch die monatliche Periode und lange Stillzeiten stellt sich häufig ein Blut-Mangel und ein relativer Überhang an Qi ein. Da aber Blut und Qi sich gegenseitig erzeugen und stützen, beein­flusst Blut-Mangel die Qi-Zirkulation, und ein gestörter Qi-Fluss wiederum beeinträchtigt den Weg des Blutes. Als Jing-konsumierende Faktoren gelten Geburten inkl. Fehlgeburten und Abtreibungen, insbesondere wenn sie in kurzen Abständen erfolgen. Wichtig: Frauen, die sich in einer Fertilitätsbe­hand­lung befinden, sind wegen der häufigen erfolglosen Versuche bzw. Fehlgeburten stark gefährdet!

Äußere pathogene Faktoren wie Kälte, Hitze oder Feuchtigkeit haben die Tendenz, das Blut zu schädigen. Emotionen wie Ärger, Grübeln oder Angst wirken sich eher auf den Qi-Fluss aus und beeinträchtigen die Funktion der Leitbahnen und Organe. Die außerordentlichen Leitbahnen dienen als „Auffanggefäße“ – sie speichern Pathogene und nehmen dadurch Schaden. Auch Qi- und Blut-Störungen wirken sich auf sie aus. Besonders Chong Mai, Ren Mai und Du Mai sind bei Fruchtbarkeitsstörungen betroffen. Die Krankheitsursachen werden wie folgt unterteilt:

 

7.1.1. Äußere pathogene Faktoren (Wai Yin)

Die 6 klimatischen Faktoren Wind, Kälte, Sommerhitze, Feuchtigkeit, Troc­ken­heit und Feuer können, wenn sie übermächtig sind oder wenn das Wei Qi (Ab­wehr-Qi) schwach ist, in den Körper eindringen und zu Dysbalancen und Krank­heiten führen. Bei Fruchtbarkeitsstörungen spielen besonders Kälte, Hit­ze und Feuchtigkeit eine Rolle, weil sie leicht eine Verbindung mit dem Blut eingehen und darin verweilen, woraus eine Disharmonie von Qi und Blut resultiert.

• Kälte (Han)

Da Kälte zu den Yin-Faktoren gehört, kann sie die Yang-Funktionen des Köpers beeinträchtigen. Kälte zieht zusammen und friert jede Aktivität ein. Sie bewirkt eine Verdichtung von Substanzen oder eine Verengung der Gefäße. Wenn das Blut gefriert, kommt es zu einer Blutstase. Durch die Abwehrkräfte des Körpers kann innere Kälte in Hitze umgewandelt werden.

• Hitze (Re)

Hitze hat Yang-Charakter und schädigt das Yin. Sie lodert nach oben, ist heiß, dynamisch und immateriell, sie trocknet bzw. verbrennt alles, kann das Blut und die Körpersäfte zum Verdampfen bringen. Wenn die Hitze im Chong Mai eindringt, treibt sie das Blut an. Hitze, die sehr stark ist, wird auch als Feuer bezeichnet. Wichtig: Alle äußeren pathogenen Faktoren können im Inneren zu Hitze führen!

• Feuchtigkeit (Shi)

Feuchtigkeit besitzt Yin-Charakter und schädigt das Yang. Sie ist schwer, träge und tendiert nach unten und verweilt oft im mittleren oder unteren Erwärmer. Sie behindert den Qi-Fluss und verursacht so einen Stau von Qi und Blut. Durch die dabei entstehende Hitze kann die Feuchtigkeit klebrig-zäh werden, sich in Schleim verwandeln und lässt sich dann nur schwer behandeln.

 

7.1.2. Innere pathogene Faktoren (Nei Yin)

Als innere pathogene Faktoren gelten die 7 Emotionen Zorn (Nu), Freude (Xi), Nachdenklichkeit bzw. Grübeln (Si), Kummer (You), Traurigkeit (Bei), Angst (Kong), Furcht und Schreck (Jing). Ärger treibt das Qi an, Freude lässt das Qi lasch werden, Trauer löst das Qi auf, Angst lässt das Qi sinken, Furcht bringt das Qi durcheinander und Kummer lässt das Qi stagnieren. Ärger schadet der Leber, Freude dem Herzen, Kummer der Milz, Trauer den Lungen und Angst den Nieren. Furcht und Schreck (Jing) bringen Yin und Yang in Aufruhr, verwirren Qi, verbrauchen Essenz und schaden den Nieren. Die Beziehungen zwischen den 7 Emotionen und den inneren Organen sind aber keine absolut festgelegten Zuordnungen. Grundsätzlich können sich sämtliche Emotionen auf alle Organe auswirken, fast immer beeinflussen sie die Funktion des Herzens.

Natürlich gehören Emotionen zum Leben. Aber jedes Übermaß und besonders das lange Verharren in einem Gefühlszustand kann sich auf die Funktions­kreise auswirken. Dies führt zu einer Disharmonie zwischen Qi und Blut sowie zwischen Yang und Yin. Die meisten Emotionen können außerdem, wenn sie lange bestehen, Hitze (z.B. durch Qi-Stagnation) hervorrufen.

Darüber hinaus gilt: Ebenso wie Gefühle die Funktion der inneren Organe beeinflussen können, werden umgekehrt psychische Erregungen durch unnormale Funktion der entsprechenden inneren Organe hervorgerufen. Dazu heißt es im Ling Shu: „Wenn das Qi der Leber im Zustand der Leere ist, entsteht Angst (Kong), ist es im Zustand der Fülle, entsteht Wut (Nu),... Wenn das Qi des Herzens im Zustand der Leere ist, entsteht Trauer (Bei), wenn es im Zustand der Fülle ist, entsteht unendliches Lachen.“ [37]

 

7.1.3. Weder innere noch äußere Faktoren (Bu Nei Qai Yin)

Zu den sonstigen disharmonisierenden Faktoren gehören alle jene Belastungen, die sich weder in die Kategorie äußere noch innere Pathogene einreihen lassen:[38]

• Falsche Ernährung (Yin Shi): unregelmäßige Nahrungsaufnahme, unreine Nahrung und einseitige Ernährung stören hauptsächlich die Funktionen von Milz und Magen und erzeugen häufig Nässe, Hitze und Schleim. Hierzulande besonders verbreitete Ernährungsfehler sind zu wenig und zu viel Nahrung, häufige Diäten, Essstörungen, zu viel Süßigkeiten, zu viele kalte Speisen und Getränke oder zu viel Alkohol, Kaffee etc.

• Körperliche Erschöpfung (Lao Juan): Übermüdung und Verausgabung der körperlichen Kräfte ohne ausreichende Ruhephasen schaden hauptsächlich dem Qi der Milz. Auch mangelnde körperliche Bewegung (und zu viel geistige Arbeit) sind ungesund – sie bringen die Funktionen von Qi und Blut zum Stocken und beeinträchtigen die Verdauungsfunktonen von Milz und Magen.

• Sexuelle Erschöpfung (Fang Lao): Übermäßige sexuelle Betätigung und zu viele Geburten bei Frauen schwächen die Nierenessenz.

• Schleim (Tan Yin) und gestautes Blut (Yu Yue): Diese pathologischen Produkte des Organismus blockieren die Leitbahnen und sind an der Entstehung der meisten Erkrankungen beteiligt.

• Äußere Verletzungen (Wai Shang): Verletzungen durch stumpfe oder spitze Gegenstände, durch Feuer und Chemikalien, Tierbisse und Insektenstiche können zu Blutstauungen, Verlust von Blut und Körperflüssigkeiten führen. Bei Tierbissen und Insektenstichen dringen darüber hinaus oft Pathogene in den Körper ein und verursachen Vergiftungen.

• Parasiten: Spul-, Band- und Madenwürmer und andere Parasiten beziehen ihre Energie aus dem Körper ihres Wirtes und lösen nach einiger Zeit einen Zustand der Leere an Blut und Qi aus, sodass Schwächezustände entstehen.

• Fehlbehandlung: Hierunter werden nicht etwa nur „stümperhafte“, sondern auch schulmedizinisch absolut notwendige und eventuell lebensrettende Therapien gezählt, die nichtsdestotrotz den Qi-Fluss und die Substanzen schädigen und bei der Anamnese und Behandlung berücksichtigt werden müssen. Darunter fallen z.B. Chemo- und Strahlentherapie, Antibiotika, Impfungen, Hyposensibilisierungen, aber auch Schmerzmittel, die Anti-Baby-Pille und natürlich auch (falsch verordnete) chinesische Kräuer. Auch die Hormontherapie innerhalb einer Fertilitätsbehandlung gilt als Fehlbehandlung. Oftmals hat die ärztlich verordnete Akupunkturbehandlung in diesem Rahmen die Funktion, deren negativen Auswirkungen auszugleichen.

 

7.2. Die wichtigsten Muster bei Infertilität und ihre Symptome

Männer gehören zum Yang, einige Aspekte ihrer Physiologie sind aber Yin. Frauen wiederum gehören zum Yin, einige ihrer Aspekte sind aber Yang. „Das Sperma des Mannes ist weiß, kann aber bei Bestehen von Feuer rot werden... Das Menstruationsblut ist rot, kann aber bei Vorhandensein von Schleim weiß werden.“ [39]

Worauf ich hinaus will: Auch wenn die Fruchtbarkeit des Mannes in erster Linie vom Jing und die der Frau vom Blut bestimmt wird, gibt es Regeln, die für beide gelten: Das Qi soll harmonisch fließen, Yin und Yang ausgewogen sein, genügend postnatales Qi erzeugt und Blut und Flüssigkeiten bereitgestellt werden. Bei Disharmonien kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden – bei beiden Geschlechtern. Im Folgenden die Syndrome, die in der Literatur am häufigsten Erwähnung finden.[40] Fast immer kommt es bei den Störungsmustern zu Überlappungen und Überschneidungen, die in der individuellen Behandlung zu berücksichtigen sind.

 

7.2.1. Nieren-Jing-Schwäche

Die Essenz Jing ist das Fundament für grundlegende Funktionen im Menschen: Sie kontrolliert Fortpflanzung und Entwicklung, beherrscht und ernährt die Knochen, die Zähne, das Kopfhaar, das Gehirn und Rückenmark sowie die Sexualorgane, steuert hormonelle Abläufe und regiert auch Fruchtbarkeit, Schwangerschaft, Geburt und Laktation. Ein Mangel kann erblich, aber auch durch schlechten Zustand der Eltern zum Zeitpunkt der Konzeption oder Mangelernährung während der Schwangerschaft bedingt sein. Exzessiver Sex, viele Geburten, Abtreibungen, lang anhaltende, massive Menstruations­blutungen, schlechte Ernährung, chronische Erkrankungen,  lang andauernder Stress und der natürliche Alterungsprozess schmälern die Essenz. Darüber hinaus geht jedes Trauma (schwere Geburt, Unfall, Schock, Krieg) aber auch Extremsport, Bungee-Jumping, Fallschirmspringen etc. an die Nieren und konsumiert Essenz. Eine extreme Erschöpfung der Wasser- und Feuerniere mit Jing-Mangel wird im Nei Jing als Wu Lao Suo Shang bezeichnet und ist Folge der 5 Strapazen sein: langes Sehen schädigt nach dem Su Wen Blut und Herz, langes Laufen schädigt Muskeln und Leber, langes Stehen Knochen und Nieren, langes Sitzen Fleisch und Milz, langes Liegen Qi und Lunge.

Allgemeine Symptome: Dumpfheit, Schwindel, Ohrensausen, Schmerzen und Lahmheit in der Lendengegend und in den Knien, allgemeine Ängstlichkeit und Schreckhaftigkeit, vorzeitiges Altern, Senilität, Haarausfall, brüchige Knochen, schlechte Zähne (bei Kindern: später oder unvollständiger Fontanellenschluss, schwache Knochen, frühzeitige Karies, Zahnungsprobleme, Wachstumsprobleme, verzögerte Entwicklung)

Reproduktion: geringe sexuelle Aktivität; beim Mann: Spermatorrhoe, Ejaculatio praecox, Impotenz, Sterilität, schwache Konstitution der Nachkommen; bei der Frau: reichlicher, dünnflüssiger Ausfluss, unregelmäßige, evtl. ausbleibende Periode, (vorzeitige) Wechseljahre, Neigung zu Fehlgeburten (das Nieren-Qi ist zu schwach, um den Uterus zu erwärmen und Spermien aufbewahren zu können), schwache Konstitution der Nachkommen

Zunge: blass mit wenig Belag

Puls: Xì Mài (fadenförmig), Ruo Mài (schwächlich), Sân Mài (diffus, zerfließend), Wéi Mài (verschwindend), Xu Mài (leer), Sè Mài (rau), Fu Mài (oberflächlich), Ge Mài (trommelförmig), Ru Mài (nachgebend)

Behandlungsziel: Nieren-Jing kräftigen, indem man die Produktion von nachgeburtlichem Qi verbessert

Anmerkung: Eine Jing-Leere ist immer ein schwerer chronischer Krankheitszustand, denn das angeborene Vermögen ist, soweit es verbraucht ist, nicht wieder auffüllbar.

 

7.2.2. Nieren-Yang-Schwäche

Nieren-Yang ist die Quelle des Yang aller Zang Fu. Es hat die Aufgabe, den Körper zu erwärmen und seine Funktionen zu aktivieren. Eine Erektion etwa benötigt Hitze und Libido, die einen Aspekt des Nieren-Yang darstellen. Bei Nieren-Yang-Mangel gehen Libido, Potenz und Kraft verloren. Durch angeborene Jing-Schwäche, Mangelernährung, übermäßige physische Belastung, chronische Erkrankungen, aber auch Schwäche des Milz- oder Herz-Yang kann Nieren-Yang in Mangel geraten – es handelt sich um ein Leeremuster mit Yin-Symptomen, wie Kältegefühl, Antriebsarmut und übermäßiger Feuchtigkeit.

Wichtig: Da Nieren-Yin und -Yang dieselbe Wurzel haben, wird ein Nieren-Yang-Mangel nach einiger Zeit einen -Yin-Mangel nach sich ziehen und umgekehrt!

Allgemeine Symptome: Antriebsmangel, Müdigkeit, helles, blasses Gesicht, häufiges Frösteln, kalte Füße (v.a. nachts), reichlich klarer Urin oder verminderte Urinausscheidung, nächtliches Wasserlassen, Nachtröpfeln nach der Miktion, Inkontinenz, Hahnenschrei-Diarrhoe (frühmorgendlicher Durchfall), Appetitlosigkeit, Neigung zur Ödembildung, Kältegefühl und Schmerzen im Unterbauch oder Rücken, Schwäche und Kälte in den Knien, Schwindel, lockere Zähne, Ängstlichkeit etc.

Reproduktionssystem: verminderter sexueller Antrieb; beim Mann: dünner, wässriger Samen, Spermatorrhoe (Erguss ohne Erektion oder Orgasmus), Impotenz, niedrige Samenkonzentration im Ejakulat, schlecht bewegliche Spermien; bei der Frau: reichlicher, dünnflüssiger Ausfluss, verlängerter Menstruationszyklus, unregelmäßige, oft schmerzhafte Periode, Neigung zu Fehlgeburten, Unfruchtbarkeit infolge von Kälte im Uterus

Zunge: blass, gedunsen, nass, dünner, weißer Belag

Puls: Ruo Mài (schwächlich), Wéi Mài (verschwindend), Xi Mài (fadenförmig), Sân Mài (diffus, zerfließend), Xu Mài (leer), Chi Mài (langsam), Chen Mài (tief)

Behandlungsziel: Nieren-Yang stärken und erwärmen

 

7.2.3. Nieren-Yin-Schwäche

Nieren-Yin ist die Quelle des Yin aller Zang Fu. Bei Nieren-Yin-Mangel fehlen Ausdauer beim Sex, Stabilität der Erektion und Jing. Auslöser sind neben angeborener Nierenschwäche emotionale Überanstrengung, übersteigerte Sexualität, dicht aufeinander folgende Geburten, früher Sex, wiederholte Aborte, Überarbeitung ohne Ruhe, Schlafmangel, zu viele Yang-Tonika, wie Kaffee, Cola oder Speed-Drogen (z.B. Kokain, Amphetamine) und lang andauernde Erkrankungen. Dadurch gerät der Körper in einen Leere-Zustand mit Yang-Symptomen. Eine Leere-Hitze der Nieren kann sich einstellen.

Allgemeine Symptome: gerötete Wangen, trockene Kehle, Durst, Unruhe, Übererregbarkeit, Hitzewallungen, Hitze der „5 Flächen“ (heiße Hand- und Fußsohlen, Sternum), Fieber am Nachmittag, Nachtschweiß, trockene Stühle, Verstopfung, dunkler Urin, Schwindel, Ohrensausen, Hörschwäche, schlechtes Kurzzeitgedächtnis, Schmerzen und Schwäche im Lumbalbereich, dunkle Augenringe, Ängstlichkeit

Reproduktion: evtl. gesteigerter sexueller Antrieb; beim Mann: dicker, klebriger Samen, nächtliche Ejakulationen mit Träumen, Ejaculatio praecox, Spermatorrhoe, niedrige Samenkonzentration im Ejakulat, schlecht bewegliche Spermien; bei der Frau: Scheidentrockenheit, wenig oder ganz fehlender Zervixschleim, verkürzter Menstruationszyklus, Hypomenorrhoe, Amenorrhoe oder Metrorrhagie, (vorzeitige) Wechseljahre

Zunge: rot, wenig oder fehlender Belag, evtl. Risse und Spalten

Puls: Xi Mài (fadenförmig), Ruo Mài (schwächlich), Xu Mài (leer), Sân Mài (diffus, zerfließend), Ru Mài (nachgebend), Shuo Mài (schnell), Fu Mài (oberflächlich)

Behandlungsziel: Nieren-Yin und Nieren-Essenz tonisieren und kräftigen

 


7.2.4. Leber-Qi-Stagnation

Die Leber speichert und verteilt das Blut, versorgt den Uterus und den Chong Mai mit Blut und sorgt für eine regelmäßige Menstruation. Durch emotionale Störungen, besonders durch unterdrückte Wut und Frustration, kommt es zur Stagnation des Leber-Qi und damit oft zu Menstruationsstörungen (bei gleichzeitigem Blutmangel wird die Symptomatik verschärft).

Allgemeine Symptome: rasche Stimmungswechsel, Reizbarkeit, zeitweise Jähzorn, Emotionen meist aber zurückgenommen und gehemmt, Globus-Gefühl beim Schlucken (Kloß im Hals), Spannungen in der Muskulatur, Druckgefühl im Thorax, Schmerz im Epigastrum, saures Aufstoßen, Übelkeit

Reproduktion: beim Mann: evtl. schwieriges Ejakulieren; bei der Frau: prämenstruelles Syndrom mit Spannung in den Brüsten und im Unterbauch und erhöhter Reizbarkeit, unregelmäßige, schmerzhafte Periode, stockende Blutung mit dunker Farbe und Koageln, Unfruchtbarkeit

Zunge: aufgerollte Ränder

Puls: Xiãn Mài (saitenförmig), Shi Mài (voll)

Behandlungsziel: Leber-Qi-Stagnation beseitigen, Leber-Qi regulieren

 

7.2.5. Milz-Qi/Yang-Schwäche

Die Milz bildet als Basis des nachgeburtlichen Vermögens zusammen mit der Niere als Basis des vorgeburtlichen Vermögens das Fundament für die lebensnotwendigen Substanzen im Körper. Ist die Milz-Funktion harmonisch, wird der Körper ausreichend mit Qi, Blut und Jin Ye (Säften) versorgt. Milz-Qi-Mangel kann durch geistige Überbeanspruchung oder exzessives Denken bzw. Grübeln enstehen. Ebenso können falsche Lebensmittel (zuviel fette, kalte, rohe Speisen, Milchprodukte, Süßigkeiten u.a.), Überernährung, unregelmäßies Essen, andauernder Aufenthalt in feuchter Umgebung sowie eine Nieren-Yang/Qi-Leere können zu einem Milz-Yang/Qi-Mangel führen. Dann kann es zu Mangel an Qi und Blut kommen, die Jin Ye häufen sich an und führen in Form von Feuchtigkeit oder Schleim zu Stauungen.

Allgemeine Symptome: Müdigkeit, blasse, gelbliche Gesichtsfarbe. Appetitlosigkeit, Völlegefühl und Energielosigkeit nach dem Essen, Schwäche bzw. Schweregefühl der Extremitäten, Heißhunger auf Süßigkeiten, weicher Stuhl, Bauchschmerzen, Verdauungsprobleme, niedriger Blutdruck, Neigung zu blauen Flecken, Krampfadern, Hämorrhoiden, Schwindel und Leeregefühl im Kopf, Schwäche- und Schweregefühl in Armen und Beinen, häufiges Grübeln. Bei Yang-Mangel Kältesymptome, kalte Hände und Füße, kalte Nase.  Bei Entwicklung von Feuchtigkeit, zusätzliche Symptome: Übelkeit, Engegefühl im Oberbauch und Thorax

Reproduktion: bei der Frau: verkürzte, unregelmäßige Menstruation, reichlich dünnes, wässriges Menstruationsblut, Gebärmuttervorfall

Zunge: blass, geschwollen mit dünnem, weißem Belag und Zahneindrücken

Puls: Xu Mài (leer), Ruo Mài (schwächlich), Ru Mài (nachgebend), Sân Mài (diffus, zerfließend), Wéi Mài (verschwindend)

Behandlungsziel: Milz-Qi/Yang tonisieren

 

7.2.6. Nässe und Schleim (mit oder ohne Hitze) im unteren Erwärmer

Durch Nieren-Yang- und Milz-Qi-Mangel, Ernährungsfehler, geistige Überbeanspruchung, Eindringen von Feuchtigkeit (z.B. durch Wohnen auf einem Hausboot, in Ufernähe, Arbeit als Tauchlehrer, Kanalarbeiter etc.) kommt es zu Flüssigkeitsansammlungen, die zu Schleim kondensieren können. Nieren-Yin-Mangel, Leber- oder Herz-Feuer, Jin-Ye-Mangel oder Trockenheit begünstigen den Eindickungsprozess durch zusätzliche Hitzebildung. Auch Kälte-Schleim kann vorkommen, auf den ich hier nicht eingehen will. Der Begriff des chinesischen Schleimes (Tan) beinhaltetet neben den Absonderungen der Schleimhäute auch Ödeme, Lipome und Tumoren bishin zu Krebstumoren. Schleim, auch wenn er noch nicht derartig pathogene Gestalt angenommen hat, hemmt wie auch Flüssigkeitsstaus den freien Fluss von Qi, Xue und Körpersäften in den drei Erwärmern und legt die natürlichen Bewegungen im Körper lahm. Chong Mai und Ren Mai können dadurch verlegt werden. Wenn sich Nässe und Schleim im Uterus/unteren Erwärmer sammeln, kann dies bei der Frau zu Polyzystischen Eierstöcken, Endometriose oder Myomen, beim Mann zur Prostatahyperplasie führen.

Allgemeine Symptome: Schweregefühl, vermehrte Schleimabsonderungen, Antriebslosigkeit, Schwindel, Übelkeit, unreine Haut, gelblich blasse Gesichts­farbe, Völlegefühl im Thorax- und Magenbereich, Appetitmangel, oft Über­gewicht, Ödeme. Bei Hitze: zusätzlich Hitzezeichen, z.B. wenig, dunkler Urin.

Reproduktion: bei der Frau: unregelmäßige oder verzögerte Regel, Mittelschmerz, Oligo- oder Amenorrhoe, reichlich dickflüssiger, weißer Ausfluss, Menstruation blassrot, evtl. mit Gelbstich; bei Hitze: gelblicher oder grünlicher Ausfluss, juckende Genitalien, rotes Menstruationsblut

Zunge: schmieriger, öliger, klebriger Belag, geschwollen mit Zahneindrücken; bei Hitze: zusätzlich gerötet, Belag gelblich

Puls: Huã Mài (schlüpfrig), Xì Mài (fadenförmig), Xiãn Mài (saitenförmig), Ru Mái (aufgeweicht), bei Hitze Shuo Mài (schnell)

Behandlungsziel: Schleim und Feuchtigkeit ausleiten; Milz stärken

Anmerkung: Moxen ist möglich, aber niemals auf verschleimter Fläche, sondern z.B. auf den Shu-Punkten. Je konkreter und struktureller die Massen sind, umso schwieriger sind sie zu behandeln. Oft muss Schleim erst in Feuchtigkeit umgewandelt werden.

 

7.2.7. Kälte im unteren Erwärmer

Die Kälte kann besonders bei Nieren-Yang-Mangel durch kaltes Wetter oder Nasswerden, bauchfreie Bekleidung, beim Baden, durch die häufige Aufnahme kalter Speisen und Getränke hervorgerufen werden. Mit der Kälte dringt oft auch Feuchtigkeit in den Körper ein und sammelt sich im Uterus/unteren Erwärmer. Dies führt zu Blockaden des Qi- und Blutflusses und Fruchtbarkeitsstörungen.

Allgemeine Beschwerden: blasses Gesicht, allgemeines Kältegefühl, kalte Füße, kalter Po, Schmerzen im unteren Rücken, Unterbauchkrämpfe (besser durch Wärme und schlechter durch Druck)

Reproduktion: spärliche, stockende Blutung oft mit Schmerzen, dunkelrot mit kleinen Klumpen, verzögerte Regel, starkes Kältegefühl während der Menstruation  

Zunge: normal bis bläulich, weißer, bei Feuchtigkeit schmieriger Belag

Puls: Jîn Mài (gespannt), Jie Mài (hängend), Chi Mài (langsam), Lão Mài (haftend)

Behandlungsziel: Nieren-Yang, Uterus und unteren Erwärmer wärmen und tonisieren, Kälte und evtl. Feuchtigkeit zerstreuen

 

7.2.8. Blutschwäche

Ernährungsfehler, zu viel geistige Anstrengung, Grübeln, Stress, starke psychische Belastungen und eine Leber-Qi-Stagnation schädigen die Milz, sodass zu wenig Blut produziert wird. Auch Geburten, lange Stillenzeiten, übermäßig starke oder lange Menstruationsblutungen und andere chronische Blutverluste, chronische Krankheit oder schwache Konstitution führen zu Blutmangel. Der Schwäche geht oft mit der Unfähigkeit der Leber einher, Blut zu regulieren. Folge: Der Chong Mai wird nur ungenügend aufgefüllt. Die Menstruation wird unregelmäßig, bleibt manchmal aus.

Allgemeine Symptome: Erschöpfung, Schlafstörungen, Herzklopfen, blasse, trockene, schuppige Haut, blasse Schleimhäute, aufgesprungene Lippen, brüchige Finger- und Fußnägel, sprödes Haar, diffuser Haarausfall, verschwommenes Sehen

Reproduktion: beim Mann: niedrige Spermienzahl, kurze Lebensdauer, schlechte Beweglichkeit der Spermien; bei der Frau: spärliche und/oder verspätete Menstruation, hellrote Farbe, dünnflüssige Konsistenz des Blutes, Schwindel- und Leeregefühl im Kopf, v.a. während und nach der Regel

Zunge: blass und trocken

Puls: Kou Mài (zwiebelstängelförmig), Xu Mài (leer), Xì Mài (fadenförmig), Duan Mài (kurz), Ge Mài (trommelförmig), Ruo Mài (schwächlich), Fu Mài (oberflächlich), Dong Mái (bewegt) oder Sè Mài (rau)

Behandlungsziel: Blut und Essenz tonisieren (nur moxen, wenn keine Hitze-Zeichen vorhanden sind, um eine Leere-Hitze zu vermeiden); Milz und Niere stärken

 

7.2.9. Blutstase

Eine Verlangsamung des Blutflusses kann durch Kälte, Hitze und Trockenheit ausgelöst werden. Auch starke emotionale Erregungen fördern ein Blutstase, indem sie zu einer Qi-Stagnation führen. Weitere Faktoren sind chronische Überanstrengung, Bewegungsmangel  und Schleim – wenn er Leitbahnen blockiert, wird der Blutfluss gestört. Bei bestehendem Blutmangel kommt es besonders leicht zu einer Blutstase.

Allgemeine Symptome: Krampfadern, subkutane Blutungen, stechende lokalisierbare Schmerzen, blaue Lippen

Reproduktion: bei der Frau: schwärzliches Menstruationsblut mit Koageln, unregelmäßige Menstruation, Dysmenorrhoe, Amenorrhoe

Zunge: bläuliche Farbe, gestaute Unterzungenvenen, Blutstase-Flecken

Puls: Xiãn Mài (saitenförmig), Sè Mài (rau)

Behandlungsziel: Blut beleben, Stase beseitigen, Leber und Chong Mai regulieren

 

7.2.10. Hitze im Blut

Durch pathogene Hitze, heißes Klima, scharfe Nahrungsmittel, starke Emotionen (z.B. Wut) kann es zu einer Schädigung des Yin und des Blutes kommen. Die Hitze verweilt im Chong Mai und drängt das Blut nach außen.

Allgemeine Symptome: Unruhe, Hitzegefühle, rotes Gesicht, Rötungen, Schuppungen und Juckreiz der Haut, trockener Mund, Verstopfung, dunkler Urin, evtl. Blut im Stuhl oder Urin

Reproduktion: bei der Frau: kurze Zyklen, starke Blutungen, starkes Hitzegefühl während der Regel

Zunge: rot, gelber Belag

Puls: Shuo Mài (schnell), Hong Mài (überflutend), Da Mài (groß), Chang Mài (lang)

Behandlungsziel: Blut kühlen und Yin nähren

 

8. Kleine Punkteauswahl für Patienten mit Kinderwunsch

Wie wir wissen, kommt es bei der Wahl der Akupunkturpunkte auf das indivi­du­elle energetische Störungsmuster an – vor allem, wenn man nach der Wand­lungs­phasen-Methodik arbeiten möchte. Ich möchte daher auf eine umfangreiche Aufzählung symptomatischer Punkte, die für die oben angeführen Syndrome infrage kommen, verzichten, sondern mich auf die heikle Frage der Behandlung von Nieren-Jing-Schwäche beschränken. Darüber hinaus führe ich ein paar Punkte auf, die als „Klassiker“ bei Fruchtbarkeitsstörungen gelten.

 

8.1. Akupunktur bei Nieren-Jing-Schwäche

Wie oben erwähnt, ist der Speicher des angeborenen Vermögens nicht wieder auffüllbar. Durch Nadelung der Yuan-Punkte lässt sich die energetische Situation des Patienten kurzfristig verbessern. Aber Vorsicht: Das alleinige Akupunktieren der Yuan-Punkte geht an die Reserven, es kann sie vorzeitig erschöpfen und damit das Leben des Patienten verkürzen. Um die vorhan­denen Kräfte für eine bessere Produktion von nachgeburtlichem Qi zu bündeln, macht es aber durchaus Sinn, die Yuan-Punkte zu Beginn einer Behandlung als Katalysatoren für eine bessere Produktion von nachgeburt­lichem Qi einzusetzen. Deshalb ist es wichtig, gleichzeitig die Erde zu stärken, sowohl durch Akupunktur als auch durch die Ernährung. Sobald der Organis­mus wieder besser arbeitet, folgen andere Punkte, z.B. Xi-Spalt-Punkte und Punkte, die nach der Mutter-Kind-Regel oder nach der Mu-Shu-Methode gewählt werden. Sie stimulieren nachhimmlisches Qi und fördern das ener­getische Gleichgewicht. Weitere Begleitmaßnahmen sollten chinesische Arzneimitteln – z.B. Fructus Lycii (Qi Zi), Placenta Hominis (Zi He Ju) u.a. – und diätetische Maßnahmen sein. Hier noch ein paar ausgewählte Punkte mit besonderer Wirkung auf die Essenz: [41]

• Bl 23 Shen Shu = Shu-Punkt der Niere. Hauptpunkt zur Stärkung der Nieren. Stärkt Nieren-Qi und –Yang, nährt Nieren-Yin, unterstützt die Essenz.

• Bl 52 Zhi Shi = Zimmer des Willens. Stärkt die Nieren und die Essenz.

• Du 4 Ming Men = Tor des Schicksals. Der „Potenzpunkt“. Wärmt das Ming Men, stärkt das Nieren-Yang. Sein alternativer Name Jing Gong – Palast der Essenz, zeigt auch seine Jing tonisierende Wirkung an.

• Ren 3 Zhong Ji = der zentrale Pol. Mu-Punkt der Blase, Kreuzungspunkt mit Leber-, Nieren- und Milz-Leitbahn. Stärkt die Nieren.

• Ren 4 Guan Yuan = Schranke des Ursprungs. Mu-Punkt des Dünndarms. Kreuzungspunkt mit Leber-, Nieren- und Milz-Leitbahn. Unterstützt die Essenz, stärkt die Nieren und das Yuan-Qi.

• Ren 6 Qi Hai = Meer der Energie. Stärkt die Nieren, v.a. das Yang, das Yuan-Qi und das Qi allgemein.

• Ma 25 Tian Shu = Achse des Himmels. Mu-Punkt des Dickdarms. Stärkt das nachhimmlische Qi.

• Ma 36 Zu San Li = Heimat des Qi am Bein. Erd-Punkt, Ben-Punkt, Punkt des Meeres der Nahrung. Stärkt das nachhimmlische Qi.

Man kann die oben genannten Punkte tonisierend nadeln, aber auch vorsichtig mit Moxa behandeln, sofern das Yin stabil genug ist.

 

8.2. Symptomatische Punkte bei Fruchtbarkeitsstörungen

• Ni 3 Tai Xi = Größter Bergstrom. Erde- und Yuan-Punkt. Erreicht alle Aspekte der Nierenenergie – Yin, Yang und Qi und stabilisiert das Jing, macht Chong-  und Ren Mai durchlässig, wirkt Libido- und Potenzschwäche entgegen.

• Ren 8 Shen Que = Wachturm des Shen. Wärmt die Niere und die Essenz. Der Punkt wird mittels eines Moxakegels auf einer Scheibe Ingwer oder Knoblauch erwärmt, nachdem der Nabel mit Salz gefüllt wurde.

• Extrapunkte Bao Men = Tor des Uterus und Zi Hu = Tor des Kindes. Sie werden als Extrapunkte bezeichnet, obwohl sie mit Ma 28 Shui Dao = Wasserweg zusammenfallen, und zwar Bao Men auf der rechten und Zi Hu auf der linken Seite. Es sind empirische Punkte, und sie haben eine lange Geschichte bei Infertilität und werden meist gemoxt.

Extrapunkt Zi Gong = Palast des Kindes. Nährt die Essenz, stärkt den Uterus, beseitigt Obstruktionen aus Uterus und Tuben und fördert die Fruchtbarkeit (3 Cun lateral Ren 3).

Außerdem: Bl 23, Bl 52, Ren 3, Ren 4 und Du 4 (alle siehe Kapitel 8.1.)

 

8.3. Therapie weiblicher Patienten nach dem Zyklus

Bei Frauen ist es sinnvoll, die Therapie mit dem Zyklus abzustimmen.[42]

• Direkt vor und während der Menstruation behandelt man Muster, die mit einer zu starken oder schwachen Blutung verbunden sind.

• Nach der Menstruation, wenn Blut und Yin am schwächsten sind, ist der günstigste Zeitpunkt, um Blut und Yin zu tonisieren.

• Die Ovulation wird durch die Stimulation der Nieren-Essenz unterstützt. Dann ist auch eine Tonisierung von Qi und Blut sinnvoll, um diese nicht stagnieren zu lassen. Ist der Chong Mai bei einer Blutstagnation im Uterus zu öffnen, ist der beste Zeitpunkt der 14. Zyklustag.

• In der zweiten Zyklushälfte sind das Qi und speziell das Leber-Qi besonders aktiv. Bei einer Leber-Qi-Stagnation sollte dann das Leber-Qi bewegt werden.

 

9. Zusammenfassung und Diskussion

Die Behandlung von Infertilitätspatienten erfordert sehr viel Fingerspit­zengefühl. Zum einen bringt der nicht erfüllte Kinderwunsch häufig eine Identitätskrise mit sich. Manche Patienten sehen sich in ihrer Geschlechterrolle infrage gestellt. Die Lebensplanung gerät ins Wanken. Auch die Paarbeziehung steht unter Druck, insbesondere wenn der unerfüllte Kinderwunsch schon längere Zeit das Leben und die Sexualität des Paares bestimmt. Zum anderen liegt in vielen Fällen schon eine länger bestehende energetische Disharmonie vor, die eventuell schon zu einer substanziellen Schwächung der Nieren-Essenz geführt hat. Mit Akupunktur allein hat der Therapeut dann einen schweren Stand. Auch durch Kräuter lässt sich die Lücke nicht immer ohne weiteres ausgleichen.

Im Nei Jing heißt es: „Vor der Akupunktur kommen die Medikamente, vor den Medikamenten kommt die richtige Ernährung, vor der richtigen Ernährung aber kommt die Behandlung des Geistes.“ Eine Änderung der Lebensgewohnheiten sollte den therapeutischen Prozess begleiten. Dazu gehören gesündere Lebensrhythmen, ein ausgeglicheneres Verhältnis zwischen Anstrengung und Ruhepausen und eine gesündere Ernährung inkl. Verzicht auf Genussmittel wie Kaffee, Alkohol oder Zigaretten – eine schwere Forderung, da es sich bei diesen Abhängigkeiten um Alltagsbewältigungsstrategien des Patienten handelt. Im Idealfall beginnt sich der Patient für eine Ernährung nach den fünf Wandlungsphasen zu interessieren und meldet sich in einem Qigong-Kurs an. Aber selbst unter optimalen Therapiebedingungen stellt sich der erhoffte Kindersegen nicht unbedingt ein.

Nach dem Konzept der chinesischen Medizin ist für eine Empfängnis, Schwangerschaft und glückliche Geburt der Wille des Himmels entscheidend. Das gilt natürlich auch für Paare, die sich in eine Kinderwunsch-Behandlung in einer Fertilisationsklinik begeben. Seit der Geburt der Britin Louise Joy Brown am 25. Juli 1978, dem ersten Retorten-Baby der Welt, hat der Himmel unzählige Male sein Einverständnis zur künstlichen Befruchtung gegeben. Mehr als drei Millionen in-vitro-Kinder sind inzwischen auf der Welt – Menschen, die unter „normalen“ Umständen nicht gezeugt worden wären. Ein Detail am Rande: Im Januar 2007 hat Louise Brown mit 28 Jahren selbst ein Kind zur Welt gebracht. Es wurde auf natürliche Art gezeugt.

Angesichts der steigenden Nachfrage nach therapeutischer Unterstützung bei Kinderwunsch geraten CM-Therapeuten in einen Gewissenskonflikt: Natürlich besteht die Möglichkeit, den Gesundheitszustand und damit die Empfängnisfähigkeit der Eltern durch Akupunktur und andere Methoden der chinesischen Medizin zu verbessern. Aber ist dabei gewährleistet, dass die durch unsere Unterstützung gezeugten Menschen auch „normale“ Entwicklungsmöglichkeiten haben?

Wie wir gelernt haben, entscheidet der gesundheitliche Zustand der Eltern zum Zeitpunkt der Zeugung über Qualität und Menge der vorhimmlischen Essenz des Nachwuchses, also über dessen Gesundheit, Entwicklung und Lebensspanne. Sind die Eltern bei der Vereinigung geschwächt, beginnt das Kind seinen Lebensweg mit einer konstitutionellen Jing-Schwäche.

Soweit die Theorie. Nun zur Praxis: Niemand kann voraussagen, ob und wann und in welcher Form sich die angenommene konstitutionelle Jing-Schwäche im Individuum jemals äußert. Und jeder weiß, dass allein die Stärke oder Schwäche des vorhimmlischen Jing nicht über die Glücksfähigkeit, die emotionale und mentale Intelligenz oder Kreativität eines Menschen und schon gar nicht über seinen Charakter entscheidet. Daher ein Appell an die Vernunft: Wenn Shen und Jing sich verbinden und dabei ein beseeltes Lebewesen entsteht, das von seinen Eltern von ganzem Herzen erwünscht ist, reicht dieses Ja des Himmels nicht aus?

Bleibt der Segen des Himmels freilich aus, ist der Kinderwunsch-Patient bei einem Therapeuten der chinesischen Medizin in guten Händen. Hier findet er Unterstützung, um einen neuen Weg einzuschlagen und seiner Kreativität ein anderes Ventil zu öffnen als das des Kinderkriegens.

 10. Literaturliste

André, Petra: Zyklus und Menstruation als herausragendes Kriterium in Diagnose und Therapie (Diplomarbeit), www.zhenjiu.de

Deadman, Peter, Al-Khafaji, Mazin, Baker, Kevin: Großes Handbuch der Akupunktur, Verlag für ganzheitliche Medizin Dr. E. Wühr GmbH, 2000

Flaws, Bob: Fulfilling the Essence: The Handbook of Traditional & Contempo­rary Chinese Treatments for Female Infertility, Blue Poppy Press, 1999

Fu Qing–zhu’s Gynecology, translated by Yang Sho–zhong & Liu Da–wei, Blue Poppy Press, 1992

Kirschbaum, Barbara: Die 8 außerordentlichen Gefäße in der traditionellen chi­ne­sischen Medizin, Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft, 2000

Barbara Kirschbaum, Ilona Daiker: Die Heilkunst der Chinesen, Rowohlt Verlag, 2003

Lorenzen, Udo: Konzeption und Schwangerschaft aus Sicht der klassischen chinesischen Medizin, Volksheilkunde, Ausgabe 9, 1992

Lorenzen, Udo: Chinesische Medizin aus den Klassikern, Nüke Baiwen – 100 Fragen zur Frauenheilkunde, www.zhenjiu.de

Lorenzen, Udo: Reflexionen über Ming Men, www.zhenjiu.de

Lorenzen, Udo, Noll, Andreas: Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen Medizin:

Die Wandlungsphase Wasser, Müller & Steinicke Verlag, 2000

Die Wandlungsphase Holz, Müller & Steinicke Verlag, 1992

Maciocia, Giovanni: Die Grundlagen der chinesischen Medizin, Verlag für traditionelle chinesische Medizin Dr. E. Wühr, 1994

Maciocia, Giovanni: Die Gynäkologie in der Praxis der chinesischen Medizin, Verlag für ganzheitliche Medizin Dr. E. Wühr, 2000

Maoshing Ni (Hrsg.): Der Gelbe Kaiser (Su Wen), Barth Verlag, 2005

Platsch, Klaus-Dieter: Psychosomatik in der Chinesischen Medizin, Urban & Fischer, Elsevier Verlag, 2000

Riegel, Andreas-Mercedes: Das Streben nach dem Sohn, Haug Verlag, 1999

Riegel, Andreas-Mercedes, Hua Zou: Akupunktur bei Blutungsstörungen und Zyklusanomalien, Haug Verlag, 2000

Ross, Jeremy: Zang Fu, Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft, 2003

Schnorrenberger, Claus C.: Lehrbuch der Akupunktur (Ling Shu), Area Verlag, 2006

Schnorrenberger, Claus C.: Lehrbuch der chinesischen Medizin, Area Verlag, 2007

Tang, Jü: Chinesische Medizin in der Gynäkologie, Urban & Fischer, Elsevier Verlag,, 2000

Wiseman, Nigel, Feng Ye: A Practical Dictionary Of Chinese Medicine, Paradigm Publications, 1998



[1] Ich verwende mit Bedacht die Bezeichnung „chinesische Medizin“, teilweise abekürzt mit „CM“. Das Kürzel „TCM“ benutze ich für die „neue“ Ausrichtung, die in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts entstand.

[2] Ich halte mich bei der Schreibweise chinesischer Namen an die Vereinbarung, dass für jedes Schriftzeichen ein mit einem Großbuchstaben beginnendes Pinyin-Wort in lateinischer Schrift steht, schreibe also beispielsweise „Ming Men“. In vielen Quellen sind Variationen zu finden, also z.B. Mingmen, Ming-Men, Ming-men, mingmen oder ming-men. Auch bei Akupunkturnamen halte ich mich dem Ausbildungsbuch der AGTCM Nord folgend daran, auch wenn die Namen in der westlichen Literatur üblicherweise zusammengeschrieben sind.

[3] Riegel, Andreas-Mercedes: Das Streben nach dem Sohn, 1999, S. 53 ff

[4] Maciocia, Giovanni: Die Gynäkologie in der Praxis der chinesischen Medizin, 2000,S.4

[5] Riegel, S. 64 ff

[6] Auf Huang Fu Mi gehen eine Reihe von Kardinalpunkten gegen Fruchtbarkeitsstörungen zurück, etwa Bl 31 Shang Jiao bei Infertilität mit weißem Ausfluss, mit Blutstase Ren 4 Guan Yuan und mit Bauchschmerzen Ma 30 Qi Chong. Die Nadelung von Mi 5 Shang Qiu soll Milz und Magen in die Lage versetzen, Chong Mai und Ren Mai zu nähren. Zur Tonisierung des Ren Mai und Erwärmung des Uterus empfiehlt er, Ren 8 Qi Zhong zu moxen. Als Kardinalpunkt bei Krämpfen in Händen und Füßen, Völlegefühl im Leib, schlecht fließender Menstruation und Jucken im Genitalbereich nennt er Ren 7 Yin Jiao, weil er die Niere nährt, den Uterus erwärmt und Kälte verteilt. Wenn zu diesen Symptomen starke Schmerzen hinzukommen, rät er zu Ren 5 Shi Men als effektivem Punkt gegen Unfruchtbarkeit – ein Punkt der später als für Frauen verboten gelten wird, weil er im Ruf steht, Unfruchtbarkeit zu fördern. Zur Stärkung der Nierenfunktion nennt er Ni 1 Yong Quan, Ni 2 Ran Gu und Ni 9 Zhu Bin, für einen ungehinderten Fluss des Leber-Qi Le 8 Qu Quan und Le 11 Yin Lian (Riegel, S. 70 ff).

[7] Riegel, S. 76 ff

[8] Als Rezepturen bei gestörter Fruchtbarkeit kommen bei Sun Si Miao neben Kräutern und Diätetik auch Akupunktur und Moxibustion zum Tragen. Als ergänzende Punkte zu den Kardinalpunkten Huang Fu Mis führt er die Extrapunkte Bao Men und Zi Hu ein, die jeweils 2 Cun links bzw. rechts von Ren 4 Guan Yuan lokalisiert sind, also Ma 28 Shui Dao entsprechen. Sie sind lokal auf die Eileiter wirksam. Als weitere Extrapunkte benennt er Qi Man, 3 Cun seitlich von Ma 22 Guan Men, und Quan Men, direkt am Schambein (Riegel, S. 86 ff).

[9] Lorenzen, Udo: Chinesische Medizin aus den Klassikern, Nüke Baiwen – 100 Fragen zur Frauenheilkunde, www.zhenjiu.de

[10] Riegel, S 115 ff, Maciocia, S. 4–5

[11] Maciocia S. 5

[12] Riegel, S. 145 ff, Maciocia, S. 5

[13] Fu Qing-zhu’s Gynecology, übersetzt von Yang Shou-zhong und Liu Da-wei, 1992

[14] Lorenzen, Udo: Reflexionen über Ming Men, www.zhenjiu.de

[15] Maciocia, S. 28

[16] Lorenzen, Udo, Noll, Andreas: Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen Medizin, Die Wandlungsphase Holz, 1992, S. 102

[17] Flaws, Bob: Fulfilling the Essence.The Handbook of Traditional & Contemporary Chinese Treatments for Female Infertility, 1999, S. 13

[18] Maciocia, S. 14

[19] Der Geist Shen wird teils als Maskulinum, teils als Neutrum verwendet. In dieser Arbeit habe ich mich für die Neutrumsform entschieden.

[20] Kirschbaum, Barbara, Daiker, Ilona: Die Heilkunst der Chinesen, 2003, S. 63

[21] Lorenzen: Reflexionen

[22] Lorenzen: Reflexionen

[23] Sui Xuan Mi Lu, zitiert nach Lorenzen: Reflexionen

[24] Lorenzen: Reflexionen

[25] Lorenzen: Reflexionen 

[26] Laut Macioca vertreten einige Ärzte auch die Theorie, dass nicht das Herz-Yang, sondern das Nieren-Yang bzw. Ming Men dem himmlischen Gui die rote Farbe geben und es in Menstruationsblut verwandeln (Maciocia, S. 14).

[27] Platsch, Klaus-Dieter: Die fünf Wandlungsphasen, 2005, S. 57

[28] Maoshing Ni: Der Gelbe Kaiser (Su Wen), 2005, 1. Kapitel, S. 18 ff

[29] zitiert nach Maciocia, S. 10

[30] Lorenzen, Udo: Die 8 Außergewöhnlichen Gefäße, www.zhenjiu.de

[31] Maoshing Ni Su Wen, 1. Kapitel, S. 18 ff

[32] Maciocia, S. 18

[33] Riegel, Andreas-Mercedes Riegel, Hua Zou: Akupunktur bei Blutungsstörungen und Zyklusanomalien, 2000, S. 25

[34] Kirschbaum, Barbara: Die 8 außerordentlichen Gefäße in der traditionellen chinesischen Medizin, 2000, S.19

[35] Maciocia, S. 11 ff

[36] siehe Tang: Chinesische Medizin in der Gynäkologie, S. 42 ff; Riegel, Hua Zou: Akupunktur bei Blutungsstörungen und Zyklusanomalien, S. 101 ff, Petra André: Zyklus und Menstruation als herausragendes Kriterium in Diagnose und Therapie (Diplomarbeit), www.zhenjiu.de

[37] Schnorrenberger, Lehrbuch der Akupunktur (Ling Shu), S. 125

[38] Schnorrenberger, Claus C.: Lehrbuch der chinesischen Medizin, S. 236 ff

[39] Yi Xue Ru Men: Grundlegende Medizin, zitiert nach Maciocia, S. 9

[40] Ich halte mich weitgehend an Maciocia „Gynäkologie“, ergänzt durch Tang: Chinesche Medizin in der Gynäkologie, Riegel: Akupunktur bei Blutungsstörungen und Zyklusanomalien, eigene Aufzeichnungen aus dem Unterricht.

[41] Die Empfehlungen stammen aus Lorenzen, Udo, Noll, Andreas: Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen Medizin, Band 5: Die Wandlungsphase Wasser, 2000

[42] siehe Tang: Chinesische Medizin in der Gynäkologie, S. 42 ff; Riegel, Hua Zou: Akupunktur bei Blutungsstörungen und Zyklusanomalien, S. 101 ff, Petra André: Zyklus und Menstruation als herausragendes Kriterium in Diagnose und Therapie (Diplomarbeit), www.zhenjiu.de